Bioshock: The Collection – Drei Mal Genial

                                            Getestet und verfasst von General M

Es ist die Woche der Remaster – erst Dead Rising, jetzt folgt endlich die lange angekündigte Portierung der Bioshock – Reihe auf XBOX ONE und PlayStation 4 inklusive sämtlicher Einzelspieler – DLC’s. Auch PC – Spieler kommen auf ihre Kosten. Zwar lässt sich die Collection nur für die Konsolen in physischer Form erwerben, dafür erhalten PC – Spieler, welche Teil 1 und 2 bereits in ihrer Steam – Bibliothek besitzen, die jeweiligen Remaster völlig kostenlos. Bioshock: Infinite dagegen ist hiervon ausgeschlossen, da die Konsolenfassung lediglich auf die rundum gelungene PC – Version aufschließt, ein Upgrade ist hier also nicht erforderlich. Lediglich bei den DLC’s wird lediglich geupgradet, was bereits besessen wird, gratis gibt es hier ausnahmsweise nichts. Dennoch, die Reihe übt so oder so selbst knapp 9 Jahre nach Erstveröffentlichung von Teil 1 auf PC, XBOX 360 und (ein Jahr darauf) PlayStation 3 immer noch eine starke Faszination aus. Warum das so ist und wie sich das Remaster auf PC und Konsole schlägt, zeigt unser Testbericht.

Wärst du so freundlich…?

Einer von vielen Gründen für die ungebrochene Popularität von Bioshock und der Reihe allgemein ist das großartige Storytelling, die tolle Atmosphäre und die Kombination aus düsteren und gleichzeitig verrückt-genialen Charakteren in einer einzigartigen Umgebung. Von alldem hat das Spiel bis heute kein Stück eingebüßt. Für alle, die noch nie Bioshock gespielt haben, hier eine kurze, natürlich spoilerfreie Vorschau auf das, was euch erwartet.

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Wir schreiben das Jahr 1960. Protagonist Jack, in dessen Haut wir im ersten Teil schlüpfen, überlebt als einziger einen Flugzeugabsturz über dem Atlantik und entkommt nur knapp dem Tod durch Ertrinken. Rettung naht in Form eines gewaltigen Leuchtturms, der einsam inmitten des Ozeans steht. Doch was von Außen wie ein Leuchttum wirkt, ist von innen ein Zugang zu einer Stadt auf dem tiefgelegenen Meeresboden – „Rapture“. Erbaut von dem egomanischen und größenwahnsinnigen Industriellen Andrew Ryan, der seinerzeit den Abflug von der Oberfläche gemacht hat, um einen Ort der Kunst-, Forschungs- und Zensurfreiheit für sich und andere zu erschaffen. Doch in Rapture hat sich längst einiges geändert. Was einst als hoffnungsvolles Utopia erdacht war, wird längst nur noch von drogensüchtigen Freaks bewohnt, die allesamt dem Wahnsinn verfallen sind. 

In dieser Welt gilt es fortan, nicht nur zu überleben, sondern auch einen Weg zurück an die Oberfläche zu finden. Direkt nach der Ankunft in Rapture meldet sich der mysteriöse Atlas per Funk und bittet uns, nach seiner Familie zu suchen. Die Reise beginnt. Nach und nach decken wir die tragische Geschichte auf, die aus einer Utopie eine Dystopie gemacht hat. Über zahlreiche Tonbänder erfährt man außerdem viele Hintergründe zu Rapture’s Bewohnern, von denen die meisten längst das Zeitliche gesegnet haben. Dabei gelingt es der Handlung hervorragend, spannende Plot – Twists zu erzeugen, welche man heutzutage in den allermeisten Spielen vergeblich sucht. So ist Bioshock auch heute noch ein Lehrstück in Sachen Story, an denen sich viele aktuelle Titel eine dicke Scheibe abschneiden können. 

