Die Volumes 1 & 2
Einer dieser wenigen Over-Extender mit Lizenz ist der mürrische Einzelgänger Juzo Inui, dessen Kopf durch einen überdimensionierten Revolver ersetzt wurde und der sich seit Kriegsende als Resolver durchschlägt, also immer dann als Problemlöser herangezogen wird, wenn seinesgleichen wieder mal für Ärger sorgt. Als Juzo den Auftrag erhält, den jungen Tetsuro Arahabaki aus der Gewalt der Konzerenwissenschaftler von Berühren zu befreien, bekommt er es prompt mit deren mächtigem Sicherheitsapparat zu tun. Dass die Firma insgeheim an der Entwicklung illegaler Komponenten beteiligt ist und sogar Menschenversuche zu deren Erprobung durchführt, soll keinesfalls an die Öffentlichkeit geraten. Praktisch im Alleingang gelingt es dem kettenrauchenden Knarrenkopf zwar tatsächlich, Tetsuro in Sicherheit zu bringen, dessen Leben steht aber auf Messer´s Schneide.
Mithilfe der versierten, aber etwas anstrengenden Untergrundmechanikerin Mary Steinberg (und jeder Menge Metallteile) kann sich Tesuro zwar wieder körperlich erholen, das erlittene mentale Leid bleibt aber weiterhin sehr präsent. Schließlich stellt sich heraus, warum der Junge für das Unternehmen so wichtig ist: Als Proband für Harmony, einer Komponente welche die komplette Übernahme von Extendern erlaubt, hat Berühren die ultimative Möglichkeit zur Kontrolle der fast komplett modifizierten Bevölkerung in der Hand. Dass es sich bei Tetsuro um den Sohn des Vorstandsvorsitzenden handelt, zeugt umso mehr von der Gnadenlosigkeit, die das Unternehmen beim Erreichen seiner Ziele an den Tag legt. Und dort ist man natürlich nicht gewillt, sein Geheimprojekt einfach so aufzugeben – wie der Fiesling Cunningham eindrucksvoll beweist, indem er den Resolver kurzerhand von seinen Lieblingskippen abschneidet. Trotz der stetigen Bedrohung durch Berühren entscheiden sich Mary, Juzo und Tetsuro, fortan zusammenzuarbeiten und geraten dabei von einem gefährlichen Auftrag zum nächsten…
Die Rezension
Zugegeben, so richtig warm bin ich mit der Serie erst im zweiten Anlauf geworden. Was wieder einmal beweist, dass es keine gute Idee ist, unmittelbar nach einer seichten RomCom zu einem so konträren Programm zu wechseln. Die Welt von No Guns Life ist finster, dystopisch und gleichzeitig trostloser als Andrea Kiewel beim Moderieren zu beobachten. Eine wunderbare Abwechslung also zum kunterbunten Standardprogramm – wenn man darauf vorbereitet ist. Dann nämlich entpuppt sich die Serie als Pflichtprogramm für Fans von visuell und inhaltlich ganz ähnlich gestrickten Titeln wie Blade Runner, Cyberpunk und Co.
Statt jedoch nur Bekanntes neu miteinander zu kombinieren, hat Serienschöpfer Karasuma seiner Welt einen ganz eigenen Charme verliehen. Juzo ist weit mehr als nur ein Rick Deckard mit Revolverschädel. Schweigsam, definitiv. Und mit einem gewissen Problem behaftet, seiner Gefühlslage nur sehr bedingt mimischen Ausdruck zu verleihen. Aber trotzdem irgendwie charismatisch, sogar sympathisch. Was Juzo fehlt, gleichen die quirlige Mary und der rationale Tetsuro aber wunderbar aus, so dass mir das Trio bis zur vorerst letzten Episode vor der Pause wirklich Spaß gemacht hat.
