Es gibt Science-Fiction, die macht auf intelligente Weise wirklich Spaß. Aeon Flux ist einer dieser Genrevertreter, die weder klug ist, noch sonderlich unterhaltsam. Nun bekommt der seinerzeit gnadenlos gefloppte Film mit Charlize Theron in der Hauptrolle eine neue Chance – und zwar als 4K UHD zum 20. Geburtstag. Ob man den unbedingt feiern muss, klärt unser Test.


Vertrieb: Paramount Pictures via Universal Pictures
Erstveröffentlichung: 2005





Der Film
Wir schreiben das Jahr 2415: Nach dem Ausbruch einer Seuche vor etwas mehr als vierhundert Jahren wird die Erde nur noch von circa fünf Millionen Menschen bevölkert. Die leben allesamt zusammengepfercht hinter hohen Mauern in der letzten verbliebenen Stadt Bregna. Konventionelle Regierungen gibt es nicht mehr, stattdessen kümmert sich ein Rat aus Forschern unter Führung von Trevor Goodchild (Marton Csokas) um das Wohl der bunt zusammengewürfelten Bewohner.

Als immer mehr Menschen verschwinden, ruft das die Untergrundbewegung Die Monicans auf den Plan. Die vermutet bereits seit geraumer Zeit, dass der Rat selbst dafür verantwortlich sein muss und sendet die Eliteagentin Aeon Flux (Charlize Theron) aus, um Goodchild aus dem Weg zu räumen. Das Attentat misslingt jedoch, weil die schwarzhaarige Amazone plötzlich von ungeklärten Gefühlen zu dem angeblichen Diktator überwältigt wird. Schnell wird klar: Irgendwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu!

Schließlich enthüllt Trevor höchstselbst, was die Bewohner unter keinen Umständen erfahren dürfen: Als Nachwirkung der Seuche sind die Überlebenden unfruchtbar geworden und werden regelmäßig nachgeklont. Die dafür benötigte DNS wird in einem Luftschiff hoch über der Stadt gut gesichert aufbewahrt. Ein Geheimnis, das mächtige Leute an der Spitze um jeden Preis im Verborgenen belassen wollen…
Die Rezension
Normalerweise fällt die Filmbeschreibung ja immer etwas umfangreicher aus. Wenn ein Film wie dieser jedoch auf einem so dünnen Konstrukt fußt, dass man mit wenigen Sätzen mehr theoretisch gleich die komplette Handlung abarbeiten könnte, muss man sich eben ausnahmsweise mal mit etwas weniger begnügen – was im Angesichts einer solchen Gurke wie Aeon Flux wahrscheinlich sogar das Beste ist. Der Film ist ein Paradebeispiel dafür, was passieren kann, wenn man eine weitestgehend unbekannte, aber im Kern gar nicht mal schlechte Serie komplett losgelöst von der Vorlage adaptiert und selbst dann noch nicht weiß, wohin man mit dem miesen Skript wirklich hin will.

Entstanden zur Mitte der Zweitausender, als Adaptionen wie Spider-Man und X-Men das finanzielle Potenzial von entsprechenden Serien- oder Comicadaptionen bereits deutlich herauskristallisierten, war wirklich jeder verzweifelt auf der Suche nach geeignetem Material, um auf dieser Erfolgswelle ein wenig mitschwimmen zu können. So eben auch bei Paramount, wo man wohl feststellen musste, dass man dem damaligen Erfolg von Sony und 20th Century Fox nichts geeignetes entgegenzusetzen hatte. Zum Glück gehörte dem damaligen Mutterkonzern Viacom auch MTV an, die mit Aeon Flux eine eigene Serie im Programm hatten, welche es jedoch über den Verlauf von drei Staffeln kaum über die Grenzen der Vereinigten Staaten geschafft hatte. Aber wenigstens hatte man etwas, mit dem man arbeiten konnte.

