Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung

Masse mit Klasse

Wenn Nintendo und KOEI Tecmo die Kräfte bündeln, kann das im Ergebnis eigentlich nur gut werden! Kein Wunder also, dass man mit Hyrule Warriors mittlerweile eine durchaus erfolgreiche Marke etabliert hat, die mit Chronik der Versiegelung nun einen dritten Teil spendiert bekommt, welcher die Geschichte von The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom weiter vertieft. Wir haben den passenden Test dazu!

 
 
Entwickler: KOEI Tecmo
 

Publisher: Nintendo

Plattform: Nintendo Switch 2 

Veröffentlichungsdatum: 06. November 2025

Preis: 69,99€*

Altersfreigabe: ab 12 Jahren

Metacritic | OpenCritic | IMDB


Echtgeldinhalte
Ungeschnitten


Ein vergangener Krieg

The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom zählt zweifellos zum besten, was man momentan auf der Nintendo Switch mitsamt ihrem Nachfolger finden kann. Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung greift dessen Hintergrundgeschichte auf und lässt uns spielerisch nacherleben, was der Hauptableger allenfalls in Form von Zwischensequenzen dargestellt hat. Maßgeblich natürlich die titelgebenden Versiegelungskriege, welche uns die Macher von KOEI Tecmo einmal mehr in Form eines waschechten Musō-Massenprüglers im Stil eines Dynasty Warriors präsentieren. Dieses einzigartige Subgenre hat sich vor allem im asiatischen Raum längst als feste Größe etabliert, ist aber spätestens seit dem Launch der PlayStation 2 auch westlichen Gamern ein Begriff und erfreut sich seitdem auch hier einer stetig wachsenden Fangemeinde.

Prinzessin Zelda kämpft mit ihren Verbündeten in der Vergangenheit von Hyrule für dessen Zukunft. | Tragbarer Modus

Was auf dem Papier so episch klingt, dass man damit locker den Werken von J.R.R. Tolkien Konkurrenz machen kann, entpuppt sich erzählerisch am Ende leider serientypisch vor allem inhaltlich leider wieder nur als dürftig inszenierte Standardkost. Denn auch, wenn wir hier mit Prinzessin Zelda und ihren spielbaren Verbündeten – allesamt wichtige Größen im Zelda-Kosmos – locker genug Umfang für mindestens fünfundzwanzig Stunden Spielzeit an die Hand bekommen, wird erzählerisch gerade einmal genug geboten, um die genretypischen Massenschlachten einigermaßen nachvollziehbar miteinander zu verknüpfen. Schade, denn die spannende Prämisse hätte deutlich besser ausgenutzt werden können, so bleibt trotz schön in Szene gesetzter Zwischensequenzen mitsamt guter deutscher Sprecher jede Menge Potenzial ungenutzt auf der Strecke.

Masse mit Klasse

Ausgeglichen wird das zumindest teilweise durch exzellentes Gameplay. Wer schon einmal einen Musō-Titel gespielt hat, weiß natürlich, was hier auf einen wartet: Epische Massengefechte mit hunderten bis tausenden Gegnern, die sich allesamt gleichzeitig auf den großen Schlachtfeldern tummeln. Gespielt wird zielbasiert, was uns regelmäßig dazu zwingt, die Standorte zu wechseln. Zeitdruck ist anders als in manch anderem Genrevertreter weniger vorhanden, generell zeichnet sich Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung durch eine überraschend hohe Einsteigerfreundlichkeit auf, großes inhaltliches Vorwissen über die handlungsverwandten Hauptableger wird euch übrigens auch nicht abgerungen, so dass sich wirklich jeder schnell zurechtfinden dürfte. 

Die Bosskämpfe zählen zu den Highlights des Spiels und verlangen den Helden immer neue Taktiken ab. | Dockmodus

Der Charakter wird euch zumeist vorgegeben, gelegentlich dürft ihr jedoch auch komplett frei entscheiden, mit wem ihr in die Schlacht ziehen wollt. Insgesamt achtzehn spielbare Helden gibt es im Spiel, einen Großteil davon müssen wir aber erst über sogenannte Rekrutierungsmissionen freischalten. Generell strotzt das Spiel nur so vor Nebenaktivitäten aller Art, die sich durchaus mitzunehmen lohnen, warten am Ende neben wertvollen Erfahrungsbelohnungen auch praktische Upgrades für Waffen und Co. Dank strukturierten und übersichtlichen Karten habt ihr immer genau im Blick, wo es gerade brennt und welche Areale sich bereits unter eurer Kontrolle befinden. Neben regulären Gegnern müsst ihr es gelegentlich auch mit gewaltigen Bossen aufnehmen, denen ihr eher mit Finesse und Taktik beikommt, statt mit stumpfem Draufprügeln. Dabei fällt vor allem die spielerische Vielfalt positiv auf, denn jeder der chronisch schlecht gelaunten Riesenmonster verfügt über komplett eigenständige Angriffsmuster, Stärken und Schwächen. 

