Alles in allem ist die Kampagne aber ein hervorragender Einstieg in alles, was anschließend folgt. Denn je weiter man im Einzelspielergeschehen voran schreitet, desto mehr kann man für Mehrspieler- und Arcadegefechte freischalten. Ferner gewinnt man mit jedem Match, ganz gleich ob Sieg oder Niederlage, an Erfahrung hinzu, die man nutzen kann, um Mario´s Statuswerte zu erhöhen. Glücklicherweise ist die Ausschüttung fair gestaltet und nötigt einen nicht zu übermäßigem Grinding. Zudem hat die Kampagne auch einen gewissen Trainingscharakter, führt sie einen doch nach und nach in all die Mechaniken ein, die “Aces” zu einem überraschend komplexen Tennisspiel machen, für den mauen Wiederspielwert aber dennoch kaum einen Zugewinn darstellen.
Exzellentes Gameplay mit überraschend komplexen Spielmechaniken
Wie schon erwähnt, steckt hinter “Aces” weit mehr als ein reiner Arcade – Titel, wenngleich man hier auch nicht von einer waschechten Simulation sprechen darf, sondern eher von einem Hybriden, der anspruchsvolles, dynamisches Tennis mit abgefahrenen Power – Moves verbindet und hier auch genau die richtige Mischung findet, um bestens zu unterhalten. Gut gesetzte oder geblockte Schläge laden die Power – Leiste des jeweiligen Charakters auf und bieten so die Möglichkeit, in speziellen Momenten mächtige Moves auszuführen, um den Gegner ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Und die sind essentieller Bestandteil des Gameplays, denn zwischen den vielen Standardaktionen, die bereits überraschend umfangreich ausgefallen sind, liegt der Schlüssel zum Sieg fast immer im geschickten Einsatz der Power – Moves.
Schwacher Online – Modus, starker Party – Charakter
Wer sich durch die Kampagne gespielt hat, bekommt natürlich auch im Anschluss daran einiges geboten. Dazu gehört neben der Möglichkeit, kleinere Turniere zu veranstalten, auch der sogenannte Real – Modus. Hier setzt hauseigenene Entwickler Camelot voll und ganz auf die Bedienung mit dem Joy Con, der in diesem Fall als Tennisschläger herhalten muss und von der Bewegungssteuerung der Switch Gebrauch macht. Maximal vier Spieler dürfen hier an einer Konsole gegeneinander antreten. Das klingt auf dem Papier ganz gut und weckt Erinnerungen an Wii – Zeiten, funktioniert in der Umsetzung leider nur unzuverlässig und sorgt schnell für Frust. Denn Kontrolle über den Charakter hat man hier nicht, die Bewegung auf dem Court folgt automatisch. So kann man sich zwar voll auf seine Abschläge konzentrieren, diese werden aber oftmals nicht präzise erfasst, was in dem Fall natürlich eine mittlere Katastrophe darstellt. Mitunter kann man sich hier abstrampeln, wie man will und trifft den blöden Ball trotzdem nicht. Das hat Kinect Sports 2 bereits vor Jahren auf der XBOX 360 um ein Vielfaches besser hinbekommen.
Sehr viel unterhaltsamer ist das lokale Vier – Spieler – Geschehen ausgefallen. Schnappt euch ein paar Freunde, öffnet euch ein kühles Bier und findet euch auf der Couch zu einem Turnier ein – dann besteht die gute Chance, den Spaß eures Lebens zu haben, der sich sogar vor der Unterhaltungsgranate “Mario Party” keineswegs verstecken muss. Spielt man über drahtlose Verbindung, bleibt es aber leider bei maximal zwei Spielern. Schade. Gleiches gilt auch für manch andere Unzulänglichkeit, bei der man hier “Typisch Nintendo!” rufen will. Vollwertige Turniere mit allen Charakteren gibt es nicht, auch Einzelmatches laufen nicht über volle Distanz, sondern sind lediglich stark verkürzt verfügbar. Wenige Möglichkeiten bietet momentan auch der Online – Modus. Neben (auch hier verkürzten) Einzelmatches darf man sich im Turniermodus hier auf der Rangliste nach oben arbeiten und sich mit Spielern auf aller Welt messen. Da die Rangerfassung aber lediglich über Siege und Niederlagen arbeitet und dem Spieler nicht mal einen eigenen, darauf basierenden Rang zuweist, besteht hier kaum Motivation, sich an die Spitze zu kämpfen. Blöd ist auch, dass man mangels regionsspezifischer Realmpools auch gerne mal einem Gegner am Arsch der Welt begegnet. Und dann kommt es leider unweigerlich zu störenden Lags. “Aces” bleibt hier leider weit unter seinen Möglichkeiten und vergeudet auch dank weniger Personalisierungsoptionen massig Potenzial. Auch Sprachunterstützung sucht man vergeblich. Hoffentlich kommt da zukünftig noch etwas mehr.
