Die Serie
Was tun, wenn man plötzlich aus unerfindlichen Gründen eine Freundin hat, im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht aber mindestens so unerfahren ist wie ein Hund mit Autofahren? Mit einem Schlag scharen sich immer mehr willige Damen um Junichi´s Gunst, darunter die mit einem gewaltigen Dekolletee gesegnete Kindheitsfreundin Nene sowie die Streamerin Yui. Für immer neuen Ärger sorgt auch Yukana´s obszessive Freundin Ranko, die nur auf eine Gelegenheit wartet, dem Fettnäpfchenkönig die Hölle heiß zu machen. Doch was als harmloser Spaß beginnt, entwickelt sich dank immer intensiverer Gefühle schnell zu einer waschechten Liebesgeschichte. Bis zum eventuellen Happy End gilt es aber noch zahlreiche Abenteuer und Prüfungen erfolgreich zu bestehen. Hach, verliebt sein kann einfach unglaublich kompliziert sein…
Die Rezension
Bevor ich überhaupt mit den ersten von insgesamt zehn Episoden beginnen konnte, musste ich zunächst herausfinden, was genau ein „Gal“ ist. Darf man dem Netz glauben schenken, handelt es sich dabei um stark aussehensbetonte Mädchen in möglichst knappen Klamotten. Kurz darauf wurde mir dann klar, dass die Bezeichnung ziemlich zutreffend ist. Dahinter verbirgt sich aber wie immer mehr als bloße Fleischbeschau. Wer auf dem Schulhof seinerzeit selbst nicht gerade ein Frauenmagnet war, wird sich in vielen der gezeigten Situationen in irgendeiner Form sicher wiederfinden, auch wenn die Serie in ihrer Machart hemmungslos überzeichnet ist. Protagonist Junichi vereint so ziemlich jedes pubertäre Klischee unter seinem Haarscheitel, dass sich seit den späten Neunzigern für den typischen Wald-und-Wiesen-Lüstling eingebürgert hat. Und dennoch wünscht man ihm natürlich von Herzen, dass er am Ende das Herz von Yukana für sich gewinnen kann.
Schade ist, dass gerade die weibliche Hauptrolle relativ blass bleibt und nicht wirklich viel von sich preisgibt. Zwar transportiert die Serie recht gelungen ihre Botschaft, Bücher nie nach ihrem Einband zu beurteilen, dennoch hätte man aus der Figur wesentlich mehr herausholen können. Deutlich interessanter sind da schon ihre Mitstreiter, besonders Ranko, die sich scheinbar über die Tatsache bewusst, in einem Anime zu sein, durchbricht immer wieder die vierte Wand und mockiert sich dabei über ihren Hentailook. Große Tiefe sollte man aber natürlich dennoch zu keinem Zeitpunkt erwarten. Hier stehen Witz, Erotik und Romantik im Vordergrund, ohne dass es dabei visuell je zu extrem wird. Da reizen andere Formate die Freigabe ab 16 Jahren schon eher aus. Auf einige pralle Schauwerte dürfen sich Genrefans dennoch einstellen. Und die erwartet hier eine kurzweilige, aber nicht gerade herausragende Serie.
Die Blu-Ray´s
Zwei Volumes á fünf Episoden warten auf den geneigten Zuschauer, welche mit jeweils knapp fünfzig Euro pro Stück bei einer Gesamtlaufzeit von insgesamt nur etwas über zwei Stunden preislich ziemlich heftig ausgefallen sind. Dafür bekommt man aber in erster Linie ein qualitativ hochwertiges Bild geboten, welches neben hohem Detailreichtum und einer sattwarmen Farbpalette mit vielen poppigen Highlights auch im Kontrastbereich zu überzeugen weiß. Dabei präsentiert sich das Bild durchgehend stabil und erlaubt sich keinerlei störende Aussetzer. Kurzum, ein absolut gelungener Transfer, der keinerlei Wünsche offen lässt.
Relativ gut sieht es auch beim Ton aus, obwohl KAZÉ auch hier den deutschen und japanischen Ton wieder nur im veralteten Format Dolby Stereo 2.0 anbietet. So ärgerlich der konstante Verzicht auf verlustfreie Masterspuren besonders aufgrund des hohen Preises bleibt, so wenig gibt es an der Umsetzung zu bemängeln. Da die Serie sich komplett auf ihre Dialoge fokussiert und weder Soundtrack noch Effekte eine große Rolle spielen, fällt der stark komprimierte Sound hier nicht ganz so sehr ins Gewicht wie es bei actionlastigeren Formaten der Fall wäre. Sämtliche Stimmen sind von Anfang bis Ende problemlos verständlich, womit dem Seriengenuss nichts im Wege steht.
Verpackt wird der jeweilige Silberling in einer regulären Amaray mit zusätzlicher Papphülle. Beiden Veröffentlichungen liegt ein hochwertiges Booklet mit zahlreichen Informationen zu den einzelnen Episoden bei, während es zumindest bei der zweiten Volume noch eine OVA als Bonus auf die Scheibe geschafft hat. Viel ist das natürlich nicht.
Fazit
„Man kann ihn irgendwie verstehen, diesen Junichi. Wie der liebenswerte Trottel um die schöne Yukana buhlt und dabei immer wieder von einem Unglück ins nächste rasselt, erinnert mich selbst sehr an meine eigene Schulzeit samt Pubertät. Vielleicht bringe ich der Figur auch deswegen so viel Sympathie entgegen. Damit bleibt er aber relativ alleine, denn sämtlichen anderen Charakteren mangelt es abseits schlagkräftiger körperlicher Argumente einfach konsequent an Charaktertiefe. Trotzdem haben mich die zehn Episoden gut unterhalten und immer wieder zum Lachen gebracht. Wem das genügt, sollte My first Girlfriend is a Gal definitiv eine Chance geben. Der extrem hohe Preis bei hervorragendem Bild, noch gutem Ton und wenigen Extras ist allerdings ein großes Argument gegen die Blu-Ray. Dann lieber günstiger im Stream genießen.“