BD: “VICE – Der zweite Mann”

                                                Getestet und verfasst von General M 

            Quelle Bildmaterial: “VICE, ©2019 Annapurna Pictures. LLC. All rights reserved.” 

                                           Ab 28. Juni erhältlich als Blu-Ray und DVD 

81OjeBlfTPL. SL1500 Das Leben schreibt oftmals die besten Geschichten – und die unglaublichsten gleich obendrauf. Die amerikanische Politik des 21. Jahrhunderts zählt definitiv dazu. Mit VICE – Der zweite Mann wirft Regisseur Adam McKay einen kritischen Blick hinter die Säulen der Macht und stellt dabei vor allem den Werdegang eines Mannes in den Vordergrund, der die Geschicke der Vereinigten Staaten über acht Jahre lang maßgeblich beeinflusst hat und dessen Auswirkungen noch heute spürbar sind: Dick Cheney. Exzellent besetzt und fantastisch gespielt offenbart der achtfach für den Oscar© nominierte Film eine gleichermaßen unglaubliche wie schockierende Wahrheit, die nicht nur für Fans von Politkino absolut sehenswert geraten ist. Wir haben die Blu-Ray dazu pünktlich zum Heimkinostart für euch getestet. 

Der Film

Blickt man auf das Leben von Dick Cheney (Christian Bale, The Dark Knight) zurück, würde man wohl nie annehmen, dass der trinkfreudige Universitätsstudent einst zu einem der mächtigsten Männer der Welt aufsteigen würde. Nachdem ihm seine Trinkerei den Studienplatz gekostet hat, zieht es den zu diesem Zeitpunkt noch wenig ehrgeizigen Cheney zurück in seine Heimat Wyoming, um dort Stromleitungen zu verlegen. Doch seine spätere Ehefrau Lynne (Amy Adams, Justice League) denkt gar nicht daran, mitten im Nirgendwo ein Leben in Langeweile und Unbedeutung zu führen und treibt Cheney nicht nur dazu an, trocken zu werden, sondern weckt auch dessen Ehrgeiz, nach Höherem zu streben. 

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Beeindruckt von einer Rede des Politikers Donald Rumsfeld (Steve Carell, The Big Short) entschließt sich Cheney Jahre später dazu, in die Dienste des Republikaners zu treten und steigt unter dessen Führung schnell in höchste Regierungsämter auf, bleibt aber auch auf dem Privatsektor als Geschäftsmann erfolgreich. Unter Präsident Richard Nixon wird Cheney zum gefragten Politberater und übernimmt unter dessen Nachfolger Gerald Ford das Amt des Stabschefs im Weißen Haus. Politische Gegner schaltet der gewiefte Stratege dabei gnadenlos aus. In den Achtzigern wird der Mann aus Wyoming in der Reagan-Ära Verteidigungsminister und gehört längst zu den mächtigsten und einflussreichsten Politikern der U.S.A. Doch private Rückschläge bremsen den Aufstieg. Cheney, der zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Herzinfarkte hinter sich hat, wäre gerne selbst Präsident, zieht seine Kandidatur aber zurück als bekannt wird, dass seine Tochter Mary lesbisch ist. 

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Während den Jahren Bill Clintons lebt der konservative Politiker weitestgehend zurückgezogen auf seinem Landsitz, bekommt mit der Präsidentschaft George W. Bush´s aber dann doch die langerwartete Gelegenheit, sich ganz vorne an den Hebeln der Macht zu platzieren. Während der naive Bush besonders zu Beginn von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt, zieht Cheney als Vizepräsident im Hintergrund die Fäden und kontrolliert nahezu jeden Aspekt der Regierung nach eigenem Belieben. Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 und dem folgenden Krieg gegen den Terror, zu dessen maßgeblichen Architekten Cheney zählt, gelangt er endgültig am Höhepunkt seiner Macht an. Der Preis dafür: Jede Menge Blut…

