Der Film
Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika ist zusammengebrochen. Über ein Fünftel der Bevölkerung ist arbeitslos. Gewalt und Kriminalität bestimmen die Geschicke des einst so mächtigen Landes in einem Ausmaß, dass selbst die Polizei nicht mehr Herr der Lage wird. Die Gefängnisse quillen über, Containment ist das neue Motto bei der Verwahrung von Straftätern. Zu diesem Zweck hat die Regierung eine ganze Fabrikstadt enteignet und diese mithilfe der Weyland Corporation in eine riesige Sammelzone für Schwerverbrecher verwandelt, in der es keine Gesetze und keine Regeln gibt.
Undercover in das als Sprawl bekannte Gefängnis eingeschleust soll er Frankenstein töten und somit der Schlange den Kopf abschlagen. Der Neuzugang macht sich schnell einen Namen unter den Insassen und verdreht dabei auch der verurteilten Mörderin Jane kräftig den Kopf. Als seine Identität auffliegt, bleibt Gibson nur eine Möglichkeit, sein Ziel doch noch zu erreichen und dem Sprawl lebend zu entkommen: Er muss gegen Frankenstein persönlich beim Death Race antreten…
Man nehme: Einen John Wick für Arme, literweise Kunstblut und ein paar Tonnen Pyrotechnik und kombiniere all das mit einem Setting, gegen welches selbst Mad Max wie eine fröhliche Gartenparty im Grünen wirkt. Das gut gerührte Ergebnis heißt Death Race: Anarchy – ein eisenharter Film für Genrefans, die auf der Suche nach Grenzüberschreitungen sind. Und die bekommt man hier wirklich am laufenden Band geboten. Da werden S.W.A.T. – Mitgliedern in Nahaufnahme mit Kettensägen die Schädel vom Torso abgetrennt, rivalisierende Insassen schießen sich gegenseitig in blutige Stücke und die meisten Frauen laufen MINDESTENS konsequent oben ohne durch die Gegend. All das begleitet von dreckigem Industrial – Metal und markigen Sprüchen wie „Er ist nicht mehr als Fotzenschleim, den ´ne dreckige Schlampe rausgedrückt hat“. Im Grunde also genau mein Ding.
Wer Logik sucht, kann den Film getrost vergessen. Fragen, wie es eine professionelle Rockband in den Knast geschafft hat bleiben ebenso unbeantwortet wie die Frage, warum die Regierung das Areal nicht einfach großflächig mit Bomben eindeckt, um das Problem zu lösen. Oder woher die weiblichen Insassen das ganze Schminkzeug herbekommen, um selbst im Todesknast besser auszusehen als die meisten Normals außerhalb der Mauern. Aber wer sich solche Fragen stellt, ist bei einem Film wie Death Race: Anarchy sowieso völlig falsch. Regisseur Don Michael Paul ist viel mehr an Schauwerten gelegen als an erzählerischer Substanz. Und das zeigt er hier auch eindrucksvoll. Die Rennen sind handwerklich toll in Szene gesetzt, auch die Effekte sind größtenteils handgemacht. Die wenigen computergenerierten Effekte sind als solche dann aber umso mehr deutlich zu erkennen. Das tut dem kurzweiligen Spaß aber keinerlei Abbruch, der Hardcore – Actioner kann unterhalten, sofern man vorher weiß, auf was man sich einlässt.