Im Koop macht’s doppelt so viel Spaß! | Dockmodus

Dazwischen bewirft euch das Spiel hauptsächlich mit Kanonenfutter in allen Formen und Größen. Aber auch Kleinvieh macht Mist, besonders wenn es einen in einer derartigen Überzahl beharkt. Es macht anhaltend unfassbar viel Spaß, sich mit effektreichen Kombos durch die Gegnerhorden zu schreddern, massive Spezialangriffe zu entfesseln und dann zu beobachten, wie unzählige Bokblins und anderes Gezücht durch die Luft geschleudert werden. Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung stellt euch ein gewaltiges Arsenal an Fähigkeiten und Werkzeugen zur Verfügung, wodurch die Langzeitmotivation bis zum Ende hochgehalten wird, auch wenn die spielerische Herausforderung über weite Strecken relativ gering bleibt. Wer mag, kann sich lokal einen Freund ranholen, zwei Konsolen miteinander verbinden oder das Abenteuer einfach online im Koop durchspielen.

Gewaltige Konstrukte lassen sich hier zwar nicht bauen, dafür können wir mit dem bekannten Baumaterial auf Knopfdruck mächtige Elementarangriffe entfesseln. | Dockmodus

Sehr gut gefallen hat mir außerdem, dass jeder der achtzehn Helden über individuelle Angriffe und Animationen verfügt. Dadurch erlebt man die Schlachten immer wieder neu, was den Wiederspielwert ordentlich nach oben treibt. Nichts fühlt sich je identisch oder lustlos kopiert an, stattdessen sorgen die Genreprofis von KOEI Tecmo sowohl spielerisch wie auch optisch von Anfang bis Ende stetig für Abwechslung. Während ihr Kombos auf höheren Schwierigkeitsgraden selbstständig zum Abschluss bringen müsst, könnt ihr auf den leichteren Stufen ziellos auf die Knöpfe hämmern und werdet trotzdem mit visuell schmackhaften wie effektvollen Abschlüssen belohnt. 

Freude an Frames

Die beiden Vorgänger – das muss man leider sagen – waren stellenweise schlicht unspielbar. Nicht etwa, aufgrund designbedingter Fehlentscheidungen oder Bugs, sondern aufgrund der Tatsache, dass die veraltete Hardware der Nintendo Switch das besonders prozessorzehrende Geschehen schlicht nicht gepackt hat. Erst mit der Veröffentlichung des Nachfolgers und der damit verbundenen Abwärtskompatibilität konnte dieses Problem gelöst werden, weshalb neuerdings immer mehr Fans zu den Titeln zurückkehren und merken: „Hey, die machen ja richtig Spaß, wenn die Bildrate nicht komplett im Keller eiert!“ Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung wurde dagegen von Anfang an für die Switch 2 konzipiert und peilt sowohl unterwegs als auch im Dock sechzig Bilder pro Sekunde für geschmeidiges Gameplay an, welches für so einen Titel grundsätzlich verpflichtend ist. 

Der klassische Stil der großen Brüder wurde für den Ableger beibehalten. Abseits der hübsch inszenierten und gut vertonten Zwischensequenzen kann die Auflösung jedoch ordentlich in den Keller wandern. | Dockmodus

Dabei orientiert sich der Titel wenig überraschend an Stil und Look von Breath of the Wild und Tears of the Kingdom. Der hübsche Mix aus zeitlosem Cel-Shading und Aquarell-Optik hinterlässt einen anhaltend guten Eindruck, außerdem werden dadurch massig Ressourcen gespart. All das wird hier zwar nicht ganz so detailverliebt präsentiert wie in den aktuellen Portierungen der großen Brüder – insbesondere bei Vegetationsdichte und Co. müssen zugunsten flüssiger Massenschlachten Abstriche gemacht werden -, ansehnlich bleibt das Geschehen allemal. Und mal ehrlich, wer hier Zeit findet, sich gemütlich in der Gegend umzusehen, hat das spielerische Konzept wahrscheinlich nicht verstanden. Trotz allem bleibt der Hardwarehunger sichtbar, denn zugunsten einer flüssigen Bildrate wurde die Auflösung kräftig nach unten gedrückt. 

