BD: „Holmes & Watson“

                                                Getestet und verfasst von General M 

           Quelle Bildmaterial: „Holmes & Watson, ©2019 Columbia Pictures. All rights reserved.“ 

                                             Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

81kCWMiVFqL. SL1500 Als Sir Arthur Conan Doyle im Jahre 1887 erstmals seine Studie in Scharlachrot veröffentlichte und damit auch den Beginn einer langen Reihe von Abenteuern über den längst zur Legende gewordenen Detektiv Sherlock Holmes und seinen treuen Assistenten Dr. Watson, hätte der Schöpfer wohl nicht erwartet, dass seine Figuren irgendwann mal als Basis einer Komödie dienen würden. Genau das ist nun aber nach Kinohits wie Sherlock Holmes und der gleichermaßen erfolgreichen BBC – Serie doch passiert. Und so viel steht gleich zu Anfang fest: Wo Will Ferrell und John C. Reilly draufstehen, sucht man eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Stoff ganz sicher vergebens…

Der Film

Eigentlich wollte sich der traumatisierte Kriegsveteran Dr. Watson  (John C. Reilly, Stan & Ollie) nur standesgemäß vom Dach in den Tod stürzen, landete dabei aber ausgerechnet auf der penibel gehegten und gepflegten Wassermelone in Sherlock Holmes´ (Will Ferrell, Anchorman) Garten. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft und einer noch bessereren Zusammenarbeit, denn als Detektive haben beide seitdem zahlreiche Fälle gelöst und gelten auch über die Grenzen Englands hinaus längst als lebende Legenden. Nun endlich ist es dem Duo gelungen, den Oberschurken Professor Moriarty (Ralph Fiennes, Skyfall) vor Gericht zu bringen. Die Anklange lautet auf Mord, die Beweise scheinen hieb und stichfest zu sein. Doch im letzten Augenblick machen sich in Holmes Zweifel breit: Kann es denn wirklich so einfach sein? Natürlich nicht! Der Angeklagte muss ein Doppelgänger sein, der aufgrund eines durch zwanghafte Masturbation herbeigerufenen Tremors gar nicht in der Lage sein konnte, den Mord zu begehen! 

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Nach dem deswegen gänzlich logischen Freispruch schlägt der Meisterverbrecher tatsächlich wenig später erneut zu: Auf einer Party zu Ehren von Holmes, der auch Königin Victoria beiwohnt, wird eine Leiche gefunden, eine passende Nachricht gibt es gleich mit dazu: In vier Tagen wird die Königin sterben! Um den Fall vor Ablauf der Frist zu lösen, tun sich Holmes und Watson mit der amerikanischen Ärztin Dr. Grace Hart (Rebecca Hall, Iron Man 3) und ihrem von Tieren großgezogenen Studienobjekt Millie zusammen, denen beide schnell auf ihre ganz eigene Weise verfallen. Nachdem aber erste Spuren im Sand verlaufen, ist Holmes gezwungen, seinen verhassten Bruder Mycroft (Hugh Laurie, Dr. House) um Hilfe zu bitten. Der schlussfolgert, dass nur jemand aus Holmes´ direktem Umfeld der Täter sein kann. Kurzerhand lässt der Meisterdetektiv seinen treuen Kumpanen Watson einsperren, wird aber wenig später doch von Gewissensbissen geplagt.

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Das Problem ist nur: Watson ist spurlos verschwunden und hat lediglich eine Spur aus Kuchenkrümeln zurückgelassen. Die Spuren führen auf den Luxusliner Titanic, wo sich ein diabolisches Gehirn darauf vorbereitet, seinen teuflichen Plan zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen…

