Der Film
Seltsam wird der Fall jedoch, als ausgerechnet der allgegenwärtige Geheimdienst sich weigert, den Fall zu übernehmen. Stattdessen wird Renko von höchster Stelle beauftragt, sich selbst um die Ermittlungen zu kümmern. Erste Spuren führen den wenig linientreuen Inspektor zur sibirischen Dissidentin Irina (Joanna Pacula, Virus) und dem undurchsichtigen amerikanischen Pelzmillionär Osborne (Lee Marvin, Das dreckige Dutzend), doch egal in welche Richtung Renko auch ermittelt, stößt er auf Mauern aus Schweigen und Lügen. Zusammen mit U.S. – Cop Kirwill (Brian Dennehy, Rambo), der in dem Fall ganz eigene Interessen verfolgt, kommen beide einem unglaublichen Komplott auf die Spur. Doch mächtige Feinde haben sich längst an die Fersen der Ermittler geheftet und auch Irina, für die Renko sein Herz entdeckt, gerät mitten in die Schusslinie…
Die Rezension
Inmitten des im Jahre 1983 noch immer andauernden Wettrüstens zwischen Ost und West war es für Regisseur Michael Apted natürlich schwierig, eine Drehgenehmigung für die Sowietunion zu erhalten. Als Ersatzkulisse für das winterliche Moskau musste daher Helsinki herhalten, während man für den Showdown in Stockholm vor Ort drehen durfte. Trotzdem entfaltet Gorky Park eine herrlich kalte, bewusst trostlose Atmosphäre, die einen sofort in ihren eisigen Bann zieht und darüber schnell vergessen lässt, dass man sich als Zuschauer gar nicht in Moskau befindet, sondern sehr viel weiter im Westen.
Auf gekünstelte russische Akzente verzichtet der Film glücklicherweise. Während in der hiesigen Synchronfassung sämtliche Akteure lumpenreines Hochdeutsch sprechen, ließ Apted in der Originalfassung sowietische Charaktere mit britischem Akzent sprechen, während alle anderen einfach ihren meist ohnehin angeborenen amerikanischen Dialekt genutzt haben. So oder so, selbst heute ist Gorky Park ein extrem dichter, hervorragend gespielter Kriminalfilm, der seine Energie nicht nur aus seinen Bildern bezieht, sondern neben dem exzellten Soundtrack aus der Feder des viel zu früh verstorbenen James Horner auch aus seiner strapazierenden Ruhe.
Dabei bemüht sich der Film auch, die sowietische Lebensart so gut es geht wiederzugeben. Es gibt Armut, Unzufriedenheit, inmitten davon aber auch viele Menschen, die glücklich und zufrieden im Kommunismus leben. Eine Dämonisierung findet nicht statt. Während ein Film wie dieser heute wohl deutlich temporeicher und actionlastiger inszeniert worden wäre, bleibt Gorky Park bewusst leise und bewegt sich mit gemütlichem Tempo auf sein Finale zu. Daraus entsteht eine einzigartige Form von Spannung, der man sich bis zuletzt nicht entziehen kann.
Die Blu-Ray
Im Ausland ist Gorky Park bereits seit einigen Jahren in HD erhältlich, der aktuelle Transfer entpuppte sich im Vergleich dazu als identisch. Dennoch birgt das Bild im Rahmen seiner Möglichkeiten einen deutlichen Mehrwert zur alten DVD, die zumindest basierend auf derselben Abtastung ebenfalls ein Upgrade erhält. Da uns diese jedoch nicht zur Besprechung vorlag, beschränken wir uns hier ausschließlich auf die Blu-Ray. Die setzt ganz auf eher ausgewaschene und blasse Farben, um der Atmosphäre des Films den passenden Look zu verleihen. Was jedoch an Farben bleibt, punktet durch angenehm viel Natürlichkeit. Ausnahmen gibt es nur in jenen Szenen, welche die wohlhabenere Gesellschaft darstellen. Sowohl das luxuriös eingerichtete Spa als auch Osborne´s feine Anzüge leuchten in deutlich wärmeren Tönnen und sorgen so für den richtigen Kontrast zwischen zwei Welten.
Dem stellenweise deutlich wahrnehmbaren Filmkorn steht ein konstant detailreiches und angemessen scharfes Bild gegenüber, welches zudem mit guten Kontrasten aufwartet: Schwarz- und Weißanteile sind für das Alter des Masters überraschend gut ausbalanciert, verleihen den dunklen Momenten eine gute Durchzeichnung und bringen tagsüber den stets präsenten Schnee zum strahlenden Glanz. Masterbedingt ist der Film dafür nicht frei von gelegentlich sichtbaren Verschmutzungen und Schrammen auf dem Negativ. Auch gelegentliche Instabilitäten vor stark texturierten Hintergründen waren zu beobachten. Aber wie gesagt, gemessen am allgemeinen Alter des Films sind das Dinge, die man nicht zu negativ bewerten darf. Der alten DVD ist die Blu-Ray trotzdem weit überlegen.
Da der Film seinerzeit nur im Monoformat erschienen ist, überrascht es umso mehr, dass STUDIOCANAL der Blu-Ray hier tatsächlich eine Neuabmischung im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format spendiert hat, besonders, weil bisher und weiterhin selbst englischsprachige Kunden allerhöchstens eine Stereospur geboten kriegen. Dort, wo vorher aber schon nichts war, kann nun trotz aller Bemühungen nicht auf magische Weise etwas dazugelangen. Der deutsche Ton bleibt im Effektbereich stark frontlastig und hält sich auch mit Bässen eher zurück. Die Rücklautsprecher steigen nur ganz selten mal ein und sorgen besonders in Szenen mit großen Menschenmengen für ein wenig Mittendringefühl. Stattdessen profitiert besonders der fantastische Soundtrack vom Raumklang und gibt sich hier so präsent wie nie zuvor. Der guten Stimmverständlichkeit im Center tut das allerdings keinen Abbruch. Altersbedingt präsentiert sich die Sprachausgabe aber trotzdem etwas gedämpft, so wie man es bei Filmen aus dieser Zeit häufig hören kann. Für die Bemühungen, aus dem vorhandenen Material das bestmögliche Ergebnis herauszuholen, kann man aber nur Lob aussprechen. Wer will, kann zusätzlich den deutschen und englischen Originalton im Monoformat anwählen.
Gorky Park ist eine klassische Katalogveröffentlichung, nennenswerte Extras haben es daher leider nicht auf die Disc geschafft. Neben dem Originaltrailer zum Film sind lediglich noch fünf weitere Trailer zu diversen Releases aus eigenem Hause an Bord.
Fazit
„Die Zeiten der Sowietunion sind längst vorbei, weswegen man dem 1983 entstandenen Gorky Park einen gewissen Nostalgiefaktor unmöglich absprechen kann. Trotzdem gelang es Michael Apted, einen fesselnden, zeitlos spannenden Kriminalfilm abzuliefern, der auch heute noch durch seine fantastischen Bilder, die grandiose Vertonung und spielfreudige Darsteller überzeugen kann. Darüber vergisst man sehr schnell, dass die Macher das heutige Russland selbst nie betreten haben. Die Blu-Ray kommt mit einiger Verspätung bei uns an, bietet aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten deutliche Vorteile gegenüber der alten DVD – Veröffentlichungen, was alleine schon ein Upgrade lohnt. Nennenswerte Extras gibt es zwar nicht, dafür aber eine große Bandbreite beim Sound.“
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