Die erste Staffel
Nur wenige Stunden vor Beginn der alljährlichen Purge trifft der ehemalige Marine Miguel Guerrero in seiner alten Heimat ein, um nach seiner entfremdeten Schwester Penelope zu suchen. Die Geschwister haben ihre Eltern einst bei der ersten Purge verloren, was beide tief traumatisiert zurückgelassen hat. Die Zeit drängt, denn Penelope hat sich einer fanatischen Sekte unter Leitung der manipulativen Führerin Tavis (Fiona Dourif, Cult of Chucky) angeschlossen und will sich bereitwillig den Purgern opfern.Gleichzeitig macht sich das junge, aber konfliktgeplagte Ehepaar Betancourt zu einer exklusiven Party im nobelsten Kreise auf, um mit dem Gastgeber und loyalen Parteifunktionär Stanton ein millionenschweres Geschäft für den sozialen Wohnungsbau unter Dach und Fach bringen zu können. Dort begegnen die überzeugten Nichtpurger nicht nur einer ehemaligen Affäre, welche die fragile Beziehung einmal mehr auf eine harte Probe stellt, sondern auch den Schrecken der Purge selbst, vor denen selbst die abgeschottete Oberschicht in dieser Nacht nicht sicher zu sein scheint.
Und auch die erfolgreiche Geschäftsfrau Jane Barbour, die bisher nur wenig mit der Purge am Hut gehabt hat, will die anstehende Blutnacht nutzen, um ihren widerwärtigen Chef David Ryker (William Baldwin, Jagd auf Roter Oktober), der sie immer und immer wieder von der Karriereleiter getreten hat, endlich aus dem Weg schaffen. Als sie aber hautnah miterleben muss, welches Grauen mit dem hemmungslosen Töten einhergeht, entschließt sie sich kurzerhand dazu, sich alleine auf den Weg zu machen, um die zuvor angeheuerte Auftragskillerin zu stoppen…
Die Rezension
Der Versuch, die erfolgreiche Filmreihe auch als Serienformat zu etablieren, ist mit der ersten Staffel recht gut gelungen. In dieser Form hat man erstmals Gelegenheit, sich vor allem mit Einzelschicksalen im Rahmen der Purge näher auseinanderzusetzen. Die grundverschiedenen Charaktere erleben die Nacht allesamt mit ganz eigenen Motivationen und entwickeln sich ebenso erzählerisch in völlig unterschiedliche Richtungen. Und doch kreuzen sich früher oder später auch manche Wege. Allerdings bietet nicht jeder Subplot Spannung auf gleichhohem Niveau. Während die Story um Marine Miguel von Anfang an mit viel Action aufwartet und auch ein hervorragendes Tempo entwickelt, kommen die übrigen Geschichten samt ihrer tragenden Charaktere nur sehr langsam in Fahrt und dümpeln über die ersten Episoden eher ereignislos vor sich hin. Da tut es dem Pacing zusätzlich nur wenig gut, dass in Rückblenden immer wieder Vorgeschehnisse eingespielt werden.
Da genießen die Filme dann doch einen gewissen Vorteil, denn kompakt auf unter zwei Stunden gepresst, muss man sich über die handelnden Figuren nur wenig Gedanken machen und kann unbeschwert den Nervenkitzel genießen. Mit der Serie will das nicht immer gelingen, weil über weite Strecken einfach zu viel geredet wird, ehe dann wieder etwas von Interesse passiert. Zwar muss man nachsehen, dass die Charaktere anfangs etabliert werden müssen, trotzdem ziehen sich die Handlungsfäden abseits der Schwestersuche über die erste Staffel mitunter wie Kaugummi. Es mangelt noch ein wenig an Balance, ein guter Anfang ist aber auf jeden Fall gemacht, alleine weil man die Purge nun erstmals aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen Blickwinkeln betrachten kann. Fans der Filme dürfen sich über die gleiche dystopisch-düstere Atmosphäre freuen. Dank versierter Regisseure und einer guten Ausstattung steht The Purge: Die Säuberung den Kinovorbildern auch in Sachen Look und Ausstattung in nichts nach. Dank gutem Erfolg ist eine zweite Staffel übrigens bereits im Kasten und wird in den USA bereits ab Mitte Oktober ihre Premiere feiern.
Begeistert hat mich übrigens vor allem der gut gewählte, spielfreudige Cast. Nicht genug loben kann man Fiona Dourif als manische Kultführerin, deren gruseliges Dauergrinsen einen mitunter noch bis in die nächtlichen Träume verfolgt. Auch das Wiedersehen mit William Baldwin als ekeligem Firmenchef weiß zu gefallen. Von Gabriel Chavarria, der bereits in einigen größeren Filmproduktionen mitgewirkt hat, werden wir sicher ebenfalls noch einiges sehen. Der spielt seine Rolle als Marine inmitten der Purge ausnahmslos gut, gleiches gilt für Jessica Garza, die dessen auf Irrwegen gelangte Schwester mimt.
