Die Idee, ein Brettspiel für die große Leinwand zu adaptieren, ist so verrückt, dass sie eigentlich nur den Achtzigern entsprungen sein kann. Und weil Monopoly zu teuer und Jenga zu gefährlich gewesen wäre, nahm man am Ende Cluedo als Vorlage. Das Ergebnis, nämlich Alle Mörder sind schon da, ist ein Kammerspiel der besonderen Art und erscheint zum 40. Geburtstag erstmals als 4K UHD.


Vertrieb: Paramount Pictures via Universal Pictures
Erstveröffentlichung: 1985





Der Film
In einer einsamen und dunklen Nacht irgendwann 1954 finden sich in einem abgelegenen Herrenhaus in Neuengland sechs Gäste zu einer Party ein. Gänzlich unterschiedliche Persönlichkeiten, die untereinander nicht kennen und abseits der Einladung nichts miteinander gemeinsam haben. Nun, zumindest auf den ersten Blick. Das stattliche Anwesen scheint bis auf Butler Wadsworth (Tim Curry), der jedem Partygast im Rahmen des Willkommens ein individuelles Pseudonym zuweist, verlassen zu sein. Lediglich das naiv-attraktive Hausmädchen Yvette sowie die Köchin offenbaren wenig später ihre Anwesenheit. Der einzige, der beharrlich auf sich warten lässt, ist der ominöse Gastgeber.

Während sich die Gäste zunächst angeregt miteinander austauschen, macht sich schon bald eine gewisse Unruhe breit. Als dann unvermittelt ein siebter Gast zur Truppe stößt, nimmt der Abend eine unerwartete Wendung. Denn der sogenannte Mr. Boddy entpuppt sich nicht nur als Gastgeber, sondern hat in der Vergangenheit auch jeden seiner Gäste erpresst. Plötzlich gehen die Lichter im Haus aus, ein Schuss ertönt. Als Sekunden später der Strom zurückkehrt, liegt Boddy tot am Boden. Und obwohl die schockierten Beteiligten ihre Täterschaft allesamt abstreiten, ist klar, dass der Mörder nur einer von ihnen sein kann.

Eine verwirrende Suche nach dem Täter beginnt, in dessen Rahmen die Verdächtigen nach und nach ihre intimsten Geheimnisse enthüllen. Doch der Mörder ist mit seinem sinistren Schaffen längst noch nicht am Ende und während sich die Gäste gegenseitig zu überführen versuchen, türmen sich im Anwesen allmählich die Leichen…
Die Rezension
Wer es dann wirklich war, wurde am Schluss dem Zufall überlassen: Vier verschiedene Enden wurden gedreht, von denen eines als so unsinnig erachtet wurde, dass es nie das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Die restlichen drei wurden vom Verleih zufällig an die Kinos verteilt. Erst mit der DVD wurden erstmals sämtliche Möglichkeiten unter einem Dach vereint, so dass eben jeder für sich selbst entscheiden kann, welches davon ihm am besten gefällt.

Bis zum Finale – und das ist das große Problem des Films – passiert aber viel zu wenig. Die wenigen guten Gags werden bereits in den ersten Minuten verbrannt, danach folgen knapp neunzig Minuten Langeweile. Für seine kurze Laufzeit ist das Kammerspiel viel zu überladen mit Charakteren, die Dialoge sind weitestgehend dröge und mit Ausnahme von Tim Curry kann keiner der teils prominenten Darsteller richtig strahlen. Das von Jonathan Lynn geschriebene und auch persönlich inszenierte Werk beginnt vielversprechend und macht kurzzeitig Lust auf mehr. Doch dann wird schnell deutlich, dass man weder mit dem Cast, noch inhaltlich so recht etwas Brauchbares anzufangen weiß.

Ich denke, mit ein wenig mehr Slapstick hätte man einiges von dem Film retten können. Die Idee ist wie eingangs erwähnt verrückt, aber nicht dumm. Ein klassischer Wer-war-es-Krimi vor den Kulissen eines gruseligen Herrenhauses, der den Zuschauer bis zuletzt im Unklaren über den wahren Täter lässt…damit kann man grundsätzlich nichts falsch machen – wenn man es denn richtig angeht. Ein gutes Beispiel dafür ist der neun Jahre zuvor erschienene Eine Leiche zum Dessert, der auf einer sehr ähnlichen Prämisse aufbaut, aber von einer eigenen, kreativen Idee angetrieben wird. Alle Mörder sind schon da hat da das Problem, dass es sich zum Sklaven seiner eigenen Adaption macht, in seinen Möglichkeiten eingegrenzt von einem Brettspiel.

Dementsprechend gelang es dem von verhaltenen Kritiken überhäuften Werk nicht einmal, seine Kosten wieder einzuspielen. Lediglich dank häufiger Fernsehausstrahlungen in den Vereinigten Staaten bildete sich über die Jahre eine loyale, kleine Fangemeinde heran. Die Sache mit angeblichen Kultfilmen ist nur die, dass die Intention dahinter höchst individuell ist. Ich für meinen Teil muss leider sagen, dass ich den Film zu keinem Zeitpunkt wirklich genossen habe. Aber das ist ja das Schöne an Filmen: Es gibt für jeden Geschmack etwas passendes.
Das Bild
Ihr kennt das Prozedere: Der komische Typ mit der Brille packt die harten Fakten auf den Tisch, dann kommen die Bildvergleiche. Ein bewährtes Prinzip, welches sich hier ausnahmsweise nicht anwenden lässt. Der Grund dafür ist denkbar einfach, denn Alle Mörder sind schon da verzichtet im deutschsprachigen Raum aus unerfindlichen Gründen komplett auf einen Release auf Blu-Ray. Als einzige Vergleichsquelle hätte ich Amazon Prime heranziehen müssen, wo der Film immer wieder zuverlässig im Programmangebot auftaucht. Nur: Ein richtig guter Vergleich wäre das nicht geworden. Fluktuationen in der Bitrate, Kompression etc. hätten das objektiv gar nicht hergegeben. Und ein teurer Import zum einmaligen Vergleich…dafür werden wir einfach nicht gut genug bezahlt.

