Getestet und verfasst von General M
Ab sofort erhältlich für PC, PlayStation 4 und XBOX One
Jeder nur ein Kreuz
Der erste Schritt in der Welt von ´Conan Exiles´ besteht erwartungsgemäß im Erschaffen des eigenen Charakters. Nicht nur stehen diverse Völker zur Auswahl, die allesamt über eigene Resistenzen, Kampfspezialisierungen und Co. verfügen, auch kann man dem Avatar eine von mehreren Religionen zuweisen. Je nach gewähltem Glauben darf man sich später über den zugehörigen Altar weitere, mächtige Boni abholen. Der Editor bietet dabei eine Vielzahl von optischen Anpassungsmöglichkeiten, so dass kein Charakter wirklich dem anderen gleicht, sofern man denn etwas Zeit in dessen Erschaffung investieren mag. Bei weiblichen Charakteren kann man sogar die Brustgröße justieren, was je nach Wunsch in übergroßen Melonen resultieren kann. Nacktheit ist ohnehin sehr präsent im Spiel. Anders als beispielsweise in ´World of Warcraft´ wird hier wirklich alles gezeigt und in der Bewegung sogar physikalisch korrekt berechnet. Bei Frauen ebenso wie bei Männern. Wer solch explizite Darstellungen nicht sehen möchte, kann dank eines dreistufigen Reglers jederzeit bestimmen, wie viel Nacktheit er zu sehen bekommt. Ganz egal, für welches Aussehen und welchen Glauben man sich auch entscheiden mag, am Ende landet jeder Charakter aufgrund diverser, zufällig bestimmter (und teilweise recht amüsanter) Vergehen am Kreuz, mitten in der Wüste.
Natürlich gehen all diese Gegenstände mit der Zeit kaputt und müssen vor dem nächsten Einsatz repariert werden. Obwohl sich die Grundwerkzeuge von jedem Charakter mit wenig Aufwand wieder in Schuss bringen lassen, sollte man beim späteren Levelaufstieg ebenfalls über eine vielseitige Aufteilung der zahlreichen Berufszweige nachdenken, denn höherwertige Ausrüstung aller Art, darunter natürlich auch Waffen, erfordern erst entsprechende Skills und können auch nur dann repariert werden, wenn die passende Fertigkeit dazu erlernt wird. Während wir vier damit beschäftigt waren, uns mehr und mehr weiterzuentwickeln, konnten wir beobachten, wie zahlreiche andere Spieler sich rund um das Flussbett herum eigene Häuser aufbauten. Schnell entstand so eine kleine Siedlung. Ein faszinierender Anblick, besonders in tiefschwarzer Nacht, wenn nur Fackeln die Umgebung erhellen.
Die Herausforderung startet beim Beitritt
´Conan Exiles´ bietet fürwahr keinen einfachen Einstieg, sondern entpuppt sich schnell als knallharte Herausforderung, die ganz offensichtlich für mehrere Spieler im Rahmen eines Clans konzipiert worden ist. Während man im PvE andere Spieler weder attackieren noch deren Behausungen angreifen kann, ist man im PvP quasi Freiwild für jeden feindlich gesinnten Mitspieler, der einem in Punkto Ausrüstung und Behausung überlegen ist. Entsprechend häufig muss man darauf gefasst sein, angegriffen zu werden. Das verleiht dem Spielgeschehen eine zusätzliche, fordernde Komponente. Abseits von Mehrspielergeschehen wird aber auch ein kompletter Einzelspielermodus geboten, der allerdings sehr schlecht ausbalanciert ist, da man ganz allein extreme Mühe hat, in der rauen und unnachgiebigen Welt von ´Conan Exiles´ zu überleben. Andererseits kann man hier nach Belieben Tweaks und Mods zuschalten, welche das Geschehen komplett umkrempeln, teilweise aber auch sinnvoll erweitern. Da das anspruchsvolle Konzept so aber ad absurdum geführt wird, ist der Einzelspielermodus eher eine spaßige Nebenkomponente für experimentierfreudige Gelegenheitsentdecker, die sich für den wahren Kern des Survivals nicht so recht begeistern können oder wollen.
