Ein Zeichen setzen Einmal mehr wartet NBA 2K20 in diesem Jahr sowohl hinter als auch vor der virtuellen Kamera mit einem hochkarätigen Cast für die Karriere auf. Als Che schlüpft ihr in die Haut eines vielversprechenden jungen Collegestudenten, dem eigentlich beste Chancen auf eine Karriere in der NBA vorhergesagt wären. Nachdem sich allerdings ein Mitspieler seines Basketballteams während eines Matches verletzt und kurz darauf von Coach und Campus zum Abtreten gezwungen wird, entschließt sich Che zum Widerstand: Der Teamcaptain weigert sich aus Protest gegen den Rauswurf, auf´s Feld zu gehen und zu spielen. Durch seine mutige Entscheidung gelangt der Jungspund zwar zu einiger Bekanntheit in den Medien, allerdings schwappt ihm für seine Haltung nicht nur Begeisterung entgegen. Nachdem sogar Morddrohungen gegen seine mütterliche Ratgeberin Isa erfolgen, verlässt auch Che das College und kehrt nach Hause zurück.Ans Aufgeben ist aber natürlich nicht zu denken, denn das Ziel, es in der NBA zu den ganz Großen zu schaffen, bleibt bestehen. Beim anstehenden Draft und der darauffolgenden Summer League will Che allen zeigen, was wirklich in ihm steckt, ohne dabei seine persönliche Linie aufzugeben…
Alles hat seinen Preis
Das bleibt weiterhin das große Problem der Reihe, denn die Verlockung zu Echtgeldinvestitionen lauert an fast jeder Ecke und wird als solche sogar hemmungslos forciert. Verdienen lässt sich die Währung zwar nahezu überall, nur eben nicht genug, um es ohne unverhältnismäß viel Grind oder den kostenpflichtigen Erwerb zusätzlicher VC wirklich an die Spitze zu schaffen. Das bedeutet in der Konsequenz, dass auch NBA 2K20 die Option bietet, sich durch zusätzliche Käufe massive spielerische Vorteile und Abkürzungen zu erkaufen, was sich natürlich vor allem im MyTeam bemerkbar macht. Im alljährlichen Kampf um das beste Kartendeck und dem folgenden Showoff gegen andere Spieler ist man als Nichtzahler gegenüber jenen, die sich ihre mächtigen Karten komplett via Mikrotransaktionen kaufen, gnadenlos unterlegen.
Anstatt diese Mechaniken zu entschärfen oder im Idealfall endlich komplett abzuschaffen, verpacken 2K und Visual Concepts die ohnehin schon willkürlich ausgeschütteten Belohnungen in diesem Jahr auch noch optisch in das, was sie letztendlich sind: Pures Glücksspiel. Im casinoähnlichen Ambiente dürft ihr in regelmäßigen Abständen an der Slotmaschine drehen. Bei allen weltweiten Kontroversen, die momentan ums Thema Glücksspiel in Videospielen geführt werden, verwundert es dann doch, dass die bisher offensichtlichste Zurschaustellung von allem, was momentan in der Branche einfach nicht stimmt, trotzdem mit Freigaben ab 0 Jahren belohnt wird. Solange es aber weiterhin Millionen und Milliarden in die Kassen der Verantwortlichen spült, wird sich daran wohl auch weiterhin nichts ändern. Während EA seine Mechaniken zumindest weiterhin ausschließlich auf die Ultimate Team – Modi beschränkt und alles andere nicht an die virtuelle Währung bindet, zieht diese sich bei NBA 2K eben auch als essentieller Bestandteil durch die Karriere, die sich wohl auch deswegen nicht offline spielen lässt.
2K ist längst zum pechschwarzen Schaf der Industrie mutiert, denn entgegen aller Kritik und Vernunft setzt man von Jahr zu Jahr munter weiter auf offensichtlich dreiste Abzockmechaniken, die den Spieler im Endeffekt zwar nicht ganz so hart an den Eiern packen wie im Vorjahr, trotzdem aber immer noch massiv darauf abzielen, die Leute zu zusätzlichen Käufen zu zwingen, weil die einzige Alternative dazu repetives Grinding jenseits aller vernünftigen Maßstäbe bleibt. Für die schamlose Zurschaustellung und die aufdringliche Implementierung all dieser Mechaniken werten wir das Spiel auch in diesem Jahr konsequent um maximal mögliche 15 Punkte ab.
