Homefront™ – The Revolution: Far Cry mal anders.

                                        Getestet und verfasst von General M

Homefront gehört hinsichtlich seiner Lizenz zu den vielen Titeln, die seinerzeit durch die Insolvenz von Publisher THQ die Heimat wechselten. Deep Silver sicherte sich letztendlich die Rechte an der Marke, bis sich in Sachen Fortsetzung allerdings etwas tat, verging einige Zeit. Mit „The Revolution“ steht nun die Fortsetzung zum Guerilla – Shooter für PC, XBOX ONE und PlayStation 4 in den Regalen. Wir haben uns erstere und letztere Version für euch angesehen und den Kampf gegen die Nordkoreanischen Besatzer aufgenommen. Sämtliche Screenshots wurden der PC – Version auf maximalen Einstellungen entnommen. Viva la Revolution! 

Immer diese Nordkoreaner! 

The Revolution verfolgt grundlegend das gleiche Handlungskonzept wie sein Vorgänger, nimmt sich jedoch in Sachen Ausgangssituation einige Freiheiten heraus. So fand im ersten Teil bereits im Jahr 2015 eine Nordkoreanische Invasion statt, die lediglich aufgrund des Machthungers von (mittlerweile Nordkoreas tatsächlichem Führer) Kim-Jong Un initiiert worden ist. In The Revolution dagegen haben sich die Vereinigten Staaten mehr oder weniger in die Scheiße geritten. Die anhaltenden Konflikte der „mächtigsten Nation der Erde“ werden in naher Zukunft ausschließlich mit Nordkoreanischen Waffen geführt. Ohnehin kommt gute Technologie nur noch aus der mehr oder weniger Demokratischen Volksrepublik. Die U.S.A. verschulden sich in Folge massiv bei den Nordkoreanern. Diese legen dann am Unabhängigkeitstag sämtliche eigene Technologie mit einem simplen Knopfdruck lahm und marschieren ein. Zack, fertig – Die Staaten sind besetzt. Doch schnell bilden sich Widerstandszellen. Eine besondere Figur ist Benjamin Walker, der als Anführer und Leuchtfeuer gilt. Wir dagegen schlüpfen in die Haut von Brady, einem unerfahrenen neuen Rekruten, der gerade mal drei Tage beim Widerstand ist, als Walker entführt wird. Zwar gelingt Brady die Flucht, die verbliebenen Anführer sind jedoch zu Beginn alles andere als begeistert über den Neuzugang. Letztendlich gibt man uns aber eine Chance. Und ehe sich Brady versieht, ist er auch schon mittendrin im Kampf gegen die KVA.

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Der neue Entwickler Dambuster Studios hat sich im Unterschied zum Vorgänger für ein Open World – Szenarion entschieden, in welchem man sich nach Belieben um die Hauptaufträge kümmert, oder aber in zahlreichen Nebenmissionen kleinere Aufträge und Herausforderungen kümmert, die den Spieler mit Geld und Ressourcen belohnen. Die eingenommenen Dollars können wir dann auf einem der zahlreichen Schwarzmärkte dazu nutzen, unser Arsenal zu erweitern oder aufzurüsten. Zahlreiche Modifikationen wie Unterlaufraketenwerfer, Visiere und dergleichen stehen zur Auswahl. Ebenso aber auch Kleidungsstücke, die Bradys Werte steigern. Darunter findet man zum Beispiel verbesserte Tragekapazitäten, Schadensminderungen und so weiter. Zwischen all dem macht man sich immer daran, die zahlreichen KVA – Stützpunkte einzunehmen und so die Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen. Wo zu Beginn noch starke Militärpräsenz in den Straßen herrscht, welcher die armen Zivilsten nach Kräften unterdrückt, wird sich so mehr und mehr auch ein ziviler Widerstand bilden, der den Besatzern entschlossen entgegen tritt. Praktisch für unsere Sache, ebenso aber auch für unser Leben.

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Was zu Beginn jedoch in Sachen Eroberung nach einer rein optionalen Sache aussieht, wird später zwingend erforderlich für den weiteren Handlungsverlauf. So ganz nachvollziehbar ist das stellenweise nicht, viel eher streckt es den Handlungsverlauf teilweise sehr unnötig und spürbar in die Länge. Auf der anderen Seite werden die recht einfachen Nebenmissionen so schlecht belohnt, dass man guten Gewissens auf sie verzichten könnte. Da wäre es ratsamer gewesen, besagten Aufgaben etwas mehr Tiefe und Pepp zu verleihen, dafür den Eroberungszwang etwas zu lockern und die Belohnungen etwas zu erhöhen. Eine leichte Änderung in diesem Balancing würden den Aspekt des unnötigen in die Länge ziehens sehr auflockern. Andererseits lassen sich zwischen den üblichen Aufgaben wie „Töte X Gegner mit Waffe Y“ durchaus auch coole Missionen finden, die sich sehr harmonisch in die Arbeit eines gestandenen Untergrund – Guerillas einfügen und dann auch Spaß machen. Von denen gibt es aber leider viel zu wenige. 

