Anfang der Dreißiger Jahre sind die Folgen der sogenannten Great Depression immer noch allgegenwärtig. Die bis dato schwerste Wirtschaftskrise in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika machen Armut und den Mangel an Perspektiven zu Alltagssorgen sämtlicher Gesellschaftsschichten. Lediglich das organisierte Verbrechen blüht weiterhin auf. Waffenhandel und Alkoholschmuggel gelten zu Zeiten der Prohibition als sichere Geldquelle für die Mafia und alle, die auf deren Gehaltlisten stehen. So auch in Lost Heaven, einer (fiktiven) Großstand an der Ostküste. Dort verdient sich der Italo-Amerikaner Thomas „Tommy“ Angelo mehr schlecht als recht seine Brötchen als Taxifahrer, bis er eines ruhigen Abends plötzlich die Mafiosi Paulie und Sam auf der Rückbank hat, denen nach einem gescheiterten Coup die schießfreudige Konkurrenz im Nacken sitzt. Am Ende einer ereignisreichen Flucht sind nicht nur die Passagiere begeistert von Tommy´s Fahrerqualitäten, sondern auch der mächtige Don Salieri.
Als Belohnung winkt neben einem fetten Trinkgeld die Option, bei der Familie einzusteigen, schicke Anzüge und ein sorgloses Leben inklusive. Nach einem weiteren Aufeinandertreffen mit den rachsüchtigen Mafioso und dem Verlust seines Jobs nimmt Tommy das verhängnisvolle Angebot schließlich an. Doch nach anfänglich noch harmlosen Aufträgen wie der Demolierung von Fahrzeugen versumpft der Nachwuchskriminelle immer tiefer in den dunklen Machenschaften Salieri´s und wird letztendlich selbst zum Mörder, den bei seinen Taten immer mehr Gewissensbisse plagen. Schnell stellt sich heraus, dass das Leben als Gangster alles andere als einfach ist und der Preis für ein Leben in Luxus stetige Angst und Einsamkeit sind. Als ein Krieg mit der verfeindeten Familie Morello immer unausweichlicher erscheint und selbst enge Freunde auf der Abschussliste landen, will Tommy aus dem schmutzigen Geschäft aussteigen, ehe es zu spät ist. Doch die Mafia ist kein Arbeitgeber, bei dem man einfach kündigen kann…
Kennen wir uns nicht?
Storytechnisch bleibt in der Definitive Edition also alles wie gehabt, hier und da werden Kenner des Originals aber auf ein paar willkommene, wenn auch auf den ersten Blick eher marginal ausgefallene Erweiterungen stoßen. Besonders die Dialoge im Rahmen der Zwischen- und Fahrsequenzen spendieren den Charakteren mehr Tiefe und lassen ihre späteren Handlungen nachvollziehbarer wirken. Warum Paulie beispielsweise unzufrieden mit seinem Leben ist oder Sam seinem Boss so eine fanatische Loyalität entgegenbringt, wird dadurch sehr viel verständlicher. Ebenso präsentiert sich Herzensdame Sarah jetzt nicht mehr als substanzarmes Betthäschen, sondern als waschechte Persönlichkeit. Allesamt Dinge, die für eine glaubhaft erzählte Geschichte mittlerweile einfach Grundvoraussetzung sind und die das Remake zeitgemäß umsetzt, ohne dabei den Geist der Vorlage negativ zu beeinflussen.
Vor gut achtzehn Jahren, also lange vor einem Red Dead Redemption II oder The Witcher III: Wild Hunt, war das Original ein Quantensprung in Sachen virtuellem Storytelling. Gemessen an der seitdem erfolgten Evolution hätte Mafia in seiner Urform gewaltige Probleme gehabt, mit den Big Playern auch nur ansatzweise mitzuhalten. Dieser Tatsache waren sich die Entwickler von Hangar 13 glücklicherweise bewusst. Das Ergebnis sämtlicher Bemühungen, inklusive aufwendigem Motion Capturing mithilfe professioneller Schauspieler, kann sich sehen lassen: Zumindest erzählerisch ist Mafia voll und ganz in der Gegenwart angekommen und liefert im Rahmen seiner gut fünfzehnstündigen Kampagne einmal mehr ab, was ein Martin Scorsese oder Francis Ford Coppola als Leinwandprojekt kaum besser hätten umsetzen können.
