Zum Glück stehen einem mit Sensei Kakashi und vielen mehr zahlreiche Trainer zur Verfügung. Die bieten einem im weiteren Spielverlauf nicht nur spezielle Trainingseinheiten, mit denen sich neue Moves erlernen und verbessern lassen, sondern auch eine Handvoll Missionen, die ihr entweder an der Seite eines K.I. – Kameraden oder gemeinsam mit Freunden im KoOp absolvieren könnt. Das klingt in euren Ohren verdächtig nach dem Konzept von Dragonball: Xenoverse? Damit liegt ihr gar nicht mal so falsch, denn Shinobi Striker entpuppt sich im Kern als nichts anderes als ein Xenoverse im Boruto – Universum, mit dem Unterschied, dass das Geschehen hier wesentlich weniger zu motivieren weiß. Zumal angesichts der laschen Qualität der Solokomponente schnell klar wird, dass der Entwickler den wahren Fokus komplett auf das Online – Erlebnis gelegt hat.
Die Missionen sind extrem repetiv und bestehen trotz hartnäckiger Versuche, die Aufgaben irgendwie mit ein bisschen Geschichte zu versehen im Endeffekt immer nur darin, Feinde in verschiedener Anzahl und unter verschiedenen Bedingungen zu verdreschen. Zwar streut das Spiel gelegentlich auch Zwischensequenzen ein, die lassen euren selbsterstellten Shinobi aber stets völlig außen vor. Dass man so zu keinem Zeitpunkt wirklich ein Gefühl von Immersion hat, ist unter diesen Umständen wohl wenig überraschend. Auch, weil sich das Spiel hier keinerlei Mühe gibt, abseits des Mehrspielergeschehens irgendetwas Neues zu bieten. Stattdessen werden dessen Level recycled, wo immer es möglich ist. Also ziemlich oft. Außerdem entpuppen sich die jeweiligen Missionen im Alleingang als viel zu schwer, auch einer der 25 wählbaren K.I. – Mitstreiter erweist sich dabei wesentlich weniger nützlich als ein menschlicher Mitspieler. Die große Herausforderung liegt hier also viel weniger darin, das Ende zu erreichen, sondern der Frage nachzugehen, wie viele dieser Missionen man ertragen kann, ehe genervt das Spielsystem ausschaltet.
Frustfaktor Mehrspielermodus
Trotz des extrem zugänglichen Kampfsystems, welches wie viele andere Spielelemente mehr auf Minimalismus setzt als auf übermäßig komplexe Mechaniken für Hardcore – Zocker, gerät das allgemeine Balancing nicht nur dank der oft drastisch überlegenen Feindteams komplett aus den Fugen, sondern scheitert außerdem auch noch am Klassenbalancing. Mit Fernkämpfern, Heilern, Nahkämpfern und Verteidigern deckt das Spiel eigentlich jede Klasse ab, die für ein kampfstarkes Team notwendig ist. Das alles nützt aber nicht viel, wenn die Klassen untereinander so schlecht ausbalanciert sind, dass man auf Heiler und Tank grundsätzlich verzichten kann und so idealerweise vollbesetzt mit den übermächtigen Fernkämpfern ins Getümmel zieht. Und selbst dann beißt man mit fast hundertprozentiger Gewissheit ins Gras, sollte man es mit mehr als einem Gegner gleichzeitig zu tun haben. Dafür mitverantwortlich ist auch die miserable Kameraführung. Denn ohne deren Auto – Lock gehen die Attacken sowieso kaum ins Ziel, sind also quasi Pflicht. Das Problem ist dann nur, dass man kaum noch mitbekommt, was hinter oder neben einem passiert. Sollten dann unerwartet weitere Gegner auftauchen, ist man erledigt, bevor man überhaupt umschwenken kann. Schade, Minimalismus kann eine tolle Sache sein, wenn er gleichbedeutend mit Zugänglichkeit einher zieht. In diesem Fall ist das Ergebnis aber eine extrem unausgegorene PvP – Erfahrung mit immens hohem Frustfaktor, die allerhöchstens zusammen mit eingespielten Partnern im Team etwas Spaß macht. Das hat in Xenoverse alles viel besser funktioniert. Zwar lassen sich die jeweiligen Modi auch gegen die K.I. bestreiten, wirkliches Vergnügen kommt hier aber auch nicht auf.
Und auch das Belohnungssystem kann wenig begeistern. So lassen sich auf vielfältige Arten neue Klamotten und Accessoires für euren Shinobi freischalten, nämlich via Level Up und Siegen im Onlinemodus, diese müssen dann aber erst in Form von Schriften umständlich bei Tenten im Geschäft identifiziert werden und stellen zudem oft nur Reskins bereits verfügbarer Items in anderen Farben und Mustern dar. Für das Anprobieren muss dann zudem wieder umständlich ein anderer Verantwortlicher aufgesucht werden. Da sich abseits dieser Komponenten keine essentiellen Vorteile für das tatsächliche Gameplay aus den Belohnungen ziehen lassen, kann man darauf ebenso gut auch direkt verzichten, ganz gleich, mit welcher Seltenheitsstufe gelockt wird.
