Getestet und verfasst von General M
Ich bin überrascht. Ohne Verschiebungen ist es Square Enix tatsächlich gelungen, die erste Staffel des neuen HITMAN planmäßig monatlich zu veröffentlichen. Seit März wurde kontinuierlich Episode für Episode nachgeschoben und am Ende ist der Titel nun zu einem umfangreichen Sandkasten für den professionellen Auftragsmörder herangewachsen. Wir testen für euch die letzte Episode und vergeben endlich eine geeignete Wertung.
Die Belohnung des Überläufers, der zugleich an einer extrem seltenen Krankheit leidet, die sich Situs Invertus nennt, bei der sämtliche Organe entgegengesetzt im Körper angeordnet sind, ist ein Spenderherz. Bei dem Leiden natürlich nicht einfach so zu beschaffen, aber eine derart mächtige Organisation wie Providence gelingt es nicht nur, ein geeignetes Transplantat aufzutreiben, sondern die Einsetzung auch noch in der weltweit elitärsten Privatklinik überhaupt durchführen zu lassen. Die befindet sich auf Hokkaido, Japan. Natürlich checkt auch Agent 47 als Patient dort ein…
Kardiale Anomalien
Tatsächlich bin ich hin und hergerissen, was das Season Finale angeht. Natürlich bietet auch die finale Episode wieder eine Vielzahl von Möglichkeiten, in der eher klein gehaltenen Karte zwei Ziele um die Ecke zu bringen, wobei die Möglichkeiten von kreativ bis hinterhältig und sogar humorvoll reichen und damit gewohnt gute Hitman – Unterhaltung bieten. Auch das Setting weiß zu überzeugen und hat durchaus seinen Charme. Besonders gefallen hat mir die Möglichkeit, den Maulwurf zu töten, ohne auch nur in die Nähe von ihm zu gelangen. Schließlich wird er ohne Spenderherz so oder so sterben, da kann man sich auch einfach dem Ziel entledigen, indem man das Organ mit Schmackes zerquetscht und dann in den nächstbesten Abfalleimer donnert. Und auch das zweite Ziel muss daran glauben, bedenkt man deren Leidenschaft für Sushi vom Kugelfisch, der falsch zubereitet absolut tödlich ist. Aber ein geübter Sushi Chef wie Agent 47 sollte damit ja keine Probleme haben? Oder doch? Insgesamt gehört die letzte Episode zu den bisher einfachsten der Staffel und sollte Veteranen nicht vor allzu große Herausforderungen stellen. Der momentane Rekord für das Erledigen beider Ziele liegt augenblicklich bei unter 2 Minuten.
Dennoch wirkt die erzählte Story, die viel zu spät Fahrt aufgenommen hat, am Ende enttäuschend und unausgegoren und fühlt sich eher wie eine beiläufige Rahmenhandlung für die zahlreichen spaßigen Morde an, die im Verlauf der ersten Staffel zu begehen waren. Zu viel bleibt unklar, zu viel erscheint weiterhin suspekt. Natürlich wissen wir alle mittlerweile, dass noch zwei weitere Staffeln geplant sind, welche die Handlung natürlich fortführen werden. Aber das bisher gezeigte kann nur in ganz seltenen Momenten Spannung erzeugen, besonders aber Interesse daran. So endet die erste Staffel mit einem recht interessanten Cliffhanger hinsichtlich 47’s Vergangenheit und auch die Jagd auf den Schattenklienten wird wohl fortgesetzt werden, das alles ist aber im Kern etwas zu wenig für eine ganze Staffel, die den Spieler mit viel zu wenigen Storyhappen gefüttert hat, als das man sich mit besonderem Fokus auf die Erzählung in den folgenden Seasons freuen könnte.
Dennoch, im Schnitt hat mich das erste Jahr mit dem neuen Hitman prächtig unterhalten und eine Vielzahl Spielstunden gefressen. Die Möglichkeit, sich ganz nach Herzenslust den Zielen zu entledigen, die neuen Freischaltungen im Einsatz zu testen oder die zahlreichen Community – Features zu entdecken hat mächtig Laune gemacht. Daran schließt auch das Ende nahtlos an. Wenn Mitte Januar 2017 die komplette erste Staffel mit all diesen Inhalten auch als Disc – Version in den Läden steht, sollte jeder Hobbykiller einen Blick riskieren, der es bisher noch nicht getan hat. Klar, hier und da etwas Abwechslung wäre sicher wünschenswert gewesen. Und auch etwas mehr Story. Das Experiment HITMAN ist dennoch gelungen und ich freue mich schon, wenn es mit neuen Missionen im Rahmen einer zweiten Staffel weitergehen wird. Wann genau diese erscheint, steht aber noch in den Sternen.
Schlussgedanken
In Sachen Atmosphäre konnte das Spiel mich definitiv überzeugen. Technisch ist das Spiel zwar kein großer Wurf, aber die Grafik als zweckmäßig zu bezeichnen wäre ebenfalls eine ungerechte Einstufung, wo doch gerade Sapienza ungemein hübsch daherkommt. Die PC – Version hat hier dank 4K – Unterstützung und besseren Effekten die Nase vorne, während die PlayStation 4 – Version die XBOX ONE – Fassung überragt. Letztere stellt das optische Schlusslicht dar und quält sich seit Beginn an mit Rucklern und teilweise sehr verwaschener Grafik ab. Alles in allem fand ich den Vorgänger Absolution allerdings grundsätzlich schöner. Aber das ist ja alles Ansichtssache. Das Spiel macht Spaß und das ist zumeist das allerwichtigste.
Fazit und Wertung
„Selten begleitet einen ein Spiel über ein ganzes Jahr, ohne dabei nicht schnell die Luft zu verlieren, die es aufbläst. HITMAN jedoch ist es gelungen, mich seit März kontinuierlich zu unterhalten. Das liegt an den abwechslungsreichen Szenarien, die über die ganze Welt verteilt sind und allesamt eigenen Charme und Möglichkeiten bieten. Obwohl die Geschichte nicht das Gelbe vom Ei ist und wenigstens bisher zu wenig bietet und auch die Technik nicht ganz überzeugt, macht das zentrale Gameplay einfach Spaß. Mal ehrlich, in uns allen steckt doch ein kleines Spielkind. In HITMAN können erwachsene Spieler genau das ausleben, Ziele kreativ eliminieren und sich anschließend an den zahlreichen Community – Missionen und Challenges versuchen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!“
PRO:
+ Umfangreicher Sandkasten für kreative Killer
+ Abwechslungsreiches Missionsdesign
+ Hoher Wiederspielwert
+ Arsenal schaltet sich erst nach und nach frei und bietet neue Möglichkeiten
+ Viele Community – Inhalte und Challenges
+ Offeriert Gelegenheiten, die aber erst aufgedeckt werden müssen
+ Freies Speichern
+ Gute Englische Sprecher
+ Gute Bedienung
CONTRA:
– Story entwickelt sich nur schleppend
– Inhaltlich eher unbefriedigende Erzählung, die zu viele Fragen offenlässt
– Recht bescheidenes Ende
– Technisch nicht immer überzeugend
– Missionsqualität schwankt ebenso wie der spielerische Anspruch
– Für Neulinge etwas gering ausfallendes Tutorial
– Nur ein Schwierigkeitsgrad
– Unterscheidet immer noch zwischen Online- und Offline- Profil
GESAMTWERTUNG: 82%