Also machen wir es uns ausnahmsweise (!) ganz einfach und bewerten die 4K UHD so, wie sie ist. Ohne Vergleiche. Dafür mit der gewohnten Expertise. Dazu lässt sich zunächst sagen, dass das genutzte Master nach peniblem Abgleich einiger Bilder im Netz identisch zu der englischsprachigen 4K-Premiere von Shout! aus dem Jahre 2023 ist und Paramount hier offensichtlich nicht nochmal einen frischen Transfer hat anfertigen lassen. Gescannt wurde in 4K, weswegen wir es hier ebenfalls mit einer nativen Scheibe zu tun haben. Die hat noch einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 an Bord und unterstützt neben HDR10 auch Dolby Vision. Der Film beginnt mit einigen Shots im Dunkeln, wo zunächst die kräftigen Schwarzanteile positiv auffallen, ebenso die für das Alter des Films überraschend gute Laufruhe.

Rauschmuster sind durchgehend vorhanden und agieren angenehm stabil. Wechselt es dann dauerhaft ins Innere des Hauses, kommen die Details ins Spiel. Die zahllosen Verzierungen an Möbeln, Wänden und Co. werden von der 4K UHD gut sichtbar herausgearbeitet, während die Darsteller bevorzugt im Vordergrund gut aufgelöst werden und nur abseits davon ein wenig weich rüberkommen, was aber eher der Herstellung angerechnet werden muss, nicht dem Mastering. Farblich dominieren erdige Paletten mit ganz leichter Tendenz ins Magenta, wobei die 4K UHD überwiegend gut differenziert. Alles in allem passt die Farbgebung stimmlich gut zum Setting und hebt vor allem das Haus selbst als heimlichen Star des Films ordentlich hervor. Alles in allem eine wirklich gute Veröffentlichung, an der es technisch nichts zu bemängeln gibt.
Der Ton
Wer hätte es gedacht? Die 4K UHD hat anhaltend nur deutschen Stereoton an Bord. Und dem hört man sein Alter durchgehend überdeutlich an. Es ist eine dieser typisch-muffigen Tonspuren der damaligen Zeit, die einen qualitativ leider sehr oft von der Tatsache ablenkt, dass bei der Synchronisation ein paar extrem namhafte Sprecher wie Engelbert von Nordhausen und Manfred Lehmann mitgewirkt haben. Immerhin hat Paramount daran gedacht, die Tonhöhe anzupassen, was einiges wert ist. Aber selbst das täuscht kaum darüber hinweg, dass der Film kombiniert mit dem neuen Master weitaus älter klingt, als er aussieht. Zugegeben, da habe ich auch schon Schlechteres gehört, aber richtig freuen mag man sich darüber trotzdem nicht.

Vor allem dann nicht, wenn man rüber zur englischen Spur wechselt, die im verlustfreien Masterformat DTS-HD MA 5.1 verfügbar ist. Zwar bleibt der Film auch hier primär auf die Front beschränkt, aber gerade dieser leichte, räumliche Hall und die weit bessere Differenzierung verleihen dem Setting im Herrenhaus jene Immersion, welche die deutsche Tonspur komplett vermissen lässt. Hinzu kommt, dass der O-Ton dramatisch klarer und dynamischer rüberkommt, nicht nur bei den Dialogen, sondern auch dem Score. Auch alte Filme können toll klingen, selbst wenn man das im deutschsprachigen Raum aufgrund der absolut kritikwürdigen Ausstattungspraktiken seitens der Publisher allenfalls selten am Rande mitbekommen.
Die Extras
Wie immer bei älteren Katalogtiteln aus dem Hause Paramount gilt hier einmal mehr: Keine Extras. Nur Khlav Kalash. Aber immerhin verpackt in einem Steelbook.

„So viele fantastische Stars – und doch so wenig Substanz. Selbst die besten Schauspieler können aus dem miesen Drehbuch wenig rausholen, das viel zu sehr an die Limitierungen der Brettspielvorlage gebunden ist. Wer am Ende der wahre Täter ist, interessiert einen fast schon nicht mehr, wenn der Weg dahin so zäh und so wenig unterhaltsam ist. Das haben unzählige ähnlich gestrickte Filme viel besser hinbekommen. Zumindest hinterlässt Alle Mörder sind schon da einen guten Eindruck, wenn es um das Bild der 4K UHD geht. Beim Ton bleibt es vor allem im Deutschen arg veraltet, der O-Ton klingt um Welten besser. Extras gibt es leider auch keine. Wenn ich demnächst meinen 40. Geburtstag feiere, sieht das insgesamt hoffentlich besser aus.“

Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures GmbH. Im Vertrieb der Universal Pictures GmbH. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von Paramount Pictures via Universal Pictures zur Verfügung gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen
Hinterlasse jetzt einen Kommentar