Die erste Volume
Jahre nach diesen Ereignissen fungiert die renommierte Queen´s Mayfair School als heimliche Basis für eine Spionagering, dem ausschließlich junge Mädchen angehören. Zu den Agentinnen zählt unter anderem die siebzehnjährige Ange, eine meisterhafte Lügnerin mit der Bereitschaft, für den Erfolg einer Mission auch höchste Risiken einzugehen. Zu ihr gesellen sich die Scharfschützin und Fahrerin Dorothy sowie die japanische Schwertkämpferin Chise. Als das Trio im Rahmen der Operation „Kuckuckskind“ mit dem Auftrag betraut wird, die Thronfolgerin Prinzessin Charlotte während eines Balls durch die identisch aussehende Ange zu ersetzen. Doch die Prinzessin hat es entgegen aller Erwartungen faustdick hinter den Ohren und schließt sich den Spioninnen mitsamt ihrer Dienerin Beatrice kurzerhand an. Was genau hat die Prinzessin vor? Und welche längst vergessene Verbindung besteht zwischen ihr und Ange?
Die Rezension
Lose an den realen Konflikt zwischen Westdeutschland und der ehemaligen DDR im Rahmen des Kalten Krieges angelegt, verlagert Princess Principal ein ganz ähnliches Szenario gekonnt in ein von Steampunkelementen eingehülltes London. Das Ergebnis ist ein einzigartiges Setting, welches sich gleichermaßen düster wie geheimnisvoll präsentiert und damit als interessante Basis für all das fungiert, dass sich im Rahmen der hier verfügbaren ersten sechs Episoden ereignet. Dabei geht die Serie ganz bewusst einen anachronistischen Weg, was besonders anfänglich extremst verwirrend ist, da man sich als Zuschauer erst mittendrin im Geschehen und dann plötzlich wieder ganz weit davon entfernt fühlt. Und obwohl die jeweiligen, hier als Fälle betitelten Episoden meist mehr oder weniger in sich abgeschlossen sind, konnte ich mich an das erzählerische Durcheinander bis zum Schluss nicht wirklich gewöhnen.
Dahinter verbirgt sich allerdings ein tieferer Sinn, denn die Serie lebt primär von ihren Charakteren und deren Entwicklung. So begegnet man Ange und Co. zunächst als voll ausgebildeten und etablierten Spioninnen, die sich um das erfolgreiche Überlaufen eines Deserteurs in den Osten kümmern müssen. Erst später werden die jeweiligen Hintergründe zu den Figuren aufgearbeitet und Motivationen deutlich. Das funktioniert dann doch relativ gut, auch wenn ich reguläre Erzählverläufe dennoch bevorzuge. Im Ausblick auf die übrigens sechs Episoden der ersten Staffel wird das übrigens noch deutlich, denn die Serie endet mit Fall 24 als zwölfte und letzte Episode, lässt dabei also einiges auf der Strecke. All das sollte dann später in einer zweiten Staffel abgearbeitet werden, die aber nie erschienen ist. Dafür ist eine ganze Reihe von Filmen in Planung, auch hier herrscht aber dank COVID-19 vorerst Stillstand. Die Zeit wird also zeigen, wie es mit Ange, Charlotte und Co. weitergehen wird und ob die offenen Fragen (von denen es wirklich eine Menge gibt) überhaupt jemals beantwortet werden.
Davon abgesehen macht die Serie aber vieles richtig. Die Charaktere sind allesamt interessant geschrieben und werden mit gutem Tempo vertieft. Bereits in den ersten Folgen gibt es immer wieder spannende Wendungen und nicht zuletzt sieht London mit seinem Steampunkeinschlag einfach toll aus. Der Konflikt zwischen Ost und West ist stetig spürbar und erinnert in seinen besten Momenten an grandiose Filme wie Bridge of Spies. Atmosphärisch zählt Princess Principal zu den gelungeren Serien der letzten Jahre. Der kindliche Look der Darsteller ist dann schon eher gewöhnungsbedürtig, zumindest im Rahmen des Settings. Trotz einiger weniger Kritikpunkte bin ich relativ gespannt, wie es weitergehen wird. Die Schülerinnen der Queen´s Mayfair School werden aber ganz sicher noch für die ein oder andere Überraschung sorgen.
