Die erste Volume
Die zunehmende Angst und Paranoia vor den Kabane hat dafür gesorgt, dass man selbst gegen allergeringste Anzeichen einer Infektion mit kompromissloser Grausamkeit vorgeht – denn lieber richtet man einen Unschuldigen hin, als eine neue lokale Epidemie zu riskieren. Immerhin ist Selbstmord dank von jedem mitgeführtem Herzsprengsatz immer noch eine Option. Hurra…? Als eines Tages ein ganzer Zug voller Untoter in den Bahnhof der Stadt Aragane einfällt, sieht der ortansässige Jungerfinder Ikoma endlich die Chance gekommen, seinen Durchschläger zu testen. Die kraftvolle Waffe soll endlich einen effektiven Weg bieten, die Panzerung der Kagame mühelos zu durchdringen. Der Testlauf ist zwar erfolgreich, dafür wird Ikoma selbst mit der Krankheit infiziert.
Nur ganz knapp gelingt es, die komplette Ausbreitung in seinem Körper zu stoppen. Nun gilt er als Kabaneri, halb Mensch, halb Kabane. Ausgestattet mit der gleichen gesteigerten Körperkraft und Zähigkeit, aber immer noch mit menschlichem Bewusstsein versehen schafft es Ikoma gerade noch, den letzten Zug aus der Stadt zu besteigen. Dort begegnet er der jungen Mumei, die ebenfalls zur Kabaneri geworden ist. Doch das Misstrauen seitens der Überlebenden gegenüber den kampfstarken Hybriden ist gewaltig. Nur dank Intervention der schönen Prinzessin Ayame kann der übereifrige Hauptmann Kurusu davon abgehalten werden, umgehend zwei weitere Todesurteile zu vollstrecken. Wie effektiv die Kabaneri gegen die Kabale kämpfen, muss aber auch der sture Soldatenführer rasch einsehen. Liegt die einzige Hoffnung der Flüchtlinge am Ende gar in jenen, die sie bisher so sehr verabscheut und gefürchtet haben?
Die Rezension
Dass Kabaneri of the Iron Fortress sich nach dem gewaltigen Erfolg der Mangaserie zu Attack on Titan zu einem weiteren Hit für das Studio Wit entwickeln würde, hat dort wohl anfangs kaum jemand für möglich gehalten. Dass die Macher hier und da ein bisschen von Eren, Mikasa und Co. abgekupfert haben, stört aber keineswegs, denn massig eigene gute Ideen machen aus der abgedrehten Kombo aus Steampunk, Samurais und Untoten ein kongeniales Erlebnis für Fans blutrot getränkter Animekost auf allerhöchstem technischen Niveau. Obwohl ich mich nun bereits seit vielen Jahren mit dem Genre auseinandersetze und gerade über meine Arbeit ein ganz neues Verständnis für die japanische Animationskunst erlangt habe, fällt mir der Zugang zu neuen Formaten als stark von der westlichen Film- und Serienlandschaft geprägtem Menschen immer noch etwas schwer. Umso mehr war ich überrascht, wie gut und schnell ich zu Handlung und Charakteren von Kabaneri of the Iron Fortress gefunden haben.
Die im Rahmen der ersten Volume enthaltenen vier Episoden (und damit das erste Drittel der gesamten Serie) bieten kaum Gelegenheit für Leerlauf, stattdessen geht es nach einer kurzen Einleitung direkt in die Vollen. Das Pacing könnte besser nicht sein, denn trotz der brachialen (ganz sicher nicht für Kinderaugen tauglichen) Action kommen auch die Charaktere nie zu kurz. Der innere Konflikt von Erfinder Ikoma, der sein ganzes Leben lang auf der Suche nach einer wirksamen Waffe gegen die Kabane war und nun selbst zur Hälfte untot ist, wird nachvollziehbar dargestellt. Auf der anderen Seite steht mit der etwas exzentrischen Mumei eine Kabaneri, die ihr Schicksal nicht nur angenommen hat, sondern ihre Kräfte auch entgegen aller Ablehnung überzeugt gegen den Feind einsetzt. Interessant ist aber auch, wie die gewöhnlichen Menschen mit den Kabaneri umgehen und wie sich das Misstrauen langsam in Akzeptanz verwandelt. Ein paar gesellschaftskritische Untertöne gibt es dementsprechend ebenfalls, fügen sich aber effektiv und niemals nervig perfekt in das Gesamtbild ein.
