Wer die letzten zehn Jahre (so alt ist das ursprüngliche Metro 2033 nämlich beinahe) tatsächlich mit Scheuklappen durch die Videospielwelt gelaufen ist, bekommt von uns natürlich wie immer einen kleinen Auffrischungskurs spendiert. Basierend auf den weltweiten Bestsellern von Dmitri Glukhovsky entführt uns die Geschichte in das Moskau einer alternativen Realität. Dort wurde die Erde im Jahr 2013 durch einen Atomkrieg nahezu völlig zerstört. Die massive Verstrahlung an der Oberfläche zwangen wenige Zehntausend Überlebende in den Untergrund der Moskauer Metro. Mit der Zeit haben sich über die einzelnen Stationen kleine Zwergstaaten gebildet, wobei jedoch nicht alle Fraktionen gut miteinander auskommen. Neue und alte Ideologien stehen sich verfeindet gegenüber, es kommt immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Oberfläche ist zum Niemandsland verkommen, wo grässliche Mutaten lauern und ohne umfangreiche Schutzausrüstung erst recht niemand lange genug überlebt, um von den dort hausenden Schrecken berichten zu können.
In Metro Redux übernehmen wir erstmals die Rolle des jungen Artyom, der den Auftrag erhält, sich durch die ungastliche Welt zur Station Polis, der größten Menschenansammlung im Untergrund, durchzuschlagen. Auf der Suche nach dem geheimnisvollen Miller durchqueren wir dabei nicht nur die eisige Oberfläche, sondern schlagen uns auch mit Faschisten, Mutaten und ganz normalen Alltagssorgen der Überlebenden herum. Dabei kommen wir der Existenz einer geheimnisvollen neuen Spezies auf die Spur, die sämtliche bisherigen Gefahren vollständig in den Schatten stellt. Diese sogenannten „Schwarzen“ stehen auch im Mittelpunkt der Fortsetzung Last Light Redux, allerdings bahnt sich zusätzlich ein erbitterter Fraktionskrieg um einen gewaltigen Bunker aus der vorapokalyptischen Zeitan. Und als wäre das noch nicht genug, wütet auch noch eine mysteriöse Seuche in den Tunneln. Ob zwischen all diesen Ereignis am Ende gar ein Zusammenhang herrscht? Nun, das wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten.
Was ihr dafür auf der Switch geboten bekommt, erklären wir natürlich gerne: Beide Spiele stehen wahlweise separat als Digital Download im eStore parat, können aber auch kombiniert im Bundle auf einer Speicherkarte erworben werden. Als Basis dient beiden Teilen selbstverständlich die jeweilige Redux-Version, also die 2014 für PC und Current Generation Konsolen erstellten Remaster. Sämtliche DLC´s gibt es freilich ohne Aufpreis dazu. Inhaltliche Änderungen oder gar Abstriche zu den bisher bestehenden Versionen müssen nicht befürchtet werden, ihr bekommt den gleichen Content geboten wie auf PC, XBOX One und der PlayStation 4. Damit einher gehen nicht nur grafische Verbesserungen, sondern auch die vielen Komfortverbesserungen in Sachen Inventarverwaltung, HUD und verfügbaren Schwierigkeitsgraden, von denen besonders der Erstling gemessen an der Ursprungsfassung von 2010 massiv profitiert.
Artyom unterwegs
Und auch spielerisch müssen Besitzer einer Switch keinerlei Kompromisse eingehen. Abwechselnd schießt und schleicht ihr euch durch Tunnelsysteme, kämpft auf der Oberfläche ums Überleben und erkundet die kleinen und großen Stationen der Metro mit all ihren jeweiligen Bewohnern. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad lassen sich die beiden Spiele wahlweise arcadelastig als reiner Shooter spielen, während anspruchsvollere Spieler durch eine ausgeprägte Survivalkomponente mit ständiger Munitionsknappheit und rasch verderbenden Luftfiltern (über-)leben müssen. Das klappt daheim im Dock allerdings besser als unterwegs, denn Metro Redux teilt trotz sauberer Portierung das Schicksal vieler Shooter im Handheldformat und ist als solcher nur bedingt präzise zu bedienen. Wer wirklich unterwegs daddeln will, kommt um den PRO Controller kaum herum. Via Joy Con´s leidet die Präzision besonders in hektischen Momenten doch sehr arg, Frustmomente werden besonders auf höheren Schwierigkeitsstufen zur Norm. Wer aber auf Reisen generell geneigt ist, sein Gamepad einzupacken, wird vor der Haustür dasselbe atmosphärische Erlebnis geboten bekommen wie auf der komfortablen Wohnzimmercouch.