Das Studio Madhouse hat bei der Adaption einmal mehr sein ganzes Können offenbart. Die Welt von No Guns Life wurde mit so viel Liebe zum Detail adaptiert, dass daraus in bewegten Bildern eine Sogwirkung entsteht, der man sich kaum zu entziehen vermag. Ein so immersiver Anime ist mir seit geraumer Zeit nicht untergekommen. Ich bin jetzt schon extrem gespannt darauf, wie es weitergehen wird, möchte aber vorab ein Wort der Warnung aussprechen: Wer sich ohnehin gerade mit einem etwas fragilen Gemütszustand plagt oder einfach nur auf leichte Unterhaltung aussieht, sollte sich vielleicht eher für ein anderes Format entscheiden. Denn No Guns Life ist kein Format für zwischendurch und ganz sicher ebenso wenig für Zartbesaitete geeignet, wie es in Kinderhände gehört. Wenn ihr jetzt erst recht neugierig seid, habe ich meine Arbeit zufriedenstellen erledigt.
Die Rezension
Zwölf Episoden umfasst die erste Staffelhälfte insgesamt. KAZÈ hat sich dafür zu einer Veröffentlichung in zwei Volumes entschieden, wobei wir die finalen Volumes mit der Veröffentlichung der abschließenden vierten Volume im April besprechen werden. Die exzellente Bildqualität der Blu-Ray´s verstärkt die Vorfreude darauf nur noch mehr. Denn als Transfer in nativem 1080p ist bereits ein vielversprechender Grundstein dafür gelegt, optimal in das detailvernarrte Setting eintauchen zu können. Im Ergebnis enttäuscht das Gesehene nicht: No Guns Life sieht auf Blu-Ray einfach nur klasse aus.
Die vielen filligranen Feinheiten bei Charakteren und Umgebung werden hier nahezu perfekt herausgearbeitet, all das bei einer makellosen Laufruhe. Farblich dominieren ausgewaschene Paletten mit erdigem Einschlag, was das dystopische Setting bestmöglich begleitet. Zwischen den facettenreichen Braun- und Grautönen gibt es aber immer noch genügend Raum für etwas knalligere Highlights. Im Kontrastbereich darf man sich vor allem über satte Schwarzanteile freuen, welche die gesamte Szenerie noch besser hervorheben.
Die Extras
Ausnahmsweise wurden uns von KAZÉ lediglich die nackten Silberlinge zur Sichtung übermittelt. Aber der findige Medienjournalist ist nach tagelanger Undercoverarbeit an der Seite von Team Wallraff natürlich trotzdem mit allen relevanten Infos zu den Veröffentlichungen am Start. Verpackt in einer regulären Amaray mit Pappschuber mögen die beiden Volumes auf den ersten Blick eher schlicht wirken, haben unter der Haube aber einige Extras zu bieten. Die erste Volume enthält zusätzlich zur Disc nämlich noch ein zwölfseitiges Booklet, ein sechsunddreißig Seiten starkes Artbook und für ein Pösterchen war auch noch Platz. Auf der Scheibe findet man dann noch das titelfreie In- und Outro. Volume 2 ist fast identisch gut bestückt, hier fallen lediglich Poster und Credits weg. Etwas über fünfunddreißig Euro wird momentan pro Volume fällig. Wir finden das nicht zu viel verlangt.
Fazit
„Filme wie Blade Runner, zu dem übrigens bereits eine gelungene Animeserie existiert, kann ich mir locker mehrmals im Jahr ansehen, ohne dabei gelangweilt zu werden. Auf frischen Nachschub freut man sich trotzdem. Und genau den habe ich in Form von No Guns Life nun gefunden. Ein Typ, der statt einem Kopf eine gewaltige Wumme auf den Schultern stemmt ist da noch längst nicht das Verrückteste, was die Macher basierend auf den Arbeiten von Tasuku Karasuma auspacken. Hier stimmt wirklich alles: Charaktere, Setting, Story und Soundtrack. Selbst die deutschen Sprecher müssen sich vor den Originalkünstlern nicht verstecken. Für Zartbesaitete eignet sich die düster-brutale Dystopie aber nur sehr bedingt. Alle anderen machen mit den ersten beiden Blu-Ray´s zur Serie absolut nichts falsch. Bild und Ton sind klasse und zum fairen Preis gesellen sich auch noch eine gute Handvoll Extras.“
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