Auf dem Court überlegen
Abseits der Story und den alljährlichen Diskussionen rund um die Mikrotransaktionen bietet NBA 2K20 natürlich auch einmal mehr eine umfangreiche MyLeague – Komponente, die sich wieder in zahlreiche Unterkategorien einteilt. So könnt ihr selbst das Ruder eines Teams eurer Wahl übernehmen und im Rahmen kleinerer Storyeinschübe dafür sorgen, dass eure Spieler ebenso glücklich sind wie eure Buchhalter. Ob ihr das auf Solopfaden macht oder im Wettstreit mit Spielern aus aller Welt, bleibt euch dabei wie immer selbst überlassen. Neu ist aber das Skillsystem, dass euch dazu zwingt, eure Arbeit überlegter zu erledigen als bisher. Durch die begrenzten Punkte stehen euch nämlich immer auch nur begrenzte Aktivitäten zur Verfügung, ihr müsst also gut darüber nachdenken, was ihr mit dem Tag anfangt und welche Aufgaben Priorität haben. Das bringt zumindest etwas frischen Wind in den sonst eher stagnierenden Modus, der es leider weiterhin nicht schafft, mit vertonten Dialogen aufzuwarten. Stattdessen bleibt es weiterhin bei Volltext, während die Figuren dazu auf lächerlich komische Weise die Lippen bewegen und seltsam gestikulieren. Das ist weder schön, noch zeitgemäß. Für das kommende Jahr muss Entwickler Visual Concepts hier endlich mal den Fokus auf eine grundlegende Modernisierung legen.
Dafür hat es neben dem komplett lizensierten NBA – Kader samt zahlreicher klassischer und Allstarteams nun endlich auch die Frauenliga WNBA ins Spiel geschafft, die ihr entweder ganz entspannt via Quickplay nutzen oder via MyLeague über eine komplette Saison begleiten könnt. Leider ist das aber auch schon alles, denn eine alternative Karriere oder andere Einsatzmöglichkeiten abseits dieser beiden Optionen kann NBA 2K20 den Frauen nicht bieten. Absolut positiv anzumerken ist aber, dass man bei der grafischen Umsetzung der einzelnen Teams mit der gleichen Sorgfalt vorangegangen ist, wie bei den männlichen Kollegen. Selbst die Haare hat man relativ ansehnlich gestaltet, was Hoffnung weckt, dass auch WWE 2K das irgendwann mal gebacken kriegt.
Natürlich gibt es auch im aktuellen Ableger wieder zahlreiche Gameplayverbesserungen, die sich dieses Jahr auf sehr angenehme Weise bemerkbar machen. Die Animationen wurden nochmals verbessert, das Geschehen auf dem Court wirkt flüssiger und sauberer als je zuvor. Vor allem die Signature Moves sehen einfach klasse aus und fügen sich geschmeidig in die restlichen Animationen ein. Dank überarbeiteter Steuerung spielt sich NBA 2K20 zudem so dynamisch und intuitiv wie nie, was vorallem daran liegt, dass man die Möglichkeiten der Sticks am Gamepad ordentlich optimiert hat. Pässe, Annahmen und Co. kommen jetzt präziser rüber und gehen gleichzeitig leichter von der Hand. Und auch am Tempo haben die Macher gedreht, denn der Turbo verbraucht sich nun deutlich schneller und fordert noch mehr taktische Überlegung im ohnehin schon stark von Taktik und Stragie bestimmten Spielprinzip. Spielerisch bleibt die Reihe das Maß aller Dinge.
Nahe an der Realität
Das gilt aber ebenso auch für die technische Seite, denn sowohl in als auch abseits des Courts sieht NBA 2K20 richtig schick aus. Dank Facescans und Unmengen liebevoller Details sehen die allermeisten Spieler ihren realen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich, grobe Ausfälle gibt es nur wenige. Dafür gibt es aber immer noch gelegentlich auftretendes Clipping, was besonders am dichgedrängten Rand immer mal wieder bei Nahaufnahmen wahrnehmbar ist. So verliert der auf unserem Screenshot abgebildete Coach gerne mal seinen Arm in dem seines Banknachbarn, während der Ansager vor dem Spiel stets die Hälfte seines Zeigefingers an das gehaltene Mikrofon einbüßt.
Alles Kinderkrankheiten, die man immer noch nicht in den Griff bekommen hat, die das Gameplay aber auch nicht wirklich stören. Unschön ist das natürlich trotzdem, weil einen die Kameraperspektiven immer wieder deutlich auf diese Probleme aufmerksam machen. Trotzdem stimmt die Atmosphäre. Ob man nun die gut agierenden Kommentatoren als Beispiel heranzieht, oder die tolle Zuschauerkulisse, sämtliche Aspekte eines Matches werden realitätsnahe eingefangen und entfalten daheim eine Wirkung ähnlich wie eine echte Fernsehausstrahlung. Einen tollen Soundtrack gibt es übrigens obendrauf. Da uns für unseren Test in diesem Jahr leider nur die Versionen für PC, PlayStation 4 und XBOX One vorgelegen haben, können wir leider nichts Gesichertes über die Qualitäten der Portierung für die Nintendo Switch sagen. Auch hier sollte euch aber basierend auf den Erfahrungen vom letzten Jahr der gleiche Inhalt und die gleiche flüssige Performance geboten werden, allerdings mit entsprechenden grafischen Einbußen.
