Der Film
Beim dazugehörigen Ankündigungsevent sind auf Einladung der Familie von Sonoko – ihres Zeichens schwerreiche Industrielle und eine der Hauptsponsoren der Spiele – auch Conan, Ran, Ai und die Detective Boys zu Gast. Als Sonokos Vater während eines kurzen Stromausfalls spurlos verschwindet, ist die Sorge zunächst groß. Allerdings kann der Entführte nur wenig später wohlbehalten in der Hotelküche gefunden und befreit werden. Damit ist Papa Suzuki bereits das zweite Opfer einer ganz ähnlich strukturierten Reihe von Entführungen im Zeitraum der WSG, welche in fast identischer Form bereits bei den Spielen vor fünfzehn Jahren in Detroit für Furore gesorgt hatten. Auch damals tauchten die Entführten wenig später unversehrt wieder auf, weigerten sich aber allesamt ausnahmslos, Details über ihre Erlebnisse preiszugeben. Weil das FBI seinerzeit einen Verdächtigen festgesetzt hat, der aber längst im Gefängnis verstorben ist, gehen nun alle von einem Nachahmungstäter aus.
Um den Täter dingfest zu machen, ehe der ein weiteres Opfer kidnappen kann, nimmt das Trio um Jodie Starling, Andre Camel und James Black vor Ort die Ermittlungen auf. Kurz darauf wird Conan vom legendären Scharfschützen Shuichi Akai gebeten, ebenfalls in dem Fall aktiv zu werden. Es dauert nicht lange, da mischen sich auch die restlichen Mitglieder der Familie Akai in den Fall ein, jedoch nicht immer auch mit Absicht. Vor allem Shuichis ebenfalls geschrumpfte Mutter Mary und seine Schwester Masumi kommen dem Ermittlerduo immer wieder in die Quere. Als der Entführer erneut zuschlägt und neben dem englischen Geschäftsmann John Voit auch Vorstandschef MacKenzie in seine Gewalt bringt, nehmen Conan und Shuichi die Verfolgung auf. Voit kann zwar einmal mehr kurz darauf befreit werden, von MacKenzie fehlt allerdings weiterhin jede Spur. An Bord der außer Kontrolle geratenen Maglev kommt es schließlich zum großen Showdown zwischen Conan, Masumi und dem Entführer…
Die Rezension
So richtig vom Hocker gehauen hat mich auch der mittlerweile vierundzwanzigste Beitrag zu den Kinofilmen rund um den berühmten Jungdetektiv aus der Feder von Gosho Aoyama leider auch dieses Mal nicht. So eindrucksvoll es sein mag, mit welcher Akribie und Detailverliebtheit die Macher sämtliche Schauplätze im Film ihren realen Vorbildern nachempfunden haben, so sehr mangelt es inhaltlich an Qualität. Das beginnt schon bei der innovationsarmen Geschichte, welche mit ihrem Rachemotiv für ein lange zurückliegendes Ereignis absolut keine neuen Pfade einschlägt. Wer sich schlussendlich als Entführer entpuppt, wird zwar bis zum Finale geschickt kaschiert, wirkliche „Wow!“-Momente entlockt einem die Auflösung allerdings nicht und das eigentliche Motiv des Täters wird bereits zu früh offenbart, als das man diesbezüglich noch irgendwelche spannenden Wendungen erwarten könnte.
Conan ist grundsätzlich dann am Besten, wenn die ganze Sippe um Kogoro Mori tatkräftig beim aktuellen Fall mitmischt. Zuletzt sind der trinkfreudige Meisterdetektiv, Ran und der ganze Rest der Gang aber innerhalb der Filme immer mehr zu Statisten verkommen, die allerhöchstens noch am Rande mitwirken. In Die scharlachrote Kugel wird spätestens zum Finale überdeutlich, dass die Verantwortlichen keine brauchbaren Ideen für deren Einbindung gehabt haben. Während Conan und Masumi den wie immer effektreich inszenierten Climax im Alleingang bestreiten, muss der Rest zur Untätigkeit verdammt von der Ersatzbank aus zusehen. Stattdessen spielen die bekannten FBI-Agenten sowie die Familie Akai eine größere Rolle. Für Serienkenner allesamt keine Unbekannten, Quereinsteiger werden abseits einer viel zu kurzen Zusammenfassung über deren Bedeutung aber überwiegend im Regen stehengelassen. Der knapp neunzigminütige Zusammenschnitt aus alten Folgen, der quasi als Präludium zum Film dient, sollte in dem Fall unbedingt vorher gesichtet werden. Aber selbst dann entfalten Shuichi und Kohorten nie dieselbe Dynamik, die ein ganz klassisches Abenteuer mit zentraler Beteiligung der alten Brigade gehabt hätte.
Die Essenz der Vorlage gekonnt auf Kinoniveau einzufangen, das will den Machern einmal mehr nicht so richtig gelingen. Von den Filmen erwarte ich grundsätzlich spannende Mordfälle, ein weiteres Kapitel im endlosen Gefühlswirrwarr zwischen Conan und seiner Ran, die immer mal wieder kurz davor ist, dessen wahrer Identität als Shinichi auf die Schliche zu kommen, dazu ein bisschen Slapstick mit Kogoro Mori auf Damenpirsch und alles hübsch verpackt in ein zweistündiges Leinwandspektakel der Güteklasse A. Der vierundzwanzigste Film liefert von alldem eigentlich gar nichts. Es ist nicht so, als hätte ich mich nicht grundlegend gut unterhalten gefühlt. Überwältigt hat mich das Geschehen allerdings auch nicht. Zu nichtssagend, zu schnell wieder vergessen und zu wenig Impact auf die die Charakterentwicklung, das sind meine zentralen Kritikpunkte. Für einen Nachmittag auf der Couch sicher nicht unbrauchbar, gemessen am Rest der Kinoreihe gibt es aber weit bessere Ableger.
