Der Film
Die sogenannten Nerdlucks wissen sich jedoch zu helfen und wachsen mit dem geklauten Talent legendärer NBA-Superstars wie Charles Barkley, Patrick Ewing und Muggsy Bogues zu turmhohen Spielmachern heran. Jetzt wäre ein bisschen professionelle Unterstützung wirklich nicht verkehrt. Zur gleichen Zeit hat der legendäre Michael Jordan seine Karriere bei den Chicago Bulls an den Nagel gehängt und versucht sich im Geiste seines verstorbenen Vaters mehr schlecht als recht im Profibaseball. Während die anhaltende Ehrfurcht unter den Spielern dafür sorgt, dass selbst die Gegner mit hilfreichen Tipps auf dem Feld aushelfen, muss sich der Superstar abseits vom Alltagstrubel nicht nur mit vernichtenden Kritiken herumschlagen, sondern auch mit dem aufdringlichen Presseagenten Stan (Wayne Knight, Jurassic Park).
Da kommt die unfreiwillige Entführung durch ein Golfloch während einer gemütlichen Partie an der Seite von Larry Bird und Bill Murray gerade Recht. Nach kurzem Zögern erklärt sich Michael bereit, den kurz vor der Versklavung stehenden Tunes bei ihrem großen Spiel beizustehen. Ebenfalls zum Team gesellt sich die attraktive Hasendame Lola, an die Bugs beim ersten Blick sein Herz verliert. Doch die Tunes sind trotz tatkräftiger Unterstützung alles andere als versierte Basketballspieler und schnell steht auch Michael´s eigene Freiheit auf dem Spiel. Jetzt heißt es tricksen, um nicht mit Mann, Maus und Hase als Attraktion zu enden…
Die Rezension
Trickfiguren gemeinsam mit echten Menschen ins selbe Bild zu rücken ist nicht neu. Bis zum Erscheinen von Space Jam im Jahre 1996 hat man sich aber allenfalls damit begnügt, Figuren wie Elliot, das Schmunzelmonster oder Roger Rabbit in die reale Welt zu kopieren. Umgekehrt reale Personen in eine Zeichentrickwelt zu befördern – das war dagegen neu. Unter der Regie von Joe Pytka, der bis auf eine Ausnahme zu diesem Zeitpunkt ausschließlich als Macher von Werbespots in Erscheinung war, mauserte sich das kostspielige Vorhaben allerdings zu einem großen Erfolg an den Kinokassen und spielte mit knapp einer Viertelmilliarde Dollar weltweitem Erlös das Dreifache seines Budgets ein. Das darf man wohl auch zu einem Teil der beisspiellosen Marketingkampagne zuschreiben. Egal ob Kleidung, Spielzeug oder Getränkebecher, zur Hochzeit der Werbemaßnahmen gab es quasi nichts, worauf nicht mindestens der einprägsame Schriftzug des Films zu sehen war.
Und obwohl mein Interesse an Basketball schon damals so gering ausgeprägt war wie die Frittenqualität bei McDonald´s, hat mich das animierte Spektakel seinerzeit extrem begeistert. Nicht nur, dass sich hier die damalige erste Riege der NBA die Klinke in die Hand drückt und selbstironisch ihr Image als Balltitanen auf Schippe nimmt, auch sonst gibt es eine Menge zu lachen. Zwar mögen die Tricks heute völlig veraltet wirken, der dicke Nostalgiebonus sorgt aber dafür, dass Space Jam auch ein Vierteljahrhundert nach seiner Erstveröffentlichung immer noch bestens unterhält. Dabei muss einem zwar klar sein, dass Michael Jordan eben Basketballspieler ist bzw. war und kein Schauspieler. Weil der Fokus aber hier weniger auf Dialogen und mehr auf den sportlichen Einlagen liegt, fällt dieser Umstand jedoch nicht wirklich störend ins Gewicht. Da haben andere Leute in den Neunzigern viel miesere Ausflüge ins Filmgeschäft gewagt – Ich blicke in deine Richtung, Dennis Rodman! Dass der größte Basketballspieler seiner Zeit aber bodenständig mit Frau und Kindern in einem eher mittelständischem Haus wohnt, sprengt die Grenzen der Realität dann aber doch etwas arg.
