Vier Modi enthält Jurassic World Evolution 2 angefangen bei der Kampagne, welche uns in die Zeit nach dem letzten Kinoabenteuer entführt: Die seinerzeit von Multimilliardär John Hammond genetisch gezüchteten Urzeittiere haben es sich nach den Ereignissen von Das verlorene Königreich auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten gemütlich gemacht und leben nun komplett ohne Zäune in Freiheit. Ein unhaltbarer Zustand, schließlich tummeln sich unter den Spezies auch sehr aggressive – mitunter auch sehr große – Arten, und nicht jede davon nimmt mit Pflanzen als Nahrung Vorlieb. Zur Kontrolle und Gefahrenabwehr wurde eine besondere Naturschutzbehörde gegründet, für die wir innerhalb der Story in admininistrativer Funktion tätig sein dürfen. Dabei stehen uns nicht nur erneut bekannte Charaktere wie Claire Dearing, Owen Grady und der berühmte Chaostheoretischer Ian Malcolm zur Seite, für deren Vertonung die Macher einmal mehr die aus den Filmen bekannten Originalsprecher verpflichten konnten – sondern auch das aus dem vorherigen Spiel bekannte Personal.
Wettlauf gegen die Zeit
Im Herausforderungsmodus stehen euch fünf verschiedene Karten mit komplett eigenem Terrain und den dazugehörigen Schwierigkeiten zur Verfügung, die aber erst der Reihe nach freigeschaltet werden. Das jeweilige Ziel ist aber immer gleich: In möglichst kurzer Zeit einen Park mit der Wertigkeit von fünf Sternen zu erschaffen. Dazwischen gilt es regelmäßig, besondere Etappenziele zu erfüllen, zum Beispiel eine gewisse Besucherzufriedenheit zu erreichen oder die Artenvielfalt in eurem Park auszubauen. Die Zeitvorgabe ist dabei kein essentielles Spielelement, es tickt keine Uhr herunter. Aber die Zeit bis zum erfolgreichen Abschluss einer Herausforderung wird gespeichert und soll euch als zusätzliche Motiation dienen, in einem weiteren Durchlauf noch ein bisschen schneller als bisher zu sein. Alles in allem ähnelt der Modus in seinem Aufbau der klassischen Kampagne des Vorgängers, ist also für Veteranen ein optimaler erster Anlaufpunkt nach der Story. Dank verschiedener Schwierigkeitsgrade, die unter anderem Einfluss auf Startkapital, Forschungs- und Expeditionsdauer sowie Personalerschöpfung haben, lässt sich die Herausforderung optimal für jeden Bedarf anpassen.
Was ich nicht verstehe ist, warum man diesen Modus nicht wie schon im Vorgänger einfach mit der Story zusammengeschlossen und so von Anfang an ein rundes, facettenreiches Erlebnis generiert hat, anstatt dessen wirklich gut strukturierte Gesamterfahrung in zwei Teile aufzuspalten. Das hat einfach viel besser funktioniert, alleine in Hinsicht auf die Forschung. Damals konnte man über die Weltkarte zwischen allen Parks hin- und herschalten, einzigartige wissenschaftliche Erfolge ließen sich ohne Umwege im woanders ausprobieren und umgekehrt. So entstand mit der Zeit ein großes Ganzes ohne Druck und Wiederholungen. Hier muss man nun von Karte zu Karte immer wieder alles neu erforschen, was einfach nur nervig ist und unnötig viel Zeit kostet. Der gesamte Einstieg wird dadurch unnötig in die Länge gezogen und gerät sehr repetiv, weil die Abläufe gerade zu Beginn immer gleich sind. Dadurch entsteht nie jenes nahezu perfekt ausbalanciertes Maß an Motivation und fließendem Fortschrittsgefühl, mit welchem der Vorgänger so sehr punkten konnte. Jurassic World Evolution 2 ähnelt dadurch einer Tüte Kartoffelchips, die von außen bis an den Rand gefüllt aussieht, in deren innerem sich aber primär Luft verbirgt, um mehr Inhalt zu suggerieren, als sie eigentlich bietet.
