Unter zahllosen Fans gilt Sean Connery bis heute als mit Abstand bester James-Bond-Darsteller. Der erste in einer Reihe von vielen hat die Rolle maßgeblich definiert und damit entscheidend dazu beigetragen, dass die Reihe nach über sechzig Jahren immer noch relevant und erfolgreich ist. Seine sechs offiziellen Einsätze wurden nun von Warner Bros. erstmals als 4K UHD in einer edlen Sammlerbox zusammengefasst. Goldfinger gilt nicht nur als bester Film mit Connery, sondern auch als bester Bond aller Zeiten. Warum das so ist, klären wir im Rahmen unserer Rezension.


Vertrieb: Warner Bros. Home Entertainment
Erstveröffentlichung: 1962-1971





Der Film
Nachdem James Bond (Sean Connery) auf Kuba erst einen Drogenring und dann noch ein trügerisches Rendezvous gesprengt hat, hätte sich Englands bester Geheimagent eigentlich einen ausgedienten Luxusurlaub verdient. Und welcher Ort wäre dafür besser geeignet als ein Edelhotel im ewig sonnigen Miami? Doch statt exotischen Drinks und attraktiven Bikinimädchen wartet dort gleich der nächste Auftrag: Auf Wunsch des MI-6 und der CIA soll Bond den exzentrischen britischen Großindustriellen Auric Goldfinger (Zeitlos brillant: Gert Fröbe) beschatten. Der steht seit längerem im Verdacht, unbemerkt größere Mengen Goldes über die Ländergrenzen zu schmuggeln und damit den internationalen Währungsmarkt zu gefährden.

Bond macht sich an dessen schöne Gespielin Jill ran und nutzt die Gunst der Stunde, um den betrügerischen Kartenspieler bei einer gezinkten Partie öffentlich zu demütigen. Der lässt das nicht einfach auf sich sitzen, sondern rächt sich auf grausame Weise für die Provokation, indem er die Blondine nach ihrer Liebesnacht mit 007 in ein tödliches Goldbad tauchen lässt. Klar, dass Bond zurück in England eine gehörige Standpauke von seinem Chef erwartet und nun umso mehr entschlossen ist, Goldfinger zur Strecke zu bringen. Der hat das Gold nicht nur im Namen, sondern scheint von dem wertvollen Edelmetall völlig besessen zu sein. Ein Umstand, den Bond bei einer fingierten Golfpartie mit seinem Erzfeind geschickt ausnutzt, um heimlich dessen Wagen zu verwanzen. Dabei macht er gleichzeitig die Bekanntschaft mit Oddjob (Harold Sakata), dem stummen Leibwächter Goldfingers, welcher seine Feinde bevorzugt mit geworfenen Hüten um die Ecke bringt.

Bond gelingt es, Goldfinger bis in die Schweiz zu verfolgen und merkt bald, dass er nicht der einzige ist, der noch eine Rechnung mit dem Industriellen offen hat. Doch der gerissene Schurke scheint seinen Verfolgern immer eine Nasenlänge voraus zu sein. Nur mit viel Not gelingt es 007, dem Tod in aller letzter Sekunde von der Schippe zu springen. Als Gefangener auf Goldfingers Gestüt in Kentucky und streng bewacht von der resoluten Pilotin Pussy Galore (Honor Blackman) offenbaren sich schon bald die wahren Absichten des teuflischen Genies – und die sind nicht nur brandgefährlich für den Währungssektor, sondern auch für das Leben tausender Unschuldiger…
Die Rezension
Mit Liebesgrüße aus Moskau hatten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman ein Jahr zuvor mehr als eindrucksvoll bewiesen, dass Bond nicht nur eine Eintagsfliege in den Lichtspielhäusern der Welt war, sondern sämtliche Zutaten für ein globales Phänomen mitbrachte. Der Film spielte so viel Geld ein, dass man sich zumindest um die Finanzierung des nächsten Teils, für den man sich Flemings Roman Goldfinger ausgesucht hatte, kaum Sorgen machen musste. Das dachte sich auch der Regisseur der ersten beiden Teile, nämlich Terence Young, und forderte bei den Produzenten für seine weitere Arbeit an dem noch jungen Franchise eine Gewinnbeteiligung an den Einspielergebnissen des nächsten Ablegers ein – worauf er von Broccoli und Saltzman prompt vor die Tür gesetzt wurde.

