Im Zuge der maßgeblich von Scream losgetretenen Welle der Neo-Slasher-Horrorfilme zum Ende der Neunziger war Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast einer der erfolgreicheren Trittbrettfahrer, dem mehrere Fortsetzungen folgten. Nun gibt’s ein offizielles Sequel mit gleichem Titel – und darüber müssen wir einfach reden!


Vertrieb: Sony Pictures Home Entertainment via PLAION Pictures
Erstveröffentlichung: 2005





Der Film
Seit dem Massaker von Southport im Jahr 1997, wo ein Geisteskranker mit Friesennerz und Metallhaken mehrere Teenies grausam abgeschlachtet hat, ist aus dem ehemaligen Fischerstädtchen ein angesagter Hotspot für die Reichen und Schönen geworden. Eine Luxusvilla reiht sich an die nächste und das Geschäft mit dem Tourismus blüht – nicht zuletzt auch deswegen, weil der einflussreiche Investor Spencer die damaligen Geschehnisse sehr erfolgreich unter den Teppich kehren ließ. Zur Verlobungsparty der verwöhnten Danica (Madelyn Cline) mit Grants durchgebräuntem Sohnemann Teddy kehrt Ava nach langer Abwesenheit nach Southport zurück, um sich gemeinsam mit ihren alten Schulfreunden ein paar schöne Tage zu machen.

Als das Trio zugedröhnt und in Begleitung der restlichen Clique von damals – nämlich der entfremdeten Stevie (Sarah Pidgeon) und Avas Exfreund Milo – auf dem Weg zu einem Feuerwerk auf einer gleichermaßen abgelegenen wie gefährlichen Klippenkurve Halt macht, kommt es zu einem schweren Unfall: Ein herannahendes Auto sieht die jungen Erwachsenen viel zu spät und stürzt mitsamt Insasse über die Absperrung runter auf die Meeresklippen. Zwar ruft die schockierte Gruppe Polizei und Rettungswagen, entschließt sich aber später teils widerwillig dazu, die Beteiligung an dem Unfall zu vertuschen, ehe man wieder auseinandergeht.

Ein Jahr später haben die Ereignisse im Leben der Freunde anhaltende Spuren hinterlassen: Danica und Teddy haben sich getrennt, stattdessen will der naive Blondschopf nun mit dem versoffenen Wyatt vor den Traualter treten und hat dazu einmal mehr ihre alten Freunde geladen. Die gelöste Stimmung weicht, als sich unter den Brautgeschenken eine absenderlose Karte findet, auf der nur ein Satz steht: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast! Plötzlich wieder vollständig von den Erinnerungen an die verhängnisvolle Nacht eingeholt, glaube alle zunächst an einen schlechten Scherz vom verbitterten Teddy.

Eine verheerende Fehleinschätzung, denn wenig später richtet eine mit Ölzeug vermummte Gestalt Wyatt brutal mit einer Harpune hin und hinterlässt bei der grausam inszenierten Leiche eine weitere, unmissverständliche Botschaft. Schon bald gerät auch der Rest der Gruppe ins Visier des Killers. Weil die Polizei abermals alles tut, um die Morde herunterzuspielen, wenden sich die verzweifelten Überlebenden an Ray Bronson (Freddie Prinze, Jr.) und Julie James (Jennifer Love Hewitt). Das zerstrittene Ehepaar hat die damaligen Ereignisse überlebt und steht mit Rat und Tat zur Seite. Das hält den Killer natürlich nicht davon ab, den Bodycount weiter kompromisslos nach oben zu treiben…
Die Rezension
Mit dem Abklingen der überwiegend erfolglosen Welle an Remakes der letzten Jahre hat sich Hollywood offenbar nun einem neuen Konzept verschrieben und inszeniert stattdessen lieber verspätete Sequels mit gleichem Titel. Diverse Gastauftritte ehemaliger Darsteller des Originals sollen Kontinuität herstellen und mit zusätzlichem Nostalgiefaktor noch ein paar zusätzliche Interessenten anlocken. Scream hat dieses Konzept erfolgreich etabliert, zuletzt durfte sich auch Die Nackte Kanone über ganz stabile Einspielergebnisse freuen. Kein Wunder also, dass man seitdem weiter fleißig in den jeweiligen Studioarchiven nach tauglichem Material für potenzielle Neuadaptionen sucht. Dieses Mal hat es Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast getroffen.

Der Slasher mit dem wahrscheinlich längsten Titel der Horrorfilmgeschichte – mit Ausnahme der beiden überflüssigen Sequels natürlich – zählte damals zu den erfolgreicheren Produktionen und konnte dank namhaftem Cast und einer erfreulich kompromisslosen Inszenierung viele Fans gewinnen. Auch heute macht das Original trotz zahlloser Logiklücken noch eine Menge Spaß. Aber hey, es ist ein Horrorfilm mit einem Hakenmörder. Da geht’s am Ende einfach um gute Unterhaltung. Und genau da setzen die Probleme des Sequels ein. Der von Jennifer Kaytin Robinson inszenierte und auch teils verfasste Film ist nämlich viel zu sehr darum bemüht, die Geschichte des Originals zu reproduzieren, ohne dabei je eine eigene Identität zu finden. Die vehement-forcierte Präsenz der ursprünglichen Darsteller trägt dazu einiges bei.