Die Rezension

Kaum ein Vizepräsident hat größeren Einfluss auf die Vereinigten Staaten ausgeübt als Dick Cheney. Und kein Zweiter hat dabei so bleibende Spuren hinterlassen. Mit VICE – Der zweite Mann hat Regisseur Adam McKay nicht nur ein schockierendes Biopic über einen skrupellosen und machthungrigen Mann erschaffen, sondern bietet gleichzeitig auch einen entlarvenden Blick hinter die Kulissen eines Regierungssystems, in der Eigeninteressen und Lobbyismus deutlich mehr wert sind als das Wohl der Bürger. Statt den Stoff stocknüchtern abzuspulen, ist McKay aber einen Schritt weiter gegangen und mischt dem Film gekonnt auch komödiantische Elemente bei, wie es sonst hauptsächlich ein Michael Moore zu schaffen vermag. Kombiniert mit gekonnten Schnitten und maßgeblich getragen von einem brillant aufspielenden Ensemble, allen voran natürlich einem kaum wiederzuerkennenden Christian Bale, gelang ein moderner Klassiker, der sich in der Reihe biographischer Filme guten Gewissens zu den mit Abstand besten Vertretern seiner Art zählen darf. 

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Der Lohn der Mühe: Unmengen von Nominierungen für die wichtigsten Filmpreise, darunter satte acht Oscars©. Am Ende nahm der Film allerdings nur die Trophäe für das beste Make Up mit nach Hause. Schade ist das allemal, brilliert VICE – Der zweite Mann doch von Anfang bis Ende auf wirklich jeder Ebene. Angefangen bei der Kameraarbeit von Greg Feiser bis zum Filmscore von Komponist Nicholas Britell, der bereits bei The Big Short mit Adam McKay zusammenarbeitete bis hin zur Ausstattung, Dialogen und nicht zuletzt den bis in die kleinsten Nebenrollen erinnerungswürdigen Darstellerleistungen, die man gar nicht oft genug erwähnen kann, zählt das satirisch angehauchte Biopic für mich zu den ganz großen und wichtigen Filmen des Jahrzehnts. Bei allem, was der Film schließlich offenbart, will man gar nicht daran denken, wie sich unsere eigenen Regierungsvertreter wohl hinter den Kulissen benehmen. 

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Die 134 Minuten Laufzeit vergehen dabei wie im Flug und lassen einen gleichermaßen entsetzt wie gut unterhalten zurück. Zwar kann man den Film nur dann vollständig erfassen, wenn man die Hintergründe kennt, abseits davon sollte aber jeder Cineast mit ein wenig Anspruch an toll gemachtes Charakterkino mindestens einen Blick riskieren. Für Politikinteressierte ist VICE – Der zweite Mann aber absolutes Pflichtprogramm, um das absolut kein Weg herum führt. 

Die Blu-Ray

Es ist schon eine Schande: Da dreht man einen Film unter anderem in klassischem 8mm, 16mm und 35mm – Material und erstellt anschließend ein natives 4K Digital Intermediate im Ausgang, nur um dann doch weltweit auf eine passende UHD-Veröffentlichung zu verzichten, die sich hier mehr als nur angeboten hätte, zumal es im aktuellen Highend-Segment sowieso viel zu wenige native 4K-Veröffentlichungen gibt. Dementsprechend bleibt die Blu-Ray auch das Maß aller Dinge. Aber die muss sich trotzdem nicht beschämt in die Ecke stellen, denn auch in Full HD ist basierend auf dem Quellmaterial ein mehr als eindrucksvoller Transfer gelungen, der für ein durchgehend cineastisches Erlebnis auf Spitzenniveau sorgt.