Wer sich zum ersten Mal nach Lost Heaven begibt, wird sich an den neuen Gesichtern und Stimmen wohl kaum stören. Dafür gibt es ohnehin nur wenig Gründe, denn der Cast ist gut gewählt und überzeugt speziell in der englischen Originalsynchronisation auch stimmlich auf ganzer Linie. Für die deutsche Synchronfassung hat man dagegen einen kompletten Satz neuer Sprecher vor das Mikrofon gebeten, was gerade Wiederkehrern sauer aufstoßen wird. Mit Stephan Schwartz, dem mittlerweile leider verstorbenen Helmut Krauss sowie dem gegenwärtig neunzigjährigen Mogens von Gadow hat man seinerzeit für das Original nicht nur die absolute A-Prominenz hiesiger Synchronsprecher verpflichten können, sondern gleichzeitig auch allesamt bekannte Stimmen aus Klassikern wie Der Pate oder Goodfellas. Der neue Cast leistet zwar ebenfalls solide Arbeit, verfügt aber nicht einmal annähernd über einen ähnlich hohen Wiedererkennungswert.
In den Straßen von Lost Heaven
Den bietet dafür die unübersehbar an reale Ostküstenmetropolen angelehnte Großstadt Lost Heaven. Schon 2002 fühlte man sich zwischen zahlreichen Hochhäusern und dreckigen Gassen mitten in die Dreißiger zurückversetzt. Angetrieben von der immer noch recht potenten, eigens für Mafia III entwickelten Grafikengine sorgt das Remake für einen gelungenen Wiederholungseffekt. Das allgemeine Layout von Lost Heaven hat man beibehalten, wer also damals schon fertiggebracht hat, mit geschlossenen Augen von Salieri´s Bar zur Werkstatt von Lucas Bertone zu finden, wird das weiterhin tun können. Das Fahren und Schlendern durch das komplett von Grundauf neu errichtete Gaunerparadies fühlt sich dementsprechend an wie der Besuch eines Freundes, der gerade frisch vom Facelifting zurückgekommen ist: Sehr vertraut, aber auch sehr frisch.
Straßen und Wege sind belebt, besonders während der linearen Missionen begegnet man immer wieder gescripteten Events, die einen an den Tagesabläufen der einfachen Bevölkerung teilhaben lassen und damit ein Mittendringefühl suggerieren, dass abseits davon aber mehr oder weniger nonexistent ist. Denn bereist man die Stadt abseits der Aufträge, merkt man, dass die vielen Passanten und Fahrzeuge kaum mehr darstellen als Füllmaterial. Es gibt wie schon im Original keine Nebenaktivitäten, Shoppingangebote oder offene Lokalitäten. Lost Heaven war und ist nie als Spielplatz zur freien Entfaltung designt worden, sondern eher eine große Ummantelung für die darin eingewickelte Geschichte. Und diese Aufgabe erfüllt es gut. Zugegeben, dass man für das Remake die Fahrten mit der Straßenbahn ebenso gestrichen hat wie die Zusatzaufträge bei Lucas oder den Taxidienst im Free Roaming ist ärgerlich, aber verschmerzbar. Mafia wollte und will gar kein Grand Theft Auto V sein, es beschreitet ganz bewusst eng bemessenere Pfade in Bevorzugung seiner Story. Wer von der Neuauflage tatsächlich erwartet, dass sich einem plötzlich die gesamte Stadt öffnet, hat das grundlegende Konzept eines Remakes nicht verstanden oder erwartet sich davon schlicht viel zu viel.