Die Rezension

Normalerweise muss man Komödien mit Will Ferrell nicht sonderlich ernst nehmen. Man kippt sich einen hinter die Binde und genießt das erwartbar sinnfreie Spektakel. Das Problem bei Holmes & Watson ist nur, dass man selbst mit gefährlich hohem Promillespiegel kaum etwas zu Lachen geboten bekommt. Nicht nur, dass der Film mehr als nur respektlos mit dem Vermächtnis von Sir Arthur Conan Doyle umgeht und seine Figuren zu Vollidioten degradiert, er bedient sich in seiner Aufmachung auch noch schamlos bei den deutlich besseren, deutlich humorvolleren Adaptionen von Guy Ritchie und natürlich der brillanten Serie mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Wenn also eine voll auf Komödie getrimmte Adaption im Kern unlustiger ist als die eigentlich deutlich ernsthafter zu Werke gehende Konkurrenz, will das schon etwas heißen. Die Jagd nach dem mutmaßlichen Königinnenmörder gerät zur eineinhalbstündigen Aneinanderreihung von Fäkalhumor, der frei von neuen Ideen durchgehend nach Schema F abgespult wird.

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Dahinter verbirgt sich übrigens Der Knastcoach – Regisseur Etan Cohen, der zwar dank hemmungsloser Abguckerei für ein adäquates Setting gesorgt hat, dieses aber nicht einmal ansatzweise brauchbar mit Substanz füllen kann. Ein paar gelungene Gags gibt es durchaus, nicht zuletzt auch dank eines kongenialen Cameos an Bord der Titanic. Und auch Wrestlingfans mit wachen Augen sollten nach einem sehr bekannten Gaststar Ausschau halten. Am Ende ist das aber viel zu wenig, um den Film auch nur ansatzweise irgendeine Form von Daseinsberechtigung zusprechen zu können, besonders eben gemessen an den in jeder Hinsicht um Welten besseren übrigen Adaptionen des Materials. 

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Die Titanic als Schauplatz des Finales ist nur einer von vielen gewaltigen Anachronismen, mit denen sich der Film wohl mal mehr, mal weniger bewusst plagt. Tatsächlich lief der der Luxusdampfer nämlich erst knapp 30 Jahre später vom Stapel. Ganz unterhaltsam sind dagegen die mit stetiger Überzeugung vertretenen Annahmen, dass man medizinisch kaum noch Fortschritte erreichen könnte – schließlich lässt sich jedes noch so große Problem mit ausreichend Elektroschocks lösen. Was bleibt, ist aber am Ende ein überraschend prominenter Cast, der aber hemmungslos für eine konsequente Aneinanderreihung überwiegend unlustiger Zoten verheizt wird. Warum sich Ralph Fiennes, Hugh Laurie und Boardwalk Empire – Star Kelly Mcdonald dafür hergegeben haben, bleibt rätselhaft. Die beiden Hauptdarsteller liefern immerhin genau das ab, was man im Vorfeld auch von ihnen erwarten kann, nur selbst das nicht besonders gut. Dann lieber nochmal Robert Downey, Jr. als Sherlock Holmes erleben, dann lieber ein weiteres Mal Martin Freeman als Dr. Watson. Die Zeit ist damit deutlich besser verbracht. 

Die Blu-Ray

Wenn der Film auch kaum zu überzeugen weiß, die dazugehörige Blu-Ray kann es allemal. Tatsächlich hat Sony hier einen nahezu mustergütigen Silberling abgeliefert, der in Sachen Bild mit durchgehend exzellenter Schärfe aufwartet und somit ein detailliertes, klares Bild ohne störende Unruhen bietet. Gedreht wurde übrigens vollständig digital mit Arri ALEXA – Kamerasystemen. Die Farbgebung ist ebenfalls on top, starke Primärtöne so wie natürliche Hauttöne zählen zu den definitiven Stärken der Veröffentlichung. Auch die Kontraste überzeugen, wenn sich Holmes und Watson beispielsweise durch das Säuferviertel bewegen, bleibt das Bild dank toller Schwarzwerte trotzdem zeigefreudig und wartet mit feinen Detailabstufungen auf. In hellen Bereichen begeistert die Blu-Ray mit kristallklaren Weißanteilen.

