Fluch der Karibik
Auf den ersten Blick liest sich die Beschreibung des tropischen Inselstaates Yara wie der ideale Urlaubsort: Traumhafte Panoramen, ein schier unendlicher Ozean und das immerwährende Gefühl, dass die Städte und ihre Bewohner irgendwo in den Sechziger Jahren hängengeblieben sind. Hinter der malerischen Kulisse brodelt es jedoch, denn seit Antón Castillo – verkörpert von Breaking Bad-Star Giancarlo Esposito – zum Präsidenten gewählt wurde, hat sich das ehemalige Paradies in eine handfeste Diktatur verwandelt, in der jede Form von Widerstand brutal unterdrückt wird. Hilfe von außerhalb gibt es nicht, denn nur der auf Yara angebaute Tabak eignet sich zur Herstellung eines besonders wirksamen Krebsmedikamentes namens Viviro. Von dem dadurch versprochen Wohlstand sieht das Volk allerdings nicht viel, stattdessen zwingt Castillo die verarmten Bürger durch eine Lotterie zur lebensbedrohlichen Arbeit auf den zahlreichen Plantagen, während er und Nachwuchs Diego ein entspanntes Leben in Luxus genießen.
Hunderttausende bis an die Zähne bewaffnete Soldaten halten die Ordnung um jeden Preis aufrecht, Exempel an der Bevölkerung werden quasi im Stundentakt statuiert. Wer kann, versucht heimlich mit einem der wenigen Boote von der Insel zu fliehen oder schließt sich den lokalen Revoluzzern unter Führung der Guerillakämpferin Clara Garcia an. Genau dort landet auch Dani Rojas, der die kaltblütige Brutalität Castillo´s mit eigenen Augen ansehen musste. Das Konzept von freien Wahlen und Demokratie klingt zu verlockend, als es einfach ablehnen zu können. Um das zu erreichen, muss dem Diktator – der seinen zwölfjährigen Sohnemann bereits fleißig zum Nachfolger aufbaut – aber erst die Kontrolle über sein Reich entrissen werden. Militärstützpunkte zerlegen, Tabakfelder abfackeln und der leidenden Bevölkerung nach Kräften unter die Arme greifen? Übernehmen wir doch gerne, solange es der Sache hilft. Wäre da nur nicht das Problem, dass uns das alles irgendwie verdammt vertraut vorkommen würde…
Und genau darin liegt auch eines der größten Probleme von Far Cry 6, welches sich mechanisch seit dem immerhin schon zehn Jahre alten dritten Teil einfach nicht weiterentwickelt zu haben scheint. Wahlweise als männliche oder weibliche Version von Dani tummeln wir uns zwar je nach Anspruch und Komplettierungsgrad zwischen dreizehn und sechzig Stunden auf dem größten und schönsten Schauplatz des gesamten Franchises, unter der schmucken Oberfläche hat Yara aber nicht mehr zu bieten als das, was man aus den Vorgänger bereits zur Genüge kennt. Stütz- und Kontrollpunkte freiräumen, dazwischen in gefühlt immer gleiche Zufallsereignisse verwickelt werden und innerhalb der Hauptmissionen nach und nach Ordnung ins Chaos zu bringen (und zwar indem man noch mehr Chaos anrichtet), damit lässt sich die Reihe seit jeher zuverlässig zusammenfassen. Wer die Vorgänger verpasst hat, mag das nicht als störend empfinden. Als Serienveteran langweilt die innovationsarme Formel aber schon nach wenigen Stunden.
Erschwerend hinzu kommt, dass Yara kaum Identifikationsmerkmale besitzt. Geschichte und Kultur der Insel werden hauptsächlich über hunderte überall auffindbarer Dokumente etwas näher erläutert, in der eigentlichen Handlung mitsamt den in Echtzeit gerenderten Zwischensequenzen aber kaum aufgegriffen. Auch der so prominent beworbene Titelstar, bzw. dessen Rolle als Unterdrücker bleibt im eigentlichen Spielverlauf eher blass. Direkte Begegnungen mit Dani sind fast nicht existent, die einzige Bindung zwischen unserem Charakter und dem Bösewicht liegt im Rachegedanken für die anfänglichen Ereignisse, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen. Das ist einfach nicht genug, um die mehrstündige Handlung glaubhaft von Anfang bis Ende stemmen zu können. Wer ist Antón Costillo, was hat ihn so gnadenlos werden lassen? Das sind Fragen, die man sich immer wieder stellt, passende Antworten darauf hat Ubisoft aber nicht parat. Entsprechend viel Potenzial wird hier verschenkt. Und auch die anderen Charaktere bleiben kaum im Gedächtnis. Zu sehr auf Coolness und markante Sprüche getrimmt, dafür fehlt die Seele.