Sean Connery war vertraglich weiterhin an die Reihe gebunden und musste (noch) nicht ersetzt werden, dafür sorgte die passende Besetzung des Gegenspielers für einige Kopfschmerzen. Zunächst hatte man nämlich vor, die Rolle des kräftigen Goldfinger mit Theodore Bikel zu besetzen, welcher sich in Probeaufnahmen jedoch als „viel zu nett“ für die Rolle entpuppte. Erst auf Vorschlag des neuen Regisseurs Guy Hamilton wandte man sich an den durch seine Mitwirkung im deutschen Filmklassiker Es geschah am hellichten Tag auch international bekannt gewordenen Hamburger Gert Fröbe. Und mit dieser Wahl bewies man im wahrsten Sinne des Wortes ein goldenes Händchen. Denn obwohl Fröbe kaum Englisch sprach und wie so viele andere Darsteller in den Anfangsjahren der Reihe später nachsynchronisiert werden musste, brachte er genau die richtige Statur so wie das nötige Charisma für den Part mit.

Und weil sein nordisches Naturell im Film so allgegenwärtig durchscheint, sahen sich die Autoren wohl dazu gezwungen, das Publikum daran zu erinnern, dass es sich bei der Figur eigentlich um einen Engländer handeln würde, obwohl man das nicht merkt. Fröbe porträtiert Goldfinger als einen auf den ersten Blick etwas seltsam-plump anmutenden Charakter, hinter dessen goldener Fassade sich aber ein eiskalter und hochintelligenter Bösewicht verbirgt. Diese Mischung sollte zum Maßstab aller zukünftigen Filme werden und sich auf ewig in das kollektive Gedächtnis mehrerer Generationen einbrennen. Fröbes Goldfinger ist der absolute Prototyp eines klassischen Bondschurken und schafft es, selbst Connery innerhalb der gemeinsamen Szenen mühelos gegen die Wand zu spielen. Dabei sollte man auch Harold Sakata erwähnen, dessen Performance als Oddjob eine komplett neue Definition des gefährlichen Handlangers etablierte.

Und auch Honor Blackman verdient Anerkennung für ihre Darstellung der Pussy Galore. Anders als zuvor Daniela Bianchi und Ursula Andress ist ihre Rolle im Film nicht mehr so naiv und hörig angelegt, sondern etabliert innerhalb der Reihe erstmals eine starke und selbstbewusste Frauenrolle, die am Ende zwar doch dem Charme von 007 erliegt, dabei jedoch ebenso eigenständig funktioniert. Ein Konzept, dass sich von da an immer weiter etablieren sollte – und zwar sehr erfolgreich. Gedreht wurde erneut vor Originalschauplätzen, wenngleich ein Großteil der Aufnahmen in den Pinewood Studios entstand. Tatsächlich war keiner der Darsteller jemals in den Vereinigten Staaten, was wieder einmal eindrucksvoll beweist, wie wahre Filmmagie funktioniert. Aber das ist nicht alles, was Goldfinger zu so einem bedeutsamen Vertreter der Reihe macht, denn einen ganz wichtigen und mehr als prägenden Aspekt haben wir bisher noch gar nicht besprochen: Das Auto.

Der von Q mit allerlei technischen Schikanen versehene Aston Martin DB5 avancierte quasi über Nacht zum absoluten Objekt der Begierde sämtlicher Autofans. In der Konsequenz wurde das britische Traditionsunternehmen förmlich mit Kaufanfragen überschüttet und selbst über sechzig Jahre später bringt man den Edelboliden immer noch ohne weiteres Nachdenken mit James Bond in Verbindung. Kein Wunder also, das Bond in den Folgejahren immer häufiger zum gefragten Werbeträger wurde – sei es für Uhren, Autos, Alkohol oder Elektronik, die Reihe machte Produktplatzierungen salonfähig. Aber selbst ohne all das war rasch abzusehen, dass man mit Goldfinger erneut einen Volltreffer gelandet hatte. Der Film etablierte James Bond endgültig als weltweite Erfolgsmarke und stand zeitweise sogar im Guiness Buch der Rekorde für den am schnellsten gewinneinbringenden Film überhaupt.

