Was soll ich sagen? Ich bin quasi mit Call of Duty aufgewachsen. Obwohl ich bei Erscheinen des ersten Teils eigentlich noch gar nicht alt genug dafür gewesen bin. Dann hat man Opa oder Papa solange überredet, bis sie einen schließlich zur Videothek begleitet haben. Die Faszination mag wohl auf meinen immerwährenden Hang zum Bombast zurückzuführen sein. Und diese Leidenschaft hat die Reihe seither immer voll und ganz bedient. Spektakuläre Inszenierung und epische Gefechte (mittlerweile meist auch unter der Mitwirkung von Hollywoodschauspielern umgesetzt) stehen zumeist einer kurzweiligen (und kurzen) Kampagne gegenüber, deren Geschichte meist oft zur Nebensächlichkeit verkommt. Wobei eine Mehrzahl der Spieler sich wohl hauptsächlich auf den spaßigen Multiplayer – Modus stürzt, der schon längst eine feste und wichtige Größe in der Welt des E-Sports ist. Von den Schlachtfeldern des zweiten Weltkriegs hat sich die Reihe dabei längst entfernt. Es folgte die Gegenwart, dann ein kurzer Abstecher nach Vietnam und seit einer Weile wendet man sich möglichen Formen der Zukunft zu, in der Konzerne und technischer Fortschritt die größte Bedrohung für die Menschheit darstellen. In diesem Jahr ist Entwickler Treyarch wieder an der Reihe und setzt seine Black Ops – Reihe mit Teil 3 fort. Schauen wir’s uns an!
Zukunftsvisionen
Wie man bereits die der zweite Teil von „Zurück in die Zukunft“ bewiesen hat, müssen Annahmen über die Zukunft nicht immer der Wirklichkeit entsprechen. Und das ist manchmal auch ganz gut so. Black Ops III spielt zur Mitte des 21. Jahrhunderts. Erstmals in der Reihe kann man sich dabei vor Spielstart entscheiden, ob man lieber mit Männlein oder Weiblein in die Schlacht ziehen möchte. Zwar ist die Auswahl an Personalisierungen stark begrenzt (man kann lediglich zwischen einer Handvoll festgelegter Gesichter wählen), dennoch hat das Feature den nützlichen Effekt, dass unser Charakter sichtbarer in Erscheinung tritt, anstatt aus ihm lediglich eine unsichtbare Marionette zu machen. Als Frischling an der Front lautet unser erster Auftrag, den ägyptischen Ministerpräsidenten aus der Hand von Terroristen zu retten. Das gelingt zwar ohne große Anstrengung, allerdings werden wir als Konsequenz von einem Roboter ziemlich übel verunstaltet. Roboter? Ja, richtig gehört. Eine weitere Neuerung der Reihe ist, dass sich unter die altbekannten menschlichen Gegner nicht nur Drohnen mischen, sondern auch sehr schlagkräftige mechanische Zweibeiner. Von dieser Erfahrung traumatisiert, verpasst man unserem Charakter einer guten Krankenversicherung sei Dank prompt ein neues Paar Arme und stattet ihn nebenbei sogleich noch mit einem sogenannten D.N.I. – Implantat aus. Zu letzterem später mehr. Wieder auf den Beinen, werden wir einer neuen Spezialeinheit zugeteilt, die ebenfalls über besagtes Implantat und einige Ersatzteile verfügt. Unser erster Job: Einen Terroranschlag aufklären. Die Black Ops – Reihe aus dem Hause Treyarch hat dabei stets zu den Teilen der Serie gehört, die mit einer gut durchdachten und spannenden Story aufwartet, anstatt einfach nur Gefecht an Gefecht aneinander zu reihen. Und das gelingt auch dieses Mal richtig gut. Zwar mag das Szenario nicht jedermanns Geschmack treffen und die ambitionierte Geschichte hier und da kleinere Lücken und Fragen aufwerfen, trotzdem hat mich die Story weitaus mehr begeistert als jene aus dem letzten Teil. Dabei wird schnell klar, dass die Reihe auch in Sachen inszenatorischer Qualität immer noch zum Maß aller Dinge gehört.