Mit dem Plasmid auf Du und Du

Wie erwähnt ist Rapture voller gefährlicher Gegner, welche der Mangel an ADAM allesamt in den Irrsinn getrieben hat. Besagte Substanz macht besondere Mutationen möglich, nur hat seinerzeit wohl niemand etwas von den katastrophalen Nebenwirkungen gewusst, wie zum Beispiel Abhängigkeit, Aggression…all das, was Skittles eben auch hervorrufen können, wenn sie alle sind. Diese Mutationen, Plasmide genannt, verleihen aber immense Fähigkeiten, weshalb der Protagonist auf seiner Reise durch Rapture darauf angewiesen ist, möglichst viele davon zu finden. Vom Blitzschlag bis zum Insektenschwarm finden sich viele offensive Kräfte im Arsenal, ebenso aber auch viele wichtige Defensivfähigkeiten. Letztere sind gerade im Kampf gegen die extrem zähen Big Daddys von großem Vorteil, denn die Hünen im Taucheranzug dienen als Beschützer der Little Sisters – genmanipulierte Waisenmädchen, die Rapture auf der Suche nach ADAM durchstreifen. Wer an das ADAM kommen will, muss erst die Wächter ausschalten, was sich gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden als knackige Aufgabe herausstellt, welche wohlgeplant sein will. Ob man am Ende die Sisters von ihrem Elend erlöst oder bis auf den letzten Tropfen aussaugt, bleibt dem Spieler überlassen und hat entscheidenen Einfluss auf das Ende des Spiels. 

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Dazwischen wird viel geballert, gehackt und gebastelt. Überall an den Verkaufsautomaten in Rapture lassen sich Erweiterungen für Waffen und Plasmide kaufen, ebenso auch Baupläne für eine Vielzahl effektiver Munitionstypen und Filme für die später im Spiel verfügbare Kamera, mit deren Hilfe wir Gegner fotografieren und damit studieren. Das Ergebnis sind nützliche Schadensboni im Kampf gegen diese Gegner. 

Acht Jahre später

Bioshock 2 spielt im Jahr 1968, also acht Jahre, nachdem Jack durch den Leuchtturm in Rapture angelangt ist. „Geleitet“ wird der Laden mittlerweile von Sophia Lamb, einst eine von Andrew Ryans zahlreichen Rivalen. Lambs Tochter Eleanor war ebenfalls eine Little Sister. Wir schlüpfen dieses Mal nicht in die Haut eines Neuankömmlings, sondern in den Taucheranzug des Big Daddys „Delta“, der sie einst beschützt hat. Bevor in Rapture alles drunter und drüber ging, zwang uns Lamb jedoch zum Selbstmord und nahm Eleanor mit. Der mittlerweile erwachsenen Little Sister gelingt es aber, uns wieder zum Leben zu erwecken. Aufgrund der starken Bindung zwischen Big Daddy und Little Sister machen wir uns ausgestattet mit einem mächtigen Arsenal an Waffen und Plasmiden auf den Weg, Eleanor zu finden und Lamb zu stoppen. Die hat nämlich ihre ganz eigenen Vorstellungen von einem Utopia…

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Obwohl Bioshock 2 damals nicht vom ursprünglichen Entwicklerteam wie der Erstling entwickelt wurde, gelang es, den Vorgänger sinnvoll zu verbessern und die Geschichte, welche wieder mit unterschiedlichen Enden aufwartet, gut weiterzuerzählen, wenngleich die Qualität des Originals nie ganz erreicht werden kann. Teil 2 ist auch der einzige Teil der Reihe, der damals mit einem Multiplayer – Modus erschien, der aber bestenfalls als belanglos bezeichnet werden kann. Zum Glück hat man diesen Modus dieses Mal ganz entfernt, besonders Erfolgsjäger wird diese Nachricht sehr freuen. Unter dem Strich bleibt Bioshock 2 eine schöne, schnörkellose Fortsetzung des Originals, ohne sich großartig Schnitzer zu leisten.