Der für mich mit Abstand gelungendste Modus, nämlich Chaostheorie, lässt uns in fiktiven Szenarien in sämtliche aus den bisherigen Filmen bekannte Parks zurückkehren. Kenner wissen natürlich, dass die Standorte auf Isla Nublar, San Diego und Co. nach deren Geschehnissen nicht mehr im optiomalen Zustand sind. Genau hier setzen wir an, denn die Parks sollen allesamt eine zweite Chance erhalten und im renovierten Zustand wieder Besucher anlocken – im Idealfall ohne das Chaos beim letzten Mal. Das Ziel bleibt dasselbe wie im Herausforderungsmodus, nämlich einen abwechslungsreichen und sicheren Park aufzubauen, mit dem sich ordentlich Kasse machen lässt. Leider greifen hier dieselben Limitierungen des vorherigen Modus: Mit jedem neuen Park fängt man komplett bei Null an, muss wieder Personal einstellen und alle technischen sowie wissenschaftlichen Errungenschaften vorheriger Missionen einmal mehr freischalten. Und ja, das ist wirklich so nervig, wie es sich liest. Noch viel schlimmer ist aber, dass man genau wie im Storymodus hier komplett abgewürgt wird, sobald man alle relevanten Ziele erreicht hat. Statt einen im Endlosmodus weiterspielen zu lassen, kann man das Szenario lediglich von vorne beginnen. Ich verstehe einfach nicht wie es möglich sein kann, dass man ein wunderbar funktionierendes Konzept durch Entscheidungen wie diese so brutal gegen die Wand fährt.
Glückliche Dinos, glückliche Gäste
Für ein waschechtes Fünf-Sterne-Ressort muss man Besuchern natürlich einiges bieten. Ein Tyrannosaurus Rex alleine reicht dafür längst nicht aus. Vielfalt ist einer der Schlüssel zum Erfolg. Mit insgesamt neunundsiebzig Gattungen alleine im Basisspiel, die vom Velociraptor bishin zum Indominus Rex wirklich keine Wünsche offenlassen, habt ihr zum Glück ausreichend Raum zum Experimentieren. Neu hinzugekommen sind Flug- und Wassersaurier mit jeweils eigenen Gehegen. Fünf weitere Arten sind gegenwärtig ausschließlich Käufern der teureren Deluxe Edition vorbehalten, auf die Spielbalance haben die zusätzlichen Spezies aber keinen Einfluss, das grundlegende Angebot ist wie bereits erwähnt angenehm groß. Ein versierter Parkbetreiber muss sich aber um viel mehr kümmern als das. Die Gäste müssen untergebracht werden, es muss ausreichend Toiletten und Shops für Essen, Trinken und Merchandise geben. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Dinosaurier für die Touristen immer gut sichtbar sind, egal ob via Aussichtsplattform, Jeep oder Gyrosphäre.
Dann ist da natürlich noch das Wetter. Selbst in weniger tropischen Gefilden muss man sich schon mal darauf gefasst machen, dass ein Wirbelsturm oder dergleichen über den Park hinwegfegt. Das ist wie schon im Vorgänger mit immensen Gefahren verbunden, denn beschädigte Zäune und Gebäude, Stromausfälle oder allgemein panische Dinos hüpfen dann schnell aus ihren Gehegen und terrorisieren die Gäse. Wer es nicht rechtzeitig in einen von (hoffentlich) vielen Schutzbunkern schafft, könnte schnell als Nahrungsergänzung für einen der Fleischfresser herhalten. Solche “Unfälle” wirken sich nicht nur extrem negativ auf unsere Parkbewertung aus, sondern können auch millionenschwere Klagen nach sich ziehen. Reagieren wir also nicht schnell genug, indem wir ausgebrochene Dinosaurier mit der Einfangeinheit betäuben, Beschädigungen mit unseren Rangern ausbessern und die Ordnung wiederherstellen, droht uns womöglich innerhalb von Minuten der Bankrott. Komplett neu ist dagegen, dass die Ranger nun nicht mehr als Allzweckwaffe im Park fungieren. Für medizinische Belange gibt es nun ein Paläomedizinisches Zentrum, welches sich um Untersuchungen aller Art und die Behandlungen kleinerer Verletzungen bzw. Krankheiten kümmert – letzteres aber nur, wenn wir das dafür erforderliche Heilmittel erforscht haben. Für größere Probleme müssen wir den betroffenen Dinosaurier erst betäuben und dann via Lufttransport direkt zur Station und im Anschluss wieder zurück verfrachten.