Wie im Fernsehen
Sehr gut schneidet das Spiel dagegen in Sachen Technik ab. Dank des zeitlosen Comicstils, der von allen Elementen noch am ehesten an die Storm – Reihe erinnert, wirkt das kunterbunte Treiben wie direkt der Serie oder den Mangas entsprungen. Das zuständige Entwicklerteam von Soleil Ltd. hat hier exzellente Arbeit geleistet, denn besonders die Jutsus sehen klasse aus. Die Performance ist dabei auf allen Systemen angenehm stabil und flüssig. Sowohl PlayStation 4 als auch die XBOX One lösen bei nativen 1080p auf, die Bildrate ist bei 30 Frames gelocked. Trotz insgesamt sehr guter Grafikqualität lassen sich aber dennoch gelegentliche Unschärfen bei Umgebung und Charakteren ausmachen. Höhere Auflösungen bietet lediglich der PC, der nicht nur nativen 4K – Support bietet, sondern darüber hinaus auch höhere Bildraten, die für geschmeidigeres, spürbar schnelleres Gameplay sorgen, was dem Spielprinzip durchaus einen gewissen Mehrweit verleiht. Besitzer einer XBOX One X oder PlayStation 4 PRO schauen hier ausnahmsweise in die Röhre – Verbesserungen in Sachen Auflösung und Bildrate gibt es hier nicht. Auch plagen sich die Konsolen mit teilweise sehr langen Ladezeiten. In Sachen Performance und allgemeiner Qualität liegt die PC – Version also deutlich vorne.
Fazit und Wertung
“Mit dem Versuch, ohne große Mühen ein Xenoverse in der Welt von Naruto und Boruto zu erschaffen, haben die zuständigen Entwickler letztlich leider mächtig ins Klo gegriffen und sich somit weit von der Qualität bisheriger Naruto – Spiele entfernt. Story? Geschenkt. Motivation und Progress? Kaum vorhanden. Onlineerfahrung? Dank furchtbarem Balancing und miserabler Kameraführung der reinste Frust. Zwar kann sich das Spiel optisch sehen lassen, all das nützt aber wenig, wenn unter der Haube weder frische Ideen, noch funktionelles Gameplay zu finden sind. Der ideenlose Mischmasch aus PvP, TvE und der optionalen Einzelspielerkomponente enttäuscht durch lustlose, oberflächliche Umsetzung. Und das so sehr, dass selbst eingefleischte Serienfans sich den Kauf gut überlegen sollten. Dann lieber für kleines Geld die um Welten bessere Vorlage erwerben. Die spielt sich nicht nur deutlich befriedigender, sondern bietet anders als Shinobi Striker selbst jetzt noch gut gefüllte Server auf allen Plattformen. Derlei Experimente kann man sich zukünftig bitte in Vorzug für ein Boruto: Ultimate Ninja Storm sparen.”
Mikrotransaktionen/Pay-2-Win: Naruto to Boruto: Shinobi Striker bietet keinerlei gegen Echtgeld erwerbbare spielerische Vorteile oder zweifelhafte Lootbox – Mechaniken. Eine Abwertung nehmen wir dementsprechend nicht vor.
PRO:
+ Hübsche Grafik, die sich optisch prima an der Vorlage orientiert
+ Stabile Performance
+ Geschmeidige Animationen
+ Ansehnliche Effekte
+ Faires Progress – System mit hunderten freischalter Belohnungen
+ Guter Soundtrack
+ Passende englische und japanische Sprecher
+ Gelungene deutsche Lokalisierung (ausschließlich in Form von Untertiteln)
+ Umfangreicher Editor
+ Zugängliche Bedienung
CONTRA:
– Belanglose, uninspirierte Einzelspielerkomponente…
– …die mit immer den gleichen Missionszielen aufwartet…
– …und dabei hemmungslos Szenarien aus dem Mehrspieler recycled
– Einzelspielermissionen ohne menschlichen Partner teils unfair schwer
– Zwischensequenzen lassen die eigene Figur komplett außen vor
– Unausgeglichenes Klassenbalancing
– Grausame Kameraführung
– Oft unfaires Matchmaking
– Miserables Preisleitungsverhältnis
– Umständliches Identifizieren von Schriften und Anlegen neuer Gegenstände
– Mieses Trefferfeedback
– Wenig motivierendes Belohnungssystem…
– …da es sich bei den meisten Avatargegenständen nur um Reskins handelt
– Teils lange Ladezeiten (Konsolen)
GESAMTWERTUNG: 56%