Die erste Volume
Das ist aber längst nicht das einzige Problem, denn was als einfaches Hobby begann, ist für Saitama mittlerweile zu einer lästigen Pflicht geworden. Wenn nämlich jeder noch so große Feind bereits nach einem Schlag auf der Matte liegt, wo bleibt dann der Spaß? Und wer nicht als Teil der offiziellen Hero Association ins Feld zieht, wird zudem nicht einmal für seine Dienste bezahlt! Der kahlköpfige Superheld ist kurz davor, das Cape entnervt an den Nagel zu hängen, als er auf den Cyborg Genos stößt. Der ist so begeistert von Saitama´s Kraft, dass er sich ihm kurzerhand als Lehrling aufdrängt…
Die Rezension
Wer bei One Punch Man mit der Erwartung auf ein furioses Animationsspektakel herangeht, wird ganz sicher nicht enttäuscht werden. Auf der anderen Seite wird man aber möglicherweise nicht ganz das bekommen, was man von sonstigen Helden vs. Schurken – Produktionen gewohnt ist. Denn die Serie rund um den völlig erkahlten Saitama liefert zwar Kämpfe in absolut epischen Proportionen, ist am Ende aber immer noch auch eine handfeste Satire auf alles, was Marvel und Konsorten sonst so auffahren. Die vielen Seitenhiebe und Klischees weiß die Serie dabei ebenso geschickt zu nutzen wie der Comic aus dem Netz, der das Phänomen vor Jahren losgetreten hat. Das Ergebnis strapaziert vor allem die Lachmuskeln ganz massiv.
Schon das erste Monster in Rückblende, halb Mensch, halb Hummer, stapft nur bekleidet mit einem weißen Feinrippschlüpper daher. Und das sind längst nicht die ausgefallensten Designideen der Macher. Vorher zwängen die Bösewichte Saitama auch immer noch ausgiebig ihre Herkunftsgeschichte auf, was den lethargischen Helden allerdings eher zu nerven scheint. Der lebt übrigens in einer winzigen Kaschemme und kümmert sich mehr um Supermarktangebote, als um irgendwas anderes. Wirklich fordernde Auseinandersetzungen finden nur noch im Traum statt. Der Humor der Serie ist ebenso einzigartig wie sein Protagonist. Die Kämpfe mögen kurz sein, dafür aber spektakulär inszeniert und so außerdem so überzogen, dass man selbst wenn Blut fließt noch lachen muss.
One Punch Man holt seine Fans von der ersten Sekunde an ab und erzeugt umgehend eine einzigartige Sogwirkung, die einen immer weiter sehen lassen will. Auch wer den Comic nicht kennt, findet sofort in das Universum von Saitama, Genos und Co., was ich immer als absoluten Vorteil ansehe. Zwölf Episoden umfasst die erste Staffel, eine komplette zweite Staffel ist bereits fertig und läuft momentan in Japan und hierzulande exklusiv untertitelt bei Anime on Demand. Etwas ärgerlich ist bei solch eher kurzen Veröffentlichungen allerdings wieder mal die sehr knapp bemessene Aufteilung: Gerade mal vier Episoden gibt es pro Volume, was für Komplettisten und Sammler einmal mehr ein teures Vergnügen bedeutet. Fans gelugener Superheldenpersiflagen und grandios animiertem Japantrick kommen um die Sichtung aber absolut nicht herum.
Die Blu-Ray
Zum Test lag uns lediglich der Silberling vor, den KAZÉ im Rahmen der Neuauflage zur ersten Volume von Staffel Eins im letzten Monat veröffentlicht hat. Dieser ist allerdings inhaltsgleich zur bereits vor drei Jahren erschienenden Erstauflage, die gegenwärtig mitsamt Sammelschuber und zahlreichen physischen Extras noch immer für knappe 30€ erhältlich ist, daher also einen absoluten Schnapper zum Einstieg darstellt. Die enthaltenen vier Episoden bestechen mit hervorragender Bildschärfe und klaren Konturen. Bildrauschen oder andere Probleme wie beispielsweise Artefaktbildung sucht man vergeblich. Die eher erdig gewählte Farbpalette passt bestens zum Setting und liefert über die Blu-Ray kräftige Darstellungen. Bei den Kontrasten hätte ich mir stellenweise etwas bessere Schwarzanteile gewünscht, alles in allem bekommt man aber in Sachen Bildqualität ein weiteres hervorragendes Release geboten.
Beim Ton verschenkt das Berliner Label aber einmal mehr Potenzial. Sowohl die deutsche als auch die japanische Synchronfassung sind nämlich lediglich im verlustfreien DTS-HD MA 2.0 – Format auf die Scheibe gepresst worden. Und das ist bei einer Serie wie dieser, wo es gelegentlich richtig hart kracht, einfach etwas zu wenig. Mit einer vollwertigen Raumklangunterstützung hätte man hier richtig was reißen können. So beschränkt sich das Geschehen wieder mal nur auf die Front. Dort stimmt die Abmischung zwar rundherum zufrieden und auch die Dialoge sind jederzeit bestens verständlich, wenn dann aber beispielsweise ein hoochhausgroßer Titan tot zu Boden kracht, produzieren die Lautsprecher trotzdem eher laue Lüftchen, die das gewisse Etwas schlicht vermissen lassen – einfach, weil der Subwoofer nicht angesprochen wird. Dafür muss man trotz der sonst kräftigen Ausgabe dann doch ein paar Punkte abziehen.
Auf die Extras sind wir ja bereits vorhin kurz eingegangen, diesen Aspekt möchten wir nun noch ein wenig vertiefen. Neben dem Sammelschuber mit Platz für die komplette erste Staffel gibt es das obligatorische Booklet, ein Poster und zusätzlich noch ein Artboard samt Leseprobe des Comics als physische Beilagen obendrauf. Das gilt aber nur für Käufer der auf 7000 Exemplar limierten Erstauflage, die wie erwähnt ja immer noch im Handel erhältlich ist. Wer sich dagegen für die Neuauflage entscheidet, muss bis auf Artboard und Booklet auf die übrigen Beigaben verzichten! Dafür gibt´s auf der Disc noch zwei jeweils knapp 12 Minuten lange OVA´s (ebenfalls komplett synchronisiert) sowie ein Interview mit den Machern der Serie. Auch das jeweils untertitelfreie In- und Outro hat es noch an Bord geschafft. Die Ausstattung ist also immer noch sehr ordentlich.
Fazit
„Eigentlich sind wir ja immer darum bemüht, Euch möglichst aktuelle Veröffentlichungen präsentieren zu können. Die Neuauflage einer bereits seit knapp drei Jahren im Handel erhältlichen Serie vorzustellen, konnten wir uns aber als gute Gelegenheit unmöglich entgehen lassen. Denn die aberwitzige Heldenpersiflage mit einem der ungewöhnlichsten Hauptdarsteller aller Zeiten ist auch im Jahr 2020 immer noch einzigartig unterhaltsam wie genial. Außerdem: Wenn wir in wenigen Tagen das Review zum dazugehörigen Spiel präsentieren, kann keiner mehr behaupten, keine Ahnung vom Franchise zu haben. Wer die ganzen gewöhnlichen Helden satt hat und außerdem ein gutes Gespür für Situationskomik hat, darf One Punch Man keinesfalls verpassen, Animefan hin oder her. Die Neuauflage der ersten Volume von Staffel Eins kommt zwar mit etwas abgespeckten Extras daher, bietet aber neben einem weiterhin hervorragenden Bild immer noch genug, um Einsteiger bestens zu versorgen. Lediglich beim Ton wäre mehr drin gewesen.“
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