Getestet und verfasst von General M
Und jetzt, ganze zehn Jahre später, wurde Teil von Liste B auf Liste A umgetragen. Das bedeutet, er darf zwar nachwievor nicht öffentlich beworben oder verkauft werden (da er immer noch keine Freigabe besitzt, welche dafür Voraussetzung ist), aber auf Nachfrage wird der ein oder andere Händler sicher gerne mal unter seinen Tisch schauen. Die Teile 2, Off the Record und 3 sind allerdings immer noch beschlagnahmt. So haben wir hierzulande auch nicht viel von den Neuveröffentlichungen der Teile 1 und 2, wobei ersterer erstmals in überarbeiteter Form für PC und PlayStation 4 verfügbar ist und letzterer erstmals in ebenfalls überarbeiteter Form für PlayStation 4 erschienen ist. Aber es gibt auch gute Nachrichten, denn die Steam – Versionen aller Teile sind nicht mit Geolock versehen, können also auch in Deutschland problemlos aktiviert und gespielt werden. Auf der PlayStation funktionieren die beiden Erstlinge in Form von physischen Datenträgern ebenfalls einwandfrei.
Jetzt aber Butter bei die Zombies: Wie hält sich der erste Teil nach zehn Jahren? Taugt das Remaster? Finden wir’s raus und sägen ein paar Zombies entzwei!
Mein Name ist West. Frank West.
Alles begann in einem geräumigen Einkaufszentrum im fiktiven Willamette, Colorado. Reporter-Rauhbein Frank West ist ein karrieristischer Egomane, wie er im Buche steht. Nichts interessiert ihn, außer der einen Story, die ihn zur Berühmtheit machen wird. In Willamette scheint der Freiberuflicher schnell fündig zu werden – dort ist nämlich eine geheimnisvolle Epidemie ausgebrochen, welche sämtliche Bewohner (und das sind immerhin etwas mehr als 53.000) in Zombies verwandelt hat. West verbarrikadiert sich mit einigen wenigen Überlebenden zwischen Spielzeugläden und Buchhandlungen. Ihm verbleiben 72 Stunden Zeit, das Rätsel der Ursache aufzuklären, möglichst viele Überlebende zu retten und den Evakuierungshubschrauber zu erreichen.
Was sich wie die Geschichte eines klassisch-amerikanischen Horrorfilms von George Romero liest, stammt aber in Wirklichkeit aus Japan. Das merkt man schon an der stellenweise komplizierten Handlung und den eigenartigen Charakteren. Zu letzten zählen auch eine Handvoll Psychopathen, die durch die Ereignisse der Epidemie in den Wahnsinn getrieben wurden oder im Rahmen allgemeiner Anarchie entschließen, mal richtig die Sau rauszulassen. Diese Psychopathen dienen als Bossgegner des Spiels und sind nicht nur extrem zäh, sondern richten auch eine Menge Schaden an. Die richtigen Waffen und genug Nahrungsmittel zur Heilung sind Pflicht, wenn man gegen die knallharten Feinde bestehen will.
Unterwegs mit dem Wrestling-Oger
Da das gesamte Einkaufszentrum nahezu von Zombies überrannt wurde, ist Einfallsreichtum gefragt. Hier funktioniert das Sandkastensystem des Spiels auch zehn Jahre nach Release noch hervorragend. Wenngleich man die Möglichkeit des Nachfolgers vermisst, Gegenstände zu schlagkräftigen Waffen kombinieren zu können, wird einem dank der zahlreichen Geschäfte neben völlig ausgeflippten (aber rein kosmetischen) Kleidungsstücken von dem Kleiderbügel bis zur Kettensäge ein schlagkräftiges Arsenal geboten, mit dem man sich durch die Horden der Zombies metzeln kann. Rasenmäher, Schwerter und und und…es würde ewig dauern, alles aufzuzählen. Der Spaß ist aber begrenzt, denn die allermeisten Waffen leiden unter einem sehr massiven Verschleiß. Es ist also eine gute Idee, ständig möglichst viele Waffen mit sich zu führen. Damit das überhaupt geht, muss man Frank jedoch kräftig aufleveln. Das geht zum einen durch das Töten von Zombies, die wirklichen dicken “PP – Points” bringen aber gut geschossene Fotos von brutalen bis erotischen Momenten oder besonderen Momenten, das Retten von Überlebenden und das Erledigen von Psychopathen. Je nach Level wird dann Gesundheit, Inventar, Lauftempo und so weiter erhöht, auch viele neue Moves kann Frank lernen. Dass er sich grundsätzlich wie ein verkrüppelter Oger bewegt und dabei verflucht lächerlich aussieht, muss man akzeptieren.
