Battleborn™ – Borderlands Light

                                              Getestet und verfasst von General M 

Fans von MOBA – Titeln haben in diesem Monat die Qual der Wahl. Zum einen steht Overwatch aus dem Hause Blizzard in Bälde in den Regalen, zum anderen erschien am 3. Mai mit Battleborn vom Borderlands – Macher Gearbox ein Spiel mit durchaus ähnlichen Ambitionen. Obwohl die Beta zu Overwatch momentan für jeden zugänglich ist, werden wir einen Vergleich erst zum Release der Vollversion wagen. Bis dahin stellen wir jedoch Battleborn auf PlayStation 4 und dem PC auf den Prüfstand. Das aus dem Grund erst jetzt, weil ein Online – Multiplayer – Spiel erst dann richtig getestet werden kann, wenn die Server gefordert werden. Also, los geht’s!

…in einer Galaxie weit, weit entfernt…

Es mag einen Entwickler gleichermaßen adeln und nerven, wenn sein neuestes Projekt sich Vergleiche mit legendären Titeln aus dem eigenen Hause gefallen lassen muss. In diesem Fall natürlich eindeutig die Borderlands – Reihe. Einige Anleihen in Sachen Charaktere, Fähigkeiten und Humor sind ebenso wie die grundlegende Comic – Optik zu jederzeit spürbar, was eigentlich nichts Schlechtes bedeuten muss. Die Story ist dabei schnell erklärt und bietet die Rahmenhandlung für die bunten und actionreichen Gefechte des Spiels: In einem weit entfernten Universum haben die bösen Varlesi damit begonnen, sämtlichen Sternen das Licht auszuknipsen. Verblieben ist lediglich ein einziger Stern, nämlich Solus. Und weil eben dieser Stern der letzte ist, der noch strahlt, macht sich so ziemlich jede Rasse und darüber hinaus eine Handvoll höchst skuriller Gestalten auf den Weg dorthin. Aber wie es eben immer so ist, versteht sich nicht jeder mit jedem. Schnell bilden sich Fraktionen mit jeweils ganz eigenen Interessen. Da die Varlesi allerdings auf dem Weg nach Solus sind und es daher gar nichts nützt, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, lässt man die unter einander geführen Dispute eher durch kleine Armeen von Robotern austragen. Die Battleborn dienen dabei als die besonderen Helden der jeweiligen Fraktionen, die sich letztendlich in Gruppen von maximal 5 Personen zusammenschließen, um den Varlesi entgegen zu treten. Willkommen bei Battleborn!

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Die Charaktervielfalt macht einen großen Pluspunkt aus, zumal sich jeder Charakter anders spielt und mit einem eigenen Baum von Fertigkeiten daher kommt, der bei jedem Spielbeginn zurückgesetzt wird und dann mit zunehmender Erfahrung frisch belegt werden kann. Dabei hat man pro Stufe jeweils die Wahl zwischen zwei Fertigkeiten, die entweder Abklingzeiten verringern, Effektdauer erhöhen oder einer Attacke sogar nützliche Debuffs hinzufügen. Die meisten Charaktere werden jedoch erst nach und nach freigeschaltet, weitere 5 Charaktere werden kostenpflichtig nachgereicht. Vom Luchador über eine elfische Bogenschützin, einem Zwerg, einem Steampunk – Roboter und einem genetisch modifizierten Cyborg – Adler findet man so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Im späteren Verlauf lassen sich die Charaktere mit einigen Items dann auch noch etwas kräftigen, komplette Rüstungssets oder neue Waffen gibt es jedoch nicht. Erworben werden die meisten Dinge im Spiel durch Credits, die für Herausforderungen und erfüllte Missionen verliehen werden. Diese werden dann in Beutekisten unterschiedlicher Qualität investiert und wer Glück hat, darf sich über ein tolles Item oder einen seltenen Skin für seinen Lieblingscharakter freuen. Allerdings ist die Ausschüttung der Credits etwas zu mau und stört den Spielfluss im späteren Verlauf wie schon bei DIRT Rally durch den Zwang zum immerwährenden farmen, was sehr frustrierend sein kann. Mein Bruder, für gewöhlich die Ruhe selbst, hat das ein oder andere Mal von der anderen Seite der Wohnung deutlich hörbar seinen Unmut über diese Situation geäußert. Oder simpel ausgedrückt, es hat ihn einfach nur genervt, mühsam um jede Münze kämpfen zu müssen, die in Relation zu den erforderlichen Summen eigentlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Da sollte dringend dran geschraubt werden. Löblich ist auf der anderen Seite, dass man bisher keine Ingamewährung durch Echtgeld anbietet.