Die Blu-Ray
Für den deutschsprachigen Vertrieb zeigt sich einmal mehr Universal Pictures verantwortlich, die alle zehn Episoden der ersten Staffel auf zwei Blu-Ray´s untergebracht haben. Qualitativ gibt es hier wenig zu meckern. Die komplett digital gedrehte Produktion überzeugt neben einer vor allem in Nahaufnahmen hervorragenden Detailwiedergabe vor allem durch eine makellose Laufruhe in jeder nur erdenklichen Situation. Durch die Kompression gibt es allerdings ab und an leichtes Banding. Da die Serie nach der ersten Episode konsequent in dunkle Gefilde abwandert, muss man der Kontrastdarstellung natürlich deutlich mehr Aufmerksamkeit widmen als sonst. Aber auch hier leistet die Blu-Ray wirklich gute Arbeit, denn trotz stetig wechselnden Lichtsituationen schafft es der Transfer, durchgehend kräftiges Schwarz bei gleichbleibend guter Durchzeichung abzuliefern. Die Farbgebung ist angenehm natürlich geraten, das permanent düstere Setting wird immer wieder von satten Primärfarben durchbrochen, was unter anderem besonders positiv beim Carnival of Flesh hervorsticht, wo aufmerksame Zuschauer übrigens einen Gastauftritt eines ehemaligen WWE-Superstars bemerken könnten. In ganz finsteren Momenten bemerkt man gelegentlich ein feines, aber keineswegs störendes Bildrauschen, was sich allerdings wohl kaum vermeiden ließ. Alles in allem eine sehr gelungene Veröffentlichung.
Überraschend dynamisch für eine Serie präsentiert sich auch der Sound. Der kommt wahlweise in Deutsch, Englisch und Französisch daher und wurde im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format auf die Silberlinge gepresst. Neben bester Dialogverständlichkeit im Center bekommt auch die Action mehr als genug Raum, sich adäquaut entfalten zu können. Zwar klingen besonders Schussgeräusche etwas verhalten, alles andere wird aber gut durch den Raum getragen. Egal ob die großen Menschenansammlungen in der Bar, dem Carnival of Flesh oder auf der Party der Stantons, wenn viel auf dem Bildschirm los ist, fühlt man sich dank kräftiger Rearsounds immer mitten im Geschehen. Auch das Geschehen auf den Straßen wird immer mal wieder durch gelungene Effekte aufgepeppt, denn wenn aus dem Nichts plötzlich Schreie und Co. ertönen, zuckt man immer wieder erschrocken zusammen, weil der jeweilige Sound auch passend aus der gleichen Richtung ausgegeben wird. Die Vorzüge der einzelnen Tonspuren, die qualitativ übrigens auf identisch gutem Niveau agieren, präsentieren sich besonders dann, wenn Miguel durch das Gauntlet laufen muss. Dann wird man von allen Seiten mit zischenden Elektrizitätsgeräuschen und surrenden Kreissägen beschossen. Für eine Serie wirklich hervorragend!
Sogar ein paar Extras haben es noch auf die Discs geschafft. Neben insgesamt drei kurzen Deleted Scenes aus drei der insgesamt zehn Episoden gibt es noch drei Minuten Interviews mit Cast und Crew, während sich ein weiteres, ähnlich kurzes Featurette mit dem Aufbau der Szenen beschäftigt. Auch mit der Ausstattung setzt sich das Bonusmaterial nochmal kurz auseinander, abgerundet wird alles von ein paar Ausschnitten der Drehbuchlesungen. Da das alles kombiniert weniger als eine Viertelstunde läuft, kommt aber nirgendwo wirklich ein umfangreicher Informationsgehalt zustande.
Fazit
„Das gesellschaftskritische Konzept der Purge gehört zu den wenigen seiner Art, welches mir in dieser einzigartigen Form auch nach vier Filmen immer noch Spaß bereitet. Dementsprechend war ich auch sehr gespannt auf die erste Staffel der Serie. Die präsentiert sich zwar in der gleichen düsteren Grundstimmung wie die Kinofilme, kränkelt aber zwischendrin an einigen unschönen Längen bei Charakteren und deren jeweiligen Handlungsbögen. Etwas mehr Gerede, dafür etwas mehr Nervenkitzel würde ich mir für die zweite Staffel definitiv wünschen. Abseits davon funktioniert das purgen auch in Serienform ganz gut. Ein bisschen Grundwissen über die Rahmenhandlung sollte man aber mitbringen. Die Blu-Ray´s überzeugen durch gutes Bild und Ton, den einzelnen Featurettes im Rahmen der Extras hätte man aber definitiv mehr Laufzeit einräumen können.“