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Die Bildschärfe ist erstklassig und offenbart besonders in Nahaufnahmen Unmengen an Details. Das macht der Transfer so gut, dass der Wechsel zwischen dem verschiedenen Filmmaterial so gut wie gar nicht auffällt. Stattdessen gibt es von Anfang bis zum Ende ein angenehm homogenes, ungemein plastisches Bild zu bewundern. Der der Film seine Geschichte über den Verlauf mehrerer Jahrzehnte erzählt, kommt je nach Dekade auch immer eine andere Farbgebung zum Einsatz, um die Zeitepoche passend zu untermalen. Während die Siebziger hauptsächlich von Grüntönen dominiert werden, wird es ab den Achtzigern eher erdig, ehe es dann zur Moderne hin mehr ins Natürliche wandert. Wie gesagt, das alles sind Stilmittel und sie funktionieren als solche auch wunderbar. Bei den Kontrasten ist es je nach genutztem Filmmaterial ebenfalls ein stetiges Hin und Her. Richtig satte Schwarzwerte erreicht man dabei aber nur selten, hier zeigt sich VICE – Der zweite Mann eher anfällig für durchgehend präsentes Grau. Besser, aber längst nicht optimal sieht es bei den Weißanteilen aus. Ferner wird das Bild stets von einer leichten, unaufdringlichen Körnung begleitet, die den Look optimal abrundet. Einziges Manko bei der Umsetzung bleiben wirklich die Kontraste, alleine dafür hätte sich eine UHD schon angeboten. 

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Universum Film hat den Ton sowohl in deutscher wie auch in englischer Sprache im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format auf den Silberling gepresst. Da der Film natürlich primär von seinen Dialogen lebt, dominieren diese auch wenig überraschend die jeweiligen Tonspuren. Die Stimmverständlichkeit im Center ist zum Glück makellos. Für Raumklang bleiben aber kaum Gelegenheiten, stattdessen nutzen die restlichen Lautsprecher hauptsächlich die Gelegenheit, den Filmscore im Raum zu verteilen. Das zum Glück mangels Alternativen nie aufdringlich oder gar übertönend, sondern fein nuanciert und in der richtigen Grundlautstärke. Nicht mehr und nicht weniger wird hier geboten. Übrigens: Obwohl die deutsche Synchronisation bereits sehr gut ist, sollte sich jeder Interessierte den Film mindestens auch einmal im Originalton angesehen haben. Wie gut Christian Bale die Stimme von Dick Cheney imitiert, ist alleine schon wieder preisverdächtig.

Die Extras

Abgerundet wird das Paket von knapp einer Stunde Bonusmaterial , darunter ganze 17 Minuten Deleted Scenes, die aber nicht nur interessante Erweiterungen bieten, sondern teilweise wirklich unnötig streckend gewirkt hätten. Dazu gesellt sich noch ein umfangreiches, 35 Minuten langes Making Of, welches alle spannenden Aspekte der Herstellung abdeckt und natürlich auch Cast und Crew zu Wort kommen lässt. Weitere 5 Minuten widmen sich der Filmmusik, abschließend gibt es die obligatorische Bildergalerie und auch der Trailer zum Film hat es noch mit auf die Scheibe geschafft. 

Fazit

ava7“Produziert von Brad Pitt und Will Ferrell (!) gelang Adam McKay nach The Big Short ein weiteres, vielfach ausgezeichnetes Werk über ein Stück amerikanische Zeitgeschichte, welches man in dieser Form wohl kaum für möglich halten würde, wären all die Geschehnisse in VICE – Der zweite Mann nicht tatsächlich belegt. Christian Bale beweist als Dick Cheney abermals seine Wandlungsfähigkeit und penible Präzision, die den Briten zu einem der besten und wichtigsten Schauspieler unserer Zeit macht. Aber auch abseits davon ist der Film hervorragend besetzt und ausgestattet. Die Mischung aus Biopic, Dokumentation und Komödie funktioniert auf den Punkt genau und bietet über seine mehr als 2 Stunden Laufzeit eine politische Tour de Force, der man sich kaum zu entziehen vermag. Für mich einer der besten Filme des Jahrzehnts. Die Blu-Ray kann sich ebenfalls sehen lassen. Neben einer grundsoliden Ausstattung überzeugt vor allem das Bild. Nur die etwas schwachen Kontraste lassen den Wunsch nach einer 4K – Umsetzung einfach nicht untergehen.” 


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