Der Film
Auch die Tatsache, dass Marie lange Zeit nicht der gleiche Anteil an den gewonnenen Erkenntnissen zugesprochen wird, führt immer wieder zu Zerwürfnissen. Dass die radioaktive Strahlung aber auch verheerende Eigenschaften auf den menschlichen Körper hat, erkennt das Ehepaar viel zu spät. Erst stirbt der mittlerweile durch eine Anämie stark geschwächte Pierre nach einer folgenschweren Begegnung mit einem Pferd, was Marie als Witwe in eine tiefe persönliche Krise treibt, mit der Zeit zeigen sich auch bei ihr erste Symptome einer Strahlenvergiftung. Mit dem Aufkommen des Ersten Weltkrieges und dem Leid unnötig amputierter Soldaten entscheidet sich die mittlerweile schwerkranke zweifache Nobelpreisträgerin dazu, die in Reingold verliehenen Auszeichnungen einzuschmelzen und mit den Erlösen den Einsatz von Röntgenstrahlen zur besseren Abwägung medizinischer Behandlungen voranzutreiben. Es sollte der letzte Kampf einer ganz und gar einzigartigen Frau werden…
Die Rezension
Im Jahrzehnt der Biographien war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auf Leben und Wirken Marie Curie´s mit einem entsprechenden Film bedacht werden würden. Genügend Material dafür ist definitiv vorhanden. Im Zeitalter fortschreitender Emanzipation und der neuen Gewichtung der Frau in unserer Gesellschaft passt das Thema natürlich umso perfekter. Exzellent gespielt von Rosamund Pike präsentiert der Film seinen Titelcharakter als Vorreiterin in zahlreichen gegenwärtig ungebrochen relevanten Belangen, vor allem Gleichberechtigung wird dabei groß geschrieben. Ausstattung und Kostüme sind sehenswert und zeichnen ein glaubwürdiges Bild vom alten Paris, in dass man sich von Anfang an wunderbar hineinversetzt fühlt. Wie schon in der Vorlage werden auch hier immer wieder Sequenzen zukünftiger Ereignisse wie der Anwendung der ersten Apparatur zur Strahlentherapie in der Krebsforschung oder dem Abwurf der Atombombe über Hiroshima und Nagasaki eingestreut.
Bei allen Qualitäten, die man Marie Curie – Elemente des Lebens als Biopic zusprechen kann: Gutes Tempo ist keine davon. Immer wieder hält sich der Film zu sehr damit auf, Dinge im Detail erklären zu wollen, was dem ohnehin recht gemütlichen Pacing im Rahmen der knapp zwei Stunden Laufzeit alles andere als gut zu Gesicht steht. Gerade dann, wenn die Moralkeule geschwungen wird und man sich mit den Gefahren der wegweisenden Entdeckung der Curie´s auseinandersetzen muss, wird es für den Zuschauer frustrierend. Das ist vor allem ab der zweiten Hälfte quasi dauerhaft der Fall. Damit verpasst die iranisch-französische Regisseurin Marjane Satrapi nach vielfach beachteten Arbeiten wie wie der Verfilmung ihres eigenen Grapic Novels Persepolis hier, der Curie den Respekt zu zollen, welchen ihre Arbeit seit jeher verdient, einfach weil die Figur selbst mehr und mehr in den Hintergrund rückt.
Abseits besagter Drehbuchschwächen bleibt ein ambitionierter Film über ein bedeutendes Stück Zeitgeschichte und deren Akteure, welches aber trotz guter Ansätze letztendlich nicht über vorhersehbaren Durchschnitt hinausragt. Die guten Darstellerleistungen alleine machen den Film aber dennoch zu einer Option für einen gemütlichen Winternachmittag auf der Couch.