Peng! Bumm! Knall!
An allen Ecken kracht und knallt es, ein Feuergefecht folgt dem nächsten. Doch anstatt lediglich ein Magazin nach dem anderen in die Gegnerhorden zu jagen, ermöglicht uns unser neues Implantat eine ganze Reihe kleiner Finessen, wie zum Beispiel das Hacken von Drohnen, das Ausschalten von Robotern, oder das Entfesseln eines kleinen Schwarms äußerst schlecht gelaunter Nanobots, welche den Gegnern im wahrsten Sinne des Wortes Feuer unter dem Hintern machen. Die Level sind dabei recht abwechslungsreich gestaltet und laden dank Rangsystem, Waffenupgrades, Collectibles undzahlreicher optionaler Missionsziele sogar zum Wiederspielen ein. Dafür sorgen auch die Areale, die nun mehr Möglichkeiten bieten, das Vorankommen zu sichern.
Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden wäre es reiner Selbstmord, einfach ballernd frontal in die Gegner zu rennen, die nebenbei erwähnt relativ klug agieren und in so großer Zahl auftreten, dass „Run and Gun“ keinen Sinn hat. Dann doch lieber ein Angriff von oben, der Wallrun macht es möglich. An den Wänden entlang rennend lassen wir Blei vom Himmel regnen. Zum Glück sind unsere Verbündeten nicht einfach nur Beiwerk, sondern helfen gut mit. Dabei funktioniert die Steuerung sowohl mit Maus und Tastatur, als auch mit dem Gamepad an der Konsole gewohnt gut und präzise. Eine weitere Neuheit besteht in der Möglichkeit, die Kampagne erstmals online mit bis zu drei Mitspielern zu meistern. Die Gegner passen sich der Anzahl der Spieler an und reagieren entsprechend. Und das macht richtig Spaß, ist auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad sogar dringend empfohlen.
Umfangmonster
Gut, die Kampagne ist je nach Schwierigkeitsgrad nach 6-7 Stunden vorbei. Aber das war selten anders und mancher Teil kam weitaus kürzer daher. Aber wie bereits erwähnt ist die Kampagne ja nur ein Teil vom Kuchen. Der Multiplayer ist und bleibt der wohl wichtigste Bestandteil der Serie. Und hier wird wie gewohnt einiges geboten. Auf gut durchdachten Karten gilt es in zahlreichen Modi, die Spitze der Punkteliste zu erklimmen – und ebenso die Spitze der globalen Rankings. Das motiviert, macht Spaß und beschäftigt abseits der Kampagne mehrere Monate. Aber das ist noch nicht alles (Nein, wir sind hier nicht beim Teleshopping!): Auch die besonders mit der Black Ops – Reihe verwurzelten Zombies sind mit von der Partie.
Ob alleine oder gemeinsam behauptet mal sich in einer eigenen kleinen Kampagne gegen Horden von Untoten. Das Setting ist dabei sehr konträr zum restlichen Spiel. Statt Zukunft versetzt uns das Szenario in eine Art Mischung aus Film Noir und BioShock. Das sieht nicht nur gut aus, das macht auch richtig Spaß. Im Zombie – Modus begegnet man der Deutschen Stimme des Doktors aus Star Trek: Voyager ebenso wie „Fingerfood für Fäuse/Blockbuster auf Pro 7/Tychus Findlay“ – Mann. Die Stimmen der Kampagne dagegen machen ihre Arbeit zwar solide, kommen aber nicht gegen die englischen Sprecher an. Also, ob Multiplayer, Zombies oder Kampagne, Black Ops 3 stellt das wohl bisher umfangreichste Call of Duty aller Zeiten dar, welches manch anderes Spiel heutzutage nicht mal durch ein Dutzend kostenpflichtige DLC’s zu schaffen vermag. Dabei sind natürlich auch hier weitere Inhalte geplant, ein Season Pass kann erworben werden oder liegt den hochpreisigen Editionen bereits bei. In jeden Modus scheint viel Arbeit und Leidenschaft eingeflossen zu sein, was natürlich auch eine positive Wirkung auf den Spielspaß hat. Was all das angeht, definitiv lobenswert.
