4K UHD | Liebesgrüße aus Moskau

Einer der Besten, jetzt noch besser

Unter zahllosen Fans gilt Sean Connery bis heute als mit Abstand bester James-Bond-Darsteller. Der erste in einer Reihe von vielen hat die Rolle maßgeblich definiert und damit entscheidend dazu beigetragen, dass die Reihe nach über sechzig Jahren immer noch relevant und erfolgreich ist. Seine sechs offiziellen Einsätze wurden nun von Warner Bros. erstmals als 4K UHD in einer edlen Sammlerbox zusammengefasst. Heute geht es weiter mit Liebesgrüße aus Moskau. 

Vertrieb: Warner Bros. Home Entertainment

Erstveröffentlichung: 1962-1971

Veröffentlichungstermin: 05. Juli 2025

Darsteller: Sean Connery, Daniela Bianchi, Bernhard Lee, Lotte Lenya, Robert Shaw und andere

Format: 4K UHD

Preis: 199,99€*

Altersfreigabe: Ab 16 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

Die weltweit agierende Verbrecherorganisation PHANTOM (im engl. SPECTRE) will die neueste Erfindung des russischen Geheimdienstes, nämlich die Dechiffriermaschine Lector in ihre Gewalt bringen. Damit das gelingt, hat sich Chefstratege Kronsteen einen diabolischen Plan ausgedacht, bei dem England und Russland geschickt gegeneinander ausgespielt werden sollen. Natürlich ist klar, dass die Briten für so einen brisanten Auftrag niemand geringeres als James Bond (Sean Connery) entsenden werden, mit dem man immer noch eine Rechnung für den Tod von Ex-Mitarbeiter Dr. No zu begleichen hat. 

Der Boss von PHANTOM lässt seine geliebte Katze nie aus den Augen. Sein Gesicht bleibt aber zumindest hier noch ein gut gehütetes Geheimnis. | 4K UHD

Als passenden Köder hat sich Rosa Klebb (Lotte Lenya) – ein hochrangiges und heimlich zu PHANTOM übergelaufenes Mitglied der russischen Armee – die naive Konsulatsmitarbeiterin Tatiana (Daniela Bianchi) auserwählt, die unter falschem Vorwand dazu gepresst wird, sich Bond anzubiedern und ihm die begehrte Lector zu verschaffen, wenn er sie nur sicher in den Westen bringt. Obwohl der MI-6 ahnt, dass man ihm eine Falle stellt, will man der Sache trotzdem nachgehen. Bond reist nach Istanbul, wo er über den inoffiziellen Agency-Mitarbeiter Kerim Bey (Pedro Armendáriz) nicht nur erste Kontakte zu der blonden Schönheit knüpft, sondern auch die Bräuche der lokalen Zigeuner kennenlernt. 

Zusammen mit der Lector und der schönen Tatiana muss Bond vor feindlichen Agenten durch Istanbul fliehen. | 4K UHD

Nach einer hochriskanten Aktion gelingt es Bond tatsächlich, sowohl Tatiana als auch die Dechiffriermaschine aus dem Konsulat zu holen. An Bord des Orientexpress soll die kostbare Fracht samt weiblichem Anhang nun in Sicherheit gebracht werden. Doch der von PHANTOM angeheuerte Profikiller Donald „Red“ Grant (Robert Shaw) denkt gar nicht daran, das so einfach geschehen zu lassen. Zu spät bemerkt 007, dass er in eine perfide Falle seines Erzfeindes geraten ist…

Die Rezension

Nach dem immensen Erfolg von James Bond jagt Dr. No begann das Produzentenduo Albert R. Broccoli und Harry Saltzman rasch mit den Vorbereitungen für eine Fortsetzung. Sean Connery hatte für mehrere Filme unterschrieben und auch Terence Young konnte erneut als Regisseur verpflichtet werden, wobei die Aussicht auf ein doppelt so hohes Budget wie beim Erstling sicher gute Überzeugungshilfe leistete. Dieses Mal wählte man Liebesgrüße aus Moskau, nachdem das Buch unter einer veröffentlichten Liste der Lieblingsbücher des damaligen U.S.-Präsidenten John F. Kennedy aufgetaucht war. Es ist auf bizarre Weise ironisch, dass der fertige Film der letzte sein würde, den der Präsident am Vorabend seiner Ermordung in Dallas zu sehen bekam. 