Weil eine maßstabsgetreue Umsetzung im Angesicht des hochfuturistisch-dystopischen Settings natürlich zig Millionen verschluckt hätte und ein völlig unkalkulierbares Risiko dargestellt hätte, musste man die Vorlage gründlich zusammenstreichen. Was blieb, sind allenfalls noch Namen und ähnliche Fragmente. Ansonsten erzählt das von Matt Manfredini und Phil Hay verfasste Drehbuch eine komplett andere Geschichte. Mit der Regie wurde Karyn Kusama betraut, die den Misserfolg des Films später damit erklärte, dass ihre ursprüngliche Vision aufgrund eines Wechsels in der Führungsspitze von Paramount inmitten der Produktion nie umgesetzt werden konnte. Dadurch kam es zu zahllosen Änderungen um Umschnitten, wodurch die Karriere von Kusama über Jahre auf Eis lag.

Gedreht wurde komplett in den Babelsberger Studios in Berlin-Potsdam mit gerade einmal fünfzig Millionen Dollar Budget, was selbst damals schon wenig für so ein Projekt gewesen ist. Zwar hatte man mit Charlize Theron eine hochkarätige Hauptdarstellerin auf dem Zenit ihres Schaffens mit an Bord, aber selbst die heute eher durch akute Kindeswohlgefährdung auffallende Südafrikanerin quält sich derart lustlos und unterfordert durch dieses knapp neunzigminütige Fiasko, dass es einem wirklich schwerfällt, sich dieses Machwerk bis zum Abspann zu geben. Das sind so diese seltenen Momente, in denen ich mir wünsche, dass mein Magen Alkohol besser vertragen würde, als er es tatsächlich tut. Nun ist es ja manchmal so, dass manche Filme ihrer Zeit voraus sind und deren mögliche Qualitäten erst viele Jahre später wirklich erkannt werden.

Aeon Flux ist aber auch noch nach zwanzig Jahren ein grottiger Film, der zu keinem Zeitpunkt wirklich Sinn ergibt und alleine aufgrund seiner billigen Computertricks schon nicht gut gealtert ist. Hier stimmt wirklich gar nichts und ich möchte bezweifeln, dass mehr Geld oder gar mehr kreative Freiheit zu einem nennenswert besseren Ergebnis geführt hätten. Was bleibt, ist ein ordentlicher Kassenflop, der nicht einmal seine Kosten einspielen konnte und in meinen Augen gar nicht lange genug in Versenkung verschwinden kann – wobei das völlige Vergessen sogar noch wünschenswerter wäre. Schöner kann man es beim besten Willen nicht ausdrücken.
4K UHD und Blu-Ray: Das Bild
Gedreht wurde damals noch vollständig analog auf 35mm-Material, denn der Schritt in Richtung High Definition und ein überwiegend von digitaler Herstellung geprägtes Zeitalter ließ zu diesem Zeitpunkt noch ein paar Jahre auf sich warten. Dafür erschien der Film bereits 2008 auf Blu-Ray, womit er zu den Pionieren des damals noch brandneuen Formates zählte. Seitdem haben sich die Sehgewohnheiten ebenso geändert wie die Technik, so dass Aeon Flux damals wahrscheinlich einen sehr guten Eindruck auf Blu-Ray hinterließ – erst recht, weil Paramount offensichtlich auf unnötiges Nachfiltern verzichtet hat. Als Basis dafür dürfte das ursprüngliche Digital Intermedia herangezogen worden sein, welches in 2K vorliegt und mit einer durchgehend natürlichen, aber eben nicht sehr feinen Körnung aufwartet.
Farblich dominieren hier erdige Paletten mit hoher Gründominanz, aber auch Gelb- und Orangetöne spielt je nach Szene einen gewichtigen Stellenwert. Die Sättigung ist gar nicht mal schlecht, außerdem lässt sich bei so einem futuristischen Setting ohnehin nie genau sagen, was genau davon gewollt war und was letztendlich aus den technischen Unzulänglichkeiten der damaligen Zeit resuliert. Was man dafür sehr genau sagen kann ist, dass die Blu-Ray sichtbar Probleme mit der Differenzierung hat. Sowohl Hauttöne als auch neutrale Flächen werden durchgehend unschön eingefärbt, was einfach nicht gut aussieht. Schärfetechnisch landet die Scheibe dagegen im soliden Mittelfeld, wobei man auch hier natürlich das Alter der Veröffentlichung entsprechend einordnen muss. Dafür gibt’s schon relativ gute Schwarzanteile.
Zum 20. Jubiläum hat Paramount nun einen frischen Transfer vom ursprünglichen Analogmaterial anfertigen lassen, wir haben es hier mit einer nativ auflösenden 4K UHD zu tun, die zudem über einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 inklusive Support für HDR10 und Dolby Vision verfügt. Das präsentiert sich im Ergebnis zunächst einen Ticken dunkler als die Blu-Ray, dafür legt die hochpreisige Scheibe in Sachen Detailwiedergabe kräftig zu, offeriert zusätzlich eine feinere und ausgeglichenere Körnung und – vielleicht am wichtigsten – merklich differenzierte Farben. Die Farbgebung der 4K UHD geht weg vom Erdigen und hin zu mehr Natürlichkeit in Form kühlerer Paletten, was sich über weite Strecken echt sehenlassen kann. Diverse Überstrahlungen werden ebenso beseitigt wie kleinere Masterfehler und Verschmutzungen, neutrale Flächen korrekt dargestellt. Ein dickes Upgrade, welches den Film allerdings nicht besser macht. Hinzu kommt, dass die anhaltend niedrig aufgelösten Effekte hier umso mieser aussehen.
4K UHD und Blu-Ray: Der Ton
Als klassischer Katalogtitel war absehbar, dass Paramount es in Sachen Klangausstattung beim Altbewährten lassen würde. So ist es dann auch gekommen, denn der deutsche Ton liegt weiterhin nur in Dolby Digital 5.1 vor, während die englische Originalspur immerhin im verlustfreien Masterformat an Bord ist. Hier gibt’s also keinerlei Unterschiede zur bestehenden Blu-Ray, welche der Veröffentlichung inhaltsgleich zur Auflage von 2008 zum Vergleich beiliegt.

