Der Film
Trotzdem erregt der absurd aussehende Mann die Aufmerksamkeit des gerade zu Besuch weilenden Finanzministers David Carlton (Charles Dances, Game of Thrones), der nach Staines geschickt wurde, um in der Parteihochburg einen geeigneten Abgeordneten für den Bezirk zu rekrutieren. In Ali G. sieht Carlton den perfekten Kandidaten, der schließlich unter dem Versprechen der Rettung seines geliebten Freizeitcenters zustimmt. Was zu dem Zeitpunkt niemand ahnt: Ali soll die Wahl absichtlich verlieren, der amtierende Premierminister (Michael Gambon, Judy) dadurch zum Rücktritt gezwungen werden und Carlton seine Nachfolge antreten. Tatsächlich verläuft der Wahlkampf nicht gerade erfolgreich. Als es Ali jedoch durch Zufall gelingt, seinen größten Konkurrenten im Fernsehen in einen Zoophilieskandal zu verstricken, zieht der Aushilfsgangster zur großen Überraschung aller tatsächlich als Abgeordneter für Staines ins Unterhaus ein und mischt dort prompt das Tagesgeschehen auf. Carlton und seine attraktive Assistentin Kate (Rhona Mitra, Underworld: Aufstand der Lykaner) müssen rasch erkennen, dass sie sich mit ihrem Plan ordentlich verzettelt haben.
Der Premier ist begeistert von Ali´s unkonventionellen Ideen und beruft ihn wenig später sogar in sein Kabinett. Im Alleingang löst er eine Einwanderungskrise, revolutioniert den Mathematikuntericht und schafft es sogar, einen drohenden Krieg zwischen zwei afrikanischen Staaten abzuwenden. Doch der anhaltende Höhenflug sorgt dafür, dass Ali immer mehr vergisst, woher er stammt und wofür er eigentlich kämpft. Als Carlton schließlich zu drastischen Maßnahmen greift, um doch noch das Amt des Premierministers übernehmen zu können, steht Ali G. plötzlich ganz alleine da und wird sogar von Herzensdame Julie in die Wüste geschickt. Nun gilt es nicht nur, sich auf das Wesentliche zu besinnen, sondern sämtliche Massives im Umfeld zu vereinen und einen riskanten Gegenschlag gegen den neuen Premier zu wagen. Das aber natürlich erst, nachdem die Doku über diese niedlichen kleinen Affen zuende ist. Man muss halt Prioritäten setzen…
Die Rezension
Ein Vollidiot in der britischen Regierung? Das würde heute angesichts realer Tatsachen wahrscheinlich niemand mehr ungewöhnlich finden. Vor knapp zwei Jahrzehnten dagegen diente genau das als perfekte Prämisse, um die Figur Ali G. auf das europäische Kinopublikum loszulassen – Erfolgspotenzial in Übersee sahen die Macher nämlich nicht, dort wurde der Film direkt im Heimkino ausgewertet. Wenn man sich mit dem jenseits aller Schmerzgrenzen agierenden Humor arrangieren kann und zumindest ein bisschen Ahnung von der Inselpolitik hat, wird damals wie heute viel Spaß mit Ali G. Indahouse haben.
Der endet für deutschsprachige Zuschauer aber leider spätestens bei der völlig verpatzten Synchro der Hauptfigur, für die man den seinerzeit schwer angesagten MTV-Moderator Mola Adebisi vor das Mikrofon gezerrt hat, der aber alles andere als gute Arbeit abliefert und seine Zeilen mehr oder weniger emotionslos vom Blatt abgelesen hat. Für erfahrene Profis wie Lutz Mackensy oder Simon Jäger, allesamt hochangesehene Synchronsprecher und ebenfalls im Film zu hören, muss das ein Schlag mitten ins Gesicht gewesen sein. Deshalb der gute Rat: Wenn man den Film sichten will, dann idealerweise im Originalton. Große Englischkenntnisse muss man dafür nicht mitbringen, über die verfügt Ali G. ja schließlich selbst ebenfalls nicht.
Unter der Regie von Mark Mylod entstand eine handwerklich gut gemachte Komödie der härteren Gangart, die zwar inhaltlich nicht ganz so gut gealtert ist, dafür aber immer noch für viele ordentliche Lacher gut ist. Dialoge wie „Ich habe keineswegs einem Pferd einen gelutscht…“ werden heute noch gerne zitiert, zudem verbergen sich im illustren Cast viele namhafte Stars wieder und selbst Topmodel Naomi Campbell schaut für einen kurzen Gastauftritt vorbei. Hier gilt: Hirn ausschalten und genießen. Aber vorsicht: Dieser Ali ist nichts für Konservative!