Hinter der harmlos anmutenden Fassade der Überläuferin Rosa Klebb verbirgt sich eine hochgradig sadistische Giftspritze der Güteklasse A.| 4K UHD

Gedreht wurde unter anderem in der Türkei und Venedig, die meisten Innenaufnahmen – darunter auch die visuell grandios umgesetzte Schachpartie zu Beginn des Films – entstanden jedoch abermals in den englischen Pinewood Studios, wobei dieses Mal nicht Ken Adam als Production Designer fungierte, sondern Syd Cain. Und John Barry, der für den Erstling noch zusammen mit Monty Norman an dem Soundtrack gearbeitet hatte, durfte erstmals hauptverantwortlich für die Reihe komponieren, was den Beginn einer jahrzehntelangen Partnerschaft markierte. Liebesgrüße aus Moskau war zudem der Startpunkt für Desmond Llewellyn in seiner Paraderolle als Q, dessen Gadgets von Bond regelmäßig im Einsatz zerstört werden. 

Kerim Bey und Bond verhören an Bord des Orientexpress einen enttarnten Schurken. | 4K UHD

Für die Rolle der Tatiana wurden wie immer zahllose Schönheiten aus aller Welt gecastet, am Ende fiel die Wahl auf Betreiben von Connery selbst auf das italienische Model Daniela Bianchi, welche es bei der Wahl zur Miss Universe 1960 immerhin auf den zweiten Platz geschafft hatte. Und mit Robert Shaw und Lotte Lenya konnte man zwei hochversierte und charismatische Charakterdarsteller als Gegenspieler gewinnen, welche in den Ranglisten der Fans bis heute mit Recht ganz weit oben angesiedelt werden. Die Verpflichtung von Pedro Armendáriz warf dagegen einen tragischen Umstand auf die Besetzung, denn der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schwer krebskranke Darsteller nahm sich unmittelbar nach Abschluss seiner Dreharbeiten das Leben und bekam den fertiggestellten Film nicht mehr zu Gesicht.

Profikiller Grant soll sicherstellen, dass der Plan von Kronsteen erfolgreich umgesetzt wird. Im Angesicht des gnadenlosen Scharfrichters wird selbst ein James Bond nervös. | 4K UHD

Liebesgrüße aus Moskau gilt als einer der ganz großen Höhepunkte in der Filmhistorie des legendären Geheimagenten und sollte den Erfolg seines Vorgängers nicht nur deutlich überragen, sondern die weltweite 007-Manie auch endgültig lostreten. Neben einer zeitlos spannenden Geschichte, welche damals inmitten des Kalten Krieges noch sehr viel brisanter wirkte, ist es den Machern vor allem gelungen, das Tempo besser auszubalancieren. Mehr Action, mehr Spannung und mehr Witz zeichnen den zweiten Teil aus. Und auch der Soundtrack zählt mit zum besten, was die Reihe zu bieten hat. Das Böse ist hier allgegenwärtig und immer präsent, dazu gibt es atemberaubend schöne Bilder von Kameramann Ted Moore, dem es zusätzlich gelang, einen der intensivsten Zweikämpfe aller Zeiten auf engstem Raum zu inszenieren. 

Bond lässt sich die gute Gastfreundschaft der Zigeuner gefallen. Dass in wenigen Augenblicken Chaos ausbricht, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch keiner. | 4K UHD

Dementsprechend gering fällt in der Nachbetrachtung die Kritik aus, denn Liebesgrüße aus Moskau hat auch nach über sechzig Jahren nichts von seiner Faszination verloren. Lediglich Daniela Bianchi stört als aufdringliches und strohdummes Blondchen, was ich nicht ausschließlich auf damals vorherrschende Klischees zurückführen möchte, sondern in Teilen schlicht auf mangelndes Schauspieltalent. Und doch mussten selbst kritischste Stimmen sich damals eingestehen, dass sie die Wirkung von 007 unterschätzt hatten. Bei einem Budget von zwei Millionen Dollar konnten sensationelle neunundsiebzig Millionen eingespielt werden. Dass damit längst noch nicht Schluss sein sollte, ist aber – einmal mehr – eine im wahrsten Sinne des Wortes goldene Geschichte für einen anderen Tag. 