Von falschen Propheten 

Erst sechs Jahre später brachte das Originalteam rund um Chef Ken Levine Bioshock: Infinite in die Läden, wieder für PC, PlayStation 3 und XBOX 360. Das Spiel schlug ein wie eine Bombe und wurde von Fans wie auch von der Fachpresse dahin gelobt, wo es auch spielt – nämlich in den Himmel. Obwohl die Story zu Beginn nicht sehr viel mit den Ausflügen nach Rapture gemeinsam zu haben scheint, wird mehr und mehr klar, dass alles zusammenhängt. Das geschieht auf eine so komplizierte wie gleichermaßen brillante Weise, dass man meinen könnte, die Idee dazu sei dem kreativen Kopf eines David Lynch entsprungen. 

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Wir schlüpfen in die Haut von Booker DeWitt, einem vom Unglück geplagten Privatermittler, der 1912 den Auftrag erhält, in die Wolkenstadt Columbia einzudringen und dort ein junges Mädchen namens Elisabeth zu befreien. Mit deren Auslieferung sollen Bookers Schulden getilgt werden. Wieder startet das Spiel an einem Leuchtturm, aber anstatt abwärts werden wir weit in die Luft katapultiert. Das helle, paradiesisch wirkende Columbia, welches von dem als gottgleich verehrten Zachary Hale Comstock beherrscht wird, entpuppt sich unter der Oberfläche jedoch als rassistischer, fanatischer Gewalt- und Überwachungsstaat, der jede Form der Opposition gnadenlos unterdrückt. Erbittertste Widersacherin von Comstock ist Daisy Fitzroy, welche die Bürger mit ihrer Vox Populi aus den an Hunger und Not leidenden Elendsvierteln zur Revolte gegen den Propheten Comstock aufstachelt. Als wir Elisabeth dann in ihrem Turm finden, beginnt die Geschichte erst, richtig Fahrt aufzunehmen…

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Infinite stellt unstreitbar die Krone der Reihe dar. Sämtliche aus den Vorgängern bekannte Elemente wurden qualitativ nahezu perfektioniert. Die besondere Beziehung zwischen Booker und der extrem begabten Elisabeth schrieb Videospielgeschichte. Hinzu kommt eine brillante Atmosphäre, tolle Grafik und nahezu makelloses Gameplay. Auch hier oben gibt es Plasmide, allerdings in etwas anderer Form, das Grundsystem ist jedoch gleich geblieben. Zwar fällt die Crafting – Komponente weg, Upgrades gibt es aber dennoch in Massen. Infinite heißt übrigens nicht ohne Grund so, beschäftigt es sich doch im Kern mit der Theorie der unendlichen Parallelwelten. Elisabeth ist in der Lage, sich durch sogenannte Risse Zugang zu diesen Welten zu erschaffen und damit zum Beispiel in Gefechtssituationen auch Gegenstände wie Waffen, Verbände und Allierte aus diesen Welten herzuholen. Davon abgesehen agiert unsere Begleitung mit so viel Autonomität, das man sich jederzeit voll und ganz auf das Geschehen konzentrieren kann, ohne sich Sorgen über eines der coolsten Sidekicks aller Zeiten machen zu müssen. Wenn man dann nach vielen Stunden das Ende erreicht hat, wird man gleichermaßen erschüttert und traurig, aber irgendwie auch glücklich sein. Denn man muss realisieren, dass eine der großartigsten Trilogien aller Zeiten am Ende angelangt ist. 

Zeitlose Altbackenheit

Spricht man von einem Remaster, fällt zumeist die Technik in den Vordergrund. Die ursprünglich auf einer stark modifizierten Version der Unreal Engine 2.5 aufbauenden Teile 1 und 2 trumpfen auf Konsolen und PC mit einer butterweichen Framerate von 60 Fps auf, wobei der PC auch native 4K – Unterstützung bietet. Die Konsolen lösen gewohnt in nativem 1080p auf. Und während Infinite auf Basis der Unreal Engine 3 tatsächlich halbwegs in die Nähe der maximierten PC – Version gelangt, kann sie technisch doch nicht so ganz mit der 2013 erschieneden PC – Fassung mithalten, sieht dabei aber trotzdem verdammt gut aus und steckt wenigstens die Last Gen – Versionen mehr als deutlich in den Schatten. Man hat sich bei der Überarbeitung der beiden ersten Teile jedoch den richtigen Baustellen angenommen. Besonders die Modelle wurden gut überarbeitet, was im Vergleich zur Urfassung eine mehr als deutliche Verbesserung darstellt. Höher aufgelöste Texturen, verbesserte Wassereffekte, auch Schatten und Beleuchtung wurden gut aufgemotzt. Das Endergebnis kann sich auf allen Plattformen sehen lassen, wenngleich die Konsolenversionen leider allesamt unter wahrnehmbaren Kantenflimmern leiden. Auf dem PC dagegen ist die technische Umsetzung dank 4K und Anti-Aliasing makellos, legt also nochmal eine gute Schippe drauf, sofern man das System dafür besitzt. 

