Blu-Ray: Jackass Forever

Mit dem neuen Jahrtausend kam auch das Chaos, als sich eine damals noch unbekannte Clique versammelte, um sich im Spätprogramm von MTV mit waghalsigen Stunts und Streichen jenseits der Schmerzgrenze Aufmerksamkeit zu verschaffen. Mit Erfolg: Jackass polarisierte, provozierte und machte seine „Darsteller“ ganz nebenbei ziemlich bekannt. Bis 2010 wurden drei Kinofilme nachgeschoben, deren Inhalte man unmöglich im TV hätte ausstrahlen können. Sichtlich ergraut will es die Truppe um Johnny Knoxville nun noch einmal wissen und versammelt sich in Jackass Forever zu einem finalen Deppentreffen, frei nach dem Motto: „Manche lernen es eben nie.“ 

Studio und Vertrieb: Paramount Pictures

Erscheinungsjahr: 2022

Regie: Jeff Tremaine

Darsteller: Johnny Knoxville, Steve-O, Preston Lacy, Jason „Vee-Man“ Acuna, Dave England und andere

Veröffentlichungstermin: 09. Juni 2022

Format: Blu-Ray

Preis: 14.99€

 

Film und Rezension

Älter sind sie zwar geworden, die Männer von Jackass, nur leider kein Stückchen klüger. Vielleicht liegt es an den zahlreichen Gehirnerschütterungen, Prellungen und Knochenbrüchen, die sich Knoxville, Steve-O und Co. in zwanzig Jahren Selbstzerstörung eingefangen haben, vielleicht wollte man nach dem letzten gemeinsamen Auftritt einfach herausfinden, ob die Chemie noch stimmt. Denn vieles ist seit Jackass 3 passiert. Der tragische Unfalltod von Stammmitglied Ryan Dunn und anhaltende Quereleien mit dem von zahlreichen persönlichen Problemen geplagten Bam Margera ließen lange Zeit die Frage offen, ob ein vierter Film überhaupt je zustande kommen würde.

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Doch die Neugierde war groß, genügend Material vorhanden. Und so versammelten sich die Freunde zehn Jahre nach dem letzten Film eines Tages kurzerhand, um im Rahmen von Probeaufnahmen herauszufinden, ob man trotz eines Altersdurchschnitts von fünfzig Jahren noch genug Saft für einen ganzen Film in den geschundenen Körpern hat. Mit Erfolg, denn basierend darauf sind knapp über neunzig Minuten neues Material entstanden, die mit achtzig Millionen weltweitem Einspielergebnis mal eben das Achtfache ihrer Kosten einspielten. Die einzige Frage, die ich mir dabei stelle ist: Wieso? Denn so richtig vom Hocker hauen will das Gezeigte partout nicht mehr. Vielleicht bin ich selbst mittlerweile einfach zu alt, um mich über Stunts und Streiche zu amüsieren, die sich zu gefühlt achtzig Prozent um die Genitalien der Darsteller drehen. Klar ist aber, dass die Vorgänger abwechslungsreicher und oft einfach sehr viel härter rübergekommen sind.

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Mit fünfzig Lenzen kann man zwar nicht mehr All-In gehen (wie der folgenreiche Zusammenstoß von Knoxville mit dem Stier eindrucksvoll beweist), wenn man das aber doch weiß, warum überhaupt diesen Film drehen? Krasse Ideen hat der vierte Film nur wenige zu bieten, unter den insgesamt fünf Neuzugängen kann sich nur „Poopies“ richtig ins Team einbringen, während der Rest wahrscheinlich aus Diversitätsgründen in den Cast geschmuggelt hat, sonst aber überwiegend zu Randfiguren verkommt. Über die Ergebnisse sämtlicher Bemühungen dürften in der Konsequenz selbst hartgesottene Fans eher enttäuscht als glücklich sein. Man merkt, dass die Luft raus ist. Alleine bei YouTube findet man heute genug Leute, die für weniger Geld härteren Scheiß abziehen. Jackass Forever ist ein müder Abschied von der verbliebenen Truppe, der ohne ordentlichen Alkoholpegel nur sehr schwer zu genießen ist.