Sei es drum, Space Jam ist in Sachen Look, Inhalt und Soundtrack ein klassisches Produkt der Neunziger und muss als solches auch bewertet werden. Außerdem ist es immer noch ein Film, der sich primär an ein junges Publikum wendet, auch wenn man viele Referenzen und Gags wahrscheinlich erst mit älteren Jahren so richtig verstehen wird. Als Teil meiner Kindheit wird der Film immer einen Platz in meinem Herzen haben und für mich persönlich auch nach dem gefühlt zwanzigsten Sichten nie langweilig. Ihr würdet euch wundern, wie vielen Leuten es genauso ergeht. Entsprechend hoch sind natürlich die Erwartungen an die nun endlich aufschlagende Fortsetzung, in der dieses Mal LeBron James das Szepter in die Hand nehmen wird, um einmal mehr mit den Tunes auf den Court zu laufen. Ob sich das Warten gelohnt hat, wird die Zeit zeigen…
Das Bild
Für die Premiere als UHD wurde der Film komplett neu in nativem 4K vom analogen Originalnegativ gescannt und präsentiert sich seinem Publikum zusätzlich mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10. Dass man deswegen trotzdem keine Quantensprünge erwarten darf, war von Anfang an klar. Um sämtliche computergenerierten Elemente möglichst homogen mit den echten Darstellern vereinen zu können, hat man schon seinerzeit tief in die Trickkiste greifen müssen. Dementsprechend wirkt wirklich jede Szene, in der Realität und Zeichentrick aufeinandertreffen, auch über die UHD weiterhin sehr soft und nur wenig detailliert. Spürbare Verbesserungen gibt es dagegen in fast allen Einstellungen, die komplett ohne CGI oder gezeichnete Charaktere auskommen.
Besonders Nahaufnahmen können sich überwiegend sehen lassen und könnten genauso gut mit modernen Kameras eingefangen worden sein. Leider gibt es aber auch hier teilweise Shots, die extrem weich ausschauen, wahrscheinlich weil das Quellmaterial da schon nicht ideal war. Ein gutes Beispiel für den Auflösungsgewinn findet sich dagegen zu Beginn beim Anzug des Baseballteambesitzers. Die vielen feinen Muster werden über die UHD gestochen scharf wiedergegeben, während man die Leute im dichtgedrängten Publikum quasi einzeln zählen kann. Weil sich der Film aber spätestens ab der zweiten Hälfte mehr und mehr Richtung Toonworld bewegt und dort bis ganz kurz vor dem Finale ausnahmslos verweilt, hat man davon allerdings nur wenig. Hinzu kommt, dass in manchen Einstellungen ziemlich aggressiv nachgefiltert worden ist. Insgesamt ist die Körnung sehr fein und dem Alter des Films und dessen Herstellung auf analogem Material absolut angemessen, stellenweise gibt es aber Momente, wo die Blu-Ray (weil ungefiltert) einfach sauberer abschneidet.
Auch die Farbgebung bleibt ein zweischneidiges Schwert. Je nach Situation haben wir es hier mal mit eher erdigen Paletten zu tun, dann wieder mit angenehmeren, natürlich-warmen Einstellungen wie beim Golfspiel bishin zum knallig-kunterbunten Gelage im Reich des Toons. Bewerten muss man immer, wie gut das im Endeffekt zur jeweiligen Szenerie passt. Wo die Blu-Ray eher blass wirkte, legt die UHD wirklich überall an Sättigung zu, öffnet das Bild für differenziertere Highlights und wirkt insgesamt sehr viel homogener. Den unschönen Rotstich in manchen Realsequenzen wird aber leider auch die Neuauflage nicht los. Dafür kommen nicht nur sämtliche Primärtöne satter daher, sondern wirklich alles, was irgendwie Farbe besitzt. Seien es nun die Trikots der Toons, die Hauttöne der vielen verschiedenen Trickfiguren, im Vergleich dazu bleibt die Blu-Ray absolut chancenlos.
Dafür hat man es bei den Kontrasten wieder etwas zu gut gemeint. Zwar legt die UHD auch in dem Segment ein gutes Stück zu, gerade bei den feinen Konturen der handgezeichneten Charaktere gehen durch die kräftigeren Schwarzanteile allerdings Details flöten, wenn bei denen ebenfalls Schwarz im Spiel ist. So verlieren die schwarzen Anzüge von Elmer Fudd und Yosemite Sam komplett ihre Übergänge und wirken plötzlich wie Einteiler. So schön es ist, den Film in echtem 4K zu sehen: Wer mit der Blu-Ray bereits zufrieden ist, kann sich die Anschaffung der bereits fast überall vergriffenen Erstauflage im Steelbook inklusive Sticker ebenso sparen wie die ganz sicher irgendwann nachgereichte Version im Keep Case. Für gewaltige Unterschiede auf durchgehend hohem Niveau gibt das Material einfach nicht genug her. Eine Blu-Ray liegt dem Set ebenfalls bei, ist aber inhaltsgleich zur bereits bekannten Fassung inklusive dessen Master.