Auf den übrigen Basiskonsolen werden immerhin flüssige 60 Frames bei nativen 1080p geboten, während XBOX One X und PlayStation 4 PRO das Geschehen weiterhin in nativem 4K ausgeben, was beide Modelle auf dasselbe Level der PC – Version hievt, die natürlich ebenfalls Höchstauflösungen unterstützt. HDR – Support ist wie immer gegeben und sorgt mit dem richtigen Bildschirm für ein nochmals farbenfroheres, knackigeres Bild. Gerüchten zufolge wird all das in diesem Jahr übrigens auch erstmals Einzug in WWE 2K finden. Wir dürfen also gespannt sein, wie der jährliche Ableger aus gleichem Hause ab Oktober unter diesen Voraussetzungen performen wird. Die Erwartungshaltung ist gemessen an der vorzüglichen Grafikqualität von NBA 2K20 aber definitiv hoch.
Ärgernis Onlinemodus
Leider hat es 2K auch dieses Jahr versäumt, in Mehrspielerpartien für ausreichend Schutz gegen Cheater zu sorgen. Die treiben weiterhin ungehindert ihr Unwesen und ruinieren jedwede Fairness. Außerdem gibt es weiterhin teils schwerwiegende Probleme bei der Serverstabilität, die für noch mehr Frust sorgen. Dafür werden ordentlich Punkte abgezogen. Wer nicht lernen will, muss eben fühlen.
Fazit und Wertung
“Auch in diesem Jahr setzt sich NBA 2K mit dem neuesten Ableger zumindest spielerisch an die Spitze und liefert ein gewohnt umfangreiches Paket mit toller Grafik und TV-Atmosphäre ab, welches für jeden Geschmack etwas zu bieten weiß und sogar die WNBA obendrauf legt. Wären da nur nicht wieder diese elenden, omnipräsenten und aufdringlichen Mikrotransaktionen, wäre da nur nicht wieder dieser nervige Pay-2-Win – Aspekt. Ein Glücksspielcasino in einer Basketballsimulation? Geht´s noch, liebe Entwickler? NBA 2K20 gibt sich nicht mal mehr Mühe zu verstecken, was es eigentlich ist: Ein Produkt, erschaffen mit Kalkül dazu, den Leuten neben dem gewohnten Vollpreis noch mehr Kohle aus den Taschen zu ziehen. Und das scheint hier mittlerweile sehr viel wichtiger zu sein als jeder sportliche Aspekt.”
PRO:
+ Sämtliche Kader der NBA und WNBA sind enthalten…
+ …dazu zahlreiche Alumni- und Allstarteams
+ Gelungene visuelle Umsetzung, die sich nahe an der Realität bewegt
+ Aufwendig umgesetzte, detailverliebte Spieler/-innen
+ Meist geschmeidige Animationen
+ Gute erzählerische Ansätze in der Karriere
+ Sinnvoll verbesserte Steuerung
+ Mehr taktisches Vorgehen dank weniger langen Turbos
+ Neues Skillsystem sorgt für bessere Planung im MyLeague – Modus
+ Umfangreiche Tutorials
+ Fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
+ Potenter Charaktereditor
+ Gute (englische) Kommentatoren
+ Starker Soundtrack
CONTRA:
– Hemmungslos aufdringliche Pay-2-Win – Mechaniken…
– …die durch unverhältnismäßig geringe Währungsausschüttung bewusst erzwungen werden
– Ohne Echtgeldkäufe unverschämt hohes Grinding erforderlich
– Casinomechaniken in einer Basketballsimulation sind einfach ein schlechter Witz
– Sehr kurze Geschichte in der Karriere
– WNBA nur im Rahmen einer einfachen Saison und Quickplay nutzbar
– Vereinzelt weiterhin auffällige Clippingfehler
– Im Vergleich zum Vorjahr nur minimale Gameplayanpassungen
– Noch immer starke Serverprobleme vorhanden
– Online treiben sich weiterhin Unmengen von Cheatern ungehindert herum
GESAMTWERTUNG: 6.5/10
(um 15 Punkte abgewertet von 8.0)
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