Getestet und verfasst von General M
Die glorreichen Zeiten des Rallysports reichen in Sachen Spieleumsetzungen weit zurück bis an die Anfänge der modernen Spielekonsolen. Bereits auf der PSOne tummelten sich Rennsportfans um den kleinen Fernseher, um in Colin McRae – Rally und Co. Dampf auf den Pisten abzulassen. Dass es sich da im Gegensatz zu manchem Arcade – Racer aber stets um eine knallharte Simulation handelte, mag viele Gelegenheitsspieler abgeschreckt haben. Aber gerade der spielerische Anspruch hat auch stets ein Publikum gefunden, die Reihe blieb bis heute ein Erfolg. Nun wandelt Mister McRae schon lange nicht mehr unter den Lebenden, die Reihe dagegen lebt unter dem Namen DiRT fort und hat sogar schon einen Arcade – Ableger hervorgebracht. Mit Teil 4 will sich Ur-Entwickler Codemasters jetzt nicht nur an Profis, sondern auch an Einsteiger wenden. Ob dieser Spagat gelingt, zeigt unser Test.
Tatsächlich lautet die Antwort auf die oben angebrachte Frage gleich zu Beginn: Ja! DiRT 4 eignet sich für Veteranen und Gelegenheitsfahrer gleichermaßen. Basierend auf einer grundlegenden Auswahl zum Spielstart lässt sich das Spiel auf zweierlei Weise spielen: Der “Gamer” – Modus richtet sich dabei an Anfänger, die lieber etwas weniger Realismus wünschen, dafür aber auch ein geringeres Maß an Frustration. Die Bodentraktion ist insgesamt stabiler, die Steuerung verzeiht Fehler und auch das Wetter beeinflusst die Fahrweise weniger. Dagegen eignet sich der “Simulations” – Modus hervorragend für langjährige Fans und Veteranen, die sämtlichen Einflüssen und Details mutig entgegentreten möchten. Natürlich kann man sich das Balancing aber auch ganz nach Belieben selbst zusammenstellen und so die für sich perfekte Schwierigkeit erschaffen.
Im Sim – Modus kann das Fahren auf Schnee schnell zur Belastungsprobe werden.
Dafür gibt es zahlreiche Feineinstellungen und wirklich jeder sollte in der Lage sein, sicher über die Piste zu düsen. Unabhängig davon kann man natürlich auch die Herausforderungen der Karriere nach Wunsch anpassen, wobei hohe Schwierigkeiten stets einen Bonus auf Wertung und Credits bringen. Mit letzteren lassen sich neue Fahrzeuge erwerben, außerdem muss im Karriere – Modus unter anderem ja auch die Crew bezahlt werden.
From Zero to Hero…aber in Gut!
Die Karriere an sich, das Herzstück des Spiels, ist wunderbar strukturiert und motiviert. Wie gehabt begibt man sich als Neuling der Szene durch diverse Turniere und versucht, sich mit den dafür vorgesehenen Wagen Credits und neue Lizenzen zu verdienen. Allerdings ist das typische Setting um den Neuling, der sich an die Spitze fährt, ja nun besonders im Racing – Genre nichts Neues. Dafür wird der Weg nach oben aber toll inszeniert, wirkt wohl strukturiert und bietet alleine schon aufgrund der vielen unterschiedlichen Streckenvarianten und Fahrzeugklassen immer wieder ein frisches Fahrgefühl. Besonders, da abseits der Karriere die Möglichkeit besteht, sich vom Spiel immer wieder neue Strecken per Zufallsgenerator erstellen zu lassen, was auf dem Papier für eine schier unendliche Möglichkeit an Kombinationen sorgt. Ein grundlegend gutes System, an welchem allerdings viele Spiele gescheitert sind. Nicht aber DiRT 4. Tatsächlich gelingt es, immer wieder Nuancen einzubauen, die im Rahmen eines absolut flüssigen und stimmigen Settings für viel Abwechslung sorgen. So motiviert das Spiel auch nach Abschluss der Karriere noch über viele, viele Stunden. Zumal man sich so nicht auf bereits bekannte Aspekte einer Strecke verlassen kann, sondern umso mehr auf die Anweisungen des Beifahrers angewiesen ist, der hier seine Rückkehr feiert. Löblich: Der World Championship Rallye – Cross – Modus aus DiRT Rally ist auch wieder mit an Bord.
Die Fahrzeugmodelle und Strecken können sich wirklich sehen lassen. Mankos gibt es kaum.