Technisches
Bis hierhin macht die Reihe also einiges richtig. Auf PC gleichermaßen wie der PlayStation 4. Letztere sorgt bei nativem 1080p jederzeit für flüssige 60 Frames in der Sekunde, was seit jeher auch Grundvoraussetzung der Marke gewesen ist. Black Ops III sieht stellenweise sehr hübsch und modern aus, keine Frage. Allerdings hat die Technik bereits einige Jahre auf dem Buckel, was man ihr trotz massiven Optimierungen auch ansieht. Die Charaktermodelle sehen größtenteils wunderbar aus, die prächtige Inszenierung und die brachiale Soundkulisse tragen positiv zum Geschehen bei. Aber nicht selten begegnet man matschigen oder niedrig aufgelösten Texturen sowie einigen unschönen Treppeneffekten. Auf dem PC sind Auflösungen bis 4K und viele Optionen für Feineinstellungen vorhanden, die aber auf höchsten Settings starke Hardware voraussetzen. Besonders eine potente Grafikkarte ist Pflicht. Der Enthusiast sollte wenigstens eine GeForce 770, einen kräftigen Vier-Kerner und mindestens 8 GB Arbeitsspeicher besitzen, um in höhere Gefilde vorstoßen zu können. Der grafische Unterschied hält sich aber in Grenzen. Alles ist etwas schärfer, knackiger und höher aufgelöst. Die PlayStation 4 – Version läuft dagegen momentan wesentlich sauberer als das PC – Pendant, was diesem auch massive (temporäre) Abzüge einbringt. Meldungen über Einbrüche bei der Framerate, massiven Startschwierigkeiten, einer viel zu hohen Auslastung des Grafikspeichers und der CPU häufen sich momentan zu tausenden in den entsprechenden Foren an. Zwar hat Entwickler Treyarch einen Hotfix veröffentlicht, dieser schafft jedoch nur bedingt Abhilfe. Bei meinem System mit 32GB Arbeitsspeicher, einer GeForce 980, Windows 10 und einem wassergekühlten i7 – Prozessor mit 4.5 GHz waren auch nach dem Hotfix immer noch Schwierigkeiten vorhanden. Da muss dringend nachgebessert werden. Von einer SSD profitiert das Spiel dagegen kaum, da die Ladezeiten allgemein allesamt erfreulich kurz ausfallen.
Fazit
„Black Ops III ist zweifelsohne ein gelungenes Spiel geworden und bringt mit seiner gut durchdachten Story, dem Ko-Op – Modus und der gewohnt bombastischen Inszenierung endlich wieder frischen Wind in das Shooter – Genre. Abseits der Kampagne sorgen Zombies und ein umfangreicher Multiplayer – Part für zahllose Stunden Spielspaß. Lediglich technisch muss nachgebessert werden. “
PRO
+ läuft zu jeder Zeit flüssig (PS4)
+ bombastische Inszenierung
+ abwechslungsreiche Szenarios mit typischen Serienmomenten
+ besitzt Wiederspielwert
+ enormer Umfang
+ interessante Geschichte
CONTRA
– viele technische Schwierigkeiten (PC)
– überzogene Hardware – Anforderungen (PC)
– deutsche Sprecherqualität schwankt
– allgemein nicht mehr zeitgemäße Technik
Gesamtwertung= 87% (PS4)
Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
©2015 Wrestling-Point.de/M-Reviews
Kontakt: GeneralM@Wrestling-Point.de