Nun könnte man natürlich argumentieren, dass die Kombination aus unkomplizierten Schießereien ohne großes Interesse an realistischen Darstellungen inmitten einer offenen Welt genau das ist, wie die Spieler von der Reihe erwarten. Blöd nur, dass die Macher immer wieder damit werben, kompromisslos Bezug auf tatsächliche Ereignisse zu nehmen. Schon vor dem Hauptmenü wird effektvoll darauf hingewiesen, dass sich das Spiel explizit mit Themen wie Sklaverei, Armut und Gewalt auseinandersetzt und dementsprechend nicht für jedes Publikum geeignet sei. Dahinter verbirgt sich allerdings kaum mehr als reiner Selbstzweck, denn auf der einen Seite ein Bewusstsein für derlei Dinge zu erschaffen und auf der anderen Seite mit Raketenrucksäcken und abgerichteten Krokodilen gegen den übermächtigen Feind zu Felde zu rücken, beißt sich komplett. So scheitert Far Cry 6 quasi laufend am eigenen Anspruch, weil es sich einfach nicht entscheiden kann, was es denn nun eigentlich sein will. Das Ergebnis ist ein elendig repetives, oberflächlich erzähltes Erlebnis, welches stur seiner völlig veralteten Formel folgt und sich von den Vorgängern höchstens im Look unterscheidet.
Das richtige Werkzeug
Immerhin, wenn ihr euch dennoch dafür entscheidet, den Kampf gegen Antón Castillo aufzunehmen, stellt euch das Spiel dafür eine ganze Bandbreite an teils abgefahrener Ausrüstung zur Verfügung. Neben Klassikern wie Pistolen, Gewehren und Flinten dürfen wir den Truppen der FND auch mit eher spezifischem Equipment auf den Pelz rücken. Besonders angetan hat es mir der Supremo, ein vielseitig modifizierbarer Raketenrucksack mit der Spezialfertigkeit, auf Knopfdruck ein ganzes Sperrfeuer an Sprengkörpern zu entfesseln. Praktischerweise lädt sich die erneute Nutzung mit unseren Kills zügig wieder auf. Aber auch den Rest des Arsenals können wir problemlos an eine der vielen Werkbänke aufmotzen – sofern wir die nötigen Ressourcen besitzen. Auf Yara gilt: Bloß nichts verkommen lassen! Aus Schrott, Schießpulver und Co. bauen wir unsere Lieblingswummen mit der Zeit zu immer mächtigeren Revolutionswerkzeugen aus. Verbesserte Visiere, panzerbrechende Munition und vieles mehr stehen dafür zur Auswahl. Und die braucht ihr auch, denn Far Cry 6 verzichtet zwar auf die Talentbäume der Vorgänger, führt aber dafür wie schon in Assassin´s Creed zumindest rudimentäre Rollenspielmechaniken ein.
Um zu verhindern, dass ihr gleich zu Beginn über das gesamte Inselreich spaziert, verfügt jedes Areal über ein bestimmtes Level, über das auch die Stärke der regionalen Militärs definiert wird. Wer sich zu früh in höherstufige Gebiete vorwagt, wird von der FND chancenlos über den Haufen geballert. Deshalb empfiehlt es sich, zunächst der Hauptgeschichte zu folgen, nahegelegene Nebenaufgaben zu erledigen und Dani mit passender Ausrüstung zu versehen. Irgendwann gelangt ihr sowieso auf ganz regulärem Wege in sämtliche Zonen von Yara. Der stärkere Fokus auf Crafting fügt sich anfangs sehr gut ins Setting ein, verliert aber spätestens dann, wenn ihr euer Wunscharsenal zusammengeschustert habt, jedweden Reiz. Ein gutes Gewehr mit panzerbrechender Munition, eine Zweitwaffe für den Kampf auf kurzer Distanz sowie ein bisschen Sprengstoff gegen Fahrzeuge und Co., mehr braucht es gar nicht.