Die Blu-Ray

Eine konventionelle Betrachtung der technischen Seite ist bei einem Film wie diesem nahezu unmöglich. Hier wurde wirklich mit allem gefilmt, was der Keller von Paramount hergegeben hat. Stationär und/oder per Handkamera, was genau die Macher zum Einsatz gebracht haben, ließ sich leider ebenso wenig ermitteln wie Daten über Auflösung und Co. Fakt ist aber, dass Paramount weltweit darauf verzichtet hat, den Film als 4K UHD zu veröffentlichen, was ausnahmsweise wirklich eine gute Idee ist, denn selbst die Blu-Ray ist wenig überraschend alles andere als eine Offenbarung geworden. So inkonsequent, wie sich das Bild über die gesamte Laufzeit je nach eingesetzter Kamera und Beleuchtung zeigt, kann ich weder zur Schärfe noch zu Farben und Kontrasten irgendein verbindliches Urteil fällen. Nur soviel sei gesagt: In keinem dieser Kriterien werden auch nur ansatzweise Ergebnisse erzielt, die man über dem untersten Durchschnitt einordnen könnte.

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Gleiches gilt für den Ton, der in der gewohnt furchtbaren deutschen Synchronfassung wie immer nur im veralteten Format Dolby Digital 5.1 vorliegt, während Paramount zumindest für die Originalfassung verlustfreien DTS-Sound anbietet. An der durchschnittlichen Qualität des Tons ändert das Format aber auch nicht viel. Echten Raumklang sucht man abseits des zugegeben doch recht spektakulären Finales vergebens, überwiegend pendelt sich das Geschehen mit starkem Fokus auf die Dialoge in der Front ein. Der Subwoofer bekommt dabei kaum Gelegenheit, Aktivität zu zeigen. Wenn sich überhaupt so etwas wie Genuss einstellen soll, muss man um die deutsche Version definitiv einen großen Bogen machen, richtig authentisch wirkt das Gezeigte wie immer im O-Ton, nur dann kommt wenigstens ein bisschen Spaß auf.

Die Extras

In den Extras findet man noch eine ganze Handvoll nicht um Film zu sehender Stunts und Streiche zu sehen, die sich aber qualitativ ebenso schwach wie das Primärmaterial entpuppen. Wer wirklich was über die Hintergründe erfahren will, kommt um die exklusiv auf Netflix veröffentlichte Fassung mit dem Titel Jackass 4.5 nicht herum.

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Dabei handelt es sich nicht etwa um einen Extended Cut, sondern um einen komplett anderen Film mit komplett neuem Material, der eben auch zahlreiche Interviews und einen Blick hinter die Kulissen – besonders in Hinblick auf die schwierige Produktion inmitten der COVID-19-Pandemie – bietet, wovon man weder in der Kinofassung, noch im Bonusmaterial der Blu-Ray irgendetwas mitbekommt.

„Im Showbusiness gilt eine eiserne Regel: Man muss wissen, wann die Zeit zum Aufhören da ist. Ein Grundsatz, den weder Ric Flair noch die Crew von Jackass richtig verinnerlicht zu haben scheint. Deren (hoffentlich endgültig) letzter Film hat kaum noch neue Ideen zu bieten, es fehlt die kreative Energie der Vorgänger. Da kann man sich auf YouTube Compilations á la Kritische Treffer Vol. 1 ansehen und fühlt sich besser bespaßt. Wer sich stattdessen auch bestens über eineinhalb Stunden Genitalienstunts beömmeln kann, findet in Jackass Forever garantiert seinen Heiligen Gral. Gemessen an der Herstellung sind Bild und Ton kaum brauchbar zu bewerten, von Referenzwerten ist beides aber mindestens soweit entfernt wie Ricarda Lang vom Salatbuffet. Im Bonusmaterial ist nicht viel mehr zu finden als noch mehr unterdurchschnittlicher Schabernack. Selbst eisenharte Fans der Truppe sollten sich gut überlegen, ob sie sich das wirklich antun wollen.“


Ein Rezensionsmuster wurde uns freundlicherweise vorab von Paramount zur Verfügung gestellt. 

                                       Quelle Bildmaterial: „©2022 Paramount Pictures. All rights reserved.“ 

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