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Ein kleines Manko gibt es aber doch, denn gerade in diesen Momenten kommt es immer mal wieder zu leichten Überstrahlungen, worunter besonders die Gesichter zu leiden haben. Das Problem hat sich zuletzt aber immer mal wieder auch bei anderen Veröffentlichungen aufgetan und fällt nicht allzu störend ins Gewicht. Die Blu-Ray zu Holmes & Watson bewegt sich dafür in vielen anderen Bereichen auf Referenzniveau und weckt nie wirklich die Frage, wie viel besser es denn eine 4K – Version hätte machen können. Auf die hat Sony übrigens weltweit verzichtet, weswegen die Blu-Ray auch gegenwärtig das Maß aller Dinge darstellt. 

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Den deutschen und englischen Ton hat Sony im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format auf die Scheibe gepresst. Der muss sich in seiner Entfaltung aber den wenigen Möglichkeiten geschlagen geben, die eine solche Komödie ihm letztendlich bietet. Die Dialoge im Center sind zu jederzeit bestens verständlich, drumherum glänzt vor allem der (oft hörbar von Hans Zimmer abgekupferte) Soundtrack mit Präsenz. Dazwischen gibt es aber dann doch immer mal wieder auch gute Raumklangmomente: Wenn Holmes und Watson beispielsweise zu Beginn von einem Bienenschwarm attackiert werden, summt es bedrohlich im Raum. Beim später folgenden Ringkampf ist ebenfalls einiges los. Zwischendurch kommen immer mal wieder auch angenehm kräftige Bässe zur Geltung. Wirklich nörgeln kann man hier nicht, denn wie gesagt: Im Rahmen der verfügbaren Möglichkeiten nutzten die jeweiligen Tonspuren alle gegebenen Optionen sinnvoll aus. Alles in allem bleibt das Geschehen aber doch primär auf die Front beschränkt. 

Extras

Die Extras bestehen aus stolzen 19 Deleted Scenes, die es allesamt nicht in die finale Kinofassung des Films geschafft haben. Zum Glück, muss man hier deutlich sagen, denn mit knapp einer Stunde Gesamtlaufzeit ist das entfernte Material ziemlich umfangreich geraten. Hätte man das noch in den Film eingefügt, wären im Kino wahrscheinlich Schüsse gefallen, schließlich gehen die verbliebenen 90 Minuten ja schon recht zäh vorüber. Wer nach dem Film aber trotzdem nicht genug vom Gebotenen bekommen hat, wird mit den zahlreichen Deleted Scenes sicher bestens bedient.

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Dazu gibt es drei Featurettes, die sich zum einen mit den beiden Hauptdarstellern und deren Unfug am Set befassen, auch die restliche Besetzung kommt nochmal unter die Lupe. Wer zum Abschluss dann noch mehr über die prominenten Männer wissen will, für die Mrs. Hudson im Film immer wieder so freudig die Beine breit macht, bekommt auch dafür noch ein kurzes Extra an die Hand gereicht. 

Fazit

ava7„Autsch! Holmes & Watson ist ein schmerzhafter Angriff, der sich aber ausnahmsweise mal nicht gegen die Lachmuskeln des Zuschauers richtet (die hier nämlich so gut wie nie strapaziert werden), sondern viel eher auf die Diskreditierung einer europäischen Romanlegende und deren Schöpfer abzielt. Das Ergebnis ist derart flach und banal ausgefallen, dass selbst die gesamten Staffeln von RTL´s Nacktenkuppelshow Adam und Eva am Stück geschaut wie eine Intelligenzdroge wirken. Was Regisseur Etan Cohen hier mit seinem durchaus prominent besetzten Versatzstück abgeliefert hat, grenzt selbst für Genrevielseher mit geringen Humoransprüchen als Beleidigung. Den vielen besseren Alternativen steht zumindest eine sehr gute Blu-Ray – Veröffentlichung gegenüber.“ 

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