Die erste Volume
Ein Drache im Haus?! Das kommt für die introvertierte und gelegentlich lethargische Kobayashi zunächst absolut nicht in Frage. Doch Tohrus Hartnäckigkeit und ihre devote Zurschaustellung von Gefühlen wirken schließlich doch noch überzeugend. Das Miteinander startet allerdings alles andere als einfach, denn Tohruweiß kaum etwas von der Welt der Menschen und sorgt in der Öffentlichkeit durch ihr seltsames Verhalten für allerlei verwirrte Blicke. Und dann ist auch noch Kobayashis schüchterner Arbeitskollege Takiya, der als potenzieller Nebenbuhler immer wieder den Zorn der feuerspeienden Maid auf sich zieht.
Die Rezension
Was auf den ersten Blick als seltsam anmutender Genremix für ein eher erlesenes Publikum wirkt, entpuppt sich rasch als überraschend massentauglicher Spaß für Altersgruppen ab 12 Jahren, dessen Prämisse alleine jede Menge Lacher verspricht. Und genau die liefert Miss Kobayashi´s Dragon Maid bereits im Rahmen der fünf Episoden, die als erste Volume verpackt den Einstieg in die exzellent synchronisierte Serie bieten. Die Freizügigkeit von Tohru, ihr Putzfimmel und die stetig anhaltende Eifersucht sorgen kombiniert mit der chronischen Unwissenheit über den menschlichen Alltag bereits für jede Menge urkomisches Potenzial. Es ist schon ein ganzes Weilchen her, seit ich mich zuletzt bei einer Animeserie derart amüsiert habe. Dazu trägt auch die große Portion Selbstironie einiges bei, mit der die Geschichte erzählt wird. Besonders die Nerdkultur wird immer wieder gekonnt auf die Schippe genommen. Und genau an die richtet sich die Serie ja schließlich am ehesten.
Bei allem Humor gibt´s aber immer wieder auch ein paar leise Töne. Wir erfahren rasch mehr über die Herkunft von Tohru und das eigentlich schwierige Verhältnis mancher Drachen zur menschlichen Zivilisation. Selbst romantische Augenblicke strahlen immer wieder durch und gelegentlich gibt es sogar ein bisschen nackte Haut zu bestaunen. Wirklich explizit ist das Gezeigte aber natürlich zu keinem Zeitpunkt, weshalb die schön animierten Bilder einem Publikum ab zwölf Jahren guten Gewissens zumutbar sein sollten. Wer Spaß und Interesse an einem eher ungewöhnlichen Genremix hat und angesichts der anhaltenden Pandemie und sämtlicher damit verbundener Einschränkungen mal wieder kompromisslos lachen will, sollte Miss Kobayashi´s Dragon Maid unbedingt auf dem Schirm behalten. Insgesamt dreizehn Episoden existieren im Rahmen der ersten Staffel, wobei die kommenden beiden Volumes über die Monate Mai und Juni nachgereicht werden sollen. Wir bleiben natürlich für euch dran!
Die Blu-Ray
Auf knapp über zwei Stunden Laufzeit bringen es die ersten fünf Episoden kombiniert. Kein Wunder also, dass sämtliche Folgen mühelos auf einer einzigen Blu-Ray Platz gefunden haben. Die präsentiert das Geschehen von einer sehr ansehnlichen Seite und liefert neben einem farbenfrohen Bild auch eine durchgehend schöne Schärfe. Sämtliche Konturen sind klar definiert, Kompressionsprobleme aller Art sucht man vergeblich. Kurzum: Ein gelungener Transfer, dem lediglich in Sachen Kontraste etwas kräftigere Schwarzwerte gut zu Gesicht gestanden hätte. Da die Serie aber bereits ein paar Jahre auf dem Buckel hat und es dementsprechend qualitativ nicht gänzlich mit brandaktuellen Produktionen aufnehmen kann, ist das durchaus zu verzeihen.
Überraschend ist dafür, dass der Sound nicht wie üblich bei KAZÉ in verlustfreiem Stereoformat daherkommt, sondern dieses Mal sowohl in Deutsch und Japanisch lediglich in schnödem Dolby Digital 2.0 vorliegt, also mit einiger Kompression leben muss. Diesen Umstand herauszuhören wäre allerdings aufgrund der Tatsache, dass die Serie hauptsächlich von ihren Dialogen lebt, ein kleines Meisterstück. Klar wäre eine zeitgemäße Kodierung wünschenswert gewesen, dennoch kommen die Dialoge angenehm klar und jederzeit bestens verständlich aus den hier ausschließlich genutzten Frontlautsprechern. Ob ein verlustfreies Mastering vielleicht etwas mehr Definition und Dynamik aus den jeweiligen Synchronfassungen herausgekitzelt hätte, lässt sich mangels irgendeiner Vergleichsmöglichkeit ausnahmsweise leider nicht beantworten.
Etwas unter vierzig Euro werden fällig für die erste Volume, die im robusten Sammelschuber daherkommt, welcher ausreichend Platz für die kommenden beiden Veröffentlichungen bietet. Darin verbirgt sich ein sauber verarbeitetes Digipak, welches neben der Blu-Ray auch noch ein zweiunddreißig Seiten dickes Booklet mit allerlei Artworks und Hintergrundinfos bietet sowie vier Artboards aus stabilem Karton. Auf dem Datenträger selbst finden sich außerhalb der obligatorischen untertitelfreien Vor- und Abspannsequenzen allerdings wie immer keine weiteren Extras. Für das Gebotene geht der Preis aber trotzdem absolut in Ordnung.
Fazit
„Miss Kobayashi´s Dragon Maid ist ein super Argument dafür, sich stets offen für Neues zu zeigen. Der auf den ersten Blick doch sehr eigenartige Mix aus Fantasy und Comedy mit romantischem Einschlag erweist sich bereits nach den ersten Episoden als extrem unterhaltsamer weil urkomischer Spaß, der besonders dank der schrägen Prämisse und den herrlich überzeichneten Charakteren zu überzeugen weiß. Ganz klar, dass wir uns daher auch die kommenden Veröffentlichungen auf keinen Fall entgehen lassen wollen. Wer sich selbst von der Qualität der Animeserie überzeugen will, bekommt in Form der Blu-Ray zum Glück auch im deutschsprachigen Raum die allerbeste Möglichkeit dazu – trotz nicht ganz perfekter Kontraste sowie dem veralteten Tonformat. Ich hätte auch gerne einen Drachen als Maid. Leider (!) habe ich aber bereits eine Freundin. Shit happens.“
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