Getestet und verfasst von General M
Ab sofort erhältlich
Es gibt so Momente, da fühle ich mich richtig alt. Das hier ist so ein Moment. Denn irgendwie will mir nicht in den Kopf gehen, dass es bald 18 Jahre her ist, seit ich mit „Donkey Kong 64“ erstmals ein richtiges, eigenes Spiel aus dem Affenuniversum gespielt habe. Dass die Abenteuer um die umfangreiche Primatenfamilie aber natürlich noch sehr viel älter sind, habe ich dabei nicht vergessen und somit über die Jahre vieles nachgeholt. Neben dem Zelda- und Mario – Franchise gehört Donkey Kong seit den Urtagen von Nintendo zu deren erfolgreichsten Zugpferden, welches sich seit dem Abenteuer auf dem Nintendo 64 wieder verstärkt seinem ursprünglichen Genre zugewandt hat: Dem Plattformer. „Tropical Freeze“ ist dabei allerdings schon vier Jahre alt und hat erst jetzt seinen Weg von der WiiU auf die Switch gefunden. Natürlich in verbesserter Form. Hat sich die lange Wartezeit gelohnt?
Wenig Story, aber viel Fingerspitzengefühl
Die Abenteuer von Donkey Kong und Co. waren noch nie erzählerische Meisterwerke, was den anhaltend hervorragenden Kritiken und Verkaufszahlen aber nie sonderlich geschadet hat, überzeugt die Reihe doch hauptsächlich durch forderndes, aber dabei stets faires und unterhaltsames Gameplay. Und genau das bekommt man auch hier geboten. Abermals erfüllt die Hintergrundgeschichte wieder mehr Alibifunktion und weniger den Zweck eines zentralen Spielbausteins: Eine Bande von Eispiraten, die sich selbst „Viehkinger“ nennt, hat die Tropeninsel der Kong – Familie in Beschlag genommen und das grüne Paradies in einen Kältetempel verwandelt. Das lässt sich die Affenbande natürlich nicht gefallen und macht sich über sechs abwechslungsreiche Welten führend auf den Weg, die Piraten wieder zu vertreiben.
Ob unter Wasser, im klassischen Dschungelszenario, über luftige Gebirgsketten und Co., spielerisch wird eine ganze Menge geboten, denn jede Welt bietet ganz unterschiedliche Herausforderungen, die vom altbekannten Ritt auf Nashorn Rambi bis zur Sprengfasshatz und der Schienenfahrt reichen. Dazwischen wird natürlich gehüpft, geprügelt und vor allem…gestorben. Dass all diese Mechaniken trotz der bereits zigfachen Wiederverwertung immer noch so unglaublich viel Spaß machen und einfach zeitlos frisch wirken, liegt neben den liebevoll und dabei auch sehr abwechslungsreich gestalteten Welten auch daran, dass das jeweilige Zusammenspiel der Kongs, die allesamt über eigene Stärken und Schwächen verfügen, nahezu stets perfekt funktioniert. Während Donkey Kong in seinen Bewegungsfähigkeiten hinter den kleineren, agileren Familienmitglieder zurückstecken muss, kann er dafür kräftig austeilen, was ihm im Kampf gegen die Viehkinger natürlich einige Vorteile verschafft, zumal am Ende einer Welt auch immer ein Bosskampf wartet. Es sind Diddy, Dixie und Opa Cranky, deren Fähigkeiten es dem bekannten Primaten erst ermöglichen, mithilfe von Pogo – Sprüngen, Haarpropeller und Co. wahlweise weite Abgründe zu überqueren, höher gelegene Orte zu erreichen oder sogar kurzzeitig durch die Lüfte zu fliegen.
Da in jeder Welt zudem zahlreiche Geheimnisse versteckt sind, welche neben Konzeptgrafiken und anderen Kleinigkeiten aber auch ganz neue Herausforderungen freischalten, lohnt sich das mehrmalige Durchspielen einer jeden Welt absolut. So wird hier neben dem Hauptspiel eine derartige Fülle an freischaltbaren Zusatzinhalten geboten, die nicht nur den Gesamtumfang deutlich steigern, sondern zudem auch allesamt kostenlos sind – in der heutigen Zeit längst nicht mehr selbstverständlich.
Zu leicht dank Funky Kong?
Dessen Fähigkeiten sind allerdings sowohl zu Lande, zu Wasser als auch in der Luft derartig übermächtig ausgefallen, dass er das gesamte Spielprinzip ad absurdum führt und so trotz der Tatsache, dass er das Abenteuer ganz alleine bestreiten muss, mithilfe seines Surfbretts und anderer Talente nahezu mühelos durch die Welten rast! Zumal Tropical Freeze gemessen an anderen Ablegern des Franchises durch seine mehr als großzügige Ausschüttung von Bananen und Münzen ohnehin noch recht zugänglich ausgefallen ist und dafür sorgt, dass dem Spieler in Cranky Kong´s Shop nie die nötige Währung für Power Up´s und andere nützliche Dinge ausgeht, was für Serienveteranen wahrscheinlich auch schon zu viel des Guten darstellt. Die sollten dann auch tunlichst die Finger von dem zusätzlich verfügbaren einfachen Modus lassen, welcher Funky Kong nicht nur Donkey Kong zur Seite stellt, sondern diesen auch noch mehr Energie bietet. Noch einfacher geht´s dann wirklich nicht mehr.
