Spül mir das Lied vom Kot
Zum Glück können sich die drei Freunde durch den Zeitfluss in der Toilette eine Vielzahl von Gegenständen schicken, die sie bei der Lösung zahlreicher Aufgaben unterstützt. So benötigt Hoagie beispielsweise dringend Essig, kann aber gerade mal eine Flasche Wein auftreiben. Die gibt er Gründervater Thomas Jefferson, für seine Zeitkapsel, welche er dann im Garten vergräbt. Laverne kann dann in der Zukunft den zu Essig gewordenen Wein bergen und ihn dann zu Hoagie in die Vergangenheit spülen. An anderer Stelle An anderer Stelle können wir einen an Benjamin Franklin gerichteten Brief an einen erfolglosen Vertreter in der Gegenwart weiterreichen, worauf dieser dann aus seiner Lethargie erwacht und das Zimmer frei macht.
Diese Form der Rätsel gehören zum Grundprinzip des Spiels und funktionieren noch heute fabelhaft. Und machen nebenbei unglaublich viel Spaß. Typisch für die Klassiker von Tim Schafer ist natürlich auch der grandiose, skurrile Humor. Da wird mit der Hilfe von etwas Tipp-Ex aus einer Katze schnell mal ein Stinktier und ein tiefgefrorener Hamster zum heimlichen Helden des Spiels. Es ist ein genialer, zeitloser Humor, der auch in den vielen Dialogen mit den zahlreichen, verrückten Charakteren immer wieder Spaß macht. Auch dahingehend ist also alles beim Alten geblieben.
Liebevoll restauriert
Als großer Fan, welcher das Spiel in seiner Urfassung unzählige Male beendet hat, fand ich mich natürlich sofort wieder prächtig zurecht und war mit Dankbarkeit und Freude erfüllt, dass das Spiel wie seine Vorgänger Grim Fandango und Monkey Island die Möglichkeit bietet, per Tastendruck jeder in den klassischen Grafikmodus wechseln
zu können. Das ist nicht nur Nostalgie pur, sondern zeigt im direkten Vergleich auch, mit wie viel Hingabe Tim Schafer und sein Team das Spiel aufbereitet haben. Der unverwechselbare Grafikcharme von DOTT bleibt auch im Remaster jederzeit erhalten, auch an den Rätseln und Dialogen hat man nicht herumgepfuscht. Letzteres bietet jedoch nicht immer nur Vorteile. Gerade bei der Deutschen Fassung hat man sich nicht die Mühe gemacht, die Rechtschreibform von vor 20 Jahren zu überarbeiten. Das stört zwar nicht übermäßig, wird aber wahrscheinlich jedem Deutschlehrer einige Kopfschmerzen bereiten. Dafür hat man jederzeit die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Sprachfassungen zu wählen, wo ebenfalls die alte (aber gut gemachte) Synchronisation der später in den 90er Jahren erschienenden CD – Version anwählbar ist. Oder man entscheidet sich für Deutsche Sprache und Englische Texte. Oder umgekehrt. Einen hörbaren Unterschied gibt es besonders bei der musikalischen Untermalung, welche ebenfalls remastered wurde und heute besser als je zuvor klingt. Trotzdem muss man natürlich auch zugeben, dass die Qualität der Deutschen Sprachfassung nicht an aktuelle Titel wie beispielsweise die toll vertonte Deponia – Reihe von Daedalic heranreicht. Außerdem habe ich beim Test auf dem PC in der Deutschen Fassung oft ein störendes Knacksen und Rauschen festgestellt. Da wird hoffentlich nochmal nachgebessert.
Das Spiel lässt einem die Möglichkeit, zahlreiche individuelle Einstellungen vorzunehmen, unter anderem auch bei der Bedienung, die so oder so ausgezeichnet von der Hand geht, egal ob mit Maus oder mit Gamepad. Wer die alten Titel von LucasGames kennt, weiß sicher um das Blocksystem, bestehend aus Inventar und einigen Steuerungsmöglichkeiten wie „Nimm“, „Benutze“, „Ziehe“, „Rede“ etc. Zwar wurde die Steuerung für das Remaster etwas vereinfacht und ist jetzt über ein kleines Menü auf dem Bildschirm jederzeit aufrufbar, wer aber zum Remaster lieber das alte System wünscht, kann auch das entsprechend konfigurieren. Klasse!
Übrigens bietet das Spiel auch einen angemessenen Umfang. Neulinge werden gute 7-9 Stunden mit dem Klassiker beschäftigt sein. Erfahrene Spieler, die sowieso alles überspringen und jeden Klick mit geschlossenen Augen tätigen können, werden wahrscheinlich bereits nach zwei Stunden den Abspann sehen. Aber dann entgeht einem auch eine ganze Menge. Also, ob Neuling oder nicht: Geduldig sein, zuhören, lachen! Für all das ist der Preis von etwas mehr als 10€ mehr als nur angemessen. Dafür bekommt man wie beim Original auch noch den Ur – Vorgänger Maniac Mansion gratis dazu!
Fazit und Wertung
„Meine Güte, ist das toll, wieder ein Stück Kindheit erleben zu dürfen. Day of the Tentacle hat über 20 Jahre nichts von seinem Charme, Witz und Anspruch verloren. Es macht einfach einen Heidenspaß, mit den drei unterschiedlichen Helden durch die Zeit zu reisen und dabei allerlei Grund zum Lachen zu kriegen. Die liebevolle Restaurierung bleibt dem Original jederzeit treu und beweist, dass weniger auch manchmal mehr sein kann. Die Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten und die rundum gelungene Bedienung runden die Neuauflage perfekt ab und machen DOTT im Jahr 2016 zu einem der besten Adventures auf dem PC und DEM besten Adventure auf der PlayStation 4!“
PRO:
+ Skurille Charaktere und Geschichte
+ Bleibt dem Original treu
+ Einzigartiger Humor
+ Zeitloses Spielprinzip
+ Liebevoll überarbeitete Grafik
+ Ordentliche Spieldauer
+ Viele Individualisierungseinstellungen
+ Audiokommentar der Entwickler
+ Achievements und Storyboards freischaltbar
+ Ausgezeichnete Bedienung
+ Budget – Preis
CONTRA:
– Deutsche Tonspur schwankt in Sachen Tonqualität
– Alte Rechtschreibung wurde nicht aktualisiert
GESAMTWERTUNG: 93%