Der Ton
Es war leider abzusehen: Der brandneuen englischen Abmischung in Dolby Atmos steht im Deutschen leider wieder einmal nur jene uralte Tonspur in Dolby Digital 5.1 gegenüber, die bereits seit der Erstveröffentlichung des Films im Jahre 2003 durch die Welt geistert. Damals klang das Ding grandios. Und selbst heute muss ich sagen, dass die Spur immer noch relativ solide abliefert. Sämtliche Dialoge im Center sind optimal verständlich und räumliche Effekte gibt es vor allem im großen Spiel einige. Stellt man dem allerdings die Neuabmischung gegenüber, werden die Unterschiede schnell deutlich. Mit der Dynamik der englischen Dolby Atmos kann das deutsche Pendant nämlich nicht mithalten. Sattere Bässe sowie kraftvollere Sounds aus den hinteren Lautsprechern lassen das Alter der hiesigen Vertonung schnell deutlich werden. Vor allem der sehr dominante Soundtrack kommt viel klarer und von allen Seiten zur Geltung, in der deutschen Fassung klingt er dagegen extrem dünn und wird einem mit viel mehr Frontlastigkeit entgegengeworfen.
Die zusätzliche Höhenebene nimmt den Soundtrack zusätzlich mit an die Decke, überzeugt dort aber hauptsächlich dann, wenn Basketball gespielt wird – ganz gleich ob in der Realität oder im Land der Toons. Das Gröhlen des Publikums sorgt für ein tolles Mittendringefühl, diese Immersion liefert die nur auf die reguläre Ebene beschränkte deutsche Fassung nie. Dazu gibt es ein paar kleine, aber sehr nette Momente, wie beispielweise der Anflug der Aliens auf die Erde und die spätere Rückkehr von Michael zu seinem Baseballspiel. Alles in allem natürlich Kleinigkeiten, die das große Ganze aber optimal abrunden. Um all das wird man hierzulande leider wieder einmal betrogen. Genießen kann man den Film zwar auch weiterhin in der deutschen Fassung (auch dank der hervorragenden Sprecher), so richtig klasse wird´s aber eben erst im O-Ton. Wenn man bedenkt, dass Warner so ziemlich jede Sprachfassung aus dem nahen europäischen Raum mit auf den Silberling gepresst hat (allesamt natürlich ebenfalls nur als Sparversion), merkt man wieder einmal, dass der gesamte EU-Raum bei Katalogtiteln als Zone zweiter Klasse gilt.
Die Extras
Abseits der bereits erwähnten Sticker im Rahmen der limitierten Erstauflage sind die an Bord der Disc befindlichen Inhalte identisch zu allen bisherigen Veröffentlichungen und liegen dementsprechend auch nur in bescheidener Standardqualität vor. Im Audiokommentar beehren uns neben Regisseur Pytka auch die beiden Sprecher Billy West und Dee Bradley Baker, dazu gesellen sich Bugs Bunny und Daffy Duck höchstselbst. Abseits einiger Informationen zum Entstehungsprozess des Films ist der Kommentar hauptsächlich auf Comedy ausgelegt. Jeweils ein Musikvideo mit dem Titelsong des Films von Sänger Seal sowie dem Monstars Anthem liegen ebenso bei wie das gut zwanzigminütige Making Of zum Film inklusive zahlreicher Interviews, darunter auch Hauptdarsteller Michael Jordan. Abgerundet wird das Bundle vom originalen Kinotrailer, der wie alles andere auch ausschließlich in englischer Sprache vorliegt.
Fazit
“Space Jam ist für mich ein geliebtes Stück Kindheit. Der Mix aus Realfilm und Zeichentrick war zwar schon 1996 in weiten Teilen ein alter Hut, aber wenn sich Michael Jordon mit den Looney Tunes für eine Partie Basketball zusammentut, kann man trotzdem nicht anders als neugierig zu sein. Kaum ein anderer Film atmet die Neunziger Jahre mit solcher Inbrust ein und aus. Obwohl das kunterbunte Spektakel visuell längst nicht mehr mit neueren Produktionen mithalten kann, macht der Film nicht nur mit dicker Nostalgiebrille auf den Augen immer noch eine Menge Spaß. Die UHD eignet sich aber dank filmtechnisch begrenzter Möglichkeiten für ein waschechtes Upgrade nur für Sammler und alle, die den Film auch mit dem letztmöglichen Quentchen herausquetschbarer Qualität schauen wollen. Alle andere sind aufgrund der schwankenden Zugewinne weiterhin gut mit dem bedient, was sie bereits im Regal stehen haben.”
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