14 Millionen Kinozuschauer…kein anderer deutscher Film hat es seitdem geschafft, mehr Besucher in die Lichtspielhäuser zu locken. Zwar gilt der Schuh des Manitu mittlerweile offiziell als erfolgreichster deutscher Spielfilm, rechnet man aber die Tatsache ein, dass Otto – Der Film in seinem Erscheinungsjahr 1985 auch in der ehemaligen DDR anlief, ist der Rekord immer noch ungebrochen. Das Konzept des Films (und ebenso das sämtlicher Nachfolger) ist dabei eigentlich extrem simpel und baut lediglich eine Rahmenhandlung um bekannte Gags auf, die Otto in der Form bereits im Rahmen seiner Bühnen- und Fernsehauftritte immer wieder gebracht hat. Dementsprechend gering fällt natürlich auch der inhaltliche Anspruch aus, damals jedoch war ganz Deutschland im Bann des sympathischen Nordlichts, der Humor wirkte noch frisch und unverbraucht.
Heute dagegen schwingt Otto – Der Film eher die Retrokeule, wenngleich einige wenige Gags immer noch ganz gelungen wirken. Witze über Sklavenhaltung und der Versuch, einen Afroamerikaner als solchen zu verkaufen, würden in der stets moralinsauren Gegenwart wahrscheinlich für riesige Skandale sorgen, in den damaligen Zeitgeist passen die vielen kleinen Momente Alltagsrassismus allerdings ganz gut rein. Früher durfte einfach noch etwas freier gelacht werden, die Erinnerungen an diese Zeit bringt der Film dann sogar ganz wunderbar zurück. Fakt ist allerdings: Wer mit dem typischen Trommelfeuer lose aneinandergereigter Kalauer und Wortspiele eines Otto Waalkes nichts anfangen kann, wird damals wie heute nur wenig Spaß mit dem Gebotenen haben, trotz handwerklich solider Inszenierung.
Otto – Der neue Film
Der Nachfolger zum erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten ist leider alles andere als gut gealtert und wirkte schon bei seiner Premiere im Jahr 1987 als uninspirierte Aufeinanderfolge der nahezu gleichen Gags des Vorgängers unter lediglich minimal anderer Rahmenhandlung. Nicht nur deswegen, sondern auch dank hemmungslosem Product Placement, vermochte Otto – Der neue Film weder Kritiker noch Publikum zu enttäuschen. Lustig ist hier allenfalls nur noch das Geschehen um Otto herum, beispielsweise der erzkonservative Hausmeister Rettich, der seinen treuen Hund Harras permanent dazu abzurichten versucht, niemals Essen von Türken anzunehmen (“Ein deutscher Hund nimmt nur vom Deutschen!”).
Der Hauptdarsteller selbst gerät hier zum nervigen Störfaktor, welcher sich über 82 Minuten Laufzeit sinn- und ziellos durch Szene um Szene quasselt und gestikuliert, dabei mit seinen recycleten Kalauern aber niemanden mehr vom Hocker reißt. Das gilt damals wie heute gleichermaßen. Ute Sander gerät als zickige Gaby Drösel zum Totalschaden des ganzen Films, es sollte ihr einziger Auftritt als Schauspielerin bleiben, lediglich der Playboy erfreute zeitgleich zur Filmveröffentlichung noch mit einer Fotostrecke der heutigen Krankenschwester. Wer allerdings genau hinhört, erkennt unter den zahlreichen prominenten Gastdarstellern viele bekannte Synchronsprecher, darunter Ronald Nitschke als Polizist. Retten können die den durch und durch überflüssigen Film allerdings auch nicht mehr.
Otto – Der Ausserfriesische
Als Otto dann tatsächlich kurz davor ist, den eigentlich im Besitz seines Bruders befindlichen Leuchtturm an die FAST chamäleonartig getarnten Konzernbonzen zu verscherbeln, greift Frauke allerdings beherzt ein. Die Heimat ist schließlich immer noch das Wichtigste und um die zu retten, soll Otto nun seinem entfremdeten Bruder in die U.S.A. nachreisen. Dort warten auf das einfältige Landei aber nicht nur sprachliche Barrieren, sondern auch zahlreiche Begegnungen der seltsamen Art, darunter neben Steffi Graf auch ein von High Speed Unlimited ausgesandter Auftragskiller. Wobei man jetzt natürlich darüber streiten kann, was schlimmer ist. Wird es Otto trotzdem gelingen, die Verwüstung der Heimat durch Tempo 1000 zu verhindern?
