Getestet und verfasst von General M
Quelle Bildmaterial: „Alles Geld der Welt, ©2017 TOBIS“
Auch mit mittlerweile stolzen 70 Jahren bleibt Regisseur Ridley Scott produktiv. Nach dem eher weniger überzeugenden „Alien: Covenant“, welcher nur die wenigsten Erwartungen der Fans erfüllen konnte, legte er mit dem auf wahren Begebenheiten basierenden Entführungsdrama „Alles Geld der Welt“ noch im selben Jahr (nämlich 2017) nach. Obwohl der Film dieses Mal vor allem bei den Kritikern besser ankam, gelang es ihm nicht, seine Produktionskosten von knapp 50 Millionen Dollar an den weltweiten Kinokassen wieder einzuspielen. Ob das an der nicht ganz unverborgen gebliebenen Entscheidung lag, sämtliche längst mit dem skandalgeplagten Hollywood – Star Kevin Spacey abgedrehten Szenen als Patriarch John Paul Getty mit Schauspielurgestein Christopher Plummer komplett neu zu drehen? Unwahrscheinlich, überzeugt der Mime in der Rolle doch immens. Wie dem auch sei, womöglich gelingt es, mit dem heutigen Heimkinostart des Films nach dem eher bescheidenen Run im Kino wieder in die schwarzen Zahlen zu gelangen. Dazu haben wir natürlich den passenden Test zur Hand. Der folgende Trailer zeigt übrigens noch Kevin Spacey, so bekommt man umso mehr einen guten Eindruck davon, wie kurzfristig der Austausch tatsächlich vorgenommen wurde. Also bitte nicht verwirren lassen.
Der Film
Wir schreiben das Jahr 1973. Paul, der Enkel des milliardenschweren U.S. – Ölmagnaten John Paul Getty (Christopher Plummer, „Verblendung“) wird in Rom entführt, die Kidnapper fordern ein ganze 17 Millionen Dollar Lösegeld. Getty könnte die Summe locker aufbringen, weigert sich aber beharrlich, auch nur einen Cent zu bezahlen. Der geizige und griesgrämige Mann glaubt nämlich nicht an eine Entführung, sondern vermutet viel eher eine Inszenierung durch den Enkel. Außerdem möchte er durch eine mögliche Lösegeldzahlung nicht andere Verbrecher ermutigen, es Paul´s Kidnappern gleichzutun, schließlich hat er noch ganze 13 weitere Enkel. Einzig und alleine Paul´s Mutter Gail (Michelle Williams, „The Greatest Showman“) kämpft unermüdlich für die Freilassung ihres Sohnes. Doch auch sie verfügt seit der Scheidung ihres Mannes nicht über die Mittel, die geforderte Summe zu bezahlen, der alte Mann bleibt hart.
Nur Getty´s Sicherheitsberater, der ehemalige CIA – Agent Fletcher Chace (Mark Wahlberg, „Transformers: The Last Knight“) steht ihr beim verzweifelten Versuch zur Seite, die Kidnapper zur Freilassung des Sohnemanns zu bewegen. Wie ernst es um diesen steht, wird spätestens dann klar, als eines seiner Ohren per Post an eine große Zeitung zugestellt wird. Der Fall wird zum gewaltigen Medienspektakel, dem sich keiner der Beteiligten zu entziehen vermag. Und während der junge Paul weiter um sein Leben fürchten muss, beginnt für alle anderen ein Wettlauf gegen die Zeit…
Die Rezension
Ridley Scott ist es gelungen, einen der spektakulärsten Kriminalfälle des 20. Jahrhunderts mit starken Bildern packend in Szene zu setzen. Der passend zum Geschehen von Komponist Daniel Pemberton beigesteuerte Soundtrack unterstreicht die teilweise bewusst oft dunklen Szenerien in ihrer Wirkung enorm. Der Film ist in meinen Augen aber mehr als nur eine bloße Rekonstruktion einer Entführung, sondern auch ein erschreckendes Beispiel dafür, welche Ausmaße die Sensationslust der Medien mit sich bringen kann, die rücksichtslos wenig Interesse an einem Leben haben, sondern nur daran, möglichst verkaufsfördernde Geschichten präsentieren zu können. Wer sich ein wenig mit Deutscher Geschichte auskennt, mag sich hier an die Geiselnahme von Gladbeck erinnern, die jüngst ebenfalls extrem gelungen in Form eines Zweiteilers verfilmt wurde und nur jedem wärmstens ans Herz gelegt werden kann. Klar, der Stoff von „Alles Geld der Welt“ ist nicht Ohne. Aber im Ergebnis mehr als nur sehenswert und spannend inszeniert und für mich wenigstens in diesem Genre einer der besten Filme des vergangenen Jahres.