Exklusiv für die Switch wurde auch eine Option zur Bewegungssteuerung implementiert, die dann auch überraschend gut funktioniert, allerdings kaum mehr darstellt als eine optionale Beigabe. Ein dickes Lob muss man den Entwicklern von 4A Games, die beide Titel über einen Zeitraum mehrerer Monate komplett intern auf die Switch portiert haben, aber besonders für die gelungene technische Umsetzung aussprechen. Im Dock laufen beide Spiele in nativem 1080p, abseits davon in 720p. Die Bildrate wurde im Vergleich zu den Konsolenfassungen allerdings halbiert. Immerhin: In beiden Modi gelingt es der Nintendo Switch, durchgehend stabile 30 Frames pro Sekunde zu halten. Lästige Einbrüche sucht man vergeblich, auch die Ladezeiten halten sich angenehm in Grenzen. Um dieses Kunststück überhaupt erst möglich zu machen, nutzen die Entwickler ein spezielles System der dynamischen Skalierung, welches aus verschieden aufgelösten Szenerien ein stabiles Gesamtbild berechnet und dieses dann jeweils nativ ausgibt. Und das funktioniert hier wirklich dermaßen hervorragend, dass sich daraus für die eher leistungsschwache Hardware plötzlich wieder ganz neue Möglichkeiten ergeben könnten.
Ohne grafische Abstriche ist all das aber selbstverständlich trotzdem kaum möglich. Gerade der Detailgrad bei Oberflächentexturen musste massiv Federn lassen, auch die allgemeine Beleuchtungsqualität hinkt den übrigen Plattformen deutlich hinterher, was durchaus auf Kosten der Atmosphäre geht. Was bleibt, kann sich im Rahmen der Switch aber immer noch sehen lassen, wenn man denn etwas sieht. Denn es gibt immer wieder Abschnitte, in denen sich Artyom ganz ohne Hilfsmittel in der Finsternis orientieren muss. Das sorgt gerade im Handheldmodus immer wieder für arge Probleme, weil die unterschiedlichen Lichteinflüsse von Außen das sowieso schon pechschwarze Ambiente nur noch unübersichtlicher gestalten. Hier hätte man vielleicht etwas mehr auf die besonderen Anforderungen einer solchen Situation reagieren müssen. Kantenflimmern lässt sich ebenfalls kaum vermeiden, da die Switch für Anti Aliasing in diesen Ausmaßen einfach nicht die nötigen Kapazitäten mitbringt. Aber dank der stabilen Auflösung, die sich immerhin in hohen Bereichen bewegt und der beglückenden Abwesenheit von störendem Tearing kann man hier wirklich von einer gelungenen Portierungen zweier enorm leistungshungriger Titel sprechen.
Ein paar grundsätzliche Alterserscheinungen zeigen sich ein paar Jahre nach Erstveröffentlichungen der jeweiligen Remaster aber generell. Erst der aktuelle Nachfolger Metro: Exodus agiert technisch durchgehend auf zeitgemäßem Spitzenniveau. Dass der es allerdings ebenfalls noch auf die Switch schaffen wird, ist dann selbst bei allen Techniktricks mehr als unwahrscheinlich. Dafür sind PlayStation 4 und XBOX One zum Ende ihrer Laufzeit aber samt Spiel günstig genug zu haben, um nicht gänzlich verzagen zu müssen.
Fazit
„Schon DOOM und Wolfenstein II haben bewiesen, dass die Switch auch Shooter kann. Seitdem ist es um das Genre aber erschreckend still auf der Handheldkonsole aus Japan geworden – zumindest bis jetzt! Mit Metro Redux hat Entwickler 4A Games seine Erfolgsreihe gleich im Doppelpack für die Hosentasche fit gemacht, mit eindrucksvollen Resultaten im Bereich Auflösung und Performance. Der Maßstab für künftige Portierungen ist damit ordentlich angestiegen. Ein paar Altlasten wie die etwas fehleranfällige K.I. sowie kleinere Bugs trägt zwar auch die Neuveröffentlichung mit sich herum und gerade in dunklen Momenten sieht man unterwegs je nach Lichteinfall noch weniger als bisher, mit Gamepad geht das Geschehen aber auch in Bus und Bahn bestens von der Hand. Wer auf atmosphärische Egoshooter mit dystopischem Setting steht, kommt spätestens jetzt nicht um Artyom´s erste Abenteuer herum.“
PRO:
+ Gemessen an der Hardware technisch einwandfrei portiert
+ Durchgehend stabile Bildraten
+ Optionale Bewegungssteuerung als nettes Extra
+ Sämtliche DLC´s enthalten
CONTRA
– Einige Bugs der Basisversionen weiterhin nicht behoben
– Im Handheldmodus situations- und umgebungsbedingt manchmal unspielbar dunkel
– Unpräzise Joy Con-Bedienung
GESAMTWERTUNG: 8.3/10
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