Wer vom gewohnten Rally – Geschehen mal die Schnauze voll hat, kann sich im Landrush – Modus austoben. Hier steigt man hinter das Steuer von Geländewagen und Co. und liefert sich gegen die K.I. oder im Multiplayer heiße Gefechte auf sandigen Parkours. Hier liegt insgesamt aber auch der größte Schwachpunkt des Spiels (neben der sehr hölzernden Deutschen Narration), da sich der Modus eher wie eine nette Dreingabe anfühlt und aufgrund seiner nur geringen Abwechslung schnell die Luft verliert. Ferner leiden die Konsolenfassungen, welche sonst zumeist (mit kleinen, kaum spürbaren Ausnahmen) auf stabilem 60 Frame – Niveau befinden, gerade hier unter teilweise stark spürbaren Framedrops und Tearing, die das Fahrgefühl deutlich schmälern. Die PC – Version dagegen bietet konstant saubere Bildraten, entsprechende Hardware vorausgesetzt sogar in kristallklarer 4K – Auflösung.
Natürlich kann man auch gegenüber dem Gameplay nichts weiter als Lob aussprechen, hier zeigt sich die jahrelange Erfahrung der Macher mit ihrem Baby, welches neben eingängiger Bedienung (etwas abseits die eher hakelige Steuerung mit Tastatur) gerade auf Gamepads und den zahlreichen unterstützten Lenkrädern auch in Sachen Umfang glänzen kann. Der Fahrzeugpark ist geräumig, bietet wichtige Fahrzeuge aus vielen Jahrzehnten des Sports und jedes Fahrzeug fährt sich angenehm unterschiedlich.
Unter der Haube
Technisch kann sich das Spiel durchaus sehen lassen. Die Fahrzeugmodelle sind detailliert, die Strecken hübsch und lebendig, auch das dynamische Wetter kommt prima zur Geltung. Wenn der Staub durch die Gegend wirbelt, die Karosserie verdreckt und von Beulen übersät im Ziel ankommt, weiß das alles schon zu gefallen. Hier machen auch die Konsolenfassungen einen guten Job, die wie bereits erwähnt abseits vom Landrush stabile Performance bieten. Auch die Innenansichten der Boliden sind realitätsgetreu umgesetzt, lediglich die Vegetation wirkt manchmal etwas klobig, besonders Gräser und Sträucher wirken recht, Achtung Anspielung, angestaubt.
Der Landrush ist allenfalls nette Dreingabe. Hier brechen die Konsolen leider auch gerne ein.
Die Vertonung dagegen ist gelungen und geht locker-flockig ins Ohr. Lizensierte Musik gibt es nicht, aber der Soundtrack ist dennoch hörenwert und untermalt das Geschehen subtil, aber stimmig. Lediglich die Stimme des Beifahrers sowie des Narrator, das habe ich ebenfalls bereits erwähnt, nervt schnell. Sie klingt hälzern, unmotiviert und abgehackt. Da macht der englische Buddy seinen Job um Welten besser.
Fazit und Wertung
“Heidewitzka! Codemasters hat es wirklich geschafft und mit DiRT 4 die aktuelle Referenz in Sachen Rally – Sport abgeliefert. In Sachen Umfang und Karriere weiß das Spiel zu begeistern, der Fuhrpark ist umfangreich und die Anpassungsmöglichkeiten grandios. Das hervorragende Balancing in Sachen Spielbarkeit wird nur noch vom grandiosen Zufallsgenerator getoppt, der immer wieder neue Strecken erschafft, die allesamt überzeugen können. Online und Offline gibt es jede Menge zu tun, man wird lange und motiviert am Bildschirm festgehalten. In Sachen Technik gibt es auch kaum etwas zu meckern, lediglich die Konsolenfassungen brechen beim Landrush gerne mal spürbar ein. Da der Modus aber eh nicht sonderlich viel Langzeitmotivation bietet, kann man darüber beinahe hinwegsehen. Definitiv eine Empfehlung wert, auch für alljene, die den Sport sonst nur an der Glotze verfolgen.”
PRO:
+ Umfangreiche, motivierende Karriere
+ Grandioser Zufallsgenerator
+ Toll ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
+ Für Anfänger und Profis gleichermaßen geeignet
+ Gute Tutorials sorgen für eine angenehme Lernkurve
+ Spaßige Online – Rennen und plattformübergreifende Ranglisten
+ Gelungener Umfang
+ Viele Feinjustierungen möglich
+ Detaillierte Fahrzeuge
+ Die Rückkehr des Beifahrers
+ Gute, zugängliche Bedienung (Gamepad, Lenkrad)
+ Sauberes Gameplay
+ Flüssige Bildrate (PC)
+ Angenehm kurze Ladezeiten
+ Kein Pay 2 Win
CONTRA:
– Karriere erzählt wieder mal die übliche Beginner – Story
– Nervige Deutsche Beifahrer – Stimme
– Hakelige Steuerung (Tastatur)
– Landrush verliert schnell an Motivation
– Konsolen brechen im Landrush teilweise spürbar ein
GESAMTWERTUNG: 89%
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