Betrachtet man den Film sechs Jahrzehnte später erneut, hat er nur wenig von seinem Zauber verloren. Die handgemachten Effekte sehen trotz einiger Abnutzungserscheinungen immer noch gut aus, während das explosiv-spannende Finale nichts von seiner Faszination verloren hat. Das Erzähltempo nimmt zwar erst nach dem ersten Drittel richtig an Fahrt auf, lässt einen dann aber bis zum letzten Moment gebannt im Sitz kleben. Was mich so ein bisschen stört, ist die übermäßige Anzahl an Bondgirls. Denn während Shirley Eaton als goldüberzogene Grazie immerhin einen ikonischen Kurzauftritt hinlegt, hätte man sich Tania Mallet komplett sparen können, dient deren Auftritt doch nur der Unterstreichung von Goldfingers bösartigem Treiben. In allen anderen Aspekten ist und bleibt das Werk nichts anderes als ein wahrhaft zeitloser Klassiker, der trotz dicker Logiklöcher ungebrochen Spaß macht und der dank der unvergesslichen Musik von John Barry ebenso gut klingt. Ein besserer Bond sollte für lange Zeit nicht mehr folgen.
Das Bild
Natürlich wurde auch Goldfinger seinerzeit im Rahmen der kompletten Reihe in High Definition ausgewertet, die Verantwortung dafür lag wie bei sämtlichen anderen Filmen bis einschließlich Die Welt ist nicht genug bei Lowry Digital. Dafür ließ man den Film vom ursprünglichen 35mm-Analogmaterial neu in 4K abtasten und nahm im Anschluss daran umfangreiche Restaurierungsarbeiten vor. Um den damaligen Sehgewohnheiten besser zu entsprechen, beließ man es jedoch nicht dabei, sondern legte am fertigen Produkt nochmal nachträglich den Filter an. Wie schon bei den bisherigen beiden Teilen sorgt der Einsatz von DNR, Weichzeichnern und Nachschärfung für eine extrem flach anmutende Blu-Ray, die kaum noch über natürliche Details verfügt und ihren filmischen Ursprung zugunsten eines wachsigen und oftmals farblich extrem unrealistischen, weil viel zu knalligem Bild, opfert. Bei den Kontrasten sieht es ebenfalls nicht viel besser aus. Keine Frage: Das geht besser!
Zum Glück wusste das auch Warner, denn der Major hat es sich abermals nicht nehmen lassen, eine komplette Neuabtastung in Auftrag zu geben. Dafür bediente man sich wiederholt bei den Originalnegativen so wie einer nachträglichen Restaurierung des gezogenen Transfers. Die Ergebnisse dieser Bemühungen fallen dann schon deutlich wohlwollender aus. Zunächst aber ein Blick auf die Eckdaten: Ausgeliefert wird der Film auf einer 100 Gigabyte großen Scheibe in nativem 4K, dazu gesellt sich ein erweiterter Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Atmos. Also das perfekte Wohlfühlpaket für jeden anspruchsvollen Heimkinoenthusiasten. So soll es sein. Vergleicht man die 4K UHD mit der bestehenden, über die Jahre regelmäßig in unveränderter Form neu aufgelegten Blu-Ray, werden die Unterschiede rasch deutlich.
Zunächst fällt auf, dass die 4K UHD ein ordentliches Stück dunkler gemastert worden ist. Das ist im Ergebnis nicht immer gut, da der Film sowohl alters- wie produktionsbedingt öfter mal ein paar extrem weiche Shots aufweist. Besonders betroffen ist davon die Szene, in der Bond auf dem Lasertisch verhört wird. In der Halbtotalen ist es bereits über die hellere Blu-Ray schwierig, Details auszumachen, die sehr viel dunklere UHD lässt die nicht gut gefilmte Szene fast komplett im Schwarz versumpfen. Derart krasse Aussetzer stellen aber eine absolute Seltenheit dar, denn alles in allem macht die Neuauflage einiges besser. Hier ist einfach zu akzeptieren, dass schon das Quellmaterial schlicht keine bessere Vorlage offeriert. In den allermeisten anderen Aspekten freut man sich nämlich über das kraftvolle Schwarz und die dadurch verbesserte Tiefe des Bildes, wo die Blu-Ray überwiegend flach und kraftlos rüberkommt.
Der auffällige und unnatürliche Gelbstich weicht ausgeglicheneren, natürlichen Farben. Neutrale Oberflächen werden nun korrekt als solche dargestellt und nicht mehr unschön eingefärbt. Und das künstlich eingefügte Rauschmuster im Hintergrund weicht einer ursprünglichen Körnung, die endlich wieder auf unaufdringliche Weise Leben ins Bild bringt. Klar bleibt aber auch, dass potenzielle Käufer kein Feuerwerk an Schärfe erwarten dürfen. Tatsächlich sieht die 4K UHD durch den Wegfall der artifiziellen Nachschärfung insgesamt sogar eine Spur weicher aus, stellt aber trotzdem viele einst weggefilterten Details wieder her und lässt besonders Gesichter authentischer wirken. Für Puristen ist die Neuauflage entsprechend erste Wahl. Wer den moderneren Look bevorzugt, bleibt mit der Blu-Ray besser bedient.
Der Ton
Leider kommt Goldfinger ebenfalls nur mit einer deutschen Tonspur im veralteten Format Dolby Digital 5.1 daher. Über dieses Vorgehen habe ich bereits in den letzten Rezensionen alles geschrieben, was es zu schreiben gibt. Eine Masterspur liegt ausschließlich für die englische Originalvertonung vor, dazu gibt’s noch eine brandneue Abmischung im Format Dolby Atmos. Im Direktvergleich zwischen der aktuellen deutschen Spur und der bestehenden DTS-HD MA 5.1 der Blu-Ray fällt zunächst auf, dass die Dialoge wieder einen Ticken zu leise abgemischt worden sind, was sich mit wenigen Justierungen an der Heimkinoanlage schnell korrigieren lässt. Besser sieht es bei der Effektwiedergabe aus. Die Synchronfassung klingt grundsätzlich ziemlich muffig, was bei den Dialogen beginnt und bei den Nebengeräuschen endet. Der Schusswechsel im Wald ist dafür ein gutes Beispiel. Mehr war altersbedingt auch nicht zu erwarten, dementsprechend wenige hörbare Unterschiede gibt es.

