Der Film
JJ´s Vorgesetzter David Kim (Ken Jeong, The Hangover) vermutet, dass Victor daher früher oder später Kontakt zu Kate Newton, der in den Vereinigten Staaten lebenden Witwe seines Bruders aufnehmen wird und verdonnert den chronischen Einzelgänger gemeinsam mit der spleenigen Hackerin Bobbi (Kristen Schaal, The Last Man on Earth) zur Observierung. Das kaum miteinander harmonierende Duo versieht Kate´s Wohnung kurzerhand mit jeder Menge modernster Überwachungselektronik und nistet sich anschließend in der Nachbarwohnung ein. Leidert dauert es nicht lange, bis die ganze Operation auffliegt. Doch nicht Kate, sondern deren aufgeweckte Tochter Sophie (Chloe Coleman, Atlanta Medical) ist es, die eine der installierten Kameras entdeckt und prompt bei den beiden Spionen auf der Matte steht.
Weil sich das junge Mädchen schon lange nach einer Vaterfigur in ihrem Leben sehnt, bietet sie JJ einen Deal an: Entweder weist er sie in die Künste des Spionierens ein, oder Mama erfährt alles! Weil mit dem Auftrag JJ´s gesamte berufliche Zukunft auf dem Spiel steht, stimmt er schließlich zähneknirschend zu. Und tatsächlich entwickelt sich nach anfänglichen “Gewöhnungsproblemen” eine Art Vater-Tochter-Verhältnis zwischen den Beiden, welches sogar in einem romantischen Abendessen mit der attraktiven Kate resultiert. Sophie´s Plan scheint voll und ganz aufzugehen und JJ fühlt sich in seiner neuen Rolle überraschend wohl. Eine gemeinsame Zukunft scheint nicht ausgeschlossen zu sein. Dann steht plötzlich Victor vor der Tür. Genau. Da war ja noch was…
Die Rezension
Eigentlich zählt Regisseur Peter Segal zu den absoluten Experten wenn es um Komödien geht. Filme wie Spiel ohne Regeln, Get Smart oder zuletzt Manhattan Queen bescherten den jeweiligen Studios trotz gemischter Kritiken ausgezeichnete Einspielergebnisse. Der Spion von nebenan dagegen konnte daran allerdings nicht anknüpfen. Wenn man einmal davon absieht, dass der Release mitten in die Hochphase von Corona fiel und deswegen dank zahlreicher geschlossener Kinos nicht einmal ein Drittel der insgesamt 18 Millionen Dollar Produktionskosten wieder eingespielt werden konnte, ist Der Spion von nebenan einfach kein sonderlich guter Film geworden.
Zu formelhaft und zu vorhersehbar ist die Story über einen Einzelgänger geraten, der dank einem jungen Anhängsel widerwillig aufzublühen beginnt. Der vor einigen Jahren mit Dwayne “The Rock” Johnson inszenierte Daddy ohne Plan beispielsweise folgt einer nahezu identischen Prämisse, bietet aber bereits deutlich mehr Charme. Obwohl Dave Bautista den Film quasi alleine alleine durch seine knapp zwei Stunden Laufzeit trägt, verfügt er einfach nicht über das Charisma seines ehemaligen Ringkollegen. Der entwaffnende Charme von Chloe Coleman, gut besetzte Nebenrollen sowie hier und da ein paar Lacher…auf nicht mehr und nicht weniger muss man sich hier einstellen.
Was mich weiterhin stört ist, dass der Film nicht wirklich weiß, welches Publikum er genau ansprechen will. Für jüngere Zuschauer ist die generische Action etwas zu düster geraten, während sich ein erwachsenes Publikum wohl nur schwer auf die Entwicklung zwischen JJ, Sophie und Kate einlassen kann, die sich von Anfang an vorhersehbar zeigt und schließlich genauso endet, wie es alljene erwarten werden, die mit dem Genre wenigstens ein klitzekleines bisschen Grunderfahrung haben. Der Spion von nebenan gibt sich nicht einmal ansatzweise Mühe, das Rad neu zu erfinden und liefert dadurch am Ende dasselbe wie viele andere Genrevertreter auch, nur oftmals einfach in schlechterer Qualität. Kann man sich ansehen, muss man aber nicht.