Denn im Prinzip ist Far Cry 6 kein schwerer Spiel, im Gegenteil. Egal ob ihr im einfachen oder schwierigen Modus spielt, großes spielerisches Können wird euch nie abverlangt werden. Dafür sind die Gegner einfach nicht klug genug, sondern agieren genauso als Kanonenfutter wie die Anhänger von Vaas, Joseph Seed oder Pagan Min aus den jeweiligen Vorgängern. Das merkt man schon beim Einnehmen der ersten größeren Basis: Den einsamen Wachposten vor dem Tor mit einem Kopfschuss aus dem Scharfschützengewehr töten, schon versammelt sich ein Großteil der restlichen Besatzung nach und nach am Ort des Geschehens und macht sich auf die Suche nach dem Schützen. Der tote Kamerad im Sand wird unbeachtet, Alarm erst bei direktem Sichtkontakt mit uns ausgelöst. So kann man die gegnerische Horde nach und nach dezimieren, nachdem die Truppenstärke zuvor bequem via Smartphone analysiert worden ist. Neu ist nur, dass die jeweiligen Gegnertypen (von denen es übrigens sowohl optisch als auch fertigkeitentechnisch nur sehr wenig Variationen gibt) unterschiedlich anfällig gegenüber bestimmten Munitionsarten sind. Die muss man aber lediglich einmalig pro Waffe an der Werkbank erforschen und bleibt dann dauerhaft aktiv, ganz gleich was für Patronen ihr anschließend aufsammelt.
Mein Freund, das Krokodil
Natürlich dürfen auch die loyalen Begleiter nicht fehlen. Den Weg nach Yara hat Urgestein Hurk zwar bisher noch nicht gefunden, auch lokale Guerilleros schließen sich unserem Befreiungskampf nicht an, dafür sehr wohl tierische Gesellen aus der lokalen Fauna. Bereits sehr früh im Spiel vertraut uns Widerstandslegende Juan Cortez sein treues Krokodil Guapo an. Der in ein Fußballtrikot gehüllte Wadenbeißer folgt uns fortan auf Schritt und Tritt und bietet die praktische Fähigkeit, sich nach einiger Zeit wieder automatisch wiederzubeleben. Weil sich Krokodile aber grundsätzlich etwas schwer kontrollieren lassen, eignet sich dieser Gefährte nicht für Angriffe aus dem Hinterhalt, sehr wohl aber als Ablenkung. Später erhalten wir mit Kampfhahn Chicharrón oder dem putzigen Dachshund Chorizo weitere Verstärkung. Jeder Begleiter verfügt über eigene Stärken, diese müssen aber erst über eine Reihe von Herausforderungen freigeschaltet werden.
Ärgerlich: Der weiße Panther Champagne bleibt ausschließlich Käufern der Ultimate Edition vorbehalten. Ohnehin lockt der bereits erwähnte Shop permanent mit Outfits und Skins aller Art, eine alternative Option zum Echtgeldeinsatz, wie es beispielsweise Assassin´s Creed: Valhalla mit täglichen Aufträgen bietet, gibt es nicht. Das Angebot ist maßlos überteuert, bietet keinerlei spielerische Vorteile und kann daher komplett ignoriert werden. Würde Ubisoft überall so viel Einfallsreichtum wie beim Design von fancy Kleidungsstücken – die ebenso wenig zum Setting des Spiels passen wie die unpassend auf woke getrimmten Máximas Matanzas – aufwenden, gäbe es deutlich weniger Anlass zur Kritik. Ein neues Guapo-Trikot für fünf Euro? Nein, vielen Dank. Weil sich aber nichts davon störend auf die Spielbalance auswirkt, verzichten wir hier auf eine zusätzlich Abwertung, möchten aber dennoch eindringlich dazu aufrufen, solche Abzockpraktiken nicht zu unterstützen.
Rein visuell macht Yara auf den ersten Blick einiges her. Die Weitsicht ist fantastisch, immer wieder gibt es wahre Augenöffner und inmitten dichter Dschungel, heruntergekommener Dörfer und auch abseits davon findet sich überall Leben, mit dem man auf vielfältige Weise interagieren kann. Dazu gesellt sich eine wunderschöne Beleuchtung und stimmige Wetterwechsel inklusive Tag- und Nachtübergängen. Es stimmt: Far Cry 6 ist der bisher schönste Teil der gesamten Reihe, fußt aber trotzdem noch auf dem Grafikgerüst des Vorgängers und zeigt daher hier und da durchaus ein paar Alterserscheinungen. Angesichts der Tatsache, dass Ubisoft den Titel auch Besitzern der Last-Gen-Konsolen zugänglich machen möchte und daher zumindest gegenwärtig noch auf Bewährtes setzt, ist das ein nachvollziehbarer Schritt.