Die findet man allenfalls bei den wenigen Explosionen im Film, bei denen die Masterspuren etwas mehr Druck entfalten. Interessanter ist da schon eher die neue Atmos-Abmischung für’s Englische. Die ist auf der regulären Ebene überwiegend identisch zu der viel klarer rüberkommenden englischen Masterspur und liefert noch eine zusätzliche Höhenebene. Die macht definitiv Spaß, zumal der Film mit seinen Flugsequenzen geradezu prädestiniert für ein bisschen mehr Dreidimensionalität ist. Dadurch wird die Einleitung zum Finale in Sachen Immersion ordentlich aufgewertet. Wenn beispielsweise die Flugzeugstaffel über Fort Knox hinwegfliegt, fühlt man sich als Zuschauer mittendrin. Und auch der von Bond betätigte Schleudersitz geht positionsbedingt hörbar nach oben weg. In der Summe mögen das Kleinigkeiten sein, aber gemessen am Alter des Films sind es sehr willkommene Kleinigkeiten.
Die Extras
Einmal mehr gibt es keine neuen Extras, dafür sehr wohl ein exzellentes, umfangreiches und informatives Zusammenspiel zahlreicher bekannter Featurettes, welche jeden Aspekt der Produktion umfangreich beleuchten und für Fans (oder alle, die es spätestens mit dem Abspann geworden sind) eine perfekte Anlaufstelle für weiterführende Informationen zu den facettenreichen Herstellungsstationen darstellen. Das komplette Material wurde auf einer separaten Scheibe untergebracht, liegt komplett untertitelt vor und ist ausschließlich in Standardauflösung verfügbar, was dem Genuss aber keinerlei Abbruch tut.

„Mit Goldfinger wurde die Blaupause für das James-Bond-Franchise endgültig perfektioniert. Ein überlebensgroßer Bösewicht, ein Auto mit absolutem Kultstatus, dazu der gewohnte Mix aus edlen Schauplätzen und umwerfend schönen Frauen. Man muss kein Fan des britischen Agenten sein, um die bemerkenswerte Vorstellung von Gert Fröbe genießen zu können. Und das Finale im (angeblich erschreckend akkurat) nachgebauten Tresorraum von Fort Know ist zeitloses Kino allererster Güteklasse. Der laut vielen Meinungen beste Bond aller Zeiten verdient seinen Ruf mit Recht, auch wenn er heute nicht mehr ganz so zeitlos rüberkommt, wie noch vor einigen Jahren. Die brandneue 4K UHD kann zwar die vielen produktionsbedingt unscharf auf Film gebannten Szenen nicht wie durch Zauberhand vergessen machen, holt aus dem bestehenden Material aber das bestmögliche Ergebnis raus und agiert sehr viel näher an der ursprünglichen Kinopräsentation. Dem deutschen Ton hört man sein Alter leider durchgehend an – da ist die englische Atmos einfach überlegen. Neue Extras finden sich an Bord der Collection abermals nicht.“

Quelle Bildmaterial: ©DANJAQ, LLC | United Artists | MGM im Vertrieb von Warner Bros. Home Entertainment. All rights reserved.
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Hi,
die vergoldete Dame nennt sich Jill Masterson. Tilly war ihre Schwester, die sich vergeblich rächen wollte und Odd-Jobs Melone abbekam.
Das ist natürlich richtig. Entsprechende Fehler wurden korrigiert.
-E.
„M“ war Peter Lorre. Gerd Fröbes Signaturrolle war „Es geschah am hellichten Tag“
Das ist richtig und wurde korrigiert. Vielen Dank für den Hinweis.
-E.