Die Blu-Ray
Den inhaltlichen Schwächen des Films steht immerhin eine in Sachen Bild rundherum gelungene Blu-Ray gegenüber. Schon die ersten Szenen offenbaren eine kräftige Kontrastgebung, welche bis zum Schluss optimale Durchzeichnung garantieren. Dabei verliert sich das komplett digital gedrehte Material nie in unschönem Rauschen, obwohl der Film durchaus Gelegenheiten dazu bietet und viele unschöne Beispiele in Erinnerung ruft, die in solchen Momenten nicht einmal ansatzweise so zufriedenstellende Ergebnisse liefern. Nahaufnahmen werden mit hoher Detaildichte ausgegeben, so dass man selbst feine Konturen am reich verzierten Körper des Hauptdarstellers mühelos wahrnehmen kann. Für eine Familienkomödie ist die Farbgebung überraschend erdig geraten. Normalerweise besinnt man sich im Genre ja eher auf knalligere Paletten, hier dominieren abseits weniger bewusst kühl gehaltener Szenen Grün- und Gelbtöne, was aber ganz gut zum Setting rund um Chicago passt. Die Natürlichkeit von Hauttönen wird dadurch aber nie negativ beeinflusst, alles in allem entsteht ein sehr homogener Look. Für Highlights ist dabei immer noch genügend Raum vorhanden, unter anderem bei der stets farbenfrohen Kleidung von Sophie, die zwischen allem anderen ansehnlich aufpoppt.
Den Ton liefert LEONINE als für den hiesigen Vertrieb verantwortliches Mutterlabel als deutsche und englische Masterspur im Format DTS-HD MA 5.1. Actionlastig wird es besonders zu Anfang und Ende, dann fahren die Tonspuren auch ein identisch gutes Effektfeuerwerk mit einigen wirklich nett platzierten Effekten und satter Bassuntermalung auf, die man im Komödienbereich sonst völlig vergebens sucht. Dazwischen wird´s über weite Strecken eher ruhig und die Dialoge geraten in den Vordergrund. Erst dann gibt es auch Grund zur Kritik, denn die deutschen Sprecher kommen über den Center viel zu leise rüber. Nuir eine ordentliche Nachjustierung liefert die nötige Balance zwischen Stimmverständlichkeit und Umgebungsgeräuschen bzw. dem Soundtrack. Etwas, dass man eigentlich schon am Werk erwarten dürfte. Hatte der verantwortliche Toningenieur etwa Oropax im Gehörgang? Anders kann ich mir diese deutlichen Differenzen nur schwer erklären. Deutlich besser performt da der englische Originalton. Hier befindet sich alles auf einem Level, Regulierungen jeder Art werden komplett überflüssig.
Mindestens so unausgegoren wie die Lautstärke der deutschen Synchronfassung präsentieren sich abschließend dann auch die Extras. Ganze sieben Interviews mit Cast & Crew haben es auf die Blu-Ray geschafft, essentiell wichtige Hintergrundinformationen zum Film werden dabei nie offenbart. Weil LEONINE gerade hier komplett auf Untertitel verzichtet, werden der englischen Sprache nicht mächtige Zuschauer den Gesprächen sowieso nicht viel abgewinnen können. Besser sieht´s da schon beim Making Of aus, welches aber leider derart kurz geraten ist, dass man danach auch nicht schlauer dasteht als zuvor. Zwei mit jeweils knapp vierzig Sekunden Laufzeit ebenfalls arg schnell abgefrühstückte Featurettes sowie eine Handvoll Trailer komplettieren die viel zu dünnen Extras zu Der Spion von nebenan.
Fazit
“Das halbe Jahr ist herum, gute Komödien sucht man aber weiterhin vergeblich. Ein Umstand, den leider auch Der Spion von nebenan nicht zu beheben weiß. Hier und da ein gelungener Gag ist einfach nicht genug. Oft weiß man nie, welche Zielgruppe der Film eigentlich ansprechen will. Dave Bautista meistert seinen ersten Ausflug ins Komödienfach zwar besser als erwartet, lässt dabei aber die Leichtfüßigkeit eines Dwayne “The Rock” Johnson komplett vermissen. Was bleibt, ist innovationsarme Genrekost, die aber immerhin auf Blu-Ray mit exzellenter Bildqualität aufwartet. Punktabzüge gibt es dafür für die nicht optimale Stimmverständlichkeit der deutschen Synchronfassung sowie die extrem kurz gehaltenen Extras.”
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