Deutlich weniger akzeptabel ist das bis heute strunzdoofe Verhalten der Überlebenden, die von einer Gruppe Gegner in die nächste Laufen und dabei schneller den Löffel abgeben, als einem lieb ist. Fakt ist nämlich, tot ist tot. Manche humpeln und müssen gestützt oder getragen werden, andere scheinen besonders anfällig für Gegner zu sein…und wenn dann zwei Überlebende ihre Zeit damit verbringen, trotz genug freier Fläche kontinuierlich gegeneinander zu stoßen und nicht vom Fleck zu kommen, sorgt das für eine Menge zusätzlicher Frustration im ohnehin schon sehr anspruchsvollen Gameplay. Hier hätte man sicherlich die ein oder andere Verbesserung vornehmen können. Stattdessen wurde das Spiel inhaltlich 1 zu 1 portiert.
Der Lack ist ab
Zugegeben, die Portierung an sich ist auf beiden Systemen gelungen. Saubere 60 Frames, kaum spürbare Ladezeiten – so sollte es sein. Allerdings sieht man dem Spiel jederzeit sein Alter an. Gerade auf den hohen Auflösungen der neuen Systeme wirken die Texturen detailarm und stellenweise matschig. Die hier abgebildeten Screenshots stammen übrigens direkt aus meiner in 4K laufenden PC – Version mit maximalen Details und 2x MSAA. Hier wird umso deutlicher, dass Dead Rising optisch die besten Tage längst hinter sich hat. Dennoch macht der Titel auch heute noch viel Spaß, da sich das Spielprinzip immer noch frisch anfühlt. Die hervorragenden englischen Sprecher verleihen den Charakteren das nötige Flair und auch die Vertonung ist atmosphärisch passend zum Setting einer traditionellen U.S. – Mall.
Viel mehr als höhere Auflösungen und bessere Framerate kann man neben dem Gamepad – Support und den Achievements leider nicht erwarten. Wem das nicht genug ist, sollte sich den Kauf gut überlegen: Knapp 40€ werden für die Importfassung auf Konsole fällig, im Deutschen Steam-Store ist der Titel gar nicht zu erhalten, auf gewohnten Umwegen werden hier aber nur 20€ fällig – letzteres ist ein eher angemessener Preis für das Gebotene.
Fazit und Wertung
“Ja, Dead Rising macht auch heute noch Spaß. Ob sich das Remaster aber wirklich lohnt, bleibt als großes Fragezeichen im Raum stehen. Sehr viel mehr als die Auflösung nach oben zu schrauben und die Bildrate zu verbessern, hat man nämlich nicht getan. Kenner des Originals werden nichts Neues finden. Und neue Spieler werden vom hohen Schwierigkeitsgrad womöglich abgeschreckt sein. Wenn nicht, bietet Dead Rising auch zehn Jahre nach seiner Erstveröffentlichung auf PC und Konsole ein anspruchsvolles, extrem brutales Vergnügen, welches jedoch technisch bereits einigen Rost angesetzt hat.”
PRO:
+ Umfangreicher Spielplatz
+ Spaßiges Gameplay
+ Zeitdruck als zentrales Element
+ Genial-bekloppte Psychopathen
+ Anspruchsvolles Gameplay
+ Zig Waffen und Items
+ Photo Opportunities
+ Viel zu entdecken
+ Flüssige Bildrate
+ Nativer Gamepad – Support
+ Achievements
CONTRA:
– Bietet nichts Neues im Vergleich zum Original
– Unangemessen hoher Preis (PS4)
– Begleiter – K.I. sorgt für viele Frustmomente
– Stellenweise extrem schwer
– Waffen nutzen sich teilweise zu schnell ab
– Nur manuelles Speichern
– Frank bewegt sich wie ein buckeliger Höhlenoger
GESAMTWERTUNG: 78%