Und die Resultate können sich auf jeder Plattform wirklich sehen lassen. Dynamische Auflösungsskalierung kommt auf sämtlichen Konsolen zum Einsatz, um die jeweils angepeilten Bildraten zu halten. PlayStation 4, XBOX One sowie deren jeweils erweiterte Modelle peilen hier maximal 30 Frames pro Sekunde an, die Auflösungen reichen dabei von Werten wie minimal 900p auf der One S bis zu 1440p auf PlayStation 4 PRO und XBOX One X ist wirklich alles vertreten, wobei die Auflösung je nach Ereignisdichte auf dem Bildschirm mal etwas höher, mal etwas niedriger erscheint. Hinsichtlich der daraus resultierenden Stabilität in Sachen Performance haben die Macher aber sehr gute Arbeit geleistet: Jede Plattform hält durchgehend saubere 30 Frames pro Sekunde, sogar in intensiven Gefechten ließen sich keine Einbrüche messen. Dabei teilen sich die Last-Gen-Konsolen allesamt dieselben Assets. Texturen und Co. sind dementsprechend identisch. Die Ergebnisse sind ansehnlich, besonders in Hinsicht auf die leistungsschwachen Standardmodelle weiß Ubisoft die Engine gekonnt zu optimieren. Nur die sehr langen Ladezeiten zwingen regelmäßig zur Geduld.
Auf der Series S wird ebenfalls in dynamischen 1440p aufgelöst, bei gleichbleibenden Assets und einer sichtbaren Tendenz zu konstant höheren Durchschnittsauflösungen darf man sich aber bereits auf eine verdoppelte Bildrate von ebenfalls stabilen 60 Frames pro Sekunde freuen. Im Niedrigpreissegment ein perfekter Kompromiss zwischen Optik und Leistung. PlayStation 5, XBOX Series X und PC schreiben dagegen ihre eigene Revolution. Beide Konsolen kommen nämlich mit einem zusätzlichen Texturpaket, welches dann auch direkt etwas mehr als fünfundzwanzig Gigabyte mehr auf der Festplatte einfordert. Kombiniert mit einer dynamischen 4K-Auflösung – wobei im Schnitt aber nur sehr selten mehr als durchschnittlich 1800p mit einem kleinen Vorteil für die Series X erreicht werden, sowie ebenfalls permanent geschmeidigen 60 Frames pro Sekunde wirkt der Ausflug nach Yara hier bereits ein ganzes Stück zeitgemäßer, knackiger und lebendiger. Bei Spiegelungen und Weitsicht liegt dafür die PlayStation 5 wieder hauchfein vorne. Bei genauem Hinsehen wird aber klar, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Matschigen, bzw. detailarmen Texturen begegnet man trotz Zusatzpaket immer mal wieder, die Animationsqualität der Einwohner kann von einem unbedeutenden NPC bis zu einer handlungsrelevanten Figur kräftig schwanken. Im Konsolensegment liefern beide Konsolen aber dennoch das beste Spielerlebnis.
Ebenfalls problematisch ist, dass auf dem PC oftmals ganze Waffentexturen nicht richtig laden, ganz egal wie sehr man auch den zahlreichen Reglern zum Feintuning dreht. Das nächste Ärgernis betrifft dann auch XBOX Series X|S und PlayStation 5: Weil Far Cry 6 hier zwar das Spielgeschehen in 60 Frames pro Sekunde darstellt (es sei denn, man entscheidet sich bei weniger starken Rechnern für eine niedrigere Bildrate), die in Echtzeit gerenderten Zwischensequenzen aber alternativlos nur in 30 Frames pro Sekunde laufen, kommt es bei Übergängen immer wieder zu unschönen Rucklern. Wieder nur am PC enttäuscht darüber hinaus die Qualität der Raytracing-Schatten, welche bei genauerem Hinsehen zu Klötzchen- und Kantenbildung neigen. Ein deutlicher Mehrwert entsteht dafür bei den Echtzeitspiegelungen, die wirklich was hermachen, aber auch entsprechende Anforderungen an die Hardware stellen. Dank integriertem Benchmal und den vielen Optionen lässt sich das Spiel aber auch auf gehobener Mittelklassehardware sehr gut spielen. TL;DR: Momentan gibt es keine Plattform, auf der ich das Spiel hinsichtlich von Technik und Performance gegenwärtig NICHT empfehlen würde.