Das Problem mit der Langzeitmotivation

MOBA – Titel haben es zu Beginn oftmals nicht leicht, Spieler dauerhaft an sich zu binden. So ziemlich jedes neues Spiel dieses Genres muss von Anfang an etwas besonderes bieten, um den Spieler über einen längeren Zeitraum zu fesseln. Nehmen wir als Beispiel Destiny von Bungie/Activision. Zu Beginn durchaus populär, nahm die Begeisterung jedoch kurz nach Verkaufsstart schnell wieder ab, weil zum Ende hin einfach nichts Neues zu tun war. Doch durch den konstanten Einsatz der Macher, die das Spiel kontinuierlich erweitert und verbessert haben, erfreut sich Destiny heute zunehmender Beliebtheit und hat sich definitiv als Marke etabliert. Natürlich kann man nie erwarten, dass ein Spiel dieses Genres zum Verkaufsstart gleich unendlichen Inhalt enthält, allerdings erwartet der Spieler nunmal, dass er zu Beginn genügend Abwechslung erhält, um auch zukünftig an der Veröffentlichung neuer (kostenpflichtiger) Inhalte teilzunehmen, die ein Spiel dauerhaft am Laufen halten und Gewinn in die Kassen schütten.

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Battleborn gelingt das leider nur bedingt. Das in 8 Episoden aufgeteilte Szenario, welches man entweder alleine oder wie erwähnt mit ingesamt 5 Charakteren online bewältigen kann, nutzt sich sehr schnell ab. Je nach Fertigkeiten der Spieler dauert eine Episode circa 30 Minuten, das macht eine Gesamtspieldauer von mageren 4 Stunden aus. Das Prinzip ist dabei oftmals gleich und erinnert sehr an die aus Destiny bekannten Strikes. Die Gruppe arbeitet sich zu einem bestimmten Punkt vor, muss sich dort gegen Gegnerwellen behaupten und zieht dann weiter zum nächsten Punkt, wo erneut Gegnerwellen warten. Wenigstens für mich hat das Gefühl der Langzeitmotivation daher extrem schnell abgenommen. Man fragt sich stets: „Ist da noch mehr, kommt da noch was?“, nur um seine eigenen Fragen irgendwann etwas enttäuscht mit „Nein“ beantworten zu müssen. Klar, die Gefechte machen Spaß, sind actionreich und flüssig, aber das genügt eben nicht. Daran ändern auch die zahlreichen Herausforderungen nichts, ebenso wenig der Hardcore – Modus oder der Schwierigkeitsgrad für Fortgeschrittene.

Auch abseits der Handlung stehen im Rahmen der Online – Gefechte magere drei Spielmodi zur Verfügung, die in der Form allesamt bereits in aktuellen Onlineshootern vertreten sind und oftmals wie Light – Versionen ihrer Vorbilder dienen. Battleborn bietet daher zwar einen großen Umfang toller Charaktere, in allem anderen mangelt es aber an Abwechslung. Dabei hat das Spiel durchaus Potenzial, wenngleich die Story nicht unbedingt das Gelbe vom Ei darstellt. Dafür laufen die Server bis auf kleine Probleme sauber und auch das Matchmaking klappt einwandfrei. 

Bunt. Schrill. Battleborn.    

