Die erste Volume
Aber wie soll man mit einer reinen Defensivwaffe kämpfen können? Kurz darauf wird klar, dass der Held des Schildes seit jeher mit einem negativen Stigma belastet ist, weshalb sich ihm auf seiner bevorstehenden Reise auch niemand anschließen will. Lediglich die hübsche Myne erklärt sich bereit, Naofumi zu begleiten und entpuppt sich zunächst als brauchbare Führerin durch die magische, von zahlreichen seltsamen Kreaturen bevölkerte Welt und deren Bräuche. Doch schon am nächsten Morgen findet sich der frischgebackene Held ohne Geld und Güter wieder und wird vor König und Gefolge von Myne der Vergewaltigung beschuldigt. Tief verbittert und von allen gemieden investiert er seine letzten Münzen in den Kauf der kränklich anmutenden Sklavin Raphtalia. Die verfügt als sogenannte Demi sowohl über menschliche als auch tierische Merkmale und soll Naofumi in den anstehenden Kämpfen zur Seite stehen, wird von weiten Teilen der Gesellschaft aber ebenso abgelehnt wie Naofumi selbst.
Das anfänglich noch schwierige Verhältnis zwischen den beiden jeweils auf ganz eigene Art verletzten Charaktere entwickelt sich schnell zu einer engen Partnerschaft. Unter der zaghaften Fürsorge des Schildhelden macht der Demi nicht nur einen gewaltigen Wachstumsschub durch, sondern entwickelt sich auch noch zur potenten Kämpferin. Doch was sollen zwei Einzelgänger überhaupt gegen das nahende Böse ausrichten, zumal Naofumis anhaltender Zynismus und die Tatsache, dass er das Heldendasein als immense Last empfindet, der man lediglich durch den eigenen Tod entrinnen kann, alles nur noch mehr kompliziert? Doch so ganz ohne Verbündete steht das Duo trotzdem nicht da. Mit der gestaltwandelnden Vogeldame Filo und geheimer Unterstützung auf höchster Ebene stehen die Chancen gar nicht mal so schlecht. Und auch der Schild entpuppt sich mit der Zeit als durchaus nützliche Waffe…
Die Rezension
Wer bei The Rising of the Shield Hero eine Art Feelgoodanime erwartet, sollte schleunigst woanders suchen gehen. Schon die fünfundvierzig Minuten lange Eröffnungsepisode macht klar: Melromac ist alles andere als strahlendes Königreich voller edler Ritter in schillernden Rüstungen oder anmutigen Prinzessinnen. Im Würgegriff der lokalen Ekklesiarchie herrschen Vorurteile, Rassismus und anderes Unheil. Wie schnell ein auf den ersten Blick harmloser Otaku wie Naofumi von dieser Welt korrumpiert wird, hat beinahe Entsetzen in mir ausgelöst. Dass die Basis für all das eine Light Novel ist, mag man daher zunächst gar nicht glauben. Der Protagonist wandelt sich schnell vom Sympathieträger zum Antihelden und hat über die ersten Episoden kaum mehr irgendetwas liebenswertes an sich. Damit muss man sich arrangieren können.
Die zentrale Kontroverse liegt jedoch im Vorwurf, dass die Serie aktiv Frauenfeindlichkeit fördere. Und dass das schwierige Thema der Vergewaltigung – insbesondere seit dem Aufkommen der #MeToo-Debatte – hier nur eingesetzt worden sei, um den allgemeinen mysogonistischen Einschlag der Serie noch zu vertiefen. Zugegeben, die ganze Situation hätte man besser lösen können, schließlich muss dem Zuschauer von Anfang an klar sein, dass Myne ein falsches Spiel spielt. Da hätte es nicht noch so einen Hammerschlag benötigt. Andererseits, wenn man sich das mittlerweile leider allzu etablierte forcierte Echauffieren einmal spart, ist diese Handlungsentwicklung eigentlich ein ziemlich gelungener Coup, der Myne nicht nur mit einem Satz zur absoluten Antagonistin der Serie erhebt, sondern Naofumi in seiner Konsequenz auch zum glaubhaften Antihelden verkommen lässt. Gleichzeitig wird immer wieder bemängelt, dass Raphtalia ein viel zu devoter Sidekick ist, der ebenso wie Filo nur deswegen existiert, um die Fantasien der Zuschauer zu bedienen. Und ja, so richtig bestreiten lässt sich diese Tatsache nicht. Aber hey, es ist eine Animeserie. Es ist Fantasy. Da kann man auch gleich jeden brandmarken, der sich ein Nachtelfenposter aus World of Warcraft an die Wand hängt! Ja, charaktertechnisch ist die Serie nicht gerade ein Glanzlicht. Das bedeutet aber nicht, dass man mit ihr nicht trotzdem Spaß haben kann.