Voila, Dino-DNA!
Bevor man sich aber überhaupt daran machen kann, seinen Park zu eröffnen, muss man natürlich erst einmal Dinosaurier produzieren. Fossilien, in denen sich die kostbaren genetischen Baupläne dafür finden lassen, steuert ihr auch dieses Mal bequem über die Expeditionskarte an. Die anschließenden Funde können dann von euren Wissenschaftlern im Labor untersucht werden und mit der Zeit setzt sich ein stabiler Code zur Herstellungen eines Urzeitmonsters zusammen. Je hochwertiger bzw. vollständiger die Genomsequenz, desto größer ist die Chance auf ein gesundes, sozial unauffälliges und nicht zuletzt langlebiges Exemplar. Eine wirklich praktische Neuerung ist, dass ihr nun aus mehreren möglichen Eiern bereits im Voraus wählen könnt, welches euch am ehesten geeignet zum Ausbrüten erscheint. Das ging im Vorgänger nicht. Wer mag, sortiert die schlechte Ware einfach aus. Das spart Geld und minimiert Risiken – mit entsprechender Forschung sogar noch mehr als zu Beginn.
Allerdings ist all das einmal mehr mit vielen Zwischenschritten verbunden. Erst wählt man die Art aus, dann stellt man dafür Personal ab. Hat man sich für ein Ei entschieden, muss wieder jemand dafür abgestellt werden. Das ist alles so unnötig kompliziert, dass die Vorteile wieder ad absurdum geführt werden. Etwas übersichtlicher ist dafür der Prozess des Modifizierens geworden. Schließlich lässt sich selbst gutes Rohmaterial gegen einen Aufpreis noch weiter verbessern. Mit den passenden Perks erhöhen wir Widerstandskraft, befeuern positives Herdenverhalten und vieles mehr. Selbstverständlich dürfen wir auch an der Optik schrauben, was besonders die Besucher ganz toll finden, die ja sowieso immer nach neuen Attraktionen schreien. Dafür müssen wir aber auch Nachteile in Kauf nehmen, denn wer zu viel im Genpool herumpfuscht riskiert, aggressive oder krankheitsanfällige Exemplare zu produzieren, die viel eher aus ihren Gehegen fliehen als die normalen Vetreter. Mit all dem zu experimentieren macht aber ungebrochen viel Spaß.
Etwas mehr als drei Jahre sind vergangen, seit Frontier Developments Jurassic World Evolution auf die Spieler losgelassen hat. Zeit genug, die hauseigene Engine einmal mehr um einige zeitgemäße Features zu erweitern und gerade in Hinblick auf die seitdem erschienenden neuen Konsolen zu optimieren. Und tatsächlich sehen die Dinosaurier nicht nur schöner aus als je zuvor, sie bewegen sich auch merklich geschmeidiger. Gleichzeitig haben die Macher die Beleuchtung überarbeitet, was für noch schönere Panoramen bei den dynamischen Tag- und Nachtübergängen sorgt. Auch die Wettereffekte wurden im Vergleich zum Vorgänger nochmals aufgebohrt. Sehr viel mehr ist es dann aber nicht, worauf man sich in Sachen visuelle Neuerungen freuen darf. Aber damit kann man leben, denn im Rahmen des Genres sehen die Titel der britischen Spieleschmiede immer noch klasse aus und es ist auch hier einfach grandios, aus der Ich-Perspektive an Bord einer Gyrosphäre selbst mal Besucher spielen zu dürfen. Bei der technischen Umsetzung bleibt das Spiel aber dennoch hinter meinen persönlichen Erwartungen zurück, was primär an den enttäuschenden Portierungen für PlayStation 5 und XBOX Series X|S liegt.