Zach McGowan punktet zwar optisch mit einer gewissen Präsenz, bleibt aber mimisch dabei so blass wie die CSU bei der Bayernwahl. Und das gilt auch für den Rest vom Cast, mal abgesehen vielleicht von Danny Glover, der hier wirklich als Showstealer fungiert. Das man letztendlich nie erfährt, wer sich unter der Maske des Frankenstein befindet, enttäuscht zuletzt ein wenig und auch das Ende kommt überraschend und wirkt ziemlich hanebüchen. Aus dem Charakter des maskierten Herrschers hätte man mehr machen können als nur ein Symbol. Und auch das muss man hier im Vorfeld akzeptieren können. Dann entfaltet sich dem Zuschauer ein wahres Schlachtfeld aus Blut, Sex und Tempo, der beste Gründe dafür liefert, den Wein ins Regal zu stellen und sich stattdessen einen guten Bourbon aufzumachen und dabei ein Kilo Spare Ribs zu verputzen. Wenn einem angesichts der extremem Härten nicht der Appetit vergeht. Wer nun Lust auf den Film hat, sollte sich vielleicht mit der Anschaffung beeilen: Da die USK dem Film nämlich die Freigabe verweigert hat, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Streifen hier auf dem Index landet.
Die Blu-Ray
Die HD – Veröffentlichung präsentiert sich im bildschirmfüllenden Format und bewahrt optisch den monochromen Look seiner Vorgänger. In den Außengebieten sucht man farbliche Komponenten fast vergeblich, ein feines Filmkorn unterstreicht zudem die dreckige, ausgewaschene Optik. Besser wird´s bei den gelegentlichen Szenen in Goldberg´s Club. Die Kontraste stimmen und bieten lumpenreines Weiß und kräftige, gut nuancierte Schwarzwerte. Lediglich die Schärfewerte pendeln gerne mal hin und her. So kann man besonders während der Rennsequenzen fast jedes Schmutzpartikel einzeln zählen, dazu lassen sich selbst kleinste Details im Hintergrund ausmachen, abseits davon sieht es aber besonders bei den ruhigen Momenten auch gerne mal ganz anders aus. Besonders in Nahaufnahmen wirken die Gesichten oft zu weich, es mangelt an Durchzeichung. Für eine Heimkinoproduktion mit kleinem Budget trotzdem eine insgesamt gelungene Veröffentlichung.
Der Ton wird zweisprachig in Deutsch und Englisch angeboten und präsentiert sich jeweils in Form einer verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Spur. Im direkten Vergleich nehmen sich die beiden Spuren untereinander nur wenig, die deutsche Fassung bietet gelegentlich etwas leisere Stimmen im sonst gut abgemischten Center. In Sachen Effektverteilung und Raumklang liefern aber beide Varianten wieder gut ab. Besonders das Feuergefecht zwischen S.W.A.T. und Häftlingen zu Beginn kann überzeugen, da man sich hier mittendrin im Kugelhagel fühlt, aber auch während der Rennen darf man sich über wuchtige Motorensounds und kräftige Bässe freuen. Der rockige Soundtrack ist zudem stets angenehm präsent.
Die Extras sind am Ende aber enttäuschend ausgefallen. Neben dem Audiokommentar von Regisseur Don Michael Paul und Hauptdarsteller Zach McGowan gibt es kurze Features zur Vorgeschichte, dem Drehort Europa und den handelnden Charakteren samt ihrer jeweiligen Boliden. Nichts wesentlich interessantes, aber immerhin annehmbar im Rahmen einer Direct-to-Video – Produktion.
Fazit
„Death Race: Anarchy gehört definitiv zu den besseren Ablegern der Reihe. Wer auf kompromisslose und eisenharte Action jenseits der Schmerzgrenze steht, wird hier gut bedient. Der handwerklich solide inszenierte Film lässt zwar konsequent jede Form von Logik und Darstellerqualität außer Acht, Setting und cool in Szene gesetzte Rennsequenzen können neben dem immensen Maß an Gewalt und nackter Haut dafür selbst hartgesottene Genrefans überzeugen. Von all dem bietet der Film nämlich wahrhaft genug. Die Blu-Ray zum Film kann weitestgehend überzeugen, Bild und Ton sind bis auf kleine Ausnahmen sehr gut. Nur die Extras sind etwas mau ausgefallen. Wer weiß, worauf er sich einlässt, sollte aber gut unterhalten werden.“
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