Gleichzeitig ist es ziemlich alarmierend, wenn man dem Killer zwangsläufig die meiste Sympathie entgegenbringen MUSS, weil die Opfer allesamt als derart verblödete und elitäre Arschlöcher auftreten, dass die allesamt gar nicht schnell und brutal genug das Zeitliche segnen können. Stattdessen dauert es eine gute halbe Stunde, bis der erste Mord passiert. Und wo der noch relativ unterhaltsam in Szene gesetzt wird, verlieren die folgenden Tode völlig ihren möglichen Unterhaltungswert, weil der Film einerseits aufgrund seines inkonsequenten Tempos viel zu viele Hohlräume produziert, andererseits aber munter zwischen komödiantischen und ernsthaften Aspekten hin und her hüpft, was spätestens zur Mitte einfach nur noch einen wirren Eindruck hinterlässt.

Ein weiteres Problem ist die horrende Männerfeindlichkeit des Films, die immer dann zum Tragen kommt, wenn Regisseurin Robinson Gründe für die offensichtlich selbst erschaffenen Logiklöcher sucht, von denen es leider viel zu viele gibt. Die weiblichen Protagonisten handeln in der Regel strohdoof, benehmen sich strohdoof und sind auch strohdoof. Vor allem die Rolle der Danica steht absolut sinnbildlich für jene Typ, der in solchen Filmen normalerweise zuerst ins Gras beißt, weil er langfristig für einen gesunden Geist einfach nicht zu ertragen ist. Hier wird man damit bis zum Schluss gequält. Trotzdem wird gefühlt alle fünf Minuten „Girl Power“ gepredigt und über die nutzlosen Kerle hergezogen. Diese Ideologie entlarvt sich spätestens im Finale von selbst, wenn man einmal bedenkt, wie die Rollen dort verteilt worden sind.

Das ist in der Summe so unfassbar peinlich und nervig, dass man dieses Machwerk ganz schnell wieder vergessen möchte. Da überrascht es auch nicht, dass das lustlos inszenierte Sequel, welches im Kern kaum als solches betitelt werden kann, bei Fans und Kritikern komplett gefloppt ist. Schöne Bilder machen eben noch lange keinen schönen Film. Relativ preiswert für gerade einmal achtzehn Millionen Dollar gedreht, konnte man sich zwar finanziell mit knapp fünfundsechzig Millionen Dollar Einspielergebnis noch über einen kleinen Gewinn freuen, angesichts der vernichtenden Rezensionen wird man das Wagnis einer weiteren Fortsetzung auf Basis dieses von Ideologie und inhaltlicher Inkompetenz durchseuchten Streifens für die Generation Z aber kaum eingehen. Gottseidank, kann man da nur sagen.
4K UHD und Blu-Ray: Das Bild
Gedreht wurde vollständig digital, allerdings mithilfe der Arri ALEXA 35, die eine Auflösung von bis zu 4.6K offeriert und primär dazu gedacht ist, den Look klassischer Analogfilme zu reproduzieren. Ich bin kein großer Fan dieser Hybridmodelle, die im Ergebnis immer noch viel zu sauber und modern rüberkommen, muss aber trotzdem feststellen, dass sich das hier durchaus sehenlassen kann. Zunächst einmal wurde in der Postproduktion ein 4K-Digital Intermediate gezogen, welches nun auch den Heimkinoveröffentlichungen als Basis dient. Dabei hinterlässt die regulären Blu-Ray bereits einen sehr guten Eindruck und punktet vor allem mit einer überdurchschnittlich gelungenen Detailwiedergabe bei exzellenter Schärfe und einer durchgehend ausgewogenen Laufruhe. Ein sehr feines Rauschmuster ist stets vorhanden, so richtig authentisch wirkt das in Verbindung mit dem sonst komplett durchstilisierten Look jedoch nicht.
Farblich dominieren sattwarme Paletten mit leichter Tendenz ins Grünliche , was je nach Einstellung fast schon ein bisschen ins neonartige abdriftet. Das ist zweifellos so gewollt und schafft visuell einen extremem Kontrast zum wesentlich (!) düstereren Original, harmoniert aber in jedem Fall gut mit dem luxuriösen Setting inklusive Ozean- und Strandkulissen. Optisch zwar nicht gerade die beste Wahl für einen Horrorfilm, aber das ist eben das Problem mit der Identitätsfindung und am Ende eben auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Viel wichtiger ist, dass die Blu-Ray all das überwiegend gut zu differenzieren weiß. Die sonnengebräunten Gesichter passen zum allgemeinen Look, zudem driftet das Gezeigte in dem Aspekt nie unschön ins Orangene ab und für eine Blu-Ray bekommen wir hier außerdem fast schon referenzverdächtige Schwarzanteile, während neutrale Flächen ebenfalls als solche zu erkennen sind. Dafür leidet die Scheibe allerdings an einigen Überstrahlungen. Alles in allem trotzdem eine verdammt gute Scheibe.
Die 4K UHD löst nativ auf und erscheint neben einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowohl mit Support für HDR10, als auch Dolby Vision. Im Direktvergleich gibt es gerade im Bereich feiner Texturen bei Gesichtern, Haaren, Kleidung nochmal ein kleines Upgrade, aber auch sehr kleine Aufschriften lassen sich etwas besser erkennen. Die bereits innerhalb der Blu-Ray kaum wahrnehmbare Körnung verschwindet hier nahezu komplett, bestehende Farben werden nochmals intensiver und etwas differenzierter wiedergegeben, wobei vor allem die Gesichter stellenweise nicht mehr ganz so arg ins Gelbliche abdriften. Gleichzeitig händelt die 4K UHD helle Beleuchtung aus dem Hintergrund besser und überstrahlt nicht so arg wie die Blu-Ray. Schön zu sehen ist auch, wie viel besser die Spitzlichter hier gehändelt werden, was vor allem bei der Feuerwerkssequenz kurz vor dem verhängnisvollen Unfall gut sichtbar ist. Und wo die reguläre High-Definition-Fassung schon tolle Schwarzwerte offeriert hat, stößt die 4K UHD endgültig in Referenzbereiche vor, was besonders den ersten Auftritt des Killers grandios untermalt.
4K UHD und Blu-Ray: Der Ton
Sowohl Blu-Ray als auch 4K UHD wurden für die deutsche Fassung mit einer verlustfreien Masterspur im Format DTS-HD MA 5.1 ausgestattet, die englische Originalversion der 4K UHD liegt dagegen exklusiv in Dolby Atmos inklusive zusätzlicher Höhenebene vor. Und die machen beide immer dann meisten Spaß, wenn der Killer auf der Bildfläche auftaucht. Jeder Schritt wird mit toller Unterstützung vom Subwoofer begleitet, was dessen Bedrohung und Kraft fantastisch untermalt. Jeder Hakenhieb erzeugt ein nicht minder kraftvolles Geräusch, welches sich wunderbar abgestimmt über sämtliche Speaker im Frontbereich zieht und einen als Zuschauer immer wieder zusammenzucken lässt. Generell werden die Schockmomente mit einer Power untermalt, bei der es einen fast aus dem Stuhl haut.