Die Rezension
Dank dem Versuch, mit Otto – Der Ausserfriesische wenigstens eine neue Geschichte zu erzählen und dabei auch mehr Vielfalt bei den Schauplätzen zu bieten, wirkt der dritte Kinoausflug von Otto Waalkes, der hier einmal mehr an Drehbuch und Regie mitwirkte, zumindest auf den ersten Blick deutlich frischer als die Vorgänger und zählt für mich zum insgesamt besten Leinwandauftritt des Komikers im Rahmen seiner damaligen Soloprojekte. Im Kern bleibt allerdings alles wie gehabt: Auch hier dient die Handlung lediglich dazu, Waalkes genug Raum zu bieten, um bereits Bekanntes in rascher Abfolge wiederzuverwerten. Und was schon beim ersten Mal nicht so richtig zünden wollte, funktioniert im dritten Anlauf wenig überraschend auch nicht viel besser.
Die Blu-Ray Box
Wie wir im Norden so gerne sagen: Butter bei die Fische! Die jeweiligen DVD-Veröffentlichungen zu den drei Filmen kann man gerlinge gesagt in die Tonne treten und kommen nur sehr geringfügig über Videokassettenqualität hinaus. Dem hat Universum Film mit der Blu-Ray Box zum Glück Abhilfe geschaffen, denn komplett remastered und erstmals in echtem HD verfügbar erstrahlen die Filme in bisher ungekanntem Glanz. Zwar erreicht die jeweilige Bildschärfe nie Referenzniveau, stellt aber gemessen an der DVD einen Unterschied wie Tag und Nacht dar. Gleiches gilt auch für die Farbgebung, die immer wieder mit satten Primärfarben überrascht (besonders auffällig bei Otto – Der Ausserfriesische), insgesamt aber abseits manch arg grünstichiger Einstellungen relativ natürlich bleibt. Kein Vergleich zu den bleichen, ausgewaschenen Farben alter Veröffentlichungen, alleine schon aufgrund der deutlich überlegenen Farbdifferenzierung.
Es gibt einige verbliebene Schwächen, die sich besonders in Form von vielen weichen Shots und gelegentlich auftretenden Randunschärfen präsentieren, gemessen am Alter der Filme kann das aber verzeihen. Der für mich größte Kritikpunkt der Remaster liegt für mich bei den schwachen Kontrasten. Die Schwarzanteile entpuppen sich gerade in natürlich ausgeleuchteten Szenen als extrem schwach, bei Einstellungen am Tag kommt es permanent zu leichten Überstrahlungen auf den Gesichtern, die dann alles andere als gesund aussehen. Natürlich geht das auch auf Kosten der Durchzeichnung, was gerade den Gesichtern nicht wirklich gut steht. Wer die Filme aber mag und bisher immer wieder auf die dazugehörige DVD zugegriffen hat, bekommt mit der Blu-Ray Box insgesamt ein massives Update geboten, welches mit unter 30€ auch preislich absolut in Ordnung geht. Übrigens: Bitte nicht über die unterschiedlich großen Bilder wundern, denn Otto – Der neue Film kommt in anderem Bildformat daher als die beiden anderen Filme.
Gleiches gilt auch für den Ton, der bisher immer nur schnödem Dolby Stereo angeboten wurde. Raumklang gibt es zwar auch mit den Blu-Rays nicht, was zum einen dem Alter geschuldet ist aber andererseits auch der Tatsache, dass keiner der Filme wirklich Potenzial dafür bietet. Dafür gibt es jetzt ein Upgrade auf verlustfreien Mastersound im DTS-HD MA 2.0 – Format. Und der legt im direkten Vergleich durchaus an Dynamik und Kraft zu. Statt dumpfer, rauschanfälliger Klangkulisse klingen Dialoge und Musik jetzt wesentlich klarer als zuvor, was bei so dialoglastigen Filmen natürlich einen enormen Zugewinn darstellt. Auch die allgemeine Lautstärkebalance ist sehr viel besser und erfordert keinerlei Nachjustierungen mehr. Referenzmaterial darf man hier natürlich trotzdem nicht erwarten, dennoch weiß das Upgrade angenehm positiv zu überraschen. Schlechter sieht es da allerdings bei den Extras aus, denn abseits des jeweiligen Kinotrailers, die immerhin in HD vorhanden sind, finden sich in der Box keine weiteren Extras.
Fazit
“Die anhaltende Kritik, dass Otto Waalkes sein gesamtes Bühnenrepertoir auf den immer gleichen, mit den Jahren nur sehr wenig bis gar nicht abgewandelten Gags aufbaut, ist nicht ganz unberechtigt. Den Humor mag man entweder, oder man hasst ihn. Die drei ersten Kinoausflüge des Friesen, nämlich Otto – Der Film, Otto – Der neue Film sowie Otto – Der Ausserfriesische sind dafür ein perfektes Beispiel, schließlich dient die repetive Rahmenhandlung nur dazu, möglichst viel Raum für Waalkes´ Kalauer zu schaffen. Wer damit etwas anzufangen weiß, bekommt mit der Blu-Ray Box definitiv ein gelungenes Upgrade bei Bild und Ton. Lediglich nennenswerte Extras lässt die Compilation vermissen. Wer sich daran nicht stört, kann die alten DVD-Veröffentlichungen aber guten Gewissens endgültig in den Ruhestand schicken.”
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