Firewatch
Gestestet und verfasst von General M
Wenn ich in meiner Zeit als Verfasser von Testberichten eine Sache gelernt habe, dann ist es die: Während man oftmals gespannt auf Neuveröffentlichungen wartet, von deren Serien man bereits seit Jahren großer Fan ist, bekommt man ebenso Gelegenheit dazu, Spiele zu entdecken, die man sonst womöglich eher ignorieren würde. Aber der Verfasser, immer um Empfehlung und Aufklärung für seine Leser bemüht, wagt sich auch an Neues. Und wird dabei dann positiv überrascht. Firewatch ist eines dieser Spiele.
Flucht in den Forst
Firewatch lebt von seinen Charakteren und deren Hintergrundgeschichten. Und je nachdem welche verfügbare Antwort man innerhalb einer Unterhaltung wählt, ändert sich auch das Verhältnis zu den Charakteren, was dem Wiederspielwert durchaus gut tut. Wirkliche Konsequenzen entstehen daraus allerdings nicht. Da wurde Potenzial verschenkt.
Entdeckerdrang
Schnell entwickelt sich eine gewisse Neugierde. Und Fragen, die nur langsam beantwortet werden. Der erste Einsatz steht an, kaum dass man im Turm angekommen ist. Irgendwer schießt Feuerwerkskörper durch die Gegend! Henry begibt sich sofort auf den Weg zum vermeintlichen Unruheherd. Dabei muss er den Weg lediglich mit Hilfe von Kompass und Karte finden. Ab und an begegnet man einem kleinen Wegweiser, aber das ist es auch schon. Ohnehin kommt Firewatch gänzlich ohne HUD oder dergleichen aus. Es gibt keine Minimap, keine Orientierungshilfen wie beispielsweise einen Radar oder Checkpoints. Das schafft eine wunderbare Immersion und lädt dazu ein, das Gebiet des Nationalparks auf eigene Faust zu erkunden und zu entdecken.
Schnell lernt man die verschiedenen Pfade kennen, die auch mal das Erforschen von Höhlen oder dem Erklimmen kleiner Abhänge beinhalten. Und wer doch mal steckenbleibt, kann Delilah per Funk um Hilfe bitten.Das Feuerwerk stellt sich dann lediglich als kleiner Spaß betrunkener Jugendlicher heraus, die am nahegelegenen See zu lauter Musik ein bisschen Party machen. Nachdem ich das Problem gelöst habe, schmeiße ich das Radio kurzerhand in den See. Man, ich hasse Teenager. Aber damit fängt die Geschichte erst an, denn auf dem Rückweg begegnen wir nicht nur einer mysteriösen Gestalt mit Taschenlampe, sondern stellen darüber hinaus auch bei unserer Rückkehr am Turm fest, dass dieser völlig verwüstet wurde…
Nebenbei sind im Gebiet immer mal wieder verschlossene Behälter zu finden, die detaillierte Karten enthalten und auch Goodies wie Taschenlampen enthalten. Das ist sehr nützlich, ohne dabei der Immersion zu schaden. Ohnehin gibt es überall etwas zu entdecken. Dabei ist das gesamte Areal jederzeit frei erkundbar.
Ich steh‘ auf Busch!
Dabei ist das Spiel zu keinem Zeitpunkt hektisch oder bedrohlich. Ein Ableben des Protagonisten gibt es nicht. Wie auch bei Unravel geht es dem Spiel eher darum, eine Geschichte zu erzählen und den Spieler in eine hochgradig atmosphärische Welt einzuladen, die es mit voller Freiheit zu erkunden gilt, während man die geheimnisvolle Geschichte weiter entdeckt. Es ist schwer, Firewatch einem Genre zuzuordnen. Es ist im Kern ein Adventure, welches sehr stark an das großartige „The Vanishing of Ethan Carter“ erinnert. Eben ein Spiel, welches einen nur so gering wie möglich an die Hand nimmt und dessen sich über mehrere Tage abspielende Geschichte sich nur durch Erforschung und Eigeninitiative mehr und mehr herauskristallisiert. Dabei ist die Spielzeit mit circa 6 Stunden recht kurz geraten, auch das Ende mag den ein oder anderen Spieler womöglich etwas enttäuschen. Hin und wieder gibt es kleinere Rätsel zu lösen, davon aber sehr wenige. Dennoch ist Firewatch ein Spiel, welches man sich nicht entgehen lassen sollte.
Auch Vertonung und Bedienung sind gelungen. Aber obacht, das Spiel verfügt ausschließlich über Deutsche und Russische Sprachausgabe inklusive entsprechender Untertitel. Wer nicht wenigstens eine der beiden Sprachen beherrscht, sollte lieber gleich die Finger vom Spiel lassen. Deutsche Untertitel sind aber aktuell beim Entwickler in der Mache. Abwarten lohnt sich! Bei der Bedienung gibt es wie erwähnt kaum zur Klage. Das spielt lässt sich sehr intuitiv steuern, sowohl mit Maus als auch mit Tastatur ist die Steuerung gelungen. Sogar Unterstützung für Steam Contoller und den Dual Shock der PlayStation ist vorhanden. Selbstredend ist das Spiel auch Digital für XBOX ONE und PlayStation 4 erhältlich und kostet um die 20€.
Es gibt wenig Negatives über das Spiel zu sagen. Collectibles etc. sucht man vergebens, entdecken kann man wie erwähnt dennoch eine ganze Menge. Aber dann eben nicht, um dafür irgendwelche coolen Boni zu erhalten, sondern weil man einfach das Bedürfnis verspürt, mehr über die Geschichte und die Umgebung zu erfahren. So bleibt das Spiel eine spannende Erfahrung, die zwar mit einigen Unzulänglichkeiten aufwartet und sicher nicht jedermanns Sache ist (besonders nicht für diejenigen, die nicht viel laufen wollen), mir persönlich aber (für die kurze Spieldauer) Spaß bereitet hat.
Fazit und Wertung
+ Tolle Atmosphäre
+ Jederzeit frei erkundbare Spielwelt
+ Lebendige Umgebung
+ Malerisches Wetter
+ Interessante Story
+ Glaubwürdige Charaktere mit eigenen Geschichten
+ Minimalistische, aber spannende Erzählweise
+ Orientierung durch Kompass und Karte
+ Viel Hintergrundwissen zu entdecken
+ Toller Soundtrack
+ Großartige Englische Sprecher
+ Bedienung geht wunderbar von der Hand
CONTRA:
– Recht kurze Spielzeit
– Ab und an etwas störende Treppchenbildung
– Nie wirklich herausfordernd
– Nur wenige Rätsel
– Dialogwahl zieht keine Konsequenzen nach sich
– Schwache Auflösung der Geschichte
– Keine freischaltbaren Extras
GESAMTWERTUNG: 84%