Bei Sound und Bedienung sind dann zu guter letzt wieder alle Plattformen gleichauf. Ob ihr nun auf PC oder Konsole daddelt, die Steuerung ist eingänglich gehalten und funktioniert sowohl via Maus und Tastatur als auch mit Gamepad einwandfrei. Besonders lobenswert ist die vorbildliche Unterstützung des DualSense auf der PlayStation 5, die das sonst nicht immer überzeugende Trefferfeedback spürbar positiv anhebt. Typisch Ubisoft können sich die deutschen Sprecher absolut hören lassen, selbst Dani Ramos wurde nach dem stillen Protagonisten in Far Cry 5 wieder mit einer Stimme versehen, was die Immersion unterstützt, aber letztendlich auch nicht darüber hinwegtäuscht, dass der Protagonist im Kern so austauschbar wie seine Vorgänger ist. Mit Ronald Nitschke, der Giancarlo Esposito bereits in den Neunzigern zweimal seine Stimme leihen durfte und den meisten Filmfans als Feststimme von Tommy Lee Jones bekannt sein dürfte, hat man eine hervorragende Wahl für die Vertonung von Antón Castillo getroffen, aber auch im gesamten restlichen Cast gibt es niemanden, der mir je negativ aufgefallen wäre. Begleitet wird das alles von einem wunderbar passenden Soundtrack aus der Feder von Pedro Bromfman.
Fazit und Wertung
„Mit Far Cry 6 bringt Ubisoft die Revolution nach Yara, versäumt dabei aber komplett, nach zehn Jahren immer gleicher spielerischer Formeln auch inhaltlich längst überfälligen Wandel zu wagen. So malerisch die Insel auf den ersten Blick wirkt, so generisch und repetiv fühlt sich deren Eroberung von Anfang bis Ende an. Die groß angepriesene Auseinandersetzung mit komplexen gesellschaftlichen Themen verkommt zur Farce, wenn man andererseits realitätsbefreit mit Raketenrucksack und Rollstuhl-Wauwau gegen Antón Castillo und seine Schergen ins Feld zieht. Beim Schurken wird massiv Potenzial vergeudet, während alle anderen relevanten Charakteren mehr auf Coolness und Klischees statt auf Substanz aufgebaut sind. Kreativ war man hier wirklich nur bei der Gestaltung der überflüssigen Echtgeldinhalte. Optisch macht das Spiel trotz nicht mehr ganz aktueller Engine vor allem auf leistungsstarken PC´s und Next-Gen-Konsolen eine Menge Spaß, aber auch Besitzer älterer Systeme können guten Gewissens zugreifen. Wer jedoch schon mit Far Cry 3 bis 5 vom Spielprinzip gelangweilt war, wird auch mit dem sechsten Teil abseits seichter RPG-Elemente nichts Neues serviert bekommen.“
PRO:
+ Yara versprüht als Schauplatz jede Menge karibisches Flair
+ Malerische Lichtstimmungen
+ Wettereffekte und dynamische Tag-/Nachtzyklen können sich absolut sehenlassen
+ Hervorragend für alle Konsolen optimiert
+ Stimmiges Raytracing, besonders in Hinblick auf Reflektionen (nur PC)
+ Angemessen lange Hauptgeschichte
+ Zahlreiche Nebenmissionen und Beschäftigungsmöglichkeiten
+ Bis zu sechzig Stunden Gesamtumfang
+ Ausgefallene Amigos mit jeweils ganz eigenen Fähigkeiten
+ Sehr gute deutsche Sprecher
+ Atmosphärischer Soundtrack
+ Funktionelle KoOp-Komponente
+ Schnörkellose Bedienung über sämtliche Plattformen
– Story ohne besondere Höhepunkte
– Durchgehend schwach geschriebene Charaktere…
– …besonders bei Antón Castillo wird viel erzählerisches Potenzial verschenkt
– Yara besticht mehr durch Quantität als Qualität
– Arg repetives Gameplay…
– …welches nahezu ohne Neuerungen aus den Vorgängern übernommen wurde
– Zufallsereignisse wiederholen sich zu oft
– Gesellschaftskritik reiner Selbstzweck
– Crafting verliert rasend schnell an Bedeutung
– Sehr wenig visuelle Abwechslung bei NPC´s
– Aufgesetzt wirkende Rollenspielmechaniken
– Gegner kaum mehr als Kanonenfutter
– Spielerisch grundsätzlich nie fordernd
– Störender Wechsel zwischen Gameplay und Cutscenes (PS5, XBS, PC)
– Überteuerte (wenngleich komplett optionale) Echtgeldinhalte
– PC-Version hat noch Optimierungsbedarf