Dennoch hätte man hinsichtlich mancher Aspekte durchaus noch mehr machen können. Nehmen wir als Beispiel die lokalen Ordnungshüter, die zwischen übertriebener Nachsicht oder extrem aggressivem Verhalten keine wirkliche Mitte zu kennen scheinen und sich in Verfolgungsjagten viel zu leicht abhängen lassen. Immerhin, die fast vierzig verschiedenen Fahrzeuge fahren sich allesamt ihrer Zeit angemessen und lassen sich nach kurzer Eingewöhnung problemlos meistern. Bei Starkregen ist das Handling da schon ein wenig komplizierter, bewegt sich aber weiterhin in angenehm arcadigen Gefilden. Wieder an Bord ist der jederzeit über Tastendruck zuschaltbare Tempobegrenzer, der euch zumindest vor Geschwindigkeitsknöllchen bewahrt, nicht jedoch vor effektvollen Kollisionen, die dank des detaillierten Darstellung von Schäden wahrscheinlich Tränen in die Augen leidenschaftlicher Oldtimerfans treiben werden.
Kämpfen bis zum Ziel
Wo sich Mafia: Definitive Edition eindeutige Kritik gefallen lassen muss, ist das Kampfsystem. Das haben die Macher quasi unverändert aus Mafia III übernommen und galt schon damals als hoffnungslos veraltet. Bei Schießereien dauert das Wechseln zwischen Gegnern selbst bei maximaler Zielhilfe viel zu lange und gerät speziell auf höheren Schwierigkeitsgraden zur frustanfälligen Mechanik, zumal sich Gesundheit nicht mit der Zeit automatisch erholt, sondern mit fest verteilten Verbandskästen wiederhergestellt werden muss. Wie schon Lincoln Clay kann Tommy lediglich zwei Waffen gleichzeitig tragen, anders als der Vietnamveteran aus New Bordeux aber keine zusätzlichen Heilgegenstände mit sich führen. Das macht jede Auseinandersetzungen zwangsläufig eine ganze Ecke gefährlicher. Umso ärgerlicher, dass Gegner gefühlt schneller und präziser mit den überschaubaren Schießeisen agieren als wir, Taxifahrer hin oder her. Wenigstens verfügt auch die Neuauflage über ein einfaches Deckungssystem, was die ganze Sache deutlich entspannter gestaltet als das ohne ein solches Feature ausgelieferte und deswegen nicht selten bockschwere Original. So richtig optimal ist das Ganze aber nicht, denn je nachdem wo man gerade anlehnt, kann vorkommen, dass man selbst trotz auf den ersten Blick freier Schusslinie entweder nicht schießen darf oder die Kugeln auf ihrem Weg in irgendeiner Wand stecken bleiben.
Das einzige, was einem dabei ein bisschen entgegenkommt ist der Umstand, dass die K.I. sämtlicher Gegner nicht viel weiter reicht als sich konstant hinter einer Deckung zu vergraben und dort auszuharren, bis entweder sie oder wir den Löffel abgeben. Ab und zu versuchen die Feinde zwar, uns mit einem Molotowcocktail aus dem Versteck zu jagen, das ist dann aber auch schon der Gipfel sämtlicher Bemühungen. Eher repetiv geraten ist dagegen der Nahkampf. Egal ob mit Fäusten oder dem Migränestäbchen, es wird zuschlagen, gegebenenfalls gekontert und dann der Gnadenstoß ausgeteilt. Was mir hier neben den allenfalls rudimentären Grundmechaniken negativ aufgefallen ist, ist das Zusammenspiel von Kontern und Kamera. Das Symbol eines eintreffenden Angriffs ist nämlich an den jeweiligen Gegner gebunden. Befindet man sich allerdings gerade vor einer Hauswand oder in einer Ecke, kann man diesen Indikator oftmals gar nicht sehen und kassiert dann nur deswegen vermeidbare Prügel, weil die Kamera das Geschehen nicht mehr voll erfassen kann. Auseinandersetzungen wie diese lassen sich nicht immer vermeiden, weil sie unter anderem fest in die Missionsabläufe eingebaut sind. Das ebenfalls aus Mafia III übernommene Feature, sich lautlos an Gegner heranzuschleichen und diese unbemerkt auszuschalten, kommt leider viel zu selten zur Anwendung.
