Der Film
Obwohl er immer noch eine Menge Gefühle für Exfrau Audrey hegt, sorgen seine ständigen Eskapaden und Ausreden dafür, dass sich die Kluft zwischen beiden stetig erweitert. Darunter leidet auch Sohnemann Max, der einmal mehr an seinem Geburtstag alleingelassen nur den einen Wunsch hegt, dass sein Vater mal für einen Tag das Lügen verlernt. Tatsächlich geht der Wunsch in Erfüllung und Fletcher gerät ohne seine lebensnotwendige Fähigkeit plötzlich von einem Schlamassel in den nächsten. Dem Vorstand wird unverblümt die Meinung gesagt, der Affäre ihre schlechten Liebhaberqualitäten mitten ins Gesicht geschleudert und auch die zunehmend hässlicheren Frisuren einer Kanzleiangestellten bekommen ihr Fett weg.
Das größte Problem ist allerdings ganz woanders zu finden, denn am lügenfreien Tag soll Fletcher der chronisch fremdgehenden Samantha Cole (Jennifer Tilly, Chuck und seine Braut) vor Gericht trotz eindeutiger Beweise und einem unvorteilhaften Ehevertrag eine riesige Unterhaltssumme verschaffen. Als Belohnung winkt die Partnerschaft in der Kanzlei. Ein Prozess, der ohne Lügen eigentlich nicht zu gewinnen ist. Oder etwa doch? Gleichzeitig droht Fletcher auch noch, seinen Sohn und seine Exfrau an den ekelhaft netten Jerry (Cary Elwes, Robin Hood – Helden in Strumpfhosen) zu verlieren, der für eine neue Stelle an´s andere Ende des Landes ziehen will und die Familie direkt mitnehmen möchte. Nun ist guter Rat teuer…oder genügt es am Ende vielleicht einfach, es mal mit der Wahrheit zu probieren?
Die Rezension
Nach den derben Achtzigern schlug Hollywood zur Mitte des folgenden Jahrzehnts bei der Gestaltung seiner Komödien einen neuen, familienfreundlicheren Ton an. Der Dummschwätzer sticht allerdings aus der breiten Masse der am Fließband ausgeworfenen Produktionen heraus – und das nicht nur wegen des strunzblöden deutschen Verleihtitels. Herausragend agiert hier natürlich vor allem Hauptdarsteller Jim Carrey als notorischer Lügner, der plötzlich gezwungen ist, mal für einen Tag ausschließlich die Wahrheit zu sagen. Eine Rolle, die man kaum besser hätte besetzen können, denn der urkomische Mix aus Carrey´s Mimikspiel und gewohnt völlig übertriebener physischer Komik sorgt auch heute noch für jede Menge Lacher. Dabei wird aber natürlich richtlinienkonform auch einiges für das Herz geboten.
Sowohl im Rahmen des Unterhaltsprozesses, der überraschend schwermütig endet sowie auf dem Weg dorthin steht immer die Botschaft im Vordergrund, dass Familie wichtiger als Karriere ist und Geld eben nicht alles im Leben. Das mag man als typische Standardmoral auffassen und getrost ignorieren können so gut es geht, aber selbst dann bleibt mit Der Dummschwätzer ein bis heute extrem lustiger Film, der durch und durch von den Qualitäten seines Hauptdarstellers lebt. Herrlich fies ist übrigens Jennifer Tilly mit ungewohnter Kurzhaarfrisur und Jason „Captain Eisen“ Bernhard gibt den warmherzigen, aber strengen Richter in der letzten Performance vor seinem Tod ebenfalls mit einigem Erinnerungswert. Kurzum: Der Dummschwätzer ist einer dieser wenigen Filme, die man sich immer wieder ansehen kann, weil man ganz gleich wie übellaunig man auch drauf sein mag trotzdem stets Lachen wird.
Die Blu-Ray
Wo sonst gerade bei Remastern immer ellenlange Technikabsätze folgen, können wir uns dieses Mal angenehm kurz fassen, denn die Unterschiede zwischen der neuen Blu-Ray von STUDIOCANAL und dem Vorgänger aus dem Hause Universal fallen überasschend gering aus. Natürlich ist man hier nicht den Prozess einer aufwändigen Neuabtastung gegangen, so ruhmreich ist der Film nun wirklich nicht. Allerdings hat man das bisherige HD-Master an den richtigen Stellen ein bisschen verbessert. Ein ganz minimaler Schärfegewinn ist auszumachen, zudem wurde die Laufruhe verbessert. Die alte Blu-Ray hatte immer wieder mit Bildunruhen und einer schwankenden Körnung zu kämpfen, beides beseitigt das Remaster weitestgehend.