Ein Grafikfeuerwerk kann man basierend auf der Switch – Hardware zwar nicht erwarten, dennoch ist es den Entwicklern gelungen, eine kunterbunte, effektvolle Spielumgebung zu erschaffen, die zu jeder Zeit mit flüssigen Bildraten punkten kann. Die Charaktermodelle können sich absolut sehen lassen und bewegen sich allesamt geschmeidig über den Court. Die einzelnen Schauplätze wirken lebendig und punkten mit teilweise sehr schönen Lichteffekten. Doch auch hier gibt es gelegentliche Schwächen. So wirkt vor allem das Gras in Nahaufnahmen wie eine Ansammlung zerschredderter Teppichproben, die mitunter extrem auffällig flimmern. Auch die Schattengebung kann nicht wirklich überzeugen, besonders die Ränder wirken im Fokus extrem unsauber, was der Immersion wenigstens ein bisschen schadet. Insgesamt bewegt sich die grafische Qualität nicht immer auf hohem Niveau. Davon abgesehen funktioniert “Aces” auf technischer Ebene aber sehr gut, sowohl daheim am Dock, als auch unterwegs.
In Sachen Ton kommt das Spiel ebenfalls gut weg und bietet gewohnte Nintendo – Qualität, die das Geschehen prima untermalt. Das gilt allerdings weniger für die Kommentatoren, die blass und wenig energiegeladen fungieren. So sehr, dass man sich diese eigentlich komplett hätte sparen können. Wer sich je bei einem WWE – Spiel über den repetiven Kommentar geärgert hat, wird hier vertrauten Boden betreten. Zu guter letzt muss man aber wieder der Bedienung (mit Pad oder Controller) aussprechen, hier wird trotz der teilweise komplexen Spielmechaniken jederzeit für eine intuitive, zugängliche Bedienung gesorgt, die im Rahmen der Kampagne schnell gemeistert werden kann.
Fazit und Wertung
“Mit ´Mario Tennis Aces´ weht endlich mal wieder etwas Wind im so lange totgeglaubten Genre der Tennisspiele. Die ausgewogene Mischung aus Arcade – Elementen und einer Vielzahl unterschiedlicher Standardaktionen funktioniert bestens, wenngleich der Fokus sich im zunehmenden Spielverlauf mehr und mehr auf die zentralen Power – Aktionen richtet. Die Kampagne dient dazu nicht nur als Einstieg in die jeweiligen Mechaniken, sondern wartet zudem mit einer unterhaltsamen Story auf, die allerdings keinerlei Wiederspielwert bietet. Während man lokal mit bis zu vier Spielern großes Vergnügen bei Couch – Turnieren haben kann, sieht es abseits davon besonders Online mau aus. ´Aces´ bietet viele gute Ansätze, um das Genre auch auf der gegenwärtigen Konsolengeneration wieder zu einer Größe zu machen, ist nach hinten raus aber oft inkonsequent im Rahmen seiner Möglichkeiten, von denen es wenigstens momentan einfach zu wenige gibt. Auch stören ärgerliche Beschränkungen sowie kleinere Aussetzer bei der Technik das Gesamtgeschehen. Ein besseres Spiel als ´Ultimate Smash´ ist es aber allemal. Darauf kann man aufbauen. Für einen Award reicht es aber dieses Mal noch nicht.”
Mikrotransaktionen/Pay-2-Win: Mario Tennis Aces enthält weder Mikrotransaktionen noch fragwürdige Pay-2-Win – oder Lootbox – Mechaniken. Eine Abwertung gibt es daher diesbezüglich nicht.
PRO:
+ Ausgewogene Mischung aus Arcade- und Sportmechaniken
+ Hübsch anzusehende Power – Moves
+ Unterhaltsame Kampagne, die auch Stück für Stück an die Spielmechaniken heranführt
+ Geniale Bosskämpfe
+ Hübsch animierte Charaktere
+ Flüssige Bildrate
+ Abwechslungsreiche, lebendige Areale
+ Zugängliche Bedienung
+ Akzeptabler Gesamtumfang
+ Sechzehn Charaktere, die sich allesamt unterschiedlich spielen
+ Lokal extrem unterhaltsamer Mehrspieler – Modus
– Enorm komprimierte Turniere und Einzelspielermatches
– Manche Herausforderungen mit zu viel Try-and-Error
– Frustrierende, unpräzise Steuerung im Real – Modus
– Nervige Kommentatoren
– Kaum Individualisierungsmöglichkeiten
– Online – Features bleiben weit hinter den Möglichkeiten zurück
– Nerviges Rasenflimmern
– Grafische Qualität gelegentlich sichtbar schwankend
– Unsaubere Schatten
– Kampagne bietet keinerlei Wiederspielwert
GESAMTWERTUNG: 76%
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