Die Rezension
Wenig aussagekräftig, ja teils überfordernd komplex ist der Einstieg zum knapp zweistündigen Spielfilm ausgefallen, der sich nicht nur mit einem Stück fast vergessener Zeitgeschichte auseinandersetzt, sondern in seiner Thematik auch weit über 40 Jahre später hochbrisant erscheint, befindet sich mit Donald Trump doch gegenwärtig ein Präsident im Weißen Haus, der ganz ähnlich wie Nixon nichts mehr zu hassen scheint als die Wahrheit. Regisseur Spielberg hat hier aber nicht das Anliegen verfolgt, als Demokrat einen Trump – kritischen Film zu inszenieren, sondern viel mehr ein Plädoyer für die allgemeine Pressefreiheit. Und genau das ist ihm auch gelungen. Zwar dauert es ein wenig, bis man wirklich in den Film und seine Thematik findet, spätestens dann aber lässt einen Geschehen nicht mehr los und nimmt beständig an Tempo und Spannung zu.
Die Chemie zwischen Meryl Streep und Tom Hanks ist fantastisch. Die offen zur Schau getragenen Gegensätze der jeweiligen Figuren treten stets klar hervor, gleichzeitig aber auch die dennoch vorhandene Sympathie. So kann man sich als Zuschauer kaum auf eine bestimmte Seite schlagen, sondern fiebert mit den Entwicklungen beider Charaktere mit. Aber auch die Nebenrollen überzeugen, so beispielsweise „Better Call Saul“ – Star Bob Odekirk als Arbeitstier Ben Bagdikian, der im Film eine entscheidende Rolle spielt. Da der gesamte Pressestab hier von zentraler Bedeutung ist, halte ich den Deutschen Titel „Die Verlegerin“ für sehr missleitend und unglücklich gewählt. Der Englische Originaltitel, „The Post“ ist wesentlich passender für das Gezeigte, bezieht er eben jenes stets so präsente Redaktionsteam doch deutlich ein und nimmt Abstand von der hierzulande aufkeimenden Vermutung, dass man es mit einer Biographie á la „Die Eiserne Lady“ zu tun bekommt. Dem ist ganz sicher nicht so. Der von Spielbergs Lieblingskameramann Janusz Kaminski routiniert eindrucksvoll in Szene gesetze Film lebt von seinen vielen, vielseitigen Akteuren, dem tollen Szenenbild und dem zurückhaltenden Filmscore von Hauskomponist John Williams, der sich ebenso nuanciert und ruhig entfaltet wie das Geschehen selbst. Kurzum, ein klassischer Spielberg für ein anspruchsvolles Publikum. Und als solcher sehr empfehlenswert!
Es hat mich ja doch etwas verwundert, dass anders als in den U.S.A. keine UHD – Veröffentlichung des Films erhältlich ist. Verdient hätte es der Film nämlich allemal, womöglich sah man angesichts der Thematik aber wenig Erfolgspotenzial für eine entsprechende Umsetzung außerhalb der Staaten. Schade ist es allemal, denn dank guter Kontakte gelang es uns, ein entsprechendes Muster zu ergattern, welches sich exzellent geschlagen hätte, wäre es Bestandteil dieser Rezension geworden. So aber konzentrieren wir uns hier ausschließlich auf die Blu-Ray als bestmögliches erhältliches Medium. Und auch diese macht einen ausgezeichneten Job. Regisseur Spielberg hat seiner Vorliebe für analoge Kameras auch hier abermals ausgelebt, statt Digital wurde auf Panavision gedreht – mit tollem Ergebnis! Bewusst kühl saturiert und mit genau dem richtigen Maß an Filmkorn versehen, unterstreichen die Bilder wunderbar das Setting der Siebziger. Die einzige Ausnahme bilden sämtliche Aufnahmen im Haus von Katherine Graham. Hier ist das Bild stets wesentlich wärmer, kräftiger, was die Intention der Gegensätze nur noch stärker unterstreicht. Dabei besticht das Bild stets durch angenehm natürliche Körperfarben und offeriert zudem zahlreiche Details, die selbst Maserierungen der Holztvertäfelungen im Hintergrund erkennen lassen. Mit all diesen Vorzügen braucht sich die Blu-Ray somit nicht vor der UHD verstecken und kann guten Gewissens in die Sammlung gestellt werden.
Die Deutsche Tonspur kommt anders als das Englische Original in DTS-HD HR 7.1 daher. Das bedeutet in dem Fall eine nicht minder hohe Qualität als die sonst vollständig verlustfreien (MA, „Master Audio“) Spuren, nutzt aber Kompression. Im direkten Vergleich zur entsprechend verlustfreien Originaltonspur ist der Unterschied aber nicht hörbar. Zwar darf man hier aufgrund der Thematik nicht mit einem Effektfeuerwerk rechnen, gerade zu Beginn kommt das Geschehen aber recht eindrucksvoll aus den Boxen. Die ersten, in Vietnam spielenden Minuten bieten dank Hubschrauberflug und toll über die einzelnen Lautsprecher verteilte Schusswechsel ein unerwartetes Mittendringefühl. Mit dem Übergang nach Washington D.C. werden diese Effekte erwartungsgemäß weniger, dann übernimmt ganz der Center. Auf Raumklang muss man dann aber dennoch nicht ganz verzichten. Wenn Schreibmaschinen rauf und runter rasseln sowie das Klingeln von Telefonen ebenfalls im ganzen Raum wahrnehmbar sind, weiß man zwar, dass man sich nicht mehr in Vietnam befindet, dafür aber gefühlt mitten in der Hektik einer Zeitungsredaktion. Aus den wenigen Möglichkeiten holt die Tonspur somit das Maximum heraus. Die Abmischung ist sehr gut, die wunderbare Arbeit der Deutschen Synchronveteranen jederzeit klar verständlich. So muss das sein. Zum Redaktionsschluss wie immer noch ein kleines Wort zum Bonusmaterial, welches mit insgesamt fünf kleineren Featurettes eher mager ausgefallen ist. Sehenswert ist es aber trotzdem, denn neben den üblichen Cast & Crew – Thematiken gibt es auch nochmal einen spannenden Blick auf die wahre „Kay“ Graham sowie weitere Informationen zu den berühmt gewordenen „Pentagon Papers“. Als Ergänzung zum Film definitiv gut!
Fazit
„Mit ´Die Verlegerin´ gelang Meisterregisseur Steven Spielberg abermals ein routiniertes Werk über ein wichtiges, aber fast in Vergessenheit geratenes Stück Amerikanischer Zeitgeschichte, welches zudem dank seiner heute besonders aktuellen Thematik auch ein Plädoyer für die Pressefreiheit darstellt. Auf dieser, aber auch auf historischer Ebene, funktioniert der Film exzellent und weiß besonders dank seiner tollen Darstellerriege nach einem etwas komplexen Beginn wunderbar zu unterhalten und zu fesseln. Die passende Blu-Ray macht dabei einen fast makellosen Job, so dass man dem Verzicht auf eine Deutschsprachige 4K – Fassung nicht wirklich nachweinen muss. ´Die Verlegerin´ bietet anspruchsvolles Kino zum Reflektieren und Nachdenken. Statt Bierchen und Chips ist man hier besser mit einem guten Wein und einer Käseplatte beraten. Als Teil eines gehobenen Filmabends ist der Film absolut zu empfehlen.“
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