Das Bild

Für die Blu-Ray-Premiere von Liebesgrüße aus Moskau wurde wie schon beim Vorgänger seinerzeit eine Neuabtastung in 4K bei Lowry Digital vorgenommen und im Anschluss daran umfangreich restauriert, bzw. nachbearbeitet. Leider besann man sich nicht nur darauf, Verschmutzungen und Beschädigungen digital auszumerzen, sondern überzog das Material zusätzlich erneut mit Filtern. Das Ergebnis ist vor allem gemessen an aktuellen Sehgewohnheiten nicht mehr akzeptabel. Das stark entrauschte und künstlich nachgeschärfe Bild hat mit dem ursprünglichen Kinoerlebnis nicht mehr viel zu tun und wirkt zu keinem Zeitpunkt natürlich. Die Kontraste sind an sich in Ordnung, leiden aber sehr unter der Filterung, weshalb gerade in dunklen Sequenzen wie der Hagia Sofia häufig Details verschluckt werden.  

Über die stark gefilterte Blu-Ray (Slider →) sieht Tatiana aus wie eine Wachsfigur und fast schon vorzeitig ergraut. Das komplett detailbefreite Bild wirkt zudem blass und grünlich. Die 4K UHD (Slider ←) ist gesünder und liefert natürlichere, differenziertere Farben, während die analoge Körnung einen tollen cineastischen Eindruck vermittelt. Von der Detailwiedergabe im Gesicht müssen wir gar nicht erst anfangen.

Zum Glück war man sich dieser Probleme bei Warner Bros. offensichtlich bewusst und hat sich dazu entschieden, nicht auf den bestehenden Transfer von Lowry Digital zurückzugreifen, sondern nochmal eine komplett neue Abtastung erstellen zu lassen und die ganze Restaurierungsarbeit im Anschluss daran zu wiederholen. Im Kern haben wir es hier mit einer nativen 4K-Scheibe mit einer Kapazität von 100 Gigabyte zu tun, die mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 und Support für HDR10 | Dolby Atmos vor allem auf hochwertigen OLED-Geräten und Großbildschirmen einen sehr ordentlichen Eindruck hinterlässt – wenn man dabei erneut bedenkt, dass Schärfe nicht alles ist. Denn Liebesgrüße aus Moskau leidet mehr als alle anderen Bonds dieser Ära an weichen Shots, was durch den Wegfall der bisher zur Anwendung gekommenen Nachschärfung recht deutlich auffällt. 

Mehr Dynamik im Orange, bessere Kontraste und ein ordentlicher Auflösungsbonus: Die 4K UHD (Slider ←) ist der arg kompressionsgefährdeten Blu-Ray (Slider →) deutlich überlegen. Man beachte den krassen Unterschied in der oberen rechten Ecke beim Horizont, ebenso beim Wellengang.

Auf der Habenseite steht der Wegfall dadurch verursachter Artefakte, ebenso reißt die wiederhergestellte Körnung einiges raus, wer es jedoch lieber künstlich-scharf statt puristisch-cineastisch mag, ist mit der bestehenden Blu-Ray möglicherweise anhaltend besser bedient. Neben der ausgewogenen und unaufdringlichen Körnung punktet die 4K UHD vor allem durch ihre sehr viel natürlichere Farbgebung. Die Erstauflage in High-Definition wird wahlweise von kränklich anmutenden Gelb- und Grüntönen dominiert oder gerät an manch anderer Stelle schlicht zu blass. Die etwas dunkler gemasterte Neuauflage in 4K liefert eine natürliche, ausgeglichene Farbgebung. Dazu gibt es kräftigere Schwarzanteile, bessere Spitzlichter und in dunklen Szenen gehen nicht mehr allerlei Feinheiten verloren. Zudem stellt die Scheibe die korrekte Auflösung wieder her. Alles in allem fällt das Upgrade etwas geringer aus als noch beim Vorgänger, ein Upgrade ist es aber nichtsdestotrotz. 

Der Ton

Etwas besser sieht es dafür beim Ton aus, denn obwohl die 4K UHD von Liebesgrüße aus Moskau anders als die mit verlustfreier Tonspur bestückte Blu-Ray abermals nur in Dolby Digital 5.1 daherkommt, klingt sie kaum schlechter. Lediglich bei der Bootsexplosion kurz vor Schluss gibt die Blu-Ray einen kraftvolleren Bass raus, der Rest ist überwiegend gleich oder zumindest so nahe beisammen, dass man im direkten Vergleich keine nennenswerten Unterschiede heraushören kann. Am ehesten fällt auf, dass die neue Spur etwas leiser daherkommt, was mit kleinen Justierungen am Reciever allerdings leicht zu beheben ist. 