Die Detailwiedergabe wird davon allerdings nicht beeinflusst, denn auch mit der Neuauflage ist Der Dummschwätzer längst kein Referenzmaterial für hervorragende Bildqualität und stellt sein filmisches Alter nahezu durchgehend zur Schau. Leichte Zugewinne gibt es auch bei der Farbgebung und den Kontrasten. Dank geringerer Weißanteile, aber dafür kräftigeren Schwarzanteilen wirkt das Bild nun neutraler und einfach homogener. Farben haben allgemein etwas mehr Punch, was man nicht nur bei den Hauttönen sehen kann, sondern beispielsweise auch gleich zu Beginn am vielen Grün im Hintergrund, welches auf der neuen Blu-Ray mehr Leuchtkraft besitzt. Im direkten Vergleich fällt außerdem auf, dass das Remaster über einen etwas herausgezoomten Bildausschnitt verfügt und in alle Richtungen geringfügig mehr Bildinformationen liefert. Lange Rede, kurzer Sinn: Wer noch die alte Blu-Ray von Universal im Regal stehen hat, kann im Grunde bei dem verweilen, was er bereits besitzt, denn Quantensprünge in der allgemeinen Bildqualität entstehen durch das Remaster nicht. Wer trotzdem auf das kleine (aber feine) Upgrade umsteigen möchte, kann das immerhin für unter zehn Euro tun, muss also nicht zu tief in die Tasche langen.
Beim Ton gibt es ebenfalls Neues zu vermelden, denn die kompromierte DTS-Spur der Erstauflage ist nun für eine verlustfreie DTS-HD MA 5.1 – Masterspur gewichen, die vor allem mit mehr Dynamik und Klarheit punkten kann. Der Ton bleibt aber weiterhin frontlastig und legt vor allem Wert auf beste Dialogverständlichkeit im Center, was auch gelingt. Abseits davon ist der Einsatz von Raumklang weiterhin mau, denn große Effekthascherei gibt der Film natürlich nicht her. Was dafür richtig schön durchkommt, ist der fantastische Soundtrack von Composer John Debney (verfügbar auf Spotify), der auch abseits des Films ein wahres Hörvergnügen darstellt. Der Subwoofer wird aber ebenfalls mangels Gelegenheiten fast komplett außen vor gelassen und befindet sich die meiste Zeit über im Tiefschlaf. Wie gesagt, wir haben es hier mit einer Komödie zu tun und in dem Rahmen macht der Ton, was er soll. Nicht mehr und nicht weniger gibt es dazu zu sagen, außer dass die kleinen Verbesserungen auch hier positiv zum Gesamteindruck beitragen,
Die Extras
Eine Handvoll Outtakes vom Dreh, der Audiokommentar von Regisseur Tom Shadyac und einige Deleted Scenes sowie der Originaltraler zum Film: Das Bonusmaterial zu Der Dummschwätzer ist ebenfalls Standardkost, stellt aber dafür einen definitiven Mehrwert zur alten Blu-Ray dar, die nämlich typisch Katalogtitel von Universal komplett auf Extras verzichtet hat. Dafür liegen sämtliche Extras lediglich in Standardauflösung vor und stammen wahrscheinlich noch von der alten DVD. Immerhin hat man nun endlich alles an einem Ort beisammen, was doch nicht ganz schlecht ist. Große Highlights sollte man mit dem recht kurz ausgefallenen Material aber nicht erwarten.
Fazit
„Der Dummschwätzer ist mehr als nur eine der vielen generischen Familienkomödien der Neunziger Jahre. Das darf man vor allem dem guten Drehbuch, einem durch und durch spielfreudigen Cast mit einem grandiosen Jim Carrey sowie einem ganz hervorragenden Soundtrack zuschreiben. Über die Jahre habe ich den Film sicher bereits über ein halbes Dutzend mal gesehen und selbst mit dem Remaster macht Tom Shadyac´s Komödie über einen notorischen Lügner, der den Wert der Wahrheit kennenlernt, immer noch richtig viel Spaß. Die Remastered Blu-Ray setzt zwar an den richtigen Stellen an und sorgt dadurch auch für manche kleine Verbesserung, der große Qualitätssprung bleibt jedoch aus, sowohl bei Bild als auch beim Ton. Dafür hat man wenigstens dieses Mal an die Extras gedacht. Für den kleinen Geldbeutel oder für die Erweiterung der heimischen Komödiensammlung ist das Remaster aber dennoch ein solider Kandidat.“