Die Blu-Ray
Die Filme zu Detektiv Conan zählen überwiegend zum qualitativ Besten, was ich im Animebereich für gewöhnlich jedes Jahr auf dem Schreibtisch liegen habe. Der Vorgänger ist für mich immer noch Referenzmaterial, daran muss sich nun logischerweise auch dessen Nachfolger messen. Schärfetechnisch gibt´s in jedem Fall volle Punktzahl. Dass wir es hier mit einer noch sehr aktuellen Produktion zu tun haben, sieht man dem Master in jeder Sekunde an. Selbst feine Konturen arbeitet die Blu-Ray exzellent heraus, die aufwendig inszenierten Hintergründe strotzen nur so vor Details und auch die Effekte sind überwiegend auf dem aktuellsten Stand. Lediglich die CGI-Autos wirken während der Verfolgungsjagd etwas steril und unschön ins Bild integriert. Weil es sich dabei aber um eine eher kurze Sequenz handelt, soll einen das nicht weiter stören. Die offenbar mit 4K-Kameras eingefangenen Realsequenzen im Abspann sind wie immer eine Augenweide und sehen auch herabskaliert auf 1080p immer noch spitze aus.
Farblich hat mich die Blu-Ray dagegen nicht ganz überzeugen können. Im Vergleich zu den restlichen neueren Filmen kommt dieser hier überraschend dunkel und dadurch sehr viel weniger farbenfroh daher. Die dadurch gewonnene Natürlichkeit passt gut zum überwiegend urbanen Setting des Films, insgesamt hätte man aber durchaus mehr Sättigung wagen können – zumal der Film nahezu durchgehend bei Tag und blauem Himmel spielt. Auf Highlights muss man der überwiegend warmen Palette zwar nicht verzichten – hier bietet das aktuelle Kinoabenteuer wie immer einiges – so richtig durchstrahlen können die aber nie. Im direkten Vergleich mit der Blu-Ray des Vorgängers und deren knalliger Kolorierung zieht Die scharlachrote Kugel eindeutig den Kürzeren. Dafür überzeugen die Kontraste, allem voran die kräftigen Schwarzanteile. In besonders dunklen Sequenzen, besonders der Szene im Lagerhaus, leidet die Blu-Ray aber sichtbar unter Kompressionsartefakten. Dieses Mal gibt es also leider keine Bestnoten, der Vorgänger bleibt weiterhin Referenz.
Wie es sich für ein waschechtes Kinoerlebnis gehört, darf man sich hier wieder über verlustfreien Sound im Format DTS-HD MA 5.1 freuen, der zweisprachig auf Deutsch und Japanisch vorliegt. Sauber lokalisierte Untertitel liegen wie immer für die Originalfassung vor und können auf Wunsch an- und abgeschaltet werden. Die erste wahrnehmbare Aktivität gibt es gleich zu Beginn im Trubel der anwesenden Menge beim Maglev-Event, mit der Introsequenz zieht dann auch der Subwoofer erstmals ordentlich an. Danach wird es ein ganzes Weilchen ruhiger, erst bei den Geschehnissen im Krankenhaus wird wieder sowas wie ein Mittendringefühl erzeugt. Wenn das komplette Gebäude von Gas geflutet wird und dabei die Luftschächte nach und nach aus ihren Verankerungen gerissen werden, entstehen einige sehr prägnante Highlights, bei der anschließenden Verfolgungsjagd darf man sich über satte Motorensounds aus allen Richtungen freuen.
Klares Highlight ist aber mit Abstand das Finale an Bord der Maglev. Neben den Schienengeräuschen läuft hier vor allem der Subwoofer nochmal zu Höchstleistungen auf und bringt die Erde nicht nur einmal ordentlich zum Beben. Der Soundtrack geht unaufdringlich über sämltliche Boxen mit und die Stimmen im Center sind durchgehend klar verständlich, für meinen Geschmack aber gelegentlich etwas zu laut abgemischt – da agiert der Originalton etwas ausgeglichener. Das ist aber wirklich alles, was man an Kritik äußern kann. Der Blu-Ray liegt ein zwanzig Seiten starkes Booklet mit zahlreichen Hintergrundinfos zum Film bei, weitere Extras gibt es allerdings nicht. Der Film selbst kommt im einfachen Keep Case. Bei einem Verkaufspreis von knapp über zwanzig Euro ist das absolut in Ordnung.
Fazit
„Für mich ist es mittlerweile eine liebgewonnene Tradition, das Jahr mit dem neuesten Film von Detektiv Conan ausklingen zu lassen – schließlich begleitet der uns schon seit den Anfangstagen von M-Reviews. Umso mehr ist es schade, dass Die scharlachrote Kugel für mich zu den schwächsten Kinoabenteuern des Meisterdetektivs zählt. Die Story bietet kaum Spannung oder gar neue Ideen, Ran und Co. werden weiter an den Rand gedrängt, damit verschwinden viele zentrale Elemente der Serie zugunsten der sehr viel uninteressanteren Akai-Familie. Visuell ist der Film dagegen wie immer klasse, das alleine reicht aber nun einmal nicht aus. Die dazugehörige Blu-Ray liefert ein gutes Bild, nimmt sich aber bei der Farbgebung etwas arg zurück. Dafür performt der Sound auf gewohntem Kinoniveau. Auf den kommenden Film bin ich schon jetzt sehr gespannt. Der verspricht nämlich endlich mal wieder eine persönlichere Geschichte.“
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