Der Film Wie viele Menschen sehnt sich Yaeji danach, von ihrem Umfeld geliebt zu werden. Als Assistentin der bildschönen Actress Miri wird die übergewichtige Frau jeden Tag mit ihrer eigenen Unzufriedenheit konfrontiert, selbst nach Feierabend ist sie aufgrund ihres Aussehens ständigen Demütigungen ausgesetzt. Als ein Unbekannter dann auch noch Fotos im Netz leakt, auf denen sich Yaeji hemmungslos über ein Buffet hermacht und die unzählige verletztende Kommentare nach sich ziehen, bricht das fragile Selbstbild endgültig zusammen. Wochenlang schließt sich Yaeji in ihrem Zimmer ein und lässt dabei nicht einmal ihre besorgten Eltern an sich heran. Erst als ihr eine Lieferung Beauty Water – einer geheimnisvollen Substanz mit dem Versprechen, Haut nach einem dreißigminütigen Körperbad nach Belieben neu modellieren zu können – zugestellt wird, schöpft die tief verzweifelte Koreanerin wieder Hoffnung. Doch wer hat ihr die nur für Stars und Sternchen erschwingliche Kosmetik überhaupt geschickt? Und warum?
Die Rezension
Zunächst einmal muss man sich an den Look des Films gewöhnen. Die Mischung aus handgezeichneten Hintergründen und computergenerierten Charakteren trifft sicher nicht jeden Geschmack – meinen inklusive. Die Figuren sehen aus und bewegen sich, als wären sie einem veralteten Videospiel entsprungen. Allein das macht es schon schwer, Zugang zu ihnen zu finden. Darüber hinaus ist der Film viel zu gehetzt inszeniert worden und springt von einer Szene zur nächsten. Dabei verliert Cho Kyung-hun die kritischen Aspekte schnell komplett aus den Augen. Ist Yaeji anfangs noch bemitleidenswert, verliert der Zuschauer spätestens nach ihrer Transformation jedwede Sympathie mit der Frau, die ihre Umgebung plötzlich nur noch herablassend betrachtet und für ihre eigenen Vorteile sogar gewillt ist, ihre Eltern finanziell gnadenlos auszupressen. Das bitterböse, völlig abgefuckte Ende scheint da überaus verdient zu sein, ein Gefühl von Befriedigung über das Gesehene will sich jedoch nicht einstellen.
Viel zu oft weichen die Macher von der ursprünglichen Vorlage ab, spinnen abstruse Nebenhandlungen ohne relevante Bedeutung für die eigentliche Story, nur um diese nur wenig später unbeantwortet wieder in den Hintergrund zu rücken. Ein gutes Beispiel dafür ist der Mord an der Kosmetikerin, ebenso fragt man sich aber auch die ganze Zeit über, woher dieses Beauty Water überhaupt stammt. Wer stellt das Zeug her, wie gelangt es in Umlauf und warum wird der Vertrieb nicht reguliert, wenn man doch um die Folgen falscher Anwendungen weiß? All das sind Dinge, die der Film nie aufklärt. Selbst der zunehmende Irrsinn Yaejis wird nur am Rande behandelt. Schade, denn wie gesagt, grundlegend hätte man aus der Thematik eine Menge machen können. So bleibt am Ende höchstens das kranke Finale im Kopf hängen. Beauty Water ist ein Film mit guten Ansätzen, scheitert aber rigoros an deren konsequenter Umsetzung.
Die Blu-Ray
Technisch überzeugt die Blu-Ray zum knapp zwei Jahre alten Film mit guter Detailwiedergabe bei den handgemachten Hintergründen, die mittelmäßig am Computer generierten Charaktere fallen dagegen immer wieder ab und wirken stellenweise wie Fremdkörper. Wenige Pluspunkte kann Beauty Water mit seinen schummrigen Lichtstimmungen wiedergutmachen, welche über den Transfer in nativem 1080p gut zur Geltung kommen und gelegentlich einen Hauch von Blade Runner vermitteln. Farbliche Highlights sind szenenbedingt, insgesamt aber ausreichend vorhanden, ohne dass es dem allgemeinen Look widersprechen würde. Hier überzeugt die Blu-Ray mit einer grundsätzlich guten Durchzeichnung, was in den vielen düsteren Momenten essentiell in die Wertung einfließt. Auch im Kontrastbereich gibt es nur wenig zu bemängeln, lediglich die Schwarzanteile hätten in wenigen Situationen etwas kräftiger ausfallen können.
Beauty Water wurde für das Kino produziert, dementsprechend haben wir es hier auch wieder mit verlustfreiem Raumklang im Format DTS-HD MA 5.1 zu tun, was sowohl für die deutsche Synchronfassung, ebenso aber auch den koreanischen O-Ton gilt. Sauber lokalisierte deutsche Untertitel sind natürlich ebenfalls mit an Bord. Die Dialoge im Center sind durchgehend perfekt verständlich, Hintergrundgeräusche situationsbedingt wunderbar präsent und prima auf die einzelnen Speaker verteilt worden. Wenn die Poolparty steigt, ballert sogar der Subwoofer richtig was raus. Stellenweise agiert die Kulisse etwas zu frontlastig, erholt sich dann aber schnell wieder zugunsten einer ausgeglicheneren Klangverteilung. Die kleinen Kritikpunkte fallen jedoch anders als der komplett unpassende Score nie maßgeblich negativ ins Gewicht. Ausgeliefert wird das Ganze im Digipak, dem als Bonus lediglich ein Poster beiliegt.
Fazit
“Egal ob China, Japan oder in diesem Fall Korea: Wenn es um Horror geht, mögen es die Asiaten allgemein extrem deftig. Weil Beauty Water bei seinen Schockmomenten aber eher auf Ekel setzt, darf man hierzulande schon ab sechzehn Jahren zuschauen. Die teils krassen Einlagen – besonders das Finale dürfte einem noch lange in Erinnerung bleiben – kaschieren jedoch nicht, dass die animierte Adaption des gleichnamigen Webtoons konsequent gescheitert ist. Immer dann, wenn die Macher davon abweichen, entsteht Mist. Und dummerweise tun sie das häufig. Viele zentrale Fragen bleiben offen, tonnenweise Potenzial ungenutzt und die unsympathische Hauptfigur in ihrer Betrachtung so oberflächlich wie gefühlt alles, auf dem der Film aufbaut. Die Blu-Ray weiß insgesamt bei Bild und Ton zu überzeugen, der Preis von knapp fünfundzwanzig Euro angemessen. Wer jedoch Lust auf guten Body-Horror mit Substanz hat, ist mit Werken wie Parasyte -the maxim- weiterhin wesentlich besser bedient.”
Quelle Bildmaterial: “©2020 SS Animent Inc. & Studio Animal & SBA. All rights reserved.”
Ein Rezensionsmuster ist uns freundlicherweise von KAZÉ zur Verfügung gestellt worden.
©2022 Wrestling-Point.de/M-Reviews