Je nachdem, was auf dem Bildschirm gerade los ist, kann es immer noch zu kleineren Einbrüchen bei der Bildrate kommen. | Dockmodus

Im Dock bleibt das Spiel auf eine dynamische Auflösung zwischen 720p und 900p begrenzt, wobei letzteres mehr in den Zwischensequenzen erreicht wird, im laufenden Gefecht agiert die Hardware eher am unteren Ende. Kleinere Einbrüche gibt es selbst dann noch, die halten sich aber in überschaubaren Grenzen – kein Vergleich zu den fiesen Ruckelorgien der Prequels! Unterwegs wird sogar noch weiter runtergerechnet, dann kann die Auflösung unter die Marke von 500p wandern, was man selbst auf dem kleinen Display in Form matschiger Darstellung zu spüren bekommt. Auf einem großen Fernseher sieht’s natürlich nicht besser aus. Ambition hat nun einmal ihren Preis. Dafür gibt es klasse Effektorgien am Fließband. Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob weniger in diesem Fall nicht mehr gewesen wäre. 

Natürlich hat auch Ganondorf bei der ganzen Misere wieder seine Finger mit im Spiel. | Tragbarer Modus

Begleitet wird das alles von einem antreibenden Soundtrack, der bekannte Stücke aus der Reihe gelungen neu interpretiert. Die Bedienung geht mit Gamepad etwas besser von der Hand, notfalls kommt man aber auch mit den Joy Con’s gut zurecht. Bei dem konstanten Chaos aus dem Bildschirm ist Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung aber wirklich mehr ein Spiel für die heimische Couch, denn abseits vom Dock mangelt es schlicht an Übersichtlichkeit.

„Zugegeben, mit Hyrule Warriors: Chroniken der Versiegelung erfinden KOEI Tecmo das Rad auf Basis der Kultreihe zu keinem Zeitpunkt wirklich neu. Wer zum Beispiel das letzte Dyasty Warriors gespielt hat, bekommt hier quasi exakt dasselbe geboten, nur eben in anderer Optik. Das macht zwar vor allem aufgrund der facettenreichen Helden und anhaltend genial inszenierten Massenschlachten immer noch eine Menge Spaß, hier und da hätte ich mir dann doch etwas mehr Innovation gewünscht. Vor allem die Story bleibt qualitativ weit hinter meinen Erwartungen zurück und hält das Geschehen lediglich mit einem dünn gestrickten roten Faden zusammen. Technisch leidet der Titel vor allem unter der niedrigen Auflösungen. Dass sich dahinter abseits kleinerer Abstriche sicher ein bildschönes Spiel verbirgt, offenbart sich wahrscheinlich erst wieder mit dem Nachfolger zur Switch 2. Und der wird voraussichtlich noch sehr lange auf sich warten lassen.“

  • Visueller Look mit hohem Wiedererkennungswert
  • Gut gemachte Zwischensequenzen
  • Achtzehn spielbare Charaktere…
  • …mit komplett individuellen Fähigkeiten und Animationen
  • Ungebrochen motivierendes Spielkonzept
  • Abwechslungsreiche Bosskämpfe
  • Umfangreiche Kampagne…
  • …inklusive zahlloser Nebenmissionen
  • Angenehm fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade...
  • …und allgemein gute Einsteigerfreundlichkeit
  • Geschichte kommt ohne Vorwissen aus
  • Funktionelle Koop-Komponente
  • Exzellente deutsche Sprecher
  • Stimmiger Soundtrack
  • Gute Bedienung mit Controller
  • Niedrige Auflösung wirkt sich deutlich auf die grafische Qualität aus – auch im Dock
  • Gelegentliche Bildrateneinbrüche
  • Erzählerisch überraschend schwach
  • Fügt dem Genre nahezu keine neuen Ideen hinzu
  • Unterwegs dank kleinem Display oft unübersichtlich

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise von Nintendo zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen.

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