Feinere Umgebungsgeräusche werden dabei nie ignoriert, sondern bleiben permanent sauber wahrnehmbar wie korrekt platziert, während die Dialoge im Center in jedem Moment bestens verständlich bleiben und mit klarer Dynamik aufwarten. Mit einer der besten Abmischungen, die ich im Genre bisher gehört habe. Die englische Atmos packt da sogar nochmal eins drauf. Während der subtile Score sich über die Deckenebene hörbar dreidimensional im Raum verteilt und zusätzlich einige sinnvolle Effekte von der identisch guten regulären Ebene nach oben genommen worden sind, ist es auch hier einmal mehr das Werk des Killers, welches am meisten von der zusätzlichen Ebene profitiert. Wenn der Käfig zum Beispiel auf Ava herunterfällt, klingt das so nachvollziehbar, dass man sich beinahe selbst gefangen wähnt. Und in den Szenen am Meer hört man das Vogelgezwitscher nun direktional von oben. Wer das hier verantwortet hat, hat definitiv Ahnung von seinem Job gehabt!
Die Extras
Arg überschaubar ist dagegen das Bonusmaterial ausgefallen. Neben einer Handvoll Outtakes und verpatzter Szenen gibt es auch noch einige Szenenerweiterungen sowie Kleinkram, der es nicht mehr in den ohnehin viel zu langen Film geschafft hat. Was bleibt, sind lediglich zwei Featurettes, die sich jeweils näher mit dem Cast und dem Dreh befassen. Absolute Standardkost, die man mit gutem Gewissen überspringen kann.

„Eigentlich eine verdammte Schande: Da bestechen sowohl Blu-Ray als auch 4K UHD stellenweise mit Referenzmaterial bei Bild und Ton, nur dass der dazugehörige Film absoluter Mist ist. Schon die damaligen Fortsetzungen zu Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast waren hanebüchener Unsinn und ein reiner Cashgrab, das Jahrzehnte später nachgelegte Sequel schafft es anhaltend nicht, abseits seiner knalligen Edelkulissen zu einer eigenständigen Identität zu finden und kocht Bekanntes einmal mehr uninspiriert auf. Wenn das ganze dann noch mit derart unsympathischen Charakteren und Misandrie durchzogen ist wie hier, kann man eigentlich nur sagen: Finger weg! Wenn’s nur nicht so verdammt gut aussehen und klingen würde…dafür sind die Extras überschaubar. Falls es irgendwie hilft.“

Quelle Bildmaterial: ©Sony Pictures Home Entertainment. Im Vertrieb von PLAION Pictures. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von PLAION Pictures zur Verfügung gestellt.
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