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                        Vergleich zwischen PC – Version (max. Settings, 4K)…

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                                          …und PlayStation 4 – Version (1080p)

Natürlich wirken gerade die ersten beiden Teile im Vergleich zu aktuellen Titeln trotz Überarbeitung etwas altbacken, bieten jedoch dennoch eine exzellente, zeitlose Atmosphäre in einem ebenso zeitlosen Ambiente. Die düstere Atmosphäre, die extrem auf Geräuschkulisse und Beleuchtung setzt, weiß noch immer in ihren Bann zu ziehen. Und natürlich gilt gleiches auch für Columbia. Hinzu kommt die damals wie heute großartige Vertonung, die mit tollen und motivierten Deutschen Sprechern aufwartet, auf Wunsch aber auch die englische Sprache zulässt. Der Soundtrack ist durchgehend so großartig, dass ich seinerzeit dem Komponisten eine Mail schrieb, in der ich mich für seine großartige Arbeit bedankte. Dazwischen gibt es eine Menge klassischer Songs, die ich auch außerhalb des Spiels noch gerne höre. „Beyond the Sea“ gilt als Trademark der ersten beiden Teile, während „Will the Circle be unbroken“ perfekt die Trostlosigkeit columbianischer Utopie beschreibt. So ist die ganze Reihe ein Fest für die Ohren.

Die Bedienung geht gewohnt gut von der Hand und wurde 1 zu 1 übernommen. Wer die Originale kennt, wird mühelos den Weg zurück an den Controller finden, während am PC mit Maus und Tastatur eine ebenso präzise und zugängliche Steuerung geboten wird. Auch hier alles richtig gemacht.

Fazit und Wertung 

ava2 „Die Rückkehr nach Rapture und Columbia (wobei letzte gar nicht allzu lange her ist) fühlt sich an wie die wohltuende Umarmung einer warmen Decke an kalten Wintertagen. Noch immer ist die Reihe ein Paradebeispiel für großartige Action und brillantes Storytelling. Das komplette Paket wurde angemessen aufbereitet und bietet so viele Stunden Spielzeit, dass man sich wenigstens eine gute Woche krankmelden sollte, um es in Ruhe zu erleben. Zum Preis von knapp 45€ erhält man drei zeitlose Klassiker samt vieler toller DLC’s, die technisch allesamt bis auf kleinere Abstriche bei den Konsolen hervorragend umgesetzt wurden. Fans von toll erzählten und komplexen Shootern kommen um Bioshock nicht herum. Und auch Fans sollten zurückkehren – Rapture war noch nie so schön wie heute.“

PRO:

+ Drei großartige Titel samt aller Einzelspieler – DLC’s in einer Box
+ Audiokommentar der Entwickler als Bonus
+ Sinnvoll remastered
+ Besitzer der Teile 1 und 2 erhalten Upgrades auf PC kostenlos
+ Zahllose Stunden packendes Gameplay
+ Grandiose, komplexe Story
+ Hervorragende Performance auf Konsolen
+ Makellose Deutsche Vertonung
+ Brillanter Soundtrack
+ Zugängliche Steuerung
+ mehr als angemessener Preis

CONTRA:

– Kantenflimmern (Konsolen)
– DLC’s nicht gratis für Besitzer der Originale (PC)


                                                  Gesamtwertung:     96%

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