Die Blu-Ray
Pünktlich zur erreichten Volljährigkeit schlägt Ali G. Indahouse nun endlich auf Blu-Ray auf. Dass das längst überfällig war, beweist die alte DVD an allen Ecken und Enden. Miese Kompression und eine völlig verhunzte Farbgebung, die von Anfang bis Ende wie in einen Gelbtopf geschmissen wirkt, lassen alles andere als Freude aufkommen. Selbst über diverse Streaminganbieter wurde über die Jahre immer wieder jenes katastrophale Master herangezogen und anschließend in hochskalierter Form auf die Zuschauer losgelassen. Das hat nun glücklicherweise ein Ende. Auf Blu-Ray präsentiert sich die West Staines Massive dank neuem Transfer endlich in ansehnlicher Form. Obwohl dem Bild immer noch ein leichter Gelbstich anhaftet, wirkt das Geschehen nun um Welten natürlicher und nicht mehr so, als würde man es direkt durch die getönten Gläser der Sonnenbrille des Protagonisten betrachten.
Alleine die knallbunten Outfits kommen jetzt angemessen zur Geltung und sorgen für viele Highlights, während Hauttöne und Co. ihre Neutralität zurückgewonnen haben. Bei den Kontrasten hätten die Schwarzanteile etwas kräftiger ausfallen können, für einen knapp zwei Jahrzehnte alten Film kann sich das Ergebnis aber trotzdem sehen lassen. Auch die Bildschärfe geht absolut in Ordnung, Kompressionsprobleme sucht man bei der Blu-Ray ebenfalls vergeblich. Das definitive Upgrade zur DVD hat allerdings ihren Preis, denn weil der Silberling bisher ausschließlich im Steelbook angeboten wird, muss man für das Release um die zwanzig Euro auf den Tresen legen. Dafür bekommt man aber auch ein gelungenes Remaster geboten.
Während man im Originalton mit Dolby Digital 5.1 Vorlieb nehmen muss, also einer zur DVD identischen Ausstattung, hat Universal der Neuauflage für die deutsche Synchronfassung eine verlustfreie Masterspur spendiert. Die zeigt sich schon im Opening überraschend aktiv von allen Seiten, wenn es zum Streit mit dem Zuhälter und seinem Gefolge kommt, verlagert sich aber anschließend für die meiste Zeit mit Ausnahmen etwas menschenreicherer Szenen eher in den Frontbereich und dort speziell auf den Center. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Dynamik bei den Dialogen gewünscht, dank durchgehend guter Stimmverständlichkeit geht das Dargebotene aber in Ordnung. Wenn der basslastige Soundtrack angeworfen wird, geht der Subwoofer immer wieder kraftvoll mit, dann bekommen die Rücklautsprecher auch wieder mehr zu tun und gehen hörbar mit. Im Vergleich zur blechernden Tonspur der alten DVD trotz kleiner Schwächen also ebenfalls ein schönes Upgrade.
Die Blu-Ray liefert dasselbe Zusatzmaterial, welches auch schon bei der DVD von 2003 mit an Bord war. Dementsprechend liegen sämtliches Featurettes auch nur in mittelprächtiger Standardauflösung vor. Neben dem Audiokommentar, für den Sacha Baron Cohen und Martin Freeman nochmal in ihre jeweiligen Rollen geschlüpft sind, gibt´s einen Sprachkurs für angenehende Gangster, eine Handvoll Deleted Scenes sowie ein paar Einblicke hinter die Kulissen der Produktion. Eine Bildergallerie gibt es obendrauf. Dafür fehlen der Blu-Ray die damals noch vorhandenen Trailer zum Film. Schlimm ist das allerdings nicht.
Fazit
„In Zeiten von Boris Johnson, Donald Trump und Co. wirkt der Gedanke, jemanden wie Ali G. in der Politik zu haben längst nicht mehr so fremd wie noch vor knapp zwei Jahrzehnten. Trotzdem macht die Komödie immer noch eine Menge Spaß, wenn man sich für den schamlosen Humor begeistern kann. Dann empfiehlt sich aber weiterhin, den Film im englischen Originalton zu sichten. Nicht nur, dass viele Gags nur schlecht ins Deutsche übertragen worden sind, sondern auch die miese Synchronisation von Mola Adebisi raubt viel Qualität. Die findet sich dem neuen Transfer sei Dank endlich auch in Bild und Ton auf der Blu-Ray, welche trotz kleinerer verbliebener Schwächen ein immenses Upgrade gegenüber der alten DVD darstellt. Mit zwanzig Euro für das Steelbook muss man dafür aber tief in die Taschen greifen, zumal es auch kein neues Bonusmaterial gibt. Aiiii!“
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