Das muss wie immer nichts heißen! Schon in den ersten Minuten gibt es einen richtig schönen räumlichen Effekt, wenn die Fliege durch den Raum summt, was anhaltend gelungen über die verschiedenen Speaker wandert. Wenn’s dann mal knallt, geht der Subwoofer ordentlich mit, das würde heute nicht viel schlechter klingen. Dazu gibt es durchgehend gute Dialogverständlichkeit, die englische Masterspur präsentiert sich dagegen weitestgehend identisch und liegt lediglich hauchdünn dank etwas mehr Gesamtdynamik vorne.
Die Extras
Katalogtitel. Keine Extras, aber immerhin ein ganz schmuckes Steelbook. Das ist verdammt ärgerlich, denn selbst ältere Importfassungen haben eine gute Stunde an Bonusmaterial an Bord, welches uns im deutschsprachigen Raum wieder vorenthalten wird. Wenn man schon Geburtstag feiert, dann doch bitte mit Geschenken! Da hat Paramount leider wieder am falschen Ende gespart. Hrmpf!

„Es ist schon bitter: Da hat man eine durchaus vielversprechende Vorlage und macht am Ende doch so wenig daraus. Selbst losgelöst von der Serie hinterlässt Aeon Flux keinen guten Eindruck. Und das hat sich auch zwanzig Jahre später nicht geändert. Der durchgehend wirr und einfallslos inszenierte Sci-Fi-Film erdrückt seine wenigen Schauwerte vollständig unter den komatös agierenden Darstellern, einem hanebüchenen Skript und den vielen negativen Einflüssen hinter den Kulissen. Mit einer schönen Wiederveröffentlichung der Serie hätte man sicher mehr erreichen können. Die 4K UHD zeigt sich der alten Blu-Ray in Punkto Bild zwar in sämtlichen Belangen dramatisch überlegen und klingt auch immer noch mehr als brauchbar, der anhaltende Verzicht auf Extras lässt diesen Geburtstag aber mindestens so traurig nachhallen wie den Film selbst. Muss man nicht haben.“

Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures GmbH. Im Vertrieb der Universal Pictures GmbH. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von Paramount Pictures via Universal Pictures zur Verfügung gestellt worden.
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