Die Hauptgeschichte allerdings darf nicht als banal bezeichnet werden, wenngleich sie auch kein Meisterwerk der Erzählkunst ist. „Solide“ ist eine wunderbar treffende Bezeichnung. Gerade Szenarien wie diese bieten oftmals immenses Potenzial, was die Charakterzeichnungen angeht. Wer denkt nicht an dreckige, stinkende Kellerasseln, die aus Schrott Bomben basteln und dann akribisch Vorgehen auf alten, zerfledderten Landkarten planen? Nun, all das gibt es in The Revolution, wird aber dennoch stets von einem Schleier leichter Blässe überzogen. Denn gerade, weil man all das erwartet, mangelt es im Handlungsverlauf an Überraschungen und macht die grundsolide Geschichte sehr vorhersehbar. Auch ein großer Schurke, der über allem steht, fehlt. Klar gibt es unter den Antagonisten das ein oder andere herausstechende Element, zentraler Gegner bleiben aber die KVA – Fußtruppen, denen man wieder und wieder in zahllosen Feuergefechten gegenüber steht. Der Anfang des Spiels suggeriert dabei noch sehr gut die starke Unterlegenheit des Widerstands, welcher gezwungen ist, mit Heimtücke und Gelassenheit den Feind zu bekämpfen, indem er Fallen baut und Hinterhalte plant. Zur größten Bedrohung werden dann Drohnen und die zahlreichen gepanzerten Fahrzeuge, die sich aber auch recht einfach ausschalten lassen, wenn man erstmal über deren Schwachpunkte Bescheid weiß. Gefährlich sind dagegen stets die Luftschiffe, die mit ihrem Suchstrahl Großalarm auslösen, wenn man zu viel Chaos angerichtet hat. Dann rücken solange Gegnerwellen an, bis der Strahl abgeschüttelt wurde und der Alarm sich langsam senkt. Das erreicht man, indem man beispielsweise Müllcontainer als Verstecke nutzt. Es hängt letztendlich sehr von der gewählten Schwierigkeit ab, welches Maß an Heimtücke erforderlich ist, um dem überlegenen Feind das ein oder andere Schnippchen zu schlagen. Im weiteren Spielverlauf bekommt das Element der Heimlichkeit dann noch mehr Gewicht. Besonders, wenn man feindliche Drohnen hacken kann und zur Kontrolle größerer Feindverbände Gegner mit dem Handy markieren kann. 

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Fasst man sämtliches Gameplay zusammen, möchte man fast meinen, dass es sich hier um einen Nachfolger zu UbiSoft’s Far Cry handelt. Zu ähnlich wirkt stellenweise das Aufsammeln von nutzlosem Kram, zu ähnlich das altbekannte Muster aus Klettereinlagen, Leichen plündern, Crafting und Storytelling mit Eroberungen in einer offenen Welt. Das macht The Revolution zwar nicht gleich zu einer dreisten Kopie, große Innovationen sollte man jedoch auch nicht erwarten. 

Wir sind nicht alleine!

Für gewöhnlich bietet die Multiplayer – Komponente eines Spiels schnörkellose, stellenweise recht anspruchslose Action, die irgendwie gar nicht nötig ist und doch wie so oft im Spiel enthalten sind. The Revolution sticht hier positiv aus der Masse heraus. Der Widerstandsmodus ist nicht einfach nur ein gewöhnliches Deathmatch – Turnier, sondern besteht aus einer Reihe von Missionen für ein Team von bis zu vier Spielern, in denen zwischen Einnahme und Sabotage eine Menge zu tun gibt. Im Gegensatz zum Einzelspielermodus hat man hier neben dem durch Geldmittel aufrüstbaren Arsenal auch ein Upgrade – System implementiert, welches sich aus vier Talentbäumen zusammensetzt, die den Charakter individualisieren und das Teamplay entscheidend verbessern. Schade eigentlich, dass dieses System nicht auch im Singleplayer genutzt wird. Das Aufleveln motiviert und macht Spaß, darüber hinaus sind die Talentbäume sinnvoll strukturiert. Wer sich also durch den Einzelspieler – Modus gekämpft hat, wird online womöglich sogar noch etwas mehr Freude am Spiel haben! Eine überaus positive Überraschung!