Die Switch – Version bietet sämtliche Vorzüge und Inhalte der WiiU – Fassung, fügt dieser aber einiges an Verbesserungen und Erweiterungen hinzu. Der lokale Ko-Op-Modus für zwei Spieler ist natürlich auch hier an Bord und bietet weiterhin den Vorteil, dass der Partner zu jedem Zeitpunkt ins Spielgeschehen einsteigen (oder es wieder verlassen) kann. Auf der Switch ist dafür aber nicht zwingend ein zweites Pad nötig, da pro Spieler bereits eines der beiden Joy-Con´s ausreicht, um die Figur in vollem Umfang durch die Welten steuern zu können. Ratsam ist das dennoch nicht, da das Spielgeschehen so besonders in heiklen Situationen derart hektisch ausfallen kann, dass eine angemessen präzise Bedienung zwar nicht unmöglich, aber doch extrem schwierig ist.
Technisch bietet die Neuauflage kaum einen Mehrwert zur vier Jahre alten WiiU – Version, entsprechend darf man hier auch kein Grafikfeuerwerk erwarten. Die extrem liebevoll designten, detailverliebten Welten überzeugen aber auch heute noch und sorgen für eine tolle Atmosphäre. Größter Pluspunkt ist hier, dass die Ladezeiten wesentlich (!) schneller ablaufen als bei der Originalversion. Für wen das aber als Besitzer dieser Version kein Argument ist, um auf die mit 55€ als Vollpreistitel deklarierte Switch – Version aufzurüsten, kann tatsächlich getrost auf das Upgrade verzichten, außer natürlich, man möchte unbedingt mit Funky Kong zocken. Denn damals wie heute präsentiert sich der Titel zu jedem Zeitpunkt mit flüssiger, geschmeidiger Bildrate und einem unvergesslichen Soundtrack, der für beste Unterhaltung des Gehörganges sorgt. Und ob Serienveteranen tatsächlich gewillt sind, nach vier Jahren nochmal so viel Geld auf den Tisch zu legen, nur um dafür eine immense Vereinfachung des Gameplays zu erwerben, sollte dem Grundgedanken der Fans hinter der Liebe zum Franchise drastisch widersprechen.
Fazit und Wertung
„Auch vier Jahre nach Erscheinen des Originals kann die Neuauflage von ´Donkey Kong Country: Tropical Freeze´ auf der Switch ebenso begeistern wie seinerzeit auf der WiiU. Dank zahlreicher Modi und der motivierenden Jagd nach Sammelgegenständen und Verstecken aller Art unterhält das Spiel dabei auch nach dem Absolvieren der Hauptgeschichte über viele Stunden. Mit dem neuen Charakter Funky Kong wird auch für Serienneulinge eine einsteigerfreundliche Möglichkeit geboten, den wunderbar zeitlos inszenierten Plattformer zu genießen, ohne dabei zu sehr ins Schwitzen zu geraten. In dem Genre gibt es momentan ohnehin wenig Besseres. Für Besitzer der WiiU – Version wird allerdings zu wenig Neues geboten, als dass sich der Umstieg auf die mit 55€ viel zu teure Switch – Version lohnen würde. Alle anderen sollten sich das Spiel aber definitiv ins Regal stellen. Bis zum Remaster von Dark Souls gibt es auf der Switch nichts fordernderes.“
Mikrotransaktionen/Pay-2-Win: Donkey Kong Country: Tropical Freeze enthält weder Mikrotransaktionen noch fragwürdige Pay-2-Win – oder Lootbox – Mechaniken. Eine Abwertung gibt es daher diesbezüglich nicht.
PRO:
+ Zeitloser Grafikcharme, der das Spiel auch nach vier Jahren noch auszeichnet
+ Im Vergleich zum Original deutlich kürzere Ladezeiten
+ Funky Kong als ideale Einsteigerhilfe
+ Toller Gesamtumfang
+ Nahezu perfekte Balance zwischen Anspruch und Fairness
+ Sowohl alleine als auch im Ko-Op extrem unterhaltsames Gameplay
+ Fantastischer Soundtrack
+ Extrem viel zu entdecken
CONTRA:
– Technisch wäre mehr drin gewesen
– Dünne Story, die lediglich Alibicharakter hat
– Übermächtiger Funky Kong führt Spielprinzip im Grunde ad absurdum
– Für ein Upgrade vom Original wird zu wenig Neues geboten
– Hoher Preis für ein vier Jahre altes Spiel
GESAMTWERTUNG: 88%
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