Ihr merkt also, der Einstieg in The Rising of the Shield Hero ist alles andere als ein leichter. Wer nach der ersten Episode nicht gleich brüskiert den Fernseher ausschaltet, wird aber belohnt. Die Charaktere vertiefen sich mit der Zeit, der Videospieleinschlag inklusive Aufleveln und dem Erlernen neuer Fertigkeiten fügt sich gut in das Gesamtkonstrukt ein. Klar erfüllt die Serie gefühlt jedes noch so nerdige Klischee, aber mir gefällt der düstere Ansatz einer Welt, in der selbst die Helden dunkle Seiten haben. Dass dieses Wagnis nicht jedem zusagen mag, sollte man respektieren und denjenigen, die sich dennoch oder gerade deswegen gut unterhalten fühlen, genauso viel Toleranz entgegen bringen. Ich bin nach Sichtung der ersten sechs Episoden zwar ebenfalls noch nicht gänzlich von der Serie überzeugt, habe aber genügend Positives mitgenommen, um neugierig darauf zu sein, wie es für Naofumi, Raphtalia und Co. weitergeht.
Die Blu-Ray
KAZÉ liefert jede Episode als Transfer in nativem 1080p auf einer einzigen Blu-Ray aus, welche trotz durch den Einstieg in Überlänge nun knapp drei Stunden Material stemmen muss. Das gelingt aber ganz wunderbar, denn weder fallen irgendwelche Kompressionsartefakte noch andere Bildstörungen auf. Kompromisslos freuen darf man sich dementsprechend auf ein blitzsauberes und gestochen scharfes Bild. Die Zeigefreudigkeit im Detailsegment ist durchgehend hoch. Auch die wechselhafte Farbgebung vermag der Silberling gut zu stemmen. Egal ob farbenfrohe Landschaften oder triste Stadtgassen, die Blu-Ray liefert jeweils exzellente Ergebnisse. Im Kontrastbereich gilt besonderes Lob den Schwarzanteilen. Anders als viele Serien, die wir zuletzt im Test hatten, kann es in The Rising of the Shield Hero gerne mal etwas dunkler zugehen. Die Durchzeichnung bleibt hier bestens gewahrt und offeriert auch abseits heller Szenen ein eindrucksvolles Bild.
Für die deutsche und japanische Tonspur wird einmal mehr verlustfreier Sound im Fortmat DTS-HD MA 2.0 angeboten. Dialoge sind zu jedem Zeitpunkt klar verständlich, Effekte werden kraftvoll und dynamisch wiedergegeben. Dafür, dass hier abermals kein Support für Raumklang gegeben ist und damit Elemente wie der Subwoofer komplett wegfallen, gebürt den verantwortlichen Toningenieuren durchaus ein Lob für ihre Arbeit. Trotz bloßem Stereosound entsteht beispielsweise im Thronsaal durch den Einsatz von Hall viel räumliche Atmosphäre. Der Soundtrack harmoniert mit all dem ideal und zeigt sich präsent, dabei jedoch nie dominant.
Für knapp fünfundvierzig Euro erhält man nicht nur die ersten sechs Folgen der Serie, sondern auch eine ganze Reihe Extras. Ausgeliefert mit dem obligatorischen Sammelschuber, der ausreichend Platz für die kommenden drei Volumes bietet (weiter geht´s übrigens Mitte Juni), liegt dem Release ein zweiunddreißig Seiten starkes Booklet mit zahlreichen Artworks und Hintergrundinformationen bei, dazu eine Artcard, drei Sticker sowie ein kleines, aber doch feines Stoffposter von Metromarc um damit die heimische Wand zu verschönern. Auf der Disc selbst finden sich noch ein jeweils titelfreies In- und Outro.
Fazit
„Über die letzte Jahre ist wohl keine Animeserie so kontrovers aufgenommen worden wie The Rising of the Shield Hero. Und obwohl ich zugeben muss, dass Vergewaltigungsanschuldigungen zwecks dramaturgischer Gründe eine hart verdauliche Nuss sind und die Serie sich zudem etwas zu sehr darum bemüht, schlüpfrige Fantasien zu erfüllen, bleibt unter dem Strich immer noch eine verdammt atmosphärische Fantasyproduktion, die sich mit überraschend düsterem Szenario präsentiert und jeden Hauch perlweißen Heldentums schon innerhalb der ersten Episode gnadenlos erschlägt. Diese erfrischend andere Note motiviert trotz gegenwärtig noch etwas schwacherer Charaktere dazu, dranzubleiben. Ja, es gibt insgesamt noch viel Luft nach oben. Aber lasst die Serie ein bisschen atmen und ich bin sicher, dass da noch einige positive Überraschungen folgen werden. Die Blu-Ray zur ersten Volume überzeugt in jedweder Hinsicht und stellt einen idealen Einstieg in die finstere Welt von Melromac dar.“
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