Wie sehr euch Mafia: Definitive Edition letztendlich fordert, entscheidet wie immer nicht nur euer Können, sondern natürlich auch die verschiedenen Schwierigkeitsgrade. Von denen gibt es ganze vier Stück, wobei ihr euch euer Erlebnis aber auch aus einer Reihe von Feineinstellungen selbst zusammenstellen könnt, darunter die Aufmerksamkeit der Polizei. Lediglich der Klassische Modus lässt sich nicht beliebig konfigurieren. Hier müsst ihr mit eingeschränktem HUD gegen gnadenlos tödliche Gegner antreten, bereits zwei-drei Treffer und Tommy geht zu Boden. Dazu gesellen sich ein wesentlich empfindlicheres, beinahe simulationslastiges Fahrzeughandling, weniger Heilung und Cops, die euch schon beim Überfahren einer roten Ampel die Streifenwagen hinterherjagen. Ferner geht euch beim verfrühten Nachladen sämtliche noch in der Waffe befindliche Munition verloren, sämtliche Zielhilfen werden für die besondere Würze auch noch abgeschaltet. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, fährt sich das legendäre Autorennen mindestens so schwer wie damals beim Original, bevor nach zahlreichen Spielerprotesten ein entschärfender Patch nachgereicht wurde. Sagt nicht, es hätte euch niemand gewarnt!
Die Anatomie der Dreißiger
Mit der Ankündigung eines Remakes zu Mafia wurde für mich als langjähriger Fan der Reihe ein kleiner Traum wahr. Dieses Hochgefühl endete abrupt, als am Ende des ersten Teasers der Name Hangar 13 zu lesen war. Die Kalifornier genießen seit dem technischen Fiasko von Mafia III nämlich alles andere als einen guten Ruf bei der Spielerschaft. Selbst das Remaster von Mafia II, welches eigentlich ursprünglich von 2K Czech entwickelt wurde, hat das Studio in den Sand gesetzt. Während die gröbsten Probleme auf der PlayStation 4 mit einem umfangreichen Update immerhin größtenteils aus der Welt geschafft werden konnten, warten Besitzer einer XBOX One heute noch auf Hilfe. Dort stürzt das Spiel nämlich immer noch gefühlt im Fünf-Minuten-Takt ab, während sich bei Mafia III bestimmte Achievements selbst mit dem Upgrade auf eine weitere Definitive Edition nicht freischalten lassen. Beide Titel finden sich in dieser Form auch in der zusammen mit dem aktuellen Remake veröffentlichten Trilogy wieder, Beschwerden werden konsequent ignoriert. Man weiß also in etwa, was einen erwartet. Und das schürt nicht ganz grundlos große Ängste.
Die gute Nachricht ist, dass uns eine funktionelle Katastrophe wie bei Mafia III dieses Mal von Anfang an erspart bleibt. Die Entwickler haben ihre Hausaufgaben gemacht und wissen ihre Engine im Rahmen der gegenwärtigen Hardware optimal zu utilisieren. Beleuchtung, Partikeleffekte und Reflektionen beeindrucken durch hohe Qualität, während die mit Motion Capturing ins Spiel gebrachten Charaktere mit lebendiger Mimik und geschmeidigen Animationen punkten können. Lediglich NPC´s wie Passanten und Co. wurden nicht mit der gleichen Sorgfalt implementiert und fallen gegen Tommy und Kohorten qualitativ merklich ab. Davon abgesehen beeindruckt die Liebe zum Detail, seien es die vielen Plakate an den facettenreich gestalteten Gebäuden und Fahrzeugmodellen. Wenn es schüttet, rennen die Leute wie aufgeschreckte Hühner über die Gehwege und suchen mit über dem Kopf verschränkten Händen nach einem trockenen Unterstand. Das alles bekommt ihr in der gegenwärtig schönsten Form nur auf leistungsstarken PC´s geboten, besonders in nativem 4K und mindestens 60 Frames pro Sekunde fordert das Spiel eurer Hardware einiges ab. Dank umfangreicher (aber leider nicht gänzlich klar bezeichneter) Settings lässt sich Mafia: Definitive Edition aber bereits auf gehobener Mittelklasse lauffähig machen, dann aber nur mit entsprechenden Qualitätsabstrichen. Doch selbst auf mittleren Einstellungen und reduzierter Auflösung sieht das Spiel immer noch ziemlich gut aus. Die Bedienung mit Maus und Tastatur geht bei Schießereien sogar besser von der Hand als via Gamepad, welches dafür beim Fahren mehr Präzision gewährt.
