Der Film
Ein großer Fehler, denn im Dickicht hält sich eine ganze Gruppe weiterer der urtümlich anmutenden Leute versteckt, welche die Freunde unter Waffengewalt in ihre Siedlung tief in den Wäldern verschleppen. Dort lebt man bereits seit Zeiten der Kolonialkriege abgeschieden vom Rest der Welt, jedes Eindringen von außerhalb wird vom Anführer Venable drakonisch bestraft. Nachdem Adam in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und anschließend hingerichtet wird, soll der Rest der Gruppe den Rest ihrer Tage mit ausgebrannten Augenhöhlen in ewiger Finsternis verbringen. Doch Jen gelingt es, die Gemeinde von ihrem Nutzen zu überzeugen. Während sie und der im Umgang mit Landerschließung erfahrene Darius widerwillig ins Kollektiv eingegliedert werden, nimmt Jen´s Papa Scott (Matthew Modine, Full Metal Jacket) die Suche nach seiner verschwundenen Tochter auf und findet nach seinen Recherchen ebenfalls einen Weg ins Dorf. Aber will Jen überhaupt wieder zurück nach Hause?
Die Rezension
Zugegeben, allzu viel erwartet habe ich von Wrong Turn – The Foundation nicht. Was einst als spannender Horrortrip begann, wurde über die Jahre immer mehr zum billigen Splatterfest, welches selbst für beinharte Genrefans nichts Neues mehr zu bieten wusste. Umso überraschter war ich, dass sich das Reboot tatsächlich als solider Neustart entpuppt. Ein paar heftige Szenen gibt es zwar auch hier, alles in allem schlägt Regisseur Mike P. Nelson bei der Umsetzung aber im Vergleich zu den Vorgängern wesentlich zurückhaltendere Töne an und legt seinen Fokus eher auf die schauerlich-beklemmende Atmosphäre inmitten des sektenähnlichen Vereins und weniger auf explizites Fließbandgemetzel.
Dass die Neuauflage der Reihe komplett auf die ikonischen Menschenfresser der Originale verzichtet, dürfte höchstens treueste Anhänger des Franchises auf die Palme bringen. Mit der titelgebenden Foundation hat man zwar nicht ganz so einprägsame Antagonisten geschaffen, dafür hat mir Bill Sage als Oberfiesling gut gefallen. Sicher nicht ganz zufällig, dass man sich bei dem fanatischen Steinzeitgrüppchen immer wieder an erzkonservative Trumpisten erinnert fühlt. Man merkt außerdem, dass sich die Macher bemüht haben, eine halbwegs brauchbare Story zu erzählen, auch wenn man inhaltlich trotzdem nicht zu viel erwarten sollte. Gleiches gilt für den Großteil der Darsteller. Die unfreiwillig vom Pfad abgekommenen Trekker sind allesamt lächerlich attraktive Hipster, die sich ganz genau so verhalten, wie in jeden auch nur ansatzweise ähnlich gestrickten Genrevertreter: Überheblich, reich, leicht reizbar.
Hätte man den einzelnen Recken mehr Zeit eingeräumt, um diese Charakteristika noch etwas intensiver auszuleben, wäre deren jeweiliges Ableben sicher mit einer gewissen Schadenfreude verbunden gewesen. So aber nimmt man sämtliche Gräuel relativ uninteressiert hin, lediglich Charlotte Vega als Jen macht sowas wie eine nachvollziehbare Entwicklung durch, obwohl man sich auch hier spätestens zum Finale etwas zu überstürzt in Extreme verliert. Trotzdem ist Wrong Turn – The Foundation ein wesentlich substanziellerer Beitrag zur Reihe als all seine Vorgänger, der nicht nur für Vielseher einen Blick wert ist. Ganz wichtig: Unbedingt den Abspann ansehen, sonst verpasst man eine absolut überraschende Wendung, für die man guten Gewissens noch um ein oder zwei Pluspunkte aufwerten kann.