Die Blu-Ray
Leider gelang es uns auch trotz intensiver Recherchen nicht herauszufinden, welche technischen Spezifikationen Marie Curie – Elemente des Lebens zugrunde liegen. Fest steht lediglich, dass komplett digital gedreht worden ist. Gemessen an der Blu-Ray als weltweit bestmöglicher Quelle würde ich aber sehr stark vermuten, dass wir es hier mit einem 2K Digital Intermediate zu tun haben. Besonders Nahaufnahmen präsentieren sich hier angenehm zeigefreudig und bilden auch feine Details an Gesichtern und Kleidungsstücken gelungen ab. Nur gelegentlich fallen ein paar weiche Shots da etwas unangenehm auf. Dass die feine Körnung des Films natürlichen Ursprungs ist, möchte ich bezweifeln, zum Look des Films und der Zeit in welcher er spielt passt das aber ganz gut, störend ist das jedenfalls nie.
Farblich wird das Geschehen von erdigen Paletten dominiert, Gelb-, Braun- und Grüntöne harmonieren auch hier hervorragend mit der Darstellung von Paris ab Ende des Neunzehnten Jahrhunderts, ohne dabei Hauttöne nennenswert negativ zu beeinflussen. Lediglich im Kontrastbereich hätten knackigere Schwarzanteile nicht geschadet, denn speziell in Außenbereichen wirkt das Geschehen gelegentlich etwas blass. Bis auf diese kleinen Mankos hat STUDIOCANAL als verantwortliches Label aber einen guten Transfer abgeliefert, der es zwar nie in Referenzbereiche schafft, aber auch keine großen Negativaspekte aufweist.
Genauso verhält es sich auch beim Sound, der hier als deutsche und englische Masterspur im Format DTS-HD MA 5.1 vorliegt. Allzu große Erwartungen sollte man bei einem derart dialoglastigen Film wie diesem natürlich nicht mitbringen, ausgenommen vielleicht eine gute Dialogverständlichkeit. Die wird aber glücklicherweise durchgehend gewährleistet. Das bedeutet aber nicht, dass man auf Hintergrundaktivität vollkommen verzichten muss. Öffentliche Plätze liefern je nach Szene immer auch passenden Hall oder Umgebungsgeräusche. Der hörenswerte Score geht generell gut mit, ohne dabei je aufdringlich zu wirken. Lediglich der Subwoofer bekommt hier über die gesamte Laufzeit so gut wie nie etwas zu tun und verweilt dementsprechend die meisten Zeit über im Dornröschenschlaf. Ein ganz klassischer Fall von „Tut, was er soll“.
Die Extras
Wo die Macher Gelegenheit gehabt hätten, hinsichtlich einer genaueren Aufschlüssel von Marie Curie, ihrem Leben und ihrer Arbeit nochmal dort nachzulegen, wo der Film ab der zweiten Hälfte mehr und mehr zu schwächeln beginnt, findet sich neben einem umfangreichen Gespräch zwischen Hauptdarstellerin und Regisseurin leider nur noch ein knapp zweiminütiges Featurette mit kurzen Intervieweinspielern wieder. Weitere zehn Minuten entfallen auf eine Handvoll gelöschter Szenen, die aber nicht grundlos unter den Schneidetisch gefallen sind und den Film dann doch noch unnötiger gestreckt hätten als ohnehin bereits der Fall. Der Trailer zum Film sowie ein Einblick in den restlichen Programmkatalog von Sublabel Arthaus runden das Bonusmaterial schließlich ab.
Fazit
„Ein so bedeutsames Leben wie jenes der zweifachen Nobelpreisträgerin Marie Curie in einen knapp zweistündigen Spielfilm zu packen sollte eigentlich keine große Herausforderung darstellen. Material gäbe es schließlich mehr als genug. Und doch scheitern die Macher ausgerechnet daran, die zweite Hälfte von Marie Curie – Elemente des Lebens auch nur ansatzweise spannend oder gar mitreißend zu gestalten. Dafür verliert man sich zu oft in Erläuterungen, während man sich immer weiter von der Person im Mittelpunkt – übrigens wunderbar gespielt von Rosamund Pike – zu entfernen scheint. Für eine interessante Biographie bleiben immer noch genügend Ansätze, viel mehr als Durchschnittskost bekommt man hier jedoch nicht geboten. Bild und Ton der Blu-Ray sind bis auf kleine Mankos positiv zu bewerten, lediglich bei den Extras bleibt viel Luft nach oben.“
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