Maximal 30 Frames pro Sekunde sorgen besonders bei der Navigation für konstantes Stocken, auch im Auflösungsbereich sieht es nicht nach nativem 4K aus – was beim Vorgänger übrigens zumindest auf der XBOX One X möglich war. Die Modelle der letzten Generation kämpfen bei gleicher Begrenzung mit unschönen Bildratenschwankungen und müssen zusätzlich zur weiter reduzierten Auflösung auch noch mit Abstrichen bei Darstellungsdistanz, Vegetationsdichte und Texturqualität leben. Wer das Spiel in schönstmöglicher Qualität bei mindestens 4K und 60 Frames pro Sekunde genießen will, muss zwangsläufig zur PC-Version greifen. Und die ist in dem Segment unverhältnismäßig leistungshungrig. DLSS 2.0 hilft zwar dabei, die verbaute Hardware zu entlasten – sofern denn eine kompatible Grafikkarte im System werkelt -, die Bildqualität kann jedoch je nach gewählten Modus stark variieren. Etwas besser sieht es im Mittelklassesegment aus. Bei mittleren bis hohen Einstellungen und gemessen an den vielfältigen Möglichkeiten zur individuellen Anpassung fallen die Anforderung weitaus geringer aus. Womit sich jedoch wirklich alle Plattformen gleichermaßen plagen, sind nervige Bugs. Wegfindungsprobleme bei den Fahrzeugscrews sind gerade bei größeren Distanzen nicht selten, beim Abladen von Dinosauriern via Luftransport verharren diese gelegentlich komplett eingefroren in der Luft. Größere Abstürze sind uns zum Glück nicht begegnet, der immense Leistungshunger der PC-Version, kombiniert mit der allgemein schlechten Performance aller Konsolenfassungen hinterlassen jedoch einen bitteren Beigeschmack.
Fazit und Wertung
“Ich verstehe es einfach nicht: Es war doch alles da, es hat doch alles wunderbar funktioniert. Und doch hat es Frontier Developments es irgendwie geschafft, das Sequel spielerisch und mechanisch in großen Teilen gegen die Wand zu fahren. Weniger Freiheit, mehr Mikromanagement – so lautet die Devise von Jurassic World Evolution 2, das kongeniale Spielgefühl des Vorgängers kommt nur im Sandkasten ungebrochen gut zur Geltung. Der Rest ist eine Aneinanderreihung schier endloser Personalverwaltung, dem konsequenten Start bei Null mit jeder Mission und einem Storymodus, der seinen Namen nicht verdient. Technisch enttäuschen vor allem die Konsolenfassungen, aber auch am PC plagen Bugs und andere Unzulänglichkeiten. Die wenigen sinnvollen Neuerungen versumpfen darunter fast komplett. Da verbringe ich meine Zeit lieber weiterhin mit dem ersten Teil, der mich in fast jeder Hinsicht besser abholt. Wirklich schade. Aber vielleicht reißen künftige Updates das Ruder nocheinmal herum. Ich würde es mir als Fan der Reihe wirklich sehr wünschen.”
PRO:
+ Sichtbar aufgehübschte Beleuchtung
+ Verbesserte Bewegungsanimationen und Texturen
+ Viele neue Spezies
+ Einige gute Komfortverbesserungen
+ Extrem spaßiger Sandkasten-Modus
+ Ungebrochen umfangreiche Möglichkeiten zur genetischen Individualisierung
+ Medizinische Versorgung von Dinosauriern sinnvoll von den Rangern separiert
+ Toller, an die originalen Themen angelehnter Soundtrack
+ Exzellente deutsche Sprecher
+ Schönes First-Person-Feature
+ Praktische Pause- und Vorspulfunktion
+ Sehr gutes Controllerlayout
– Viel zu viel Fokus auf Mikromanagement
– Neue Personalkomponente mehr Fluch als Segen
– Kein Endlosspiel in Chaostheorie und Herausforderungsmodus
– Errungenschaften bei der Forschung lassen sich nicht in Folgemissionen übernehmen…
– …was die Gesamtspielzeit künstlich aufbläht und zusätzlich einfach frustriert
– Teilweise arg verschachtelte Menüs
– Storymodus kaum mehr als ein umfangreiches Tutorial
– Einige störende Aussetzer bei der Wegfindung
– Animationen der Dinosaurier frieren gelegentlich fest
– Überwiegend enttäuschende Konsolenfassungen
GESAMTWERTUNG: 6.0/10