Die Rezension
Die alten Geschichten sind ja, so lautet ein Sprichwort, oftmals auch die Besten. Immerhin bietet die Bibel, ganz gleich ob Fiktion oder nicht, auch heute noch alle klassischen Zutaten, die ein guter Film braucht: Starke Charaktere, eine ordentliche Prise Gewalt und jede Menge Material für Special Effects – Künstler. Zugegeben, ein Actionfeuerwerk ist “Paulus – Der Apostel Christi” ja nun anders als “Noah” oder “Exodus – Gods and Kings” nicht, aber im Rahmen des annehmbar kleinen Produktionsbudgets ist es Regisseur Andrew Hyatt trotzdem gelungen, das alte, alte Altertum glaubhaft und detailliert in Szene zu setzen. Auch die durchgehend mit erfahrenen Schauspielerin besetzten Rollen werden einprägsam rübergebracht. Zwischen dem aktuellen Geschehen gibt es dabei auch immer wieder Rückblicke darüber, wie der Saulus zum Paulus wurde. Bei 108 Minuten Laufzeit bleibt aber dennoch kaum Zeit, diese umfangreiche, für das Christentum so bedeutsame Geschichte in aller Tiefe zu erzählen. Das Nötigste bekommt man präsentiert, aber dennoch wird manches auch recht oberflächlich behandelt.
Das zentrale Motiv der Christenverfolgung und dessen gelegentlich durchaus explizite Darstellung trifft dabei ein hochaktuelles Thema. Viele Länder, darunter beispielsweise Nordkorea oder zahlreiche radikalislamische Staatsgemeinschaften verfolgen Gläubige bis Heute mit brutaler Inbrunst. Doch soll diese Besprechung keineswegs eine politische sein, die Bezüge zur Gegenwart aufzuzeigen halte ich dennoch nicht für verkehrt. Und ich glaube, dass genau das “Paulus – Der Apostel Christi” ein wenig abhebt von den nüchternen 1 zu 1 – Verfilmungen bestimmter Bibelabschnitte, ebenso auch von den effektgetränkten Orgien eines Ridley Scott oder Darren Aronofsky, die über ihre jeweiligen Beiträge viel zu oft den Faden für die wesentlichen Kernbotschaften aus den Augen verloren haben. Denn ob man nun glaubt, oder nicht (ich persönlich gehöre übrigens zu letzteren): Der Film vermittelt eine unaufdringliche Botschaft, die sich jeder Mensch zu Herzen nehmen sollte, ganz gleich welchem Glauben er angehört. Schließlich ist auch der Atheismus eine Glaubensform. Und gerade deswegen sollte man dem Film eine Chance geben. Mich zumindest hat er überraschend gut unterhalten.
Die Blu-Ray
Überaus solide kommt auch die HD – Veröffentlichung des Films daher, die für einen Katalogtitel qualitativ wirklich gut ausfällt. Die Bildschärfe bewegt sich in einem hervorragenden Bereich, auch die Schwarzwerte können überzeugen. Bei der Farbgebung hat man sich hier für eine überwiegend warme Saturierung entschlossen, so dominieren Gelb- und Brauntöne die Szenerie, was dem Film im Rahmen seines Settings einen guten Look verleiht. Die Charaktere selbst sind davon zum Glück nicht betroffen, sondern präsentieren sich in angenehm natürlichen Hauttönen. Hauptsächlich in den Rückblenden, gelegentlich aber auch darüber hinaus, verliert das Bild aber an Schärfe und wirkt dann seltsam weich. Kein zentraler Störfaktor und wahrscheinlich sogar als Stilmittel gewollt, lenkt es die Augen aber trotzdem ab und an ab, zumal es den sonst hervorragenden Detailreichtum des Bildes sichtbar senkt.
Wenig Kritik kann man darüber hinaus am Ton üben. Ganz egal, ohb man den Film in Englisch, Deutsch oder gar Französisch sehen möchte, für jede dieser Tonspuren liegt eine verlustfreie DTS-HD MA 5.1 – Spur bei. Die überzeugen im direkten Vergleich allesamt durch klar verständliche Stimmen und überraschen hin und wieder sogar mit überraschend kräftigen Raumklangelementen. Die Effektverteilung stimmt, Tonfehler oder sonstige Probleme sind nicht zu vermelden. Wenn man sich allerdings entschließt, den Film in der Englischen Originalsprache zu schauen und sich ein wenig mit der Sprache auskennt, bekommt man hier teilweise Eigenartiges geboten. Denn wenn in einem Film über das Altertum Amerikanisches und Britisches Englisch aufeinandertreffen und zusätzlich der unüberhörbare Französische Dialekt von Olivier Martinez durch die Lautsprecher hallt, muss man ja schon ein bisschen schmunzeln. Die sehr gute Deutsche Synchronisation kann darauf zum Glück verzichten. Hier hat SONY also ebenfalls einen gewohnt soliden Job gemacht. Gleiches gilt übrigens auch für die Extras: Im Rahmen von vier durchaus sehenswerten Featurettes werden nochmal die Hintergründe zur Geschichte des Paulus und dessen Schriften aufgegriffen und gut verständlich erklärt. Zusätzlich darf man sich über eine Handvoll gelöschter, aber für den Film selbst nicht sonderlich relevanten Szenen freuen, auch eine Trailershow hat es zu guter letzt an Bord der Scheibe geschafft.
Fazit
“Komisch, aber mit meinen 30 Lenzen habe ich mittlerweile viel mehr Vergnügen an solchen Bibelfilmen, als noch damals in der Schule. Dort hat man sich zwar gefreut, mal nicht die Bücher wälzen zu müssen, sondern bequem dem Geschehen auf dem fetten Röhrenfernseher im städtischen Eigentum blicken zu können, so wirklich perfekt war das Szenario oftmals mangels entsprechenden Interesses an der Materie aber doch nie. Mit ´Paulus – Der Apostel Christi´ konnte ich eine Kehrtwende in diesen nachhallenden Erinnerungen beginnen. Der Film erzählt auf verständliche und dabei doch eindringliche Weise nicht nur die Geschichte von zwei bedeutsamen Männern, sondern auch von deren Botschaft, die noch heute aktuell und wertvoll ist. Wer also mal abseits üblichen Rämmidämmi und Rambazamba nach einer alternativen Form Film sucht, sollte dem Film wirklich eine Chance geben. Ich jedenfalls bin froh, dass ich es getan habe – selbst als Atheist.”
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