Die Blu-Ray
Anfang 2017 produziert, zählt Princess Principal zu den moderneren Animeserien und macht als solche auch regelmäßig Gebrauch von CGI. Die Effektqualität hat sich dabei gut gehalten, alles andere aber glücklicherweise ebenso. Sechs Episoden á zwanzig Minuten finden mühelos auf einer einzelnen Blu-Ray Platz, ohne dass man Kompressionsschwierigkeiten befürchten muss. Dafür, dass wir es hier mit einem Transfer in 1080p zu tun haben, mangelt es dem Bild leider konstant an Schärfe. Bei der Farbgebung dominieren warme, erdige Töne das Geschehen. Allesamt aber immer im neutralen Rahmen. Zum Setting passt das wunderbar, besonders das viktorianische London liefert regelmäßig Highlights, zum Beispiel im prunkvollen Ballsaal oder beim Mauerwerk. Satte Kontraste, vor allem kräftige Schwarzanteile garantieren zu jedem Zeitpunkt beste Durchzeichnung ohne Banding oder ähnliche Schwierigkeiten befürchten zu müssen.
Leider haben wir es hier aber erneut mit einer Veröffentlichung zu tun, die in Sachen Ton ausschließlich komprimiertes Dolby Digital 2.0 mitbringt. Was ich bisher als Anomalie empfunden habe, scheint sich beim Berliner Label mittlerweile als Dauerzustand zu etablieren. Schön ist das natürlich nicht, besonders weil über die letzten Jahre sonst mindestens verlustfreie Masterspuren mit den Blu-Ray´s ausgeliefert worden sind und das sowohl für die deutsche wie auch die japanische Sprachausgabe. Hier gibt´s also wieder nur schnöden Stereosound im Uraltformat, dem es dann leider auch immer wieder an Dynamik mangelt. Princess Principal ist im Kern sehr dialogorientiert, wenn es dann aber doch mal kracht, vermisst man einfach das gewisse Etwas. Die gute Dialogverständlichkeit sorgt dafür, dass man hier nach Schulnoten bewertet gerade noch ein „Gut“ ziehen kann.
Besser sieht es bei den Extras aus. Die Pappschachtel aus solidem Karton enthält neben der lose beiliegenden Disc ein 48-Seiten starkes Booklet, dass damit ein wenig dicker ausfällt als die üblichen Druckbeigaben. Der Disc liegen als zusätzliche Extras drei kurze Bonusepisoden mit insgesamt fünfzehn Minuten, dazu gibt´s das obligatorische titelfreie In- und Outro. Mit satten vierzig Euro eine relativ teure Angelegenheit, deren Anschaffanung man sich angesichts der runterkomprimierten Tonspuren möglicherweise zweimal überlegen sollte.
Fazit
„Die DDR mag Geschichte sein, aber die Republik lebt weiter. Zumindest in Princess Principal, wo der Ost-West-Konflikt auf ganz eigene Weise weiterhin existiert. Verpackt im schicken Steampunkambiente und angereichert mit interessanten Charakteren ist man als Zuschauer immer nahe dran am Spionagegeschehen. Lediglich die anachronistische Erzählweise ist gewöhngsbedürfig. Nicht wirklich begeistern kann dafür die Blu-Ray zur ersten Volume, die leider nur sehr wenig HD-Charakter versprüht und zusätzlich dank veraltetem Tonformat Einbußen hinnehmen muss. Für das Gesamtpaket inklusive allen Extras ist der gerade mal zweieinhalb Stunden lange Ausflug nach Albion dementsprechend zudem relativ teuer geraten. Abonnenten von Anime On Demand kommen bei der Sichtung deutlich günstiger weg.“
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