Allerdings haben Solisten auch einen entscheidenden Vorteil, denn im Gegensatz zu den Online – Spielern müssen sie sich nicht jedes Mal umständlich via Steam – Overlay in die stets völlig überfüllten 40 Spieler – Server – Warteschlangen einreihen. Die unübersichtlich gestaltete Serverlobby sorgt beim Wiederfinden des gewählten Servers für einigen Ärger. Noch wesentlich frustrierender ist jedoch die Tatsache, dass ´Conan Exiles´ einen wie viele andere Spiele nicht nach einer bestimmten Abwesenheitszeit vom Server wirft, was für Trolle natürlich ein gefundenes Fest darstellt. Da der Progress des Spielers aber eben nur auf dem gewählten Server gespeichert ist, kommt man um Wartezeiten und willkürliche Beitritte augenblicklich nicht herum. Und gerade erstere können je nach Tageszeit gut und gerne 30 Minuten oder mehr veranschlagen. Ein absolutes Unding. Zwar rüstet Entwickler Funcom nach dem überraschend großen Ansturm fleißig Server nach, an den gegenwärtigen Beitrittsproblemen und allgemein stark komplizierten Zugangsmechaniken ändert das aber nichts. So ist die größte Schwierigkeit momentan nicht das Spielgeschehen an sich, sondern tatsächlich der einfache Wunsch, diesem überhaupt beizutreten.
Aller Anfang ist schwer
Aber auch dann ist ´Conan Exiles´ ein überaus knackiges Spiel. Das liegt nicht ausschließlich an den anspruchsvollen Kämpfen und dem stetigen (aber fair balancierten) Verlangen nach Nahrung und Trinkwasser, sondern vor allem darin, einen gewissen Zugang zum Gameplay zu finden. Zwar gibt einem das Spiel einfache Orientierungshilfen an die Hand und belohnt deren Erfüllen (beispielsweise der ersten Kletterpartie) mit ordentlich Erfahrungspunkten, zu den essentiellen Mechaniken wie dem Crafting, Kämpfe und Jagen existieren aber keinerlei Tutorials. Ferner fehlen sämtliche Wegweiser, weshalb man im Worst Case womöglich gar nicht imstande ist, den Weg aus dem Wüstengebiet zu finden, in welchem man das Spiel beginnt und so gleich zu Anfang von einem Tod zum anderen hetzt. Dass der Weg einen unweigerlich von Süden nach Norden führt, ist zwar schnell ersichtlich, aber die Möglichkeiten dorthin zu gelangen sind derart zahlreich und entsprechend gefährlich, dass wenigstens minimale Hilfen wünschenswert gewesen wären.
Gleiches gilt für besonders starke Feinde, die als solche ebenso wenig gekennzeichnet werden wie die grundsätzliche Stufe der Gegner im Allgemeinen. So ist man gezwungen, sich wieder und wieder ins kalte Wasser zu stürzen und geht entweder siegreich aus der Schlacht hervor, oder wird mit zwei Treffern auf die Matte geschickt, was den Verlust des gesamten Inventars zur Folge hat, bis man sich an der zurückgelassenen Leiche erneut seinen Habseligkeiten bemächtigen kann. Und das sind nur wenige Unzulänglichkeiten, an denen das Spiel momentan kränkelt. Dazu im zweiten Teil mehr. Dann begeben wir uns in ein neues Gebiet, verbessern weiter unsere Ausrüstung und erkunden erste, kleine Dungeons. Denn trotz aller Ärgernisse: Nachdem wir die Mechaniken erstmal verinnerlicht hatten, entfaltete sich plötzlich eine Sogwirkung, die uns allesamt in ihren Bann zog.
Fortsetzung folgt….
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