Technische Tücken 

Auf den ersten Blick scheint The Revolution dank CryEngine 3 ein hübsches Spiel zu sein, welches gerade durch tolle Charakteranimationen und einer stimmigen Beleuchtung überzeugt. Auf der anderen Seite wird das Spiel jedoch auf beiden Systemen von zahlreichen Kinderkrankheiten geplagt. Wettereffekte wie beispielsweise Regen hat man in zig anderen Titeln bereits deutlich schöner gesehen. Auch der Einsatz von HDR wirkt stellenweise übertrieben und manchmal hat man das Gefühl einer gewissen Überbeleuchtung. Die CryEngine spielt ihre Stärken nur sehr inkonsequent aus, stellenweise wirkt das Spiel dadurch sogar etwas unfertig. Besonders, wenn Charaktere halb mit dem Füßen oder Finger in Boden oder Tischplatten hängen, wird das deutlich. All das ließe sich jedoch mehr oder weniger verzeihen, wäre da nicht das auf beiden Systemen auftretende Ruckeln, bzw. das kurzzeitig starke Einbrechen der Framerate. Für die Grundlagen eines Shooters sind Framerate – Einbußen teilweise tödlich. Auf PC und PlayStation 4 tritt all das immer mal wieder auf und oftmals sucht man fragend nach einem Grund dafür. Im Steam – Forum berichten Spieler mittlerweile zuhauf über solche Probleme. Slowdowns, Drops, Ruckler…wie auch immer man es nennen mag, und das trotz überreichend Hardwarepower. Wenn man bedenkt, dass die Konsolenfassung ohnehin nur mit den üblichen 30 Frames läuft und selbst diese momentan nicht halten kann, muss man sich schon etwas wundern. Aber eben auch der PC, der sonst mit besserem Anti-Aliasing, hauchfein höherer Texturschärfe und deutlich höher aufgelösten Schatten punktet, bricht von seinen wenigstens 60 Frames stellenweise so drastisch ein, dass sich das Spiel manchmal kaum wieder zu fangen scheint. Warum derlei Probleme bei der Qualitätskontrolle stets unbemerkt zu sein scheinen und dann erst über Wochen oder länger nachgepatched werden (sofern überhaupt!), ist mir immer wieder ein Rätsel. 

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Mehr Mühe hat man sich bei der Ton – Atmosphäre gegeben. Zum einen hat man nahmhafte Deutsche Sprecher wie beispielsweise Detlef Bierstedt und Leon Boden (jeweils bekannt u.A. als Feststimmen von George Clooney und Denzel Washington) für die Hauptrollen verpflichtet und die leisten prima Arbeit. Zum anderen verfügt das Spiel über einen stimmigen Soundtrack, dem man nur selten etwas mehr Wucht wünscht. Waffensounds, Explosionsgeräusche und Wind…all das klingt prima und tut der Atmosphäre gut. 

Ein abschließender Kommentar zur Steuerung: Diese ist intuitiv und leicht zu erlernen und auch mit der Tastatur lässt sich das Spiel gut bedienen. Am PC habe ich jedoch dauernd mit Problemem zu kämpfen, wenn es um’s Gamepad geht. Dieses funktioniert zwar reibungslos, sofern man es aber mal für eine Sekunde nicht nutzt, schaltet das Spiel automatisch wieder auf Tastatur-Layout um. So flackern die Anzeigen und Anweisungen ständig hin und her, manchmal blockiert dadurch sogar die Kartennavigation. Woran das liegt, ist momentan nicht auszumachen. 

Fazit und Wertung

ava „Eine spielerische Revolution ist Homefront: The Revolution sicher nicht geworden. Zum einen bedient man sich extrem offensichtlich den Spielmechaniken von FarCry, zum anderen präsentiert man dem Spieler eine solide, aber vorhersehbare Geschichte. Das Gameplay macht dennoch Spaß. Gerade die Momente, wo sich Heimlichkeit auszahlt und man mit Fallen und Hinterlist gegen die Gegnerhorden vorgeht, sind klasse umgesetzt. Auch der Multiplayer – Modus ist überraschend gut gelungen und motiviert. Es bleiben technische Schwierigkeiten auf beiden Systemen, die hoffentlich alsbald beseitigt werden. Dann ist The Revolution ein überdurchschnittlich guter Shooter, der jedoch auf Dauer wenig Potenzial besitzt, aus der Masse herauszuragen.“

PRO: 

+ Abwechslungsreiche, offene Welt
+ Gute Einbindung von Guerilla – Taktiken
+ Ausbalanciertes Gameplay
+ Sinnvolles Crafting mit teilweise sehr coolen Gadgets
+ Hübsche Lichteffekte…
+ Klasse designte Gesichter
+ Sehr gute Deutsche Sprecher
+ Solider Soundtrack
+ Welt lädt zum Entdecken ein
+ Drei gut ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
+ Intuitive Bedienung
+ Unaufdringliches Tutorial
+ Guter Multiplayer – Modus

CONTRA:

– Leidet unter Framerate – Einbrüchen, Slowdowns und Rucklern
– Vorhersehbare Story, die einen großen Oberboss missen lässt
-…teilweise extrem starkes HDR
– Nicht immer sauber animiert
– Recht kleines Waffenarsenal 
– Layout – Probleme bei der Steuerung 

       GESAMTWERTUNG:  74% (PC und PS4)

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