Dass es am Ende wirklich nur zwölf Episoden gibt, ist angesichts der hervorragenden Qualität der Serie ein mittelschwerer Skandal. Das dachte sich wohl auch Regisseur Tetsuro Araki und schob Mitte 2019 noch ein Sequel in Form eines Kinofilms nach. Der ist aber gegenwärtig leider ausschließlich in japanischen Kinos gelaufen, eine deutschsprachige Veröffentlichung steht gegenwärtig noch weit in den Sternen. Fans von Steampunkszenarien, Zombies und durchdachten Charakteren können aber auch hierzulande beruhigt zugreifen, denn dank ausgezeichneter Synchronsprecher bietet die erste Volume zu Kabaneri of the Iron Fortress eine optimale Gelegenheit, sich gleich zu Jahresbeginn mal wieder so richtig in eine neue Animeserie verlieben zu können. Mich hat das Kabanefieber definitiv gepackt!
Die Blu-Ray
Inhaltlich kann die Serie absolut punkten, aber wie verhält es sich mit der technischen Umsetzung? Die gerade mal 100 Minuten Gesamtlaufzeit haben auf der Blu-Ray zum Glück ausreichend Platz. Kompressionsprobleme und Co. gibt es nicht. Der native Transfer in 1080p besticht stattdessen mit durchgehend exzellenter Bildschärfe und blitzsauberen, kräftigen Konturen. Passend zum Setting fährt man mit einer sehr erdigen Farbpalette, die meistens bewusst etwas kühl und ausgeblichen wirkt. Ein paar wärmere Elemente kommen aber trotzdem in den richtigen Momenten wunderbar kraftvoll zur Geltung, gerade weil viele Kleidungsstücke recht farbenfroh geraten sind. Die Blu-Ray sorgt hier definitiv für einen sehr guten Look. Bei den Kontrasten hätte ich mir ab und an etwas mehr Power bei den Schwarzanteilen gewünscht, denn ganz wenige Momente leiden unter einem minimal störenden Grauschleier. Davon abgesehen liefert der Transfer aber auch hier die allermeiste Zeit über richtig schöne Ergebnisse.
In Sachen Audioausstattung baut KAZÉ auf klassische Standards. Neben der deutschen Synchronfassung hat auch der japanische Originalton seinen Weg auf den Silberling gefunden, beides im verlustfreien DTS-HD MA 2.0 – Stereoformat. Da es in den ersten vier Episoden immer mal wieder richtig schön auf dem Bildschirm kracht ist es natürlich schade, dass der Effekt nicht auch über den Subwoofer in den Raum getragen wird. Stattdessen wird der komplette Sound über den rechten und linken Frontlautsprecher ausgegeben. Dafür gibt´s Abstriche in der B-Note, denn Potenzial für satten Raumklang bietet Kabaneri of the Iron Fortress massig. Was letztendlich aus den Boxen kommt, ist eine überaus solide und kraftvolle Abmischung mit jederzeit bestens verständlichen Dialogen und ein paar hörenswerten dedizierten Effekten samt Soundtrack, der allerdings einfach das gewisse Etwas vermissen lässt. Hoffentlich setzt sich nativer Raumklang eines Tages auch für das Animegenre durch. Wünschenswert wäre es angesichts solch bombasitischer Produktionen allemal.
Enttäuschend ist mal wieder die chronische Abwesenheit von Bonusmaterial auf der Disk. Lediglich ein achtseitiger, aber wenigstens sauber verarbeiteter Episodenguide liegt der ersten Volume in gedruckter Form bei. Mit knapp 35€ ist die deutsche Serienpremiere angesichts der Tatsache, dass lediglich vier Episoden enthalten sind, dementsprechend wieder ziemlich teuer geraten.
Fazit
„Ich sage voller Überzeugung: Wenn ihr in diesem Winter lediglich Zeit für eine neue Animeserie findet und noch unschlüssig seid, welche das denn sein soll, dann sucht nicht weiter: Kabaneri of the Iron Fortress zählt für mich zum Besten, was ich seit langer Zeit im Animegenre sichten durfte. Das unverbrauchte Setting, die coolen Charaktere und die fantastisch in Szene gesetzte Action bieten im Rahmen der ersten Volume knapp 100 Minuten allerbeste Unterhaltung – natürlich nur, wenn man sich für ein waschechtes Untotengemetzel im Steampunkgewand begeistern kann. Dass wir alles erdenkliche tun werden, um auch die beiden folgenden Volumes für Euch zu testen, ist natürlich klar. Bis dahin seid ihr mit der Blu-Ray und den ersten vier Episoden bestens bedient – trotz angesichts mangelnder Extras und verhältnismäßig kurzer Laufzeit sehr hohem Preis.“
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