Beginn einer ganz besonderen Männerfreundschaft: Bond lässt sich von Q die neuesten Gadgets für 00-Agenten vorführen. | 4K UHD

Ich will mich hier nicht erneut groß darüber auslassen, warum die Dinge so sind, wie sie eben sind, dazu jede Menge aus der Hätte-Könnte-Wollte-Kiste auftischen. Es bleibt ein Downgrade, aber kein so hörbar schlechteres wie beim Erstling. Interessanter ist da schon die brandneue Atmos-Abmischung für den englischen Originalton. Der hat mich bei James Bond jagt Dr. No nämlich noch arg enttäuscht und ist offensichtlich auf Besserung aus. Denn obwohl auch Liebesgrüße aus Moskau allenfalls überschaubare Möglichkeiten für den nachvollziehbaren Einsatz der Höhenebene hat, werden diese wenn vorhanden auch gut ausgenutzt, wobei man erneut die bereits erwähnte Bootsexplosion heranziehen kann. 

PHANTOM jagt Bond und Tatiana an Land, aus der Luft und sogar auf See, um endlich an die begehrte Lector zu gelangen. | 4K UHD

Beim Rest handelt es sich mehr um Kleinigkeiten, die man jedoch trotzdem nicht außer Acht lassen sollte. Sehr gut gefällt mir zum Beispiel die Szene, wo Tatiana durch die etwas gespenstisch anmutenden Nebenstraßen von Istanbul geht und der Hall ihrer Stöckelschuhe dreidimensionaler in den Raum projiziert wird. Aber auch die Aufnahmen vom fahrenden Orientexpress haben in dieser Form etwas einnehmenderes. Für die reguläre Ebene gilt dagegen in der Wahrnehmung wieder Inhaltsgleichheit zur bestehenden Masterspur – und die ist bereits sehr gut gewesen. 

Die Extras

Es bleibt wie gehabt: Neues Bonusmaterial gibt es nicht, dafür aber sämtliche bestehenden Featurettes und Beilagen bisheriger Veröffentlichungen. Und die decken so ziemlich jede offene Frage ab, alleine die gewohnt toll von Patrick Macnee vertonte Dokumentation der Dreharbeiten ist mehr als sehenswert, auch wenn die komplette Auswahl wie immer nur in Standardauflösung vorliegt. Das komplette Material wurde auf einer separaten Blu-Ray untergebracht, die gemeinsam mit der 4K UHD in einem exklusiven Steelbook Platz gefunden hat. Über das Motiv kann man jedoch streiten, mir persönlich hätte die Abbildung des ursprünglichen Filmplakates mehr zugesagt. Zum Glück sind Geschmäcker verschieden. 

„Liebesgrüße aus Moskau ist Bond in Reinkultur und lieferte die endgültige Blaupause für alle weiteren Einsätze, die noch über Jahrzehnte hinweg Bestand haben sollte. Bei so viel Hochspannung und erstklassiger Action vergisst man nur allzu schnell, seinen Martini umzurühren. Der mit auf Ausnahme von Daniela Bianchi zur Höchstform aufspielende Cast tut vor überwältigenden Kulissen sein übriges dazu, dass die knapp zwei Stunden Laufzeit blitzschnell vergehen. Der 4K UHD gelingt es erfolgreich, das ursprüngliche Leinwanderlebnis wiederherzustellen, auch wenn das auf Kosten der allgemeinen Bildschärfe geht. Dafür sieht es im Farb- und Kontrastbereich deutlich besser aus, während der deutsche Ton trotz Downgrade kaum Federn lassen muss. Im Bonusmaterial warten ausschließlich altbekannte, aber sehr informative Extras.“


Quelle Bildmaterial: ©DANJAQ, LLC | United Artists | MGM im Vertrieb von Warner Bros. Home Entertainment. All rights reserved.

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1 Kommentar

  1. Auch hier danke. Daniela Bianchi empfinde ich als Tatiana aber wesentlich besser als die überbewertete Honey Rider (Ursula Andress). Für mich war immer Honey der Inbegriff der Naivität und tatsächlich empfinde ich die Chemie zwischen Connery und Bianchi noch eine Spur besser. Liegt aber auch am besseren Drehbuch von Liebesgrüße aus Moskau.
    Zum originalen Bildformat schrieb ich ja bereits bei Dr. No etwas.
    Mfg

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