Aber auch auf den Konsolen ist die Umsetzung beinahe durchgehend gelungen. Beinahe, weil die Standardmodelle PlayStation 4 und XBOX One S offensichtlich nicht mehr die Power haben, um ein Spiel wie dieses kompromisslos überzeugend darstellen zu können. Gehen wir davon aus, dass sämtliche Konsolen 30 Frames pro Sekunde anpeilen, ist alleine daran gemessen mit der XBOX One S ein klarer Verlierer ausgemacht. Im munteren Verkehrstrubel von Lost Heaven sind bereits starke Schwankungen bei der Bildrate auszumachen. Bei effekthaltigeren Missionen wie dem Ausräumen des Greaserverstecks, wo erst ein Innenhof und dann eine Werkstatt in die Luft fliegen, geht die Bildrate erst Recht in den Keller und pendelt sich mit viel gutem Willen allerhöchstens noch im unteren Zwanzigerbereich ein. Weil die Auflösung beim Einsteigermodell von Microsoft zusätzlich gerade mal 900p beträgt, ist das Bild im Allgemeinen sehr verwaschen, was man gut daran erkennen kann, dass sich Aufschriften auf kleineren Postern so gut wie gar nicht mehr lesen lassen. Auf der anderen Seite haben wir mit der XBOX One X einen klaren Sieger zu vermelden. Aufgelöst wird dort in nativem 2K inklusive zusätzlicher Kantenglättung und merklich stabilerer Bildrate. Minimale Einbrüche muss man zwar auch dort verzeichnen, trotzdem fühlt sich das Spiel hier angesichts von Verlusten von gerade einmal 2-3 Frames durchgehend geschmeidiger an und kommt auch in den aufwändigeren Momenten nie ins Stocken.
Nahe dran ist bei der Konkurrenz die PlayStation 4 PRO, die gleich auflöst, dafür aber keine zusätzliche Kantenglättung spendiert bekommt, was in einer minimal schlechteren Gesamtqualität resultiert. Die Bildrate ist nicht mehr ganz so stabil wie auf der XBOX One X, der zusätzliche Verlust bleibt aber weiterhin verschmerzbar. Irgendwo zwischen PlayStation 4 PRO und XBOX One S finden wir zu guter letzt die reguläre PlayStation 4 wieder. Bei 1080p lassen sich feinere Schriftzüge gerade noch erkennen, die durchschnittliche Bildrate ist mit etwa 25 Frames pro Sekunde knapp im akzeptablen Bereich. Auffällig: Bei beiden Standardmodellen wurde die Reflektionsqualität ordentlich zurückgeschraubt. Hier haben wir es einfach mit einem Spiel zu tun, dass sich neben aktuellen Rechenknechten wohl erst auf der kommenden Konsolengeneration so richtig entfalten wird. Dass dafür zeitig ein Upgrade nachgereicht wird, ist für mich absolut gesichert. Zumindest auf den erweiterten Modellen der Gegenwart bekommt man jetzt aber schon einen guten Vorgeschmack auf die mögliche Zukunft geboten. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass über sämtliche Versionen irgendein Filter gelegt wurde, der besonders in den Zwischensequenzen immer wieder unschönes Ghosting erzeugt. Das kennt man sonst eher vom Film und mutet hier umso befremdlicher an.