Die Blu-Ray
Seltsam, dass einem so prominent inszenierten Film keinerlei 4K – Auswertung zugute gekommen ist. So bleibt für unseren Test die Blu-Ray das Höchstmaß aller Dinge. Die punktet mit sehr guten Schwarzwerten, die hervorragend mit der bewusst kühlen Farbgebung harmonieren. Ferner bekommt der geneigte Zuschauer hier ein hervorragendes, sehr organisches Gesamtbild geboten, welches sich dank seiner formidablen Schärfewerte und Kontraste zu den qualitativ hochwertigsten Blu-Ray – Veröffentlichungen der letzten Zeit zählen darf. Releases wie diese machen mir meine Arbeit sehr angenehm, denn die HD – Veröffentlichung von „Alles Geld der Welt“ lässt hier keinerlei Grund zur Klage zu.
Gleiches darf man auch vom Ton sagen. Die Deutsche Tonspur kommt genau wie die Englische Originalspur in verlustfreiem DTS-HD MA 5.1 – Format her und muss sich dieser qualitativ absolut nicht unterordnen. Zwar ist der Klang insgesamt sehr frontlastig, bietet dafür aber dennoch einige Gelegenheiten für gute Raumklangeffekte, welche die Tonspur bei einer entsprechenden Heimkinoanlage auch sehr gut auszunutzen weiß. Besonders in den Blitzlichtgewittern entsteht so ein tolles Mittendringefühl, welches einem von allen Seiten makellos entgegen kommt. Bombast am laufenden Band darf man bei so einem Film natürlich nicht erwarten, aber es ist sehr erfreulich, dass das Gebotene dennoch keine Möglichkeit ungenutzt lässt, den Zuschauer durch die tolle Klangverteilung ins Geschehen zu ziehen. Klasse! Abgerundet wird die Scheibe durch eine gute halbe Stunde Bonusmaterial, darunter circa 7 Minuten Deleted Scenes, die zwar nicht uninteressant zu betrachten, für den Film selbst aber auch nicht essentiell nötig sind. Neben den üblichen Features zu Cast und Crew ist besonders das leider viel zu kurze Feature über die Nachdrehs mit Christopher Plummer sehr sehenswert. Alles in allem bietet das Bonusmaterial nichts herausragendes, aber auch nichts, was man sich nicht interessehalber anschauen könnte.
Fazit
„So macht Sommerloch Spaß! Es ist schade, dass ´Alles Geld der Welt´ kein größerer Erfolg an den Kinokassen beschieden war. Verdient hätte es der klasse und routiniert inszenierte Film definitiv. Obwohl Christopher Plummer seine Sache als eiskalter Geizhals fantastisch macht, hätte es mich dennoch interessiert, wie sich Kevin Spacey in der Rolle geschlagen hätte. Wer weiß, vielleicht taucht eines Tages nochmal ein neuer Cut auf, der einem einen direkten Vergleich ermöglicht. So oder so, geboten wird hier spannendes Charakterkino im Rahmen einer wahren Geschichte, welches mehr als nur sehenswert ist. Dass es zum Film kein 4K – Release gibt, stört angesichts der referenzverdächtigen Blu-Ray (in Bild und Ton) kaum. Nur die Extras bleiben etwas hinter den Erwartungen zurück.“
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