Die Blu-Ray
Den digitalen Ursprung des Films sieht man sofort. Unabhängig von Szene oder deren Beleuchtung: Das Bild bleibt komplett rauschfrei. Dabei hätte dem Setting ein wenig Körnung durchaus gut zu Gesicht gestanden. Farblich hat man sich für kühle Paletten entschieden, was wieder gut passt. Eine leichte Grüntendenz ist wahrnehmbar, macht sich aber gemessen am allgemeinen Look nicht wirklich störend bemerkbar. Im Kontrastbereich muss man besonders die kräftigen Schwarzanteile lobend erwähnen, selbst in dunklen Szenen wahrt die Blu-Ray eine gute Durchzeichnung und versumpft nicht.
Wirklich positiv überrascht hat mich deren hervorragende Detailwiedergabe. Laubbedeckte Waldböden und Fellkleidung stellen nicht selten eine Herausforderung für das Format dar, deren feine Details sich für gewöhnlich in kompressionsbedingten Unruhen verlieren. Hier überzeugt die Veröffentlichung selbst in detailreichsten Situationen, besonders Nahaufnahmen offerieren Feinheiten, die man für gewöhnlich nur bei höherwertigen UHD´s wahrnehmen kann. Und das auch noch bei durchgehend bester Laufruhe. Klasse!
Genauso gut schneidet Wrong Turn – The Foundation beim Ton ab. Der liegt sowohl als deutsche und englische Tonspur im verlustfreien Format DTS-HD MA 5.1 vor und überzeugt durch klar verständliche Dialoge sowie eine allgemein gute Räumlichkeit. Gerade die zahlreichen Nebengeräusche im Wald werden mit nachollziehbarer Direktion wiedergegeben, während die (wenigen) Splatterszenen ebenfalls sehr effektvoll begleitet werden. Insgesamt ist die deutsche Synchronfassung sogar beim Bass etwas kraftvoller am Werk als das englische Pendant. Und da die Auswahl der Sprecher definitiv gelungen (wenn auch nicht überragend) ist, spricht ausnahmsweise gar nichts gegen ein Sichten in heimischer Sprache.
Die Extras
Acht Minuten Deleted Scenes bieten hier und da verteilt auf sechs Szenen kleinere Erweiterungen, die aber keinerlei essentiellen Mehrwert für den Film selbst darstellen und daher wirklich nur als Bonus zu betrachten sind. Wesentlich cooler ist der Audiokommentar von Regisseur Nelson, der hier wirklich mit viel Passion über die Produktion des Films spricht und viele interessante Anekdoten über den Dreh zu berichten weiß. Die perfekte Ergänzung dazu stellt das knapp halbstündige Making-of dar, wo vor allem die Darsteller zu Wort kommen, aber auch abseits der Interviews einiges geboten wird. Da bleiben wirklich keine Fragen offen.
Fazit
„Lehrbuchmanöver: Erst eine Trilogie produzieren, dann Prequels und danach fängt man einfach wieder von vorne an. Ginge es danach, bleibt und Fast & Furious wahrscheinlich noch ein paar Jahrzehnte erhalten. Wrong Turn hat den Sprung dagegen zeitiger geschafft und legt mit The Foundation ein gelungenes Reboot hin, welches statt indizierungsgarantiertem Splatter wieder mehr auf Atmosphäre setzt. Charaktertiefe, preisverdächtige Darstellerleistungen oder eine vielschichtige Story braucht man zwar auch hier nicht suchen, als solide inszeniertes B-Movie funktioniert der Streifen aber richtig gut. Der überraschende Twist am Ende trägt dazu übrigens einiges bei. Die dazugehörige Blu-Ray weiß rundherum zu gefallen. Bild und Ton sind ausgezeichnet und das Bonusmaterial liefert jede Menge Hintergründe zu den Dreharbeiten.“
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