Fazit und Wertung
„Neben Cyberpunk 2077 steht in diesem Herbst gerade mal ein weiterer Titel auf meiner persönlichen Wunschliste, nämlich Mafia: Definitive Edition. Als großer Fan des Originals war ich gespannt, ob das von mir mit viel Argwohn betrachtete Studio Hangar 13 die Herausforderung meistern würde, einen der ersten richtigen Klassiker in den letzten zwanzig Jahren Videospielgeschichte angemessen in die Moderne zu übertragen und dabei gleichzeitig dessen Kern zu wahren. Tatsächlich haben die Kalifornier meine Erwartungen erfüllt. Lost Heaven war nie schöner und versprüht dank viel Liebe zum Detail eine grandiose Atmosphäre. Die Story fühlt sich dank vieler kleiner Erweiterungen und einem talentierten Cast wesentlich nachvollziehbarer an, bleibt dabei aber immer der Vorlage treu. Das veraltete, repetive und leider keinesfalls fehlerfreie Kampfsystem versagt dem Spiel aber ebenso wie einige andere Unzulänglichkeiten eine Topwertung. Ebenso muss man sich darauf einstellen, dass Lost Heaven nicht viel mehr ist und sein will als eine große Fassade für seine Geschichte, die abseits davon leider nichts zu bieten weiß als Platz für einen ausgiebigen, aber ziellosen Spaziergang. Wer das akzeptieren kann, bekommt es hier mit einem gelungenen Remake zu tun.“
PRO:
+ Filmreife Geschichte in bester Tradition von Coppola und Co.
+ Viele sinnvolle Erweiterungen machen Story und Figuren greifbarer
+ Toll in Szene gesetzte Charaktere
+ Lebendiges, detailverliebt zu neuem Leben erwecktes Lost Heaven
+ Eindrucksvolle Beleuchtung…
+ …sowie toll anzusehende Reflektionen und Partikeleffekte
+ Angemessen großer Fuhrpark…
+ …mit detaillierten Schadensmodellen…
+ …und exzellent ausbalanciertem Handling
+ Hervorragende englische Sprecher
+ Passender Soundtrack
+ Mindestens fünfzehn Stunden Umfang
+ Gut ausbalancierte Schwierigkeitsgrade…
+ …mit zusätzlichen Flexibilitätsoptionen und besonders knackigem Modus
+ Faire gesetzte Checkpoints
+ Eigene Garage zur bequemen Fahrzeugsammlung
+ Gute Bedienung über sämtliche Eingabegeräte
– Abseits der Hauptgeschichte gibt kaum etwas zu tun
– Taxiservice in der Freien Fahrt sowie Lucas´ Nebenaufträge ersatzlos gestrichen
– NPC´s präsentieren sich deutlich detailärmer als die Hauptfiguren…
– …die gelegentlich direkt vor unserer Nase ins Bild ploppen
– Repetive, anspruchslose Nahkämpfe…
– …die durch positionsbedingte Kameraprobleme immer wieder erschwert werden
– Rudimentäres Deckungssystem
– Zu wenige Gelegenheiten zum Schleichen und lautlosen Ausschalten
– Gegner agieren viel zu passiv und nie wirklich klug
– Polizei einstellungsunabhängig entweder zu aggressiv oder zu nachsichtig
– Deutsche Sprecher ohne den Wiedererkennungswert ihrer jeweiligen Vorgänger
– Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr möglich
– Je nach Plattform mal mehr, mal weniger starke Bildrateneinbrüche
– Kleinere Probleme bei physikrelevanten Aspekten (z.B. Paulie´s Krawatte)
GESAMTWERTUNG:
8.0/10
©2020 Wrestling-Point.de/M-Reviews