Technisch sollte man von Battleborn ebenfalls keine Wunder erwarten. Während die PlayStation 4 – Version mit sauberen 30 Frames läuft und dabei ein jederzeit flüssiges Spektakel auf den Bildschirm zaubert, dreht die PC – Version mit seiner unbegrenzten Framerate, besserem (aber nicht perfektem Anti-Aliasing) und höheren Auflösungen bis maximal 4K nochmal ein gutes Stück auf. Der bunte Comic – Look mag nicht jedermanns Sache sein, passt aber wunderbar in das schrille Universum von Battleborn und erinnert sehr an Borderlands. Die verschiedenen Level sind abwechslungsreich und atmosphärisch gestaltet, wirken aber in Sachen Texturen teilweise sehr steril. Auch fällt hin und wieder sichtbares Kantenflimmern auf, dass wie erwähnt auch die PC – Version nicht gänzlich zu beseitigen vermag. Dennoch gelingt es dem Spiel, gerade in den tumultartigen Gefechten ein wahres Feuerwerk farbenfroher Effekte, Explosionen und dergleichen zu erschaffen und orientiert sich so eher an dem kommenden Overwatch, weniger an Titeln wie Destiny. 

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Als definitiv gelungen darf man die Deutsche Vertonung bezeichnen. Die Sprecher sind gut gewählt und verleihen den Charakteren das gewisse Etwas. Dabei kommt auch der Humor nicht zu kurz, der qualitativ jedoch mal mehr, mal weniger gelungen präsentiert wird. Der grundsolide Witz von Borderlands wird selten erreicht, dafür ergießen sich manche Charaktere zu sehr in banalen Plattitüden und sind stellenweise sogar lästig geschwätzig. Dennoch ist die gesamte Atmosphäre in Sachen Ton ganz prima, wozu auch der schöne Soundtrack beiträgt. 

Auch die Bedienung ist einfach und intuitiv strukturiert und kann als gut zugänglich bezeichnet werden. Gerade die erste Mission, die starken Tutorial – Charakter hat, führt einen prima und unaufdringlich in die Mechaniken des Spiels ein. 

Fazit und Wertung

ava „Es ist nicht ganz leicht, Battleborn eine passende Bewertung zu geben. Es hat Potenzial, definitiv. Allerdings verliert der momentane Umfang schnell an Motivation und es gibt viele Kleinigkeiten, über die man meckern kann. Gerade in Sachen Abwechslung kränkelt das Spiel. Bedenkt man den dafür zu entrichtenden Preis für die Grundversion des Spiels und die noch folgenden Inhalte, die ebenso kostenpflichtig sein werden, grenzt das Gebotene beinahe ein bisschen an Dreistigkeit. Aber darüber kann man streiten. Mir hat Battleborn Spaß bereitet. Aber eben auch nicht länger als die vier Stunden, die die Kampagne durchschnittlich dauert.“

PRO:

+Zahlreiche, skurrile Charaktere
+ Charaktere spielen sich allesamt unterschiedlich
+ Wahlweise auch alleine spielbar
+ Story wird in hübsch gemachten Anime – Sequenzen erzählt
+ Atmosphärische, abwechslungsreiche Areale
+ Online – Kampagne mit bis zu 4 weiteren Mitspielern
+ Intuitive Bedienung
+ Viele Challenges
+ Gutes, unaufdringliches Tutorial
+ Technisch sauber umgesetzt
+ Grundsolides, actionreiches Gameplay
+ Gute Deutsche Sprecher
+ Schöner Soundtrack
+ Weitestgehend stabile Server

CONTRA:

– Wirkt stellenweise sehr steril
– Kantenflimmern
– Geringer Umfang
– Wenig Abwechslung
– Geringe Währungsausschüttung sorgt für Frustmomente
– Humor schwankt qualitativ und wirkt stellenweise aufgesetzt
– Für einen Vollpreistitel wird zu wenig geboten
– Sehr kurze Kampagne
 Baut zu sehr auf Bewährtes

                                        GESAMTWERTUNG:     70%

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