Der Film
Allerdings scheint sich jemand aus dem Filmteam die Story etwas zu sehr zu Herzen zu nehmen. Erst erwacht Kommilitonin Lisa mit entfernter Niere in einer Badewanne voller Eis und verliert kurz darauf unglücklich auch noch ein weiteres wichtiges Körperteil (nämlich den Kopf), dann muss auch Darstellerin Sandra den Löffel abgeben und schließlich stürzt sich mit dem depressiven Trevis noch ein weiterer Anwärter auf den Preis in den scheinbaren Selbstmord, nachdem sein Film vernichtende Noten einheimsen musste. Als Amy und Co. bemerken, dass sich auf dem Campus ein Serienmörder herumtreibt, ist es beinahe schon zu spät, denn die vielversprechende Nachwuchsregisseurin und ihre verbliebenen Freunde sind längst Teil eines diabolischen Drehbuchs, dessen Verfasser alles andere als ein Freund von Happy Ends zu sein scheint…
Die Rezension
Der Übergang ins neue Jahrtausend verlief besonders im Bereich medialer Unterhaltung gemächlicher, als man zunächst vermuten konnte. Futuristische Sprünge in revolutionäre Gefilde blieben aus. Modisch bewegten sich die Menschen weiterhin zwischen Popper und Paradiesvogel, während die frühen 2000er konsequent beständig von Britney Spears und den Backstreet Boys dominiert wurden. Und auch Hollywood übernahm viele Altlasten des vorangegangenen Jahrzehnts und baute zunächst weiter auf Bewährtes. Teenieslasher á la Scream wurden weiterhin kostengünstig am Fließband produziert und fanden zumeist ein dankbartes Publikum, auch wenn vieles davon direkt für den zunehmend bedeutungsschwereren Heimkinomarkt geschaffen wurde. Wem es an kreativen Ideen mangelte, wollte zumindest mit möglichst viel Blut und fiesen Morden werben. Das führt zwangsläufig zu Konflikten mit den hiesigen Behörden, die sowas seinerzeit deutlich konservativer bewertete als heute: Düstere Legenden 2 landete anders als der etwas zahmere Vorgänger prompt auf der Indexliste potenziell jugendgefährdender Schriften und musste sich so das Schicksal mit vielen prominenten (und noch viel mehr weniger prominenten) Genrekollegen teilen.
Zimperlich ist der Film unter Regie von John Ottman, der hauptberuflich als erfolgreicher Komponist unterwegs ist, keineswegs. Die Beförderung auf Liste A empfand ich dennoch stets als übertrieben, schon alleine weil es damals bereits viel härtere Vertreter gab. Solche Maßnahmen gingen nicht selten mit einer gewissen Willkür einher und haben heutzutage glücklicherweise kaum noch argumentationsfeste Revelanz. Deshalb gelang es Sony erfreulicherweise auch problemlos, den Film in seiner ungeschnittenen Form vorzeitig vom Index zu kriegen und dazu gleich noch eine Neubewertung ab 16 Jahren abzuräumen. So ändern sich die Zeiten. Übrigens werden wir uns die gesamte Woche noch mit weiteren ehemaligen Indexkandidaten befassen, darunter z.B. Die Todeskandidaten und Punisher: Warzone. Der Major war hier wirklich fleißig, Cineasten wird´s allemal freuen. Nun aber zurück zu Düstere Legenden 2. Fans klassischer Slasherkost werden hier wie schon im Vorgänger bestens bedient, obwohl die dargereichten Mottos der einzelnen Morde nicht mehr dasselbe Niveau an Faszination erreichen.
Dafür bekommt man einen mehr als anständigen Cast geboten, von dem sich viele Darsteller (unter anderem Jennifer Morrison, Eva Mendes und Anthony Anderson) später eine erfolgreiche Hollywoodkarriere aufbauen konnten. Handwerklich kann der Film ebenfalls überzeugen, die Effekte sind allesamt praktischer Natur und wirken als solche immer noch glaubhaft, dazu lieferte Genreveteran Brian Person passend-düstere Bilder. Einstellen sollte man sich aber nicht nur auf eine Menge Blut, sondern auch auf eine ordentliche Portion Nostalgie. Die Darsteller schreien optisch geradezu „NEUNZIGER!“ und die Wege der Filmschaffung haben sich seitdem auch derart verändert, dass man viele Aspekte der Ausstattung mittlerweile eher belächeln wird. Wenn man aber weiß, worauf man sich einlässt, weiß Düstere Legenden 2 auch nach 20 Jahren noch gut zu unterhalten. Den miserablen dritten Teil sollte man dabei übrigens weitläufig umfahren.
Die Blu-Ray
So ganz neu ist der Transfer des Films nicht, denn bereits vor zwei Jahren hat Sony eine Neuabtastung vom analogen 35mm – Originalnegativ vornehmen lassen, die seitdem unter anderem bei SHOUT! Factory als Import erhältlich ist. Das Ergebnis ist gemessen am Alter nicht schlecht, vor allem die Laufruhe ist für einen zwei Dekaden alten Streifen wirklich gut: Verunreinigungen und dergleichen sucht man bis auf eine auffällige Ausnahme (nämlich ein Haar vor blauem Himmel) vergeblich. Dafür zeigt sich die Bildschärfe sehr anfällig für Schwankungen. Manche Szenen sind wirklich klasse aufgelöst und zeigen viele Details, andere Einstellungen sind etwas arg soft geraten. Die Farbgebung ist ebenfalls ein Opfer ihrer Zeit, weitestgehend mit natürlichem Einschlag versehen aber nur selten imstande, farbliche Highlights mit der nötigen Strahlkraft rüberzubringen. Auffällig vom Rest heben sich seltsamerweise ausgerechnet Blautöne ab, was man auch auf dem folgenden Screenshot gut erkennen kann. Dem etwas blassen Bild stehen widerum sehr gute Kontrastdarstellungen gegenüber, allen voran natürlich die guten Schwarzanteile. Dunkle Momente gibt es massig, eine gute Durchzeichnung bleibt dabei aber stets erhalten.
Vorbildlich: Sony spendiert der Blu-Ray eine verlustfreie DTS-HD 5.1 – Masterspur für die deutsche und englische Tonfassung. Während die Dialoge vor allem in der Synchronfassung etwas dynamischer sein könnten, kommt der Soundtrack (ebenfalls von John Ottman) überraschend kraftvoll aus den restlichen Speakern und nimmt diesbezüglich auch einen gewichtigen Teil im hinteren Klangbereich ein. Davon abgesehen ist dort aber nur dann zusätzliche Aktivität zu vernehmen, wenn der Killer seine Opfer jagt. Dazwischen konzentriert sich das Geschehen meist voll und ganz auf die Gespräche zwischen den Figuren, für alles andere bleibt da nicht mehr allzu viel Raum. Gleiches gilt übrigens für den Subwoofer, der gelegentlich etwas mit dem Score mitgeht, aber wirkliche Highlights mangels Einsatzmöglichkeiten vermissen lässt. Für ein Alter von zwanzig Jahren hat sich das Ganze aber ausgesprochen gut gehalten und für eine passende Akkustik wird in den richtigen Momenten definitiv gesorgt.
Obwohl man bei Katalogtiteln meistens eher vergeblich nach Bonusmaterial sucht, lassen sich auf der Blu-Ray noch ein paar kleine Extras finden. Die entstammen mit großer Wahrscheinlichkeit alten DVD-Veröffentlichungen und liegen daher auch nur in Standardauflösung vor. Sehr zu empfehlen ist der Audiokommentar des Regisseurs, der hier mit Unmengen interessanter Anekdoten aus der Produktion aufwartet. Dazu gibt´s knapp 9 Minuten an Deleted Scenes, ebenfalls wahlweise mit oder ohne Kommentar von John Ottman, der auf Wunsch erklärt, warum das Material es nicht in den fertigen Film geschafft hat. Ein loses, arg kurz gehaltenes Making Of, fünf Minuten Outtakes vom Dreh sowie der Trailer zum Film rundetn das Material ab. Damit lässt die Blu-Ray zwei jeweils siebzehnminütige Featurettes der Importscheibe vermissen, die als Retrospektiven eine willkommene Ergänzung dargestellt hätten. Schade, aber immerhin besser als gar nichts. Stimmt doch, Warner/Paramount?
Fazit
„12 Jahre war ich gerade mal alt, als Düstere Legenden 2 seine Premiere feierte. Und mal ehrlich: Gibt es ein besseres Alter für solche Filme? Schließlich ist man doch im Erwachsenenalter abgeklärt genug, um solchen Filmen fast vollständig die Wirkung zu entziehen. Heimlich in der Nacht den Videorekorder für Rambo, Nightmare on Elm Street und Co. zu programmieren war damals für mich ganz normal. Jetzt bin ich schlanke 32 und merke: Mir machen Teenieslasher immer noch Spaß, wenn sie wie dieser Vertreter handwerklich solide inszeniert und gemessen an ihrem Alter qualitativ brauchbar ins HD-Zeitalter portiert werden. Die Retrobrille muss man in diesem Fall zwar auf der Nase lassen, um angesichts der Überdosis an schwarzen Lederjacken und Rollkragenpullovern nicht zu erblinden, aber